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Wumms: Alex Baur

Peinlich, wenn ein guter Journalist sich öffentlich lächerlich macht.

ZACKBUM-Autor René Zeyer hatte ein Kurzfassung seiner Abhandlung über Kriegsverbrechen in der «Weltwoche» veröffentlicht. Daraufhin sah sich Baur genötigt (wieso eigentlich?), darauf zu replizieren. Daraus ist ein Dokument der Selbstverzwergung geworden. Wer’s nachlesen mag, bitte sehr.

Dafür wird Baur schon vom WeWo-Leser kräftig geprügelt, dem ist nicht viel hinzuzufügen. Ausser dem hier:

Baur hat keine Ahnung, aber viel Meinung. Das ist eine üble Mischung, wenn es um Kriegsverbrechen oder Massaker und die Schuldfrage geht. Aber jeder hat das Recht, sich öffentlich zum Deppen zu machen.

Zeyer würde «die Leier von angeblichen israelischen Kriegsverbrechen nachbeten», behauptet Baur. Zeyer betet nicht, und «nach» schon gar nicht. Dann schwirrt Baur in ein Paralleluniversum ab, indem er hinzufügt, dass Israel keinen Krieg gegen den Libanon oder die Palästinenser führe, sondern gegen den Iran. Das wüsste man allerdings, wenn Beirut, Libanon oder der Gazastreifen neuerlich zum Iran gehörten.

Der Höhepunkt der Realitätsverweigerung: «Der Iran und seine Vasallen hätten es in der Hand, das Blutvergiessen sofort zu beenden. Sie allein tragen die Verantwortung für das Elend.» Wie sollten sie das tun? Indem sich die Führung freiwillig selbst in die Luft sprengt?

Dabei wäre es doch so einfach. Wer Kriegsverbrechen begeht, trägt dafür die Verantwortung. Ob er das in Reaktion auf andere Kriegsverbrechen tut oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle. Jeder, auch Baur, kann nachlesen, was ein Kriegsverbrechen ist. Darüber kann es unter vernunftbegabten Menschen keine Meinungsverschiedenheit geben.

Alleine der Bericht von 99 US-Ärzten, den auch ZACKBUM zitiert hat, lässt keinen Zweifel daran, dass die israelische Armee nicht vereinzelt, sondern systematisch, systemisch und institutionell Kriegsverbrechen begeht. Womit erstellt ist, dass das keine Einzeltaten einer unkontrollierten Soldateska sind, sondern den Oberbefehlshabern bekannt und von ihnen geduldet.

Es gibt inzwischen eine neue Spielart von Realitätsverweigerern.

Nach den Holocaust-Leugnern gibt es nun die Kriegsverbrechen-Leugner.

Schade, dass Baur seine Reputation als ernstzunehmender Journalist so leichtfertig, ohne Not und ohne Kenntnisse beschädigt.

PS: Kommentator Müller empfiehlt einen Besuch im Ziv Medical Center, das regelmässig von Hezbollah-Raketen beschossen werde.

Nun, das hier ist ein aktuelles Foto des Spitals:

Und das hier ist ein aktuelles Foto des al-Ahli Spitals in Gaza City, nachdem es von der israelischen Armee bombardiert wurde:

Ach, Bodenmann

Peter Bodenmann ist noch recht kregel. Aber dann lässt er nach.

Der Anfang war nicht schlecht. Als mein Artikel «Bodenmanns Furz-Idee» erschien, klingelte kurze Zeit später das Telefon. Am Apparat war Bodenmann himself.

Er fragte mich einleitend, ob ich schon jemals eine Solaranlage installiert habe. Als ich zurückfragte, ob das irgend einen Einfluss auf die Richtigkeit meiner Argumente haben könnte, liess er das Thema. Fuhr aber fort, dass ich nun wirklich keine Ahnung habe, überhaupt nix verstehen würde und seine Berechnungen selbstverständlich alle richtig, meine alle falsch seien.

In gelöstem Gelächter endete das Telefonat, als er mich fragte, ob ich ein Mandat von der Atomlobby hätte. Ich ersparte ihm die Gegenfrage, ob er an chinesischen Herstellern von Photovoltaik-Anlagen beteiligt sei.

Auf jeden Fall rechnete ich fest damit, dass es im Anschluss daran hier oder auf «Inside Paradeplatz» eine gepfefferte Replik von ihm absetzen würde. Denn es wäre ja dringend nötig, allgemeine Sprüche wie «hat keine Ahnung» mit konkretem Inhalt zu füllen. So nach der guten, alten Devise: falsch ist, wenn Zeyer schreibt, richtig ist vielmehr.

Also so war das jedenfalls mal, als man sich noch nicht mit Verbalinjurien allgemeiner Art bewarf, sondern auf faktenbasierte Ansichten mit faktenbasierten Meinungen replizierte.