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Auf den Inhalt kommt es an

Was bietet die «Republik» neben Steuerproblemen?

Das Magazin der guten Denkungsart will seine Existenzberechtigung daraus ableiten, dass es eine «Dienstleistung für interessierte Menschen in einer komplexen Welt» anbiete. «Wir recherchieren, fragen nach, ordnen ein und decken auf. Und liefern Ihnen Fakten und Zusammenhänge als Grundlage für Ihre eigenen Überlegungen und Entscheidungen

Dann schauen wir doch mal, was immerhin 45 Nasen für ein paar tausend Franken in der Woche vom 11. bis 18. November 2022 zu bieten hatten.

Das Ergebnis, um Fakten und Zusammenhänge an den Anfang zu stellen, ist ernüchternd. Insgesamt 31 Stücke pustete die geballte Schaffenskraft der Republikaner raus. Dieser Fakt hört sich noch nach etwas an. Solange man ihn nicht in Zusammenhänge stellt.

Denn das mit Abstand am meisten bediente Gefäss ist der Newsletter. Der kommt auch als «Briefing», als Bericht aus Bern, als Winter-NL, als Good-News oder als Inhaltszusammenfassung des Tages oder des Tageswerks daher. Insgesamt 17 solcher Zusammenwisch-Artikel erschienen; mehr als die Hälfte des gesamten Outputs.

Die nächsthäufige Rubrik sind Interna. «Ihre Stimme für Project R», «Debatte Geschäftsbericht», «Blick in den Geschäftsbericht Vol. 6», der Genossenschaftsrat ergreift das Wort und lässt es 11’341 Buchstaben lang nicht los. 4 solcher Nabelschauen verbrauchten insgesamt 33’830 Buchstaben. Nur für Hardcore-Republikaner.

Ein Mü länger ist die einzige richtige Reportage in dieser Woche. 34’013 Anschläge über Katar. Als ob das Thema nicht wirklich schon durch wäre. Daneben kommt die «Gerichtsreportage» mit 10’722 A schlank daher.

Wer ausführlich alles über Covid und Schwangerschaft wissen will, bekommt mit 15’308 A alles serviert, was er noch nie so genau wissen wollte.

Auf Augenhöhe mit der Nabelschau sind die Interviews. Das billigste aller journalistischen Gefässe wird gleich dreimal abgefüllt. Mit einem Migrationsforscher, einem Klimaschutz-Experten und natürlich mit dem unvermeidlichen Balthasar Glättli, der auf 24’658 A rezykliert, was er so oder anders schon x mal gesagt hat.

Zwei besondere Leckerbissen haben wir uns aufgespart. «Einige persönliche Noten eines Klavierlehrers», es sind dann doch 13’846 persönliche Buchstaben geworden. Der Oberknaller ist wie immer die Binswanger-Kolumne. Der Kampffeminist dekretiert: «Warum es ein Frauenticket sein muss». Er braucht dann 14’295 Anschläge, um zu der weltbewegenden Erkenntnis zu kommen: «Bundesratswahlen sind Schüttelbecher.»

Der Leser schüttelt sich auch, wirft noch einen Blick auf den Hinrichtungsartikel «Jürg Halter cancelt sich selbst», eine Kolumne zur weltbewegenden Erkenntnis «Kunst ist verletzlich», beruhigt dann seine durch Sprachüberfälle, Buchstabenberge und internes Gelaber strapazierten Nerven, um sich doch verletzt zu fühlen.

Verletzt, dass man mit diesem Angebot wirklich ein Jahresabo für 240 Franken legitimieren will. Verletzt, weil über zu Unwichtiges zu lange geschrieben wird. Verletzt, weil mit Abstand die Beschreibung von Beschriebenem das am häufigste angebotene Gefäss ist. Gefolgt von Nabelschau und Interviews.

Eine einzige klassische Reportage aus einem fernen Land. Über das schon so ziemlich alle alles geschrieben haben, weil dort die Fussball-WM stattfindet. Das weiss man allerdings schon seit 12 Jahren, und in den letzten Wochen und Monaten sind alle journalistischen Fusstruppen durch die Wüste gestapft. Jedenfalls die, die man nicht unbedingt für die Ukraine brauchte.

Aber das ist für die «Republik» natürlich kein Grund, nicht auch noch einen Artikel mit vielen, vielen Sandkörnern über den Leser zu streuen.

Wir wollen einordnen. Dieser magere und selbstverliebte Output, hergestellt von 45 Nasen, die pro Jahr rund 5 Millionen Franken Unkosten auf der Payroll verursachen, ist ungenügend. Rezykeltes macht mit ganzen 17 von 31 Stücken den Löwenanteil des Angebots aus. Der Rest ist entweder lähmend lang und langweilig, oder nur langweilig. Man fragt sich auch, wo eine Viertelmillion für «Beratung» versickert.

Und so viele Menschen mit Schlafstörungen gibt es in der Schweiz auch nicht, dass die gewünschte Anzahl von Abonnenten, Pardon. Verlegern, Verlegenen und Verliegenden zusammenkommen könnte, die es braucht, um im nächsten Jahr sogar 8,6 Millionen Franken raushauen zu können.

Fr. 11’857’142.86

So gross ist der «Republik»-Skandal.

Wer’s glaubt, wird selig und kommt in den Himmel: «Im vergangenen Jahr haben wir festgestellt, dass ein Teil der Spenden aus den Jahren 2017 bis 2020 wahrscheinlich als Schenkungen zu qualifizieren sind.»

Ja was denn sonst? Ausser, die «Republik» hielte sich nicht nur für gemeinnützig, sondern wäre es auch tatsächlich, sind das steuerpflichtige Einnahmen. Das weiss jeder, der einen Anfängerkurs «Steuererklärung für Dummies» besucht hat.

Die «Republik» hat nun flugs Rückstellungen in der Höhe von 830’000 Franken gemacht. Wahrscheinlich in der Massgabe, dass keine für Steuerhinterziehung üblichen Straf- und Bussgelder erhoben werden. Nun beträgt die Schenkungssteuer im Kanton Zürich 7 Prozent. Die stolze Summe von 830’000 Franken ist also fällig, wenn man Einnahmen in der Höhe von genau Fr. 11’857’142.86 nicht deklariert hat.

Das sind rund 12 Millionen, das wäre für eine Credit Suisse Peanuts. Für ein Unternehmen wie die «Republik» mit einem Jahresumsatz von etwas über 6 Millionen ist das ein ganz dicker Hund. Ein starkes Stück. Das bedeutet, dass die Firma einen grossen Teil ihrer Einnahmen nicht versteuert hat.

Das ist keine nebensächliche «Feststellung», die einem mal so zufällig überfällt, während man bei der ersten Zigarette des Morgens Kaffee schlürft und aus Langeweile nochmal die Steuererklärungen durchblättert.

Alleine die komplexe Holdingstruktur, in die die «Republik» eingebettet ist, beweist, dass hier Cracks und Spezialisten am Werk waren, die sich in jedem Detail der Aufstellung einer Firma bestens auskennen. Inklusive die steuerliche Gestaltung. Denn jede Firma weiss, dass Steuern ein gewichtiger Ausgabenposten sind. Bevor man bei der Herstellung oder dem Vertrieb eines Produktes an x Schräubchen dreht, um 5 Prozent Einsparung herauszuquetschen, ist es häufig viel ergiebiger, sich –legale – Steuersparmodelle durchzurechnen.

Das führt immer wieder zu Geschimpfe von desorientierten Linken, die meinen, eine gute Firma zahle so viel Steuern wie möglich, eine schlechte so wenig wie erlaubt. Aber natürlich gibt es auch hier zunächst eine Grauzone von möglichen Steuertricks, anschliessend kommt der rote Bereich.

Zu den 830’000 Franken kommt noch eine weitere Rückstellung von 100’000 Franken in Sachen Mehrwertsteuer. Die beträgt bekanntlich 7,7 Prozent. Hier reden wir also von einem Betrag von 1’428’571.43, für den keine MWST abgeführt wurde. Auch nicht gerade Peanuts.

Bei einer Firma, die fast 50’000 Franken für die Revision ihrer Buchhaltung ausgibt, eine satte Viertelmillion für Beratungen aller Art, eine Firma, die jede Menge Unternehmens-, Finanz- und Steuerspezioalisten «an Bord» hat – kann es da wirklich sein, dass solch gigantische Beträge unbemerkt über Jahre durchrutschten? Und keinem fiel nichts auf? Bis dann plötzlich «festgestellt» wurde, dass man vielleicht ein paar Milliönchen nicht versteuert habe? Dass man auf über einer Million keine MWST bezahlt habe?

Und dann gab es ein allgemeines «ups, so was aber auch, blöd gelaufen, kann doch passieren»? Rettet da vielleicht ein «kann man so oder so sehen, wir wollen nun auf der sicheren Seite sein»?

Nein, denn Rückstellungen bildet man nur dann, wenn einzig die Höhe der Zahlung noch nicht feststeht. Dass bezahlt werden muss, aber sicher ist. Denn keine Firma kommt freiwillig auf die Idee, ohne Sinn und Zweck Kapital zu binden, dem Zugriff für geschäftliche Aktivitäten zu entziehen.

Es ist offenkundig: es wurde eine Schlaumeierei probiert, und dann ist etwas passiert. Interessant ist auch der angegebene Zeitraum von 2017 bis 2020. Das bedeutet also von der Gründung und dem Anfang der Bettelaktionen bis Geschäftsjahr 2020. Da der aktuelle Bericht das Geschäftsjahr 2021 bis 2022 umfasst und hierfür keine Rückstellungen vorgesehen sind, muss also klammheimlich damit begonnen worden sein, Steuern auf Spenden/Schenkungen zu bezahlen.

Die «Republik» ist nicht börsenkotiert, also musste das keine Ad-hoc-Meldung auslösen. Es wäre aber anständig gewesen, eine so gravierende Veränderung im Finanzhaushalt sofort zu kommunizieren, so im Sinne von Transparenz.

Dass die «Republik» diesen «Formfehler» (Luftikus Seibt) erst jetzt unter vielen Zahlen und noch viel mehr Buchstaben im Geschäftsbericht bekanntgibt, gleichzeitig mit einer neuen Offensive, der Suche nach mehr Abonnenten und der Aufblähung des Budgets um Millionen, riecht streng nach Bemäntelung.

Dazu passt auch, dass die «Republik» auf Nachfragen verschlossen wie eine Auster reagiert. Die Sache liege beim Steueramt, nun wolle man in Ruhe abwarten. Diese Ruhe möchte man gerne über die heikle Abo-Erneuerungsphase von Ende Jahr beibehalten. Erfahrungsgemäss kommt es hier bei mehr als 10’000 anstehenden Verlängerungen zu einigen Abgängen.

Sollte sich ein Steuerhinterziehungsskandal entwickeln, würde es wohl viele potenzielle Neu- und noch mehr Alt-Abonnenten abschrecken, einer solchen Bude Geld nachzuwerfen. Immer wieder hat die «Republik» angebliche und reale Steuervermeidungsmodelle an den Pranger gestellt, allen Beteiligten vorgeworfen, sie kämen ihren staatsbürgerlichen Pflichten, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht nach.

Und nun soll die «Republik» fast 12 Millionen, das Doppelte eines Jahresbudgets, nicht ordentlich versteuert haben, bei 1,4 Millionen keine MWST abgeführt? Das läuft nicht mehr unter «shit happens». Da reicht kein «sorry, sehr geehrte Verlegerin, sehr geehrter Verleger and everybody beyond». Das ist beyond everything.

Dieser Skandal wirft ein helles Licht auf die vorher nur merkwürdig berührende Tatsache, dass mit Constantin Seibt der letzte Mohikaner der «Republik»-Gründer bei verantwortlichen Stellen wie im Verwaltungsrat «von Bord» gegangen ist. Denn – unter Mitwirkung der Geschäftsleitung – werden hier solche Knaller verantwortet. Denn auch eine Firma muss ihre Steuererklärung unterschreiben, und eine Unterschrift macht haftbar. Im Ernstfall persönlich haftbar.

Schliesslich würden 930’000 Franken Rückstellungen nur reichen, wenn die Summe des geschuldeten Steuersubstrats korrekt berechnet wurde. Und unter der Voraussetzung, dass keinerlei Nach- und Strafsteuern fällig werden. Hofft da die «Republik» auf den Goodwill des Steueramts, aus politischen Gründen? Das wäre dann gleich der nächste Skandal.

Als Kollateralschaden wäre natürlich auch die Demokratie in de Schweiz ernsthaft gefährdet, ohne die Demokratieretter aus dem Rothaus, wo die angeschlossene Bar in den letzten Tagen sicherlich reichlich Zuspruch erfährt.

Geschäftsgelaber

Wenn die «Republik» einen Geschäftsbericht schreibt. Und schreibt. Und schreibt.

Das ist mal eine Ansage: «Wir legen alles offen: unsere Finanzen, Arbeitsweisen, Fehler, Löhne – weil wir überzeugt sind, dass Transparenz wichtig ist.»

Wunderbar; überprüfen wir das doch am aktuellen Geschäftsbericht 2021/2022: «Was Sie schon immer über die Republik wissen wollten». Vielleicht will man gar nicht so viel wissen. Denn immerhin 11 Nasen (plus eine Revisionsgesellschaft) brauchte es, um 55 Seiten vollzulabern. Das ist immerhin weniger als ein GB der CS oder der UBS. Aber doch Lektüre satt.

Schon im «Editorial» wird der düster-dräuende Ton gesetzt, der eigentlich alle Machwerke des Magazins auszeichnet:

«In den USA, aber auch in Europa hebt der Faschismus sein Haupt, in der Ukraine herrscht Krieg, Russland droht dem Westen mit Atomschlägen, die Inflation kehrt zurück, die Pandemie ist zwar aus den Schlagzeilen verschwunden, aber nicht aus der Atemluft, die öffentliche Debatte ist voller Dummheiten und Gereiztheit – und das ehemals harmloseste Gesprächsthema, das Wetter, verlor seine wohltuende Belanglosigkeit.»

Schlimme Zeiten; gut, dass es die «Republik» gibt. Meint die «Republik». Dieser Ansicht schliessen sich aber immer weniger Leser, Pardon, «Verleger», an. Dafür verordnet sich die Crew klare Massnahmen: «Diesen Trend gilt es umzukehren.» Das hört sich nun doch nach CS an.

Auch im besten Bankertalk werden gute Nachrichten verkündet: «Der Zielwert für die Gewinnung neuer Mitglieder lag bei rund 4800. Erreicht haben wir 5462.» Das wäre wunderbar, aber: «Parallel dazu verloren wir jedoch 4973.» Das bedeutet netto ein Plus von 489 Abos.

Immerhin fasst die «Republik» für den nicht bilanzsicheren Leser ihre Zahlen in einer «Milchbüchleinrechnung» zusammen: 6,91 Millionen Einnahmen, 6,84 Millionen Ausgaben, davon fast 5 Millionen fürs Personal, macht einen Überschuss von haargenau 64’908 Franken. Minus «Rückstellungen für Steuern» von 930’000, bleibt ein Defizit von rund 865’000 Franken.

Jetzt kommt eine Formulierung, die die Corporate Communication einer Bank auch nicht besser hingekriegt hätte: «Im vergangenen Jahr haben wir festgestellt, dass ein Teil der Spenden aus den Jahren 2017 bis 2020 wahrscheinlich als Schenkungen zu qualifizieren sind, auf die Schenkungssteuern anfallen. Zudem hat die Project R Genossenschaft zwischen 2017 und 2021 Zahlungen an die Republik AG getätigt, um die Ausbildung von Journalistinnen und grosse Recherchen zu finanzieren, die möglicherweise mehrwertsteuerpflichtig sind. Entsprechende Nachdeklarationen sind zum Zeitpunkt des Jahresabschlusses bei den Steuerverwaltungen eingereicht, um gegebenenfalls anfallende Steuern nachträglich zu bezahlen.»

Liebe Leute: «Im vergangenen Jahr haben wir festgestellt»? Das ist nun eindeutig eine Beleidigung der Intelligenz aller Leser dieses Geschäftsberichts.

Dann folgt seitenlange Selbstbespassung mit ausgewählten Texten und Fotos, ab Seite 30 dann Bespassung mit kommentarlosen Fotos aller «Crew»-Mitglieder und des «Genossenschaftsrats».

Ab Seite 39 folgt dann endlich der durchaus professionell aufgemachte «Finanzbericht». Bei der Rubrik «Kurzfristige Rückstellungen» wird nochmals mit Sternchen diskret auf zwei Punkte hingewiesen:

«* Diese Rückstellungen beziehen sich auf Spenden aus den Jahren 2017 bis 2020 an die Project R Genossenschaft, die wahrscheinlich als Schenkungen zu qualifizieren sind.» Und: «** Diese Rückstellungen beziehen sich auf Zahlungen aus den Jahren 2017 bis 2021 der Project R Genossenschaft an die Republik AG, die wahrscheinlich mehrwertsteuerpflichtig sind.»

Interessant ist zwischendurch auch die Auflistung der Darlehen. Angeführt von den Gebrüdern Meili mit 1,13 Millionen Franken schiebt die «Republik» hier einen Schuldenberg von insgesamt 2,41 Millionen Franken vor sich her. Einzig gute Nachricht: er ist im Vergleich zum Vorjahr nicht gewachsen.

Wenn man den «übrigen Personalaufwand» von rund 100’000 Franken (grösstenteils Spesen) ausser Acht lässt, hat die «Republik» 4,8 Millionen Franken für 46 Mitarbeiter (vier mehr als im Vorjahr) rausgehauen. Interessant ist hier der Posten «Mandatsleistungen und Aushilfspersonal» von immerhin 172’786 Franken, fast eine Verdreifachung zum Vorjahr.

Abgerechnet werden hier insbesondere «Mandatsleistungen von Verwaltungsrats- und Vorstandsmitgliedern in der Höhe von CHF 169’465 (Vorjahr CHF 60’931).» Happig, happig.

Beim «Verwaltungs- und Informatikaufwand» sind dann nochmals 167’165 Franken für «übrige Beratungsdienstleistungen» aufgeführt. Ein Sternchen erklärt: «Darin enthalten sind im Berichtsjahr Aufwendungen für die Revision in der Höhe von CHF 46’207 (Vorjahr CHF 40’049) sowie Rückstellungen in der Höhe von CHF 35’000 für noch nicht abgeschlossene juristische Verfahren

Bleiben noch rund 86’000 für Dies-und-das-Beratungen. Insgesamt liess sich die «Republik» also ganz allgemein für immerhin 256’000 Franken «beraten», pro Monat waren das 21’333 Franken.

Schliesslich bestätigt die Revisionsgesellschaft BDO, dass in der Konzernrechnung alles mit rechten Dingen zu und herging. Allerdings ringt sie sich eine Anmerkung ab: «Wir machen auf die Anmerkung zur Fortführungsfähigkeit im Anhang zur Konzernrechnung aufmerksam, wonach eine wesentliche Unsicherheit an der Fähigkeit des Konzerns zur Fortführung besteht.»

Das heisst auf Deutsch: Feuer im Dach, Eigenkapital im roten Bereich, au weia.

Aber buchen wir das mal unter der Vorsicht einer Revisionsbude ab. Viel bezeichnender ist, dass sie keinerlei Anmerkung zu einer Rückstellung von fast einer Million für «plötzlich» festgestellte mögliche Steuernachzahlungen macht.

Will die «Republik» (und die BDO) wirklich ernsthaft behaupten, dass angesichts dieser Beratungskosten, angesichts der Tätigkeit von ausgewiesenen Finanzcracks es tatsächlich so sei, dass all diese Fachleute Jahr für Jahr die Steuerrechnung durchwinkten und für korrekt befanden – um sich dann plötzlich am Hinterkopf zu kratzen und zu sagen: ui, könnte es sein, dass wir vielleicht nicht alles ordentlich versteuert haben?

Das, liebe Republikaner, würdet Ihr doch keiner Firma abnehmen, die Euch vor die journalistische Flinte läuft. Daraus würdet Ihr doch einen Riesenskandal hochzwirbeln. Das wäre für Euch doch ein Beispiel dieser schweinebackigen Versuche, mit cleveren Beratern alle Lücken, Grauzonen und Schlaumeierein auszutesten, die es ermöglichen, Steuerzahlungen so gut wie möglich zu minimieren, zu vermeiden.

«Wir legen alles offen», «Transparenz ist wichtig». Einverstanden. Aber zu Transparenz gehört auch die Erklärung, wie dieser Skandal möglich wurde. War es wirklich Schlamperei, ein «Formfehler»? Shit happens? Kommt in den besten Buchhaltungen vor? Oder war es Absicht? War es «wir probieren’s mal»? War es «wenn’s keiner merkt, ist’s doch super»?

Da erwarten wir doch sehr gerne vollständige Transparenz. Und nicht erst in einem halben Jahr, sondern noch vor der anstehenden Abo-Erneuerungsphase ab Januar …

 

«Republik»: Nicht steuerbar

Nach der Existenzkrise ist vor der Existenzkrise.

Beni Frenkel hat das Problem auf «Inside Paradeplatz» weitgehend auf den Punkt gebracht: «Irgendwann fiel den „Republik“-Buchhaltern aber auf, dass sie keine Schenkungssteuer auf die Zuwendungen bezahlt hatten.»

Das ist sehr milde formuliert. Denn die «Republik» leistet sich nicht nur schreibende Schmachtlocken, einen gewaltigen Overhead, einen «Bildberater», eine «Stabsstelle Chefredaktion», einen «Community Support», einen ewigen «Chefredaktor a.i.» also insgesamt 51 Nasen, dazu noch 19 «regelmässige Mitarbeiter», drei «Gestalter», vier Mitglieder des «Departement des Inneren», eine doppelköpfige Geschäftsleitung und (noch) fünf Mitglieder des Verwaltungsrats.

Sondern auch eine eigene Revisionsbude (BDO) sowie Profi-Buchhalter und Finanzmenschen, die so ziemlich jeden Trick, jede Öse und jede Abkürzung bei einer Bilanz kennen. Und all denen soll es über Jahre nicht aufgefallen sein, dass man Schenkungen versteuern müsste? Dass man Abos nicht einfach als Spenden deklarieren kann?

Bei der «Republik» und im Zusammenhang mit Zahlen ist nun wahrlich (fast) alles möglich. Inklusive kreative Buchhaltung, Zahlensalat, sich widersprechende und völlig unklare Angaben. Aber dass so etwas dem gesammelten Sachverstand dieser Cracks entgangen sein sollte, ist so unwahrscheinlich wie lachhaft.

Die einzige logische Erklärung: Man hat eine Schlaumeierei versucht und darauf gehofft, damit durchzukommen. Das widerspricht nun allerdings schon mal den Brandreden, die die «Republik» gegen alle «Steuervermeider» und ähnliche Schlawiner gehalten und geschrieben hat:

Mit gewohntem Sprachdurchfall hatte Constantin Seibt sich mal des Themas Steuern angenommen, in einer dreiteiligen Serie unter dem hübschen Titel «Die Weltrevolution». Da warf er wie üblich mit Kraut und Rüben, mit Demokratie, Faschismus und überhaupt um sich.

In die gleiche Trompete bliesen noch viele weitere Artikel:

Der Grundtenor war und ist immer der Gleiche. Reiche Säcke, schlitzohrige Unternehmen mit cleveren Beratern ziehen alle Register, um zu vermeiden, was ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung entsprechen müsste: nämlich anständig und üppig Steuern zu bezahlen.

Denn Steuern sind doch ein selbstverständlicher Dienst an der Allgemeinheit, mit ihr werden all die notwendigen und über jeden Zweifel erhabenen staatlichen Leistungen bezahlt. Nur rechte Hetzer (oder Mitglieder der SVP, wobei das eigentlich das Gleiche ist) wollen den Staat zu Tode sparen, wollen Steuern senken, Reiche und Firmen steuerlich entlasten.

Pfui, sagt da die «Republik» regelmässig, und schüttelt sich vor Abscheu.

Nun gab sich das der Transparenz, der gnadenlosen Offenheit und der Wahrhaftigkeit verschriebene Magazin eher zugeknöpft, als ihm Frenkel Gelegenheit geben wollte, zu diesem Problemhaufen Stellung zu nehmen: «„Die Nachdeklarationen“, schreibt die „Republik“ auf Anfrage, „sind zurzeit bei den Steuerbehörden in Abklärung.“ Dem Magazin sei es ein Anliegen, dass „dieser Prozess in Ruhe stattfinden“ könne. Darum keine Antwort auf Fragen.»

Nachdeklarationen? In Abklärung? Dieser kleine «Formfehler», wie ihn Luftikus Seibt schon mal nannte, macht nun wahrlich «seriösen Ärger». So viel Ärger, dass die Rücktritte der gesamten Gründungsmitglieder in einem neuen Licht erscheinen. So seriösen Ärger, dass auch Seibt selbst als letzter Mohikaner im Verwaltungsrat seinen Rücktritt erklärte.

Er könne ja schlecht gleichzeitig beratender Untergebener des beratungsbedürftigen Chefredaktors a.i, sein und handkehrum als VR dessen Chef. Das ist eine lustige Erklärung, das muss man der «Republik» lassen. Weniger lustig ist, dass es in der Schweiz beim VR gewisse Haftbarkeiten gibt. Und besonders bei Bilanzen, Erfolgsrechnungen oder Steuererklärungen kann das schnell sehr heikel – und teuer werden.

Sehr teuer. Denn die «Republik» gesteht ein, mal kurz eine Rückstellung von 930’000 Franken gemacht zu haben. Eine runde Million. Natürlich immer vorausgesetzt, dass es nur zu Nach- und nicht zu Strafsteuern käme.

Wie auch immer: auch ohne Strafsteuern könnte dieser Betrag die nächste Bettelaktion auslösen. Abgesehen davon, dass dann Spenden oder Schenkungen hoffentlich ordentlich versteuert werden: sollte sich tatsächlich herausstellen, dass es sich hier einfach um einen schlaumeierischen Versuch gehandelt haben sollte, Steuervermeidung zu betreiben, wäre das wohl das Ende der «Republik».

Denn so viel Heuchelei würde nicht mal der abgehärtete «Republik»-Spender vertragen. Dann gingen ganz schnell ganz viele «Verleger» von Bord, dann könnten die neueingestellten Sprecher nur noch hysterische Durchhalteparolen verlesen, bevor sie wieder eingespart würden.

Ist das Anlass zur Häme? Nein. Es ist Anlass zu Trauer, dass so ein letzter Sargnagel in ein Unternehmen eingeschlagen würde, das mit so vielen Versprechungen begann. Wie schreibt ein Kommentator auf IP: «Verkauft uns nicht für blöd. Die Republik war nicht dumm, nicht naiv, nicht uninformiert, sondern abgeschlagen, raffiniert und von einem Steuer-Vollprofi beraten.»

Da gibt’s nun mal gewaltigen Aufklärungsbedarf. Aber in eigener Sache.

 

«Republik» kräht «unfair»

«Quelle angeben», fordert die «Republik» von der NZZaS. Aber selbst …

Sie ist «Co-Leiterin Inland» bei der «Republik», dazu «Dozentin» am MAZ und an der Uni Freiburg. Von einer dermassen qualifizierten Journalisten wie Bettina Hamilton-Irvine muss man gnadenlosen Qualitäts-Journalismus erwarten.

So zum Beispiel:

«Liebe @NZZaS, schön, dass euch unsere Recherche über die hohe von Zwangsmassnahmengerichten angeordnete Haft-Quote so gut gefällt, dass ihr einen substanziellen Teil davon übernommen habt. Aber die „Zeitung», die ihr als Quelle angebt, hat einen Namen: @RepublikMagazin.»

Ja hoppla, da habe doch die «NZZamSonntag» einfach eine «Recherche» der Demokratierettungsanstalt übernommen und als Quelle verschämt eine «Zeitung» angegeben. Ts, ts, das macht man doch nicht im seriösen Journalismus. Auch wenn die Kritik in wackeligem Deutsch abgefasst ist.

Das wäre ein starkes Stück, wenn an dieser Behauptung von Hamilton was dran wäre. Aber sie hält es nun auch nicht so genau mit der Wahrheit, bzw. will sich durch die Wirklichkeit doch keinen knackigen Tweet kaputtmachen lassen.

Denn in Wirklichkeit verhält es sich so: Sie nimmt Bezug auf einen Gastkommentar, ganz klar als «Der externe Standpunkt» gekennzeichnet. Hier nimmt sich der Strafverteidiger Andrea Taormina die Zwangsmassnahmengerichte und «ihre absurd hohe Haftquote» zur Brust.

In diesem Kommentar erwähnt er einleitend die Zahl von 1069 Entscheidungen über die Anordnung von Untersuchungshaft, wobei nur 47 Anträge der Staatsanwaltschaft abgelehnt wurden. Als Quelle gibt er an: «wie vor einigen Wochen aus einer Zeitung zu erfahren war».

Wir zählen mal die Fehler und Ungenauigkeiten bei Hamilton durch:

  1. Nicht die NZZaS hat das selbst so geschrieben, sondern ein Gastautor. Muss man da von der Sonntags-Tante wirklich erwarten, dass sie beim Strafverteidiger nachfasst, aus welcher «Zeitung» er denn diese Zahl habe? Wohl nicht.
  2. Natürlich ist dieser Gastkommentar in der NZZaS erschienen, insofern hat das Blatt eine gewisse inhaltliche Verantwortung. Aber so zu tun, als hätte die NZZaS selbst die Quellenangabe unterlassen, ist zumindest unredlich.
  3. Der dicke Hund kommt aber noch. Hamilton spricht von «unserer Recherche». Legen wir doch auch bei ihr das Beckmesser an. Denn in dem entsprechenden Artikel «Das düsterste Kapitel unser Justizpraxis», geschrieben mit dem üblichen dunklen Tremolo der «Republik», ausgewalzt auf 14’227 Anschläge, heisst es: «Die zwölf Zwangs­massnahmen­gerichte des Kantons Zürich erstellten die Statistiken erst, nachdem die Demokratischen Jurist*innen Zürich (DJZ) dies verlangt hatten – gestützt auf die kantonale Verfassung und das kantonale Gesetz über die Information und den Datenschutz.»
  4. Das heisst also auf Deutsch: Die angebliche «Republik-Recherche» bestand darin, die vom DJZ erkämpften Statistiken zu verwenden. Eine Quellenangabe, die Hamilton unterlässt.

Also ist nicht die «Republik» die Quelle, obwohl sie unbestritten diese Zahlen veröffentlicht hat, sondern die DJZ.

Ein typisches und übliches Soufflee aus der «Republik»-Küche. Ein Lufthauch der Realität, und schon ist’s nur noch ein hässlicher Bodensatz.

Apropos Statistiken und Zahlen: das steuerliche Problem der «Republik» scheint sich zu einem richtigen Skandal auszuwachsen. Denn dieser «Fehler» ist in Wirklichkeit eine Schlaumeierei, die nun dem Magazin ins Gesicht explodiert. Und ein ganz neues Licht auf die gesammelten Abgänge der letzten Zeit wirft. Von der Gründungscrew ist nun, nach dem Rücktritt von Constantin Seibt, niemand mehr im VR des Blatts. Der VR ist für die korrekte Rechnungslegung verantwortlich. Und haftbar

Kamikaze-Rechnung

Es geht bergab. Also wird mehr Geld rausgehauen.

Wenn man einen Newsletter bekommt, der mit «Sehr geehrte Frau Verlegerin, Sehr geehrter Herr Verleger
and everybody beyond!» beginnt, hat man schon einen Verdacht. Der verfestigt sich zur Gewissheit, wenn man scrollt und scrollt, bis man das Ende von 14’000 Anschlägen erreicht hat.

Die «Republik» überschüttet unschuldige Leser mit einem weiteren Anfall von Sprachdurchfall. Ein klitzekleines Highlight in Form sanfter Selbstironie sei gleich am Anfang gelobt:

«An Erkenntnis warf das Jahr 12’573’576 Zeichen Text ab. Wir entschuldigen uns, dass es nicht weniger waren.»

Damit ist dann aber bereits fertig lustig:

  • «Die Verlagsetage blieb in etwa gleich: ein Jahr zuvor 28’695, dieses Jahr 28’338 Verleger. Die Zahl der Jahres­mitgliedschaften stieg leicht. Die Monatsabos nahmen um 600 ab. Hier haben wir Sorgen.
  • Seriösen Ärger macht höchstwahrscheinlich ein Formfehler aus der Vergangenheit, der uns teuer zu stehen kommt: Wir haben Steuer­rückstellungen von 930’000 Franken vorgenommen, die dieses Geschäfts­jahr ins Defizit reissen.»

Damit nicht genug. Nach diversen Rücktritten und Abgängen will die «Republik» die «publizistische Kompetenz» im Verwaltungsrat stärken. Dafür hat sie sich einen Veteranen ausgeguckt, der eine lange Tradition in der Unterstützung von jungen Start-ups hat und vor gefühlten 100 Jahren das letzte Mal journalistische Verantwortung auf den Schultern trug: Roger de Weck.

Wir wünschen allen Beteiligten viel Spass. Denn die Begründung für diesen Wahlvorschlag ist selten originell: «Aus exakt neun Gründen: erstens bis achtens, weil er er ist. Und neuntens: Sonst wäre unser strategisches Deck unterbesetzt.»

Nun dümpelt die «Republik» bekanntlich vor sich hin, was die Entwicklung der Abozahlen betrifft. Auch wenn man die Abonnenten Verleger nennt, ändert das nichts daran, dass das bei einem werbefreien Produkt die einzige Einnahmequelle ist. Laut eigenen Angaben seien rund 28’000 Abonnenten ausreichend, um ein Budget von 6,3 Millionen Franken zu finanzieren.

Das ist arithmetisch richtig; bei einem Preis des Jahresabos von 240 Franken braucht es haargenau 26’250 Vollzahler. Nun soll kräftig draufgesattelt werden: «Wir bleiben dabei und gehen nächstes Jahr bewusst ins kalkulierte Risiko. Und erhöhen das Budget von 6,3 auf 8,6 Millionen Franken.»

Dieser Zusatzbetrag soll für dieses und jenes verplempert werden, wobei sich die von der «Republik» präventiv gestellte Frage aufdrängt, «ob wir nicht zu viel am Apparat bauen. Anstatt zu sagen: Wichtig für das Produkt sind zwei, drei neue Reporter – und fertig».

Das wäre was, aber: «Nur war das die Todsünde vieler etablierter Verlage: nicht zu sehen, dass die Entwicklung, das Redigieren, die Ästhetik, Programmierung, Fehler­freiheit von Beiträgen ein schwieriger, zeitaufwendiger, nicht von vielen machbarer Job ist.»

Das ist im Prinzip richtig, und gerade bei der Fehlerfreiheit von Beiträgen könnte die «Republik» gewaltig zulegen. Man erinnere sich an eine ganze Reihe von Megaflops, von zu Skandalen aufgeblasene Storys wie über Mobbing an der ETH oder angeblich unerträgliche Zustände in einer Kindertagesstätte, die – nachdem sie wunschgemäss für Wirbel gesorgt hatten – wie ein Soufflee in sich zusammenfielen. Aber deshalb noch mehr Geld für den Overhead ausgeben?

Aber sei’s drum, auch die «Republik» akzeptiert zähneknirschend, dass Geld, bevor es rausgeschmissen wird, zuerst eingenommen werden muss. Also, so läuft’s: «Deshalb planen wir für Jahres­beginn eine Kampagne – mit dem Ziel, 5000 Verlegerinnen auf einen Schlag an Bord zu holen.»

5000 auf einen Schlag, das ist eine Ansage. Falls es gegen Jahresende nicht wie üblich mehr Abgänge als Aboerneuerungen geben sollte, hat die «Republik» also «28’338 Verleger an Bord». Plus 5000 macht nach Adam Riese 33’338.

Nun ist es aber so, dass die Finanzierung von 8,6 Millionen, bei einem Jahresabopreis von Fr. 240.-, ebenfalls nach Adam Riese haargenau 35’833 «Verleger» bräuchte; immer vorausgesetzt, alle schliessen tapfer ein Jahresabo ab.

Damit würden also, selbst wenn dieser kühne Plan funktionieren sollte, immer noch rund 2500 Abonnenten fehlen, also 50 Prozent der Zahl, die die «Republik» neu an Bord holen möchte. Also mal wieder ein fauler Zahlenzauber eines Kamikazes.

Angesichts dieser dramatischen Fehlkalkulation kann man der «Republik» nur empfehlen, statt einen teuren Ausbau von diesem und jenem zu finanzieren, einen simplen Taschenrechner anzuschaffen. Oder noch kostengünstiger, eigentlich jedes Smartphone bietet diesen Service, man muss ihn nur finden.

Stattdessen macht die «Republik» in Traumtänzerei: «Klappt das – grossartig. Wenn nicht, müssen wir ab Februar den Kurs ändern

Aber auch diese Aussage kollidiert mit der nächsten:

«Wir hoffen, dass Sie die Nerven bewahren und uns trotz oder wegen des ehrgeizigen Budgets die Treue halten. Und dass Sie uns helfen, bis Ende Geschäftsjahr auf 33’000 Verlegerinnen zu kommen – die dann jeden Herbst die Bürde (und das Privileg) des Geschäfts­berichts, der Urabstimmung und eines nicht überraschungs­freien Newsletters auf sich nehmen.»

Was denn nun, sollen 33’000 Verleger bereits ab Januar «an Bord» sein oder erst auf Ende Geschäftsjahr? Ist auch ein klitzekleiner Unterschied.

Wie soll man Vertrauen in den Inhalt eines Organs haben, das einen solchen Stuss über seine finanzielle Basis erzählt? Wie soll man Zahlenangaben in Artikeln vertrauen, wenn hier gezeigt wird, dass die «Republik» nicht mal die Grundrechenarten beherrscht? Wie soll man an Seriosität glauben, wenn das finanzielle Grundprinzip weiterhin lautet: sollten wir wieder mal feststellen, dass wir viel zu viel Geld ausgeben und viel zu wenig einnehmen, dann drohen wir doch einfach wieder mit Selbstmord.

Oder sie betteln ein paar reiche Säcke an, die ein fehlendes Milliönchen oder zwei aus der Portokasse zahlen können. Schliesslich rettet die «Republik» nach wie vor die Demokratie. In den letzten Monaten beispielsweise mit aufsehenerregende Artikeln über, öhm. Also zum Beispiel, hüstel. Da war doch, räusper. Unbedingt erwähnenswert ist, hm. Also gut, ZACKBUM nimmt den Telefonjoker und gibt auf.

Aber immerhin, dafür haben wir milde Spenden verdient, wir haben uns bis zum «PPPPPPPPS» durchgequält.

 

 

Schleier oder Brett vor dem Kopf

Der Iran und das Burka-Verbot in der Schweiz.

Wir erinnern uns. Im Zusammenhang mit der gewonnenen Abstimmung über die sogenannte Burka-Initiative gab es von kampffeministischer Seite ein Sammelsurium von absurden Argumenten, wieso das Tragen eines Schleiers, eines Kopftuchs oder sogar eines Ganzkörperpräservativs keinesfalls Ausdruck von Unterdrückung und Mittelalter sei. Sondern im Gegenteil Bestandteil des Selbstbestimmungsrechts von Frauen, die sich damit den lüsternen männlichen Blicken verweigern wollen.

Verdiente Feministinnen wie Alice Schwarzer wurden in der Schweiz übel beschimpft, weil sich die Ikone der deutschen Frauenbewegung schon seit Jahren gegen die Verwendung von Verschleierung als Ausdruck übler Unterdrückung ausspricht. Nehmen wir nur zwei (noch relativ gemässigte) Exponenten von damals beim Wort:

«In der Schweiz sind es vor allem einheimische Konvertitinnen, die freiwillig eine Burka oder einen Niqab tragen. Für sie ist die Verschleierung Ausdruck ihrer religiösen Identität oder ein Statement gegen das sexualisierte westliche Frauenbild.
Natürlich darf man in der Schweiz niemanden dazu zwingen, sich zu verschleiern. Aber darf man im Umkehrschluss Frauen dazu zwingen, sich zu enthüllen?»

Das war Deborah Bischof im «Beobachter». Frauen zwingen, sich zu enthüllen? Auch im «Beobachter» darf leider Unsinn verzapft werden. Aber unangefochten an der Spitze der Schleier-Versteher stand die schreibende Schmachtlocke der «Republik». Sie interviewte eine verpeilte Wissenschaftlerin, die sich zur Aussage verstieg: «Der Nikab ist nicht das Zeichen der Unterwerfung, sondern eine Revolte».

Aber auch Daniel Binswanger höchstselbst führte vor, zu welchen Absurditäten ein Intellektueller in der Lage ist, wenn er sich mit der rechten Hand hinter dem linken Ohr kratzt:

«Nikab-Trägerinnen in Europa sind typischer­weise unabhängige und selbst­bestimmte Frauen, die ihren Fundamentalismus gegen den Willen ihrer Familie praktizieren. Sie gehorchen mit der Vollverschleierung nicht einer Familien­tradition, sondern im Gegenteil, sie affirmieren ihre muslimische Born-again-Identität. Gerade für den Nikab greift also das Argument der Fremd­bestimmung nicht.»

Nun war Binswanger clever genug, das Wörtchen «in Europa» als Verschleierung seiner absurden Ansicht in den Text zu nehmen.

Es bleibt aber dennoch die Frage, was denn alle damaligen Anhänger des Körperschleiers als Ausdruck von was auch immer zu den aktuellen Auseinandersetzungen im Iran sagen. Der Protest gegen das Mullah-Regime hat sich nicht zuletzt daran entzündet, dass die Religionspolizei eine junge Frau verhaftete, weil die nicht ordnungsgemäss gekleidet sein sollte, vor allem habe man einen Blick auf ihr Haupthaar erhaschen können. Nicht als Erste starb sie dann während der Haft.

Seither brennen im Iran die Schleier und Kopftücher. Da sie eben unbestreitbar sowohl ausserhalb wie innerhalb von Europa Symbol eines menschen- und frauenverachtenden religiösen Fanatismus sind.

Natürlich dürfen Frauen Miniröcke tragen. Hohe Absätze oder bequeme Turnschuhe. Sie dürfen sich aufbrezeln oder betont neutral kleiden. Sie dürfen auch das Haupthaar bedecken; sei das mit Perücken, wie das unter orthodoxen Juden der Brauch ist, oder mit einem Stück Stoff. Sobald aber diese Verhüllung klar einen religiösen Symbolgehalt bekommt, ist sie nicht mehr Ausdruck der angeblichen Selbstbestimmung der Frau. Oder gar ihrer Weigerung, Objekt lüsterner männlicher Blicke zu sein.

Diese Auffassung ist genauso absurd wie die Meinung, durch Sprachreinigung und die Verwendung möglichst umständlicher Gender-Formen einen Beitrag zur Entdiskriminierung der Frau, zur Integrierung von Randgruppen zu leisten.

Beides sind Verirrungen von Intellektuellen, die nicht in der Lage sind, ihre Behauptungen, Forderungen und Vorschläge logisch zu durchdenken und an der Wirklichkeit zu messen.

Interessant ist nun allerdings, dass man von den feministischen oder linken Kreisen, die sich damals für das Selbstbestimmungsrecht der Frau in Verhüllungsfragen einsetzten, eigentlich kein Wort zu den Ereignissen im Iran hört. Immerhin, darin ist wohl eine leise Scham über vergangene, öffentlich bekundete Dummheiten enthalten.

Will man hoffen. Im schlimmsten Fall bedeutet das Schweigen aber, dass diese verpeilten Feministen und Nikab-Versteher das Verbrennen dieser Unterdrückungssymbole gar nicht gutheissen. Schliesslich zeigen diese Iranerinnen damit mangelnden Respekt vor religiösen Bräuchen, sind gar Opfer einer kulturellen Aneignung westlicher Gebräuche. Müssten also eigentlich so streng zurechtgewiesen werden – wie ein weisser Rastalocken-Träger. So rein logisch gesehen.

 

«Republik»: gibt’s noch

Woran merkt man das? Sie gibt Geld mit vollen Händen aus.

Inhaltlich bleibt die «Republik» sich treu. Ellenlange Artikel, für die man eine Auszeit beantragen müsste – würde sie jemand bis zum bitteren Ende lesen. Hat man etwas verpasst, leidet man unter mangelndem Weltverständnis, wenn man sich nicht täglich diese Qual antut? Beruhigende Antwort: nein. Also soll hier auch nicht auf den Inhalt eingegangen werden. Man kann ihn als bekannt voraussetzen. Als Variationen des Ewiggleichen.

Aber die «Republik» hat mal wieder einen Newsletter verschickt. Schlappe 11’140 Zeichen, eine Kurzstrecke. Vom Anfang bis zum «PPPPPPS» (ein Brüller). Gibt es auch etwas mitzuteilen? Es geht: «Wir erhöhen das Budget: von 6,3 auf 8,6 Millionen Franken.» Daran schliesst sich das übliche Gejammer an:

«Die Budget­erhöhung ist umso kühner vom Verwaltungsrat, als unsere Zahlen zwar noch solid sind, aber auch eine Drohung enthalten: Seit Januar sinken sie Monat für Monat leicht. Diesen Trend müssen wir umkehren.»

Dabei ist Verwaltungsrat und Redaktion wie immer ratlos: «Nur: Woran liegts? Am Inhalt? An den Zeiten? Am Marketing? An der Konjunktur? An allem ein bisschen – oder an ganz anderem?» Dürfen wir helfen? Es liegt daran, dass sich auch die Solidarität in der Gesinnungsblase abnützt, wenn sich der Zahler zunehmend fragt, wieso er für ellenlange Langeweile etwas zahlen soll. Für journalistische Tiefpunkte wie Schmäh- und Verleumdungsartikel über ein angebliches rechtes Netzwerk in den Medien. In dem namentlich viele Mitverschwörer und ihre Organe aufgezählt werden – ohne dass man sich die Mühe nahm, mit mehr als einem überhaupt zu reden. Das gab dann selbst von den Kummer gewohnten Kommentarschreibern Dresche – was von den Autoren arrogant und beratungsresistent abgeschmettert wurde.

Ausserdem verlassen die letzten Gründer das sinkende Schiff. Clara Vuillemin, Constantin Seibt, Ex-und-hop-Chefredaktor Christof Moser, alle weg oder auf dem Absprung. Dafür bleibt der ewige «Chefredaktor ad Interim» Oliver Fuchs an Bord. Auch eine schlechte Nachricht.

Der sorgt für etwas Neues: den leichten, aber kontinuierlichen Niedergang im Verlegerwesen. Der richtige Moment für eine kühne Ankündigung: «Momentan haben wir etwas über 28’000 Verlegerinnen. Wir werden bis nächsten Sommer deutlich über 30’000 an Bord haben müssen.» Wetten, dass da dann wieder kräftig gequengelt, gejammert und mit Selbstmord gedroht werden wird?

Wegducken bei der «Republik»

Beissen, aber nicht gebissen werden wollen. Typisch.

Im Austeilen ist die «Republik» ganz gross. Sie ortet ein rechtes Verschwörungsnetzwerk, outet seine Mitglieder, gibt aber nur einem von 30 die Möglichkeit, etwas im Schmierenartikel zu sagen. Sie führt ein ausführliches, stundenlanges Interview mit dem Chefredaktor der NZZaS – und reduziert es auf zwei, drei Soundbites und die launige Bemerkung, dass seine Rolex unter dem Kittel hervorblitze.

Üben ihre eigenen Verleger Kritik an solchem Kloakenjournalismus, werden sie überheblich zurechtgestossen. Man sei weiterhin von seinem Werk überzeugt, Diskussionen darüber seien sinnlos. Logisch, wenn man meint, die Wahrheit mit Löffeln gefressen zu haben …

ZACKBUM dachte, dass es doch für die breitere Öffentlichkeit von Interesse sein könnte, wie denn eigentlich der Chefredaktor  der «Republik» so tickt. Schliesslich erwartet die doch auch, dass andere Chefredaktoren ihr Red und Antwort stehen.

Der länger amtierende Christof Moser wurde zur «Stabsstelle Chefredaktion» befördert oder degradiert – man weiss es nicht. Allerdings ist er per 3. Juni 2022 aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden. Verwaltungsräte haben Verantwortlichkeiten und eine Haftbarkeit. Weiss Moser etwas, was die anderen VR oder die Verleger nicht wissen? Gleichzeitig hat es eine ganze Latte neuer VR ans Steuerrad der «Republik» gespült. Auf jeden Fall ist nun Herbert Werner Constantin Seibt der letzte Mohikaner aus den Reihen der Gründer, der noch im VR sitzt.

Für diese und viele andere Fragen wenden wir uns daher an Oliver Fuchs, immerhin «seit Februar 2022 Chefredaktor a.i.». Der fiel schon durch etwas verunglückte Leserkommentare in der «Medienwoche» auf, aber das ist doch verjährt.

Also freundliche Anfrage, im Rahmen eines Porträts hätte man gerne ein Gespräch geführt, wann es denn passe. Da kommt mailwendend, nach nur kurzer Angststarre, die Antwort: «Das gelingt sicher auch ohne mein Zutun.»

Nun pflegen wir hier keinen «Republik»-Stil, und auch auf das nachgeschobene Angebot können wir nicht eingehen:

«Falls sich schwere Vorwürfe ergeben sollten, danke ich bereits jetzt für die Gelegenheit, dann konkret schriftlich Stellung nehmen zu können.»

Schriftlich? Falls? Es gäbe so viele interessante Gesprächsthemen, dass die Verschriftlichung eines längeren Gesprächs garantiert Lesevergnügen bereiten würde. Da könnte man endlich mal einen Teil der Kritikpunkte abarbeiten, auf die die «Republik» gewohnheitsmässig gar nicht mehr reagierte. Denn im Austeilen ist man gross, im Einstecken ganz klein und furchtbar empfindlich und blitzschnell beleidigt verstummt.

Also wird das nichts. Dabei hätte ZACKBUM ein Porträt gemacht, dass Fuchs gerecht worden wäre. Seine Stärken, aber auch Schwächen, seine Meinungen, aber auch Widersprüche, sein Wollen, aber auch sein Können anständig und ausgewogen wiedergegeben hätte. Wie es sich eben für ein journalistischen Standards entsprechendes Stück gehört.

Damit rechnet die «Republik» eben nicht, da für sie Porträts nur die Möglichkeit einer Hinrichtung darstellen. Am liebsten, ohne dass der Porträtierte etwas dazu beitragen darf. Am liebsten, indem ausschliesslich anonyme Heckenschützen zitiert werden. Wenn die «Republik» wüsste, wie viele gequälte Mitarbeiter sich schon bei ZACKBUM gemeldet haben. Und was wir alles über die internen Intrigen und Grabenkämpfe wissen. Aber nicht veröffentlichen, weil sich kein Republikaner und auch kein Ex-Republikaner dazu versteht, mit seinem Namen hinzustehen.

Was es alleine über das Verhältnis zwischen Christof Moser und Constantin Seibt alles zu sagen gäbe, damit könnte man locker eine Seibt-Strecke von 70’000 Buchstaben füllen. Aber eben, nicht unser Stil.

PS: Dabei sollte die «Republik» ZACKBUM dankbar sein. Wir schaufeln wenigstens Traffic auf deren Webseite. Nach unserem kritischen Artikel über die Behandlung der Verleger durch arrogante «Republik»-Redaktoren in der Kommentarspalte zum Schmierenartikel «Der Aufsteiger» passierte das hier:

«Zu viele Anfragen, bitte später probieren.» Keine Ursache, gern geschehen.

«Republik»: Besitzer-Beschimpfung

Verlegerkritik an einem Schmieren-Artikel? Die Autoren kläffen zurück.

Die «Republik» beantwortete die Frage von ZACKBUM, ob es menschenmöglich sei, das unterirdische Niveau des Verleumdungsartikels über ein angebliches Netzwerk von «Info-Kriegern» noch zu unterbieten. Die Antwort lautet ja, es erblickte der Schmieren-Artikel «Der Aufsteiger» über den NZZaS-Chefredaktor Jonas Projer das Licht der kleinen Welt der Demokratieretter.

Diese ausschliesslich auf anonymen Stänkereien beruhende Kloake journalistischen Schaffens wurde sogar innerhalb der Gesinnungsblase der «Republik»-Verleger in Kommentaren scharf kritisiert. Neben wenig (wohl bestelltem) Lob hagelt es sogar Abbestellungen:

«Der Artikel behauptet, statt zu zweifeln. Er ist kritisch, ohne selbstkritisch zu sein. Die Autor:innen scheinen restlos überzeugt von ihrer Einschätzung.  – Und jetzt? Was genau ist die Story? – Für mich ist das Gossip: Persönliche Recherchen, gespickt mit Zitaten, wo sie grad passen. – 

Dieser Artikel hat mich in meinem Unbehagen bestärkt, das mich bei der Lektüre von Republik zunehmend befällt.

– Manchmal führe ich mit mir den folgenden Test durch: Ich frage mich «Was von dem, was ich eben gelesen habe, könnte ich jemandem als eine verlässliche und überprüfbare Information weitervermitteln?» Je näher die Antwort gegen Null zustrebt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es sich beim Gelesenen um Kolportage handelt. – Braucht es dazu uns, das Publikum? Gibt es dafür keine andere Organe? – Sie Herr Albrecht, wie auch der Rest des Teams, welche die publizistische Verantwortung der Republik trägt, sollten sich hingegen fragen: Haben Sie auch tatsächlich was Relevantes zu berichten über diese Person? (Meinem Verdikt nach: Offenbar nicht wirklich. Deshalb die Seichtigkeit.) – Ich persönlich finde den Artikel ziemlich geschmacklos.»

Sogar der Ex-Mitarbeiter Urs Bruderer kann nicht schweigen: «Disclaimer: Jonas Projer war mein Kollege in Brüssel und ist mein Freund. Und für die „Republik“ hab ich mal gearbeitet. Aber so geht das nicht. „Die Republik hat mit zwei Dutzend Personen gesprochen, …“ – diese Floskel ist kein Freipass, um nachher eine Geschichte ohne Belege und Zitate zu erzählen.»

Dass den Autoren Albrecht und Beck eine Kritik von ZACKBUM schwer an einem gewissen Körperteil vorbeigeht, ist einfach Ausdruck von Arroganz, die aus Unsicherheit entsteht. Aber wenn selbst innerhalb der eigenen Verlegerschaft massiv protestiert wird, entsteht daraus der vielbeschworene «Dialog» mit den Autoren? Nicht wirklich. So meldet sich Albrecht zu Wort und weist seine Brötchengeber scharf zurecht:

«Ich möchte hier auf die vielen Kommentare antworten, die unseren Text kritisieren. Und ich möchte betonen, dass es für uns nach wie vor keinen Zweifel an der Recherche gibt. … Es ist wichtig, dass wir die Geschehnisse so wiedergeben, wie wir es hier getan haben. Dazu gehört auch die Zitierung von anonymen Quellen. Ohne sie wäre Veränderung unmöglich

Welche Recherche? Welche Geschehnisse? Welche Veränderungen?

Auch die Co-Autorin Ronja Beck will unter Beweis stellen, dass sie völlig beratungsresistent ist: «Ich glaube, hier eine Diskussion zu entfachen, bringt aus offensichtlichen Gründen nichts. Deshalb nur kurz: Warum du Informationen von anonymisierten Quellen mit Gerüchten gleichsetzt, ist mir schleierhaft. Ich kann dir versichern, wir haben hier mit gut informierten Quellen gesprochen.»

Sie will offenbar nicht verstehen, dass die Verwendung von anonymen Quellen eine entscheidende Voraussetzung hat: die Glaubwürdigkeit desjenigen, der sie zitiert …

Aber Beck kann noch mehr dafür tun, sich lächerlich zu machen: «Es gibt auch nahezu beliebig viele Unternehmen, die ihr Personal schlecht behandeln. Hätten wir deshalb nie über Globegarden schreiben sollen

Darauf erübrigt sich jeder Kommentar, ausser dem eines «Verlegers»: «Globegarden? Ich hoffe, die Geschichte über Projer fällt nicht genauso in sich zusammen … 😬»

Denn das Duo Infernal Albrecht/Beck zeichnete ebenfalls für den Gewaltsflop «Globe Garden» verantwortlich. Aufgrund fast ausschliesslich anonymer Anwürfe ehemaliger Mitarbeiter zogen die beiden den grössten Betreiber von Kitas in der Schweiz durch den Dreck. Eine gründliche externe Untersuchung der Vorwürfe ergab dann: nichts dran, null, kein einziger Vorwurf (sofern die ungenauen Behauptungen überhaupt konkretisiert werden konnten) liess sich erhärten. Nicht einer. Anlass für Einsicht oder Selbstkritik bei den beiden? Ebenfalls null.

Offensichtlich findet bei der «Republik» keinerlei Qualitätskontrolle mehr statt. Anders lässt sich der Unsinn über die «Info-Krieger» nicht erklären. Anders lässt sich nicht erklären, dass dieser Schmieren-Artikel publiziert werden konnte, der an Lächerlichkeit und fehlerhaften Anwürfen nicht zu überbieten ist. Dazu nur ein Beispiel als Absackerchen.

Um den ungebremsten Egotrip von Projer zu belegen, behaupten die beiden Schmierfinken in ihrem Artikel: «Damit die Schein­werfer keine unerwünschten Schatten auf das Gesicht des Chef­redaktors werfen, muss die Raum­höhe erweitert werden.»

Kleines Problem mit der Wirklichkeit: Der Chefredaktor stand im ersten Jahr praktisch nie vor der Kamera

Wie kommentiert ein gefrusteter Verleger so richtig: «Ich bin allerdings vor allem enttäuscht, wie auf die kritischen Kommentare reagiert wird. Ich sehe vor allem Rechtfertigungen und Abwehrreaktionen.»

Wer sich selbst ohne Not ins Eck manövriert, über keinerlei Fähigkeit zur Selbstkritik verfügt, null Ehrfurcht vor den primitivsten Standards seines Berufs hat, sollte ihn wechseln, statt das ohnehin ramponierte Image noch weiter zu versauen. Im Gastgewerbe zum Beispiel werden dringend Kräfte gesucht …