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Freier Narr

Wieso darf sich Daniel Ryser so in der «Weltwoche» austoben?

Niemand sonst darf eine reich bebilderte siebenseitige (!) Story ins Blatt heben. Ausser dem Besitzer, Verleger, Herausgeber und Chefredaktor himself, natürlich.

Dass er den Fake Tom Kummer – die Schande des Journalismus – schreiben lässt, ist schon unverständlich genug. Aber auch Daniel Ryser? Der als opportunistischer Wendehals Köppel und die «Weltwoche» als Teil einer rechten Meinungsmachmaschine denunzierte – ohne mit den zahlreich in seiner Schmiere vorkommenden Protagonisten auch nur ein Wort gewechselt zu haben.

Über «Köppels Sturm» behauptete Ryser, damals noch im Sold der «Republik»:

«In der Zürcher Seegemeinde Stäfa musste die Sekundar­schule einen «Gender-Tag» absagen, nachdem Mord­drohungen bei der Schule eingegangen waren. Mitverantwortlich für die Absage waren die beiden SVP-Politiker Andreas Glarner und Roger Köppel.»

Dann trennten sich die Wege von der «Republik» und Ryser. Darauf tauchte Ryser plötzlich im Sold seines vormaligen Feindbilds WeWo auf – und darf seither durch die Welt gondeln und Riesenschinken schreiben, deren Inhalt in keinem Verhältnis zu ihrer Länge steht.

Als neugeborener Kampffeminist verteidigte Ryser auch schon die Bachelorette der Politik, die mit Schiessübungen unangenehm auf sich aufmerksam machte.

Aktuell hat Ryser Jean Peters in Berlin besucht. 37’000 Anschläge wie weiland bei der «Republik» über den «Mann hinter der Potsdam-Story, der journalistischen Bombe des Jahres in Deutschland». Man erinnert sich, die schlecht benannte Organisation «correctiv» schlich sich in ein Treffen in Potsdam ein, wies auf die Nähe zu Wannsee hin und machte daraus ein «Geheimtreffen», an dem finstere Umvolkungs-, Remigrations- und andere üble Deporatationspläne geschmiedet worden seien.

Das führte tatsächlich zu einem Riesenhallo in Deutschland, Demonstranten gingen mit betroffen-entschlossenem Gesicht auf die Strasse und setzten massenhaft «Zeichen gegen Rechts». Gegen Neonazis, Faschisten Rassisten, das üble Gesocks der AfD und dem sie umgebenden braunen Sumpf.

Dummerweise waren aber auch Anwälte und Verfassungsrechtler bei diesem Treffen anwesend, die sich diese Verleumdungen, die auch durch die ganze Presse rauschten, nicht gefallen liessen. Und gerichtlich die Rücknahme dieser wilden Behauptungen verlangten – und Recht bekamen.

Das hindert Ryser, zurückfallend in alte Reflexe, nicht, heute noch zu behaupten, das Treffen habe dazu gedient, «um die massenhafte Vertreibung von Menschen aus Deutschland zu besprechen und um Geld zu sammeln». Schliesslich betreibt Ryser in aller Offenheit Buddy-Journalismus: «Jean Peters ist, vollständige Offenlegung, ein Freund von mir.»

Dieser Freund ist auch klar der Meinung: «Die Frage ist nicht, ob man die AfD verbieten soll, sondern wie.» Das ist nun extremer Meinungspluralismus, dass die Co-Chefin dieser Partei von Köppel gerne interviewt wird und nun sogar eine eigene Kolumne in der «Weltwoche» hat, was wiederum Wendehals Ryser überhaupt nicht stört. Ob er das allerdings seinem Freund in Berlin erzählt hat?

Der hat klare Auffassungen, was in einer Demokratie gewählt werden darf und was nicht: «Die Leute können Werteunion wählen, BSW, Bündnis Deutschland. Aber du hast in Deutschland nicht das Recht, Faschisten zu wählen.» Und wer Faschist ist, das bestimmt natürlich Jean Peters, wer denn sonst.

Was will uns Ryser mit diesem Stück über seinen Freund eigentlich sagen? Dass das ein toller Typ ist, der zu Unrecht kritisiert wurde? Dass die AfD eine Bande von Faschisten ist? Dass es sein Brötchengeber Köppel unterlassen sollte, Alice Weidel und anderen AfD-Exponenten eine Plattform zu bieten, da diese Partei verboten gehört?

Bei seiner «Reise ans Ende der Demokratie», wie Ryser seinen Rundumschlag gegen rechts damals nannte, beschreibt er seinen aktuellen Chef so: «Roger Köppel und Daniel Stricker: wütende, monologisierende Männer auf den Platt­formen Youtube, Locals, Rumble.»

Bei Kummer ist das Problem, dass man nie weiss, ob er Fakt als Fiktion verkauft oder umgekehrt. Da Journalismus kein Romanerzählen sein soll, sind seine Texte unbrauchbar und unlesbar. Bei Ryser ist das Problem, dass der seine Positionen beliebig wechseln kann, wie ein Chamäleon jeweils die gewünschte Farbe annimmt. Das machte seine Texte unbrauchbar und unlesbar.

Will Köppel hier seine Liberalität unter Beweis stellen, mit der Einstellung eines Renegaten, dem er unglaublich Auslauf und Platz zur Verfügung stellt? Wer soll denn die Meinung eines Wendehalses ernst nehmen, der seinen Kopf schneller als ein Kreisel drehen kann?

Das pure Elend

Korrektur am «correctiv»? Nur unter Zwang.

Die Story war gut. In einer Potsdamer Villa treffen sich finstere Gestalten. Von der AfD, sogar der CDU, dazu Identitäre, dazu Martin Sellner. Sicherlich wurde der Ort absichtlich so gewählt, dass die Wannseekonferenz ganz in der Nähe stattfand.

Und in diesem Geheimtreffen wurden finstere Pläne geschmiedet, was nach einer Machtergreifung alles zu geschehen habe. Das alles wäre niemals ans Licht der Öffentlichkeit gelangt, wenn nicht mutige und ingeniöse Mitarbeiter von «correctiv» das Treffen unterwandert hätten. Einer schlich sich als Teilnehmer ein, andere machten einen Lauschangriff, Dritte fotografierten wie wild so viele Teilnehmer, wie sie erwischen konnten.

Dann die grosse Enthüllung, der Aufschrei in den Medien, das Entsetzen. Ist ja alles noch schlimmer, als befürchtet. Bei diesem konspirativen Austausch wurde darüber fantasiert, dass nach der Übernahme der Regierungsgewalt Massendeportationen stattfinden müssten. Eine Reinigung des Volkskörpers, auch unbeschadet, ob jemand Besitzer des deutschen Passes ist. Die Herkunft, das Erbgut entscheidet, ob er weiterhin in Deutschland bleiben darf.

Das wurde dann lang und breit und rauf und runter in den Medien gespielt, natürlich auch in der Schweiz. Es kam zu Massendemonstrationen «gegen rechts», die versammelte Empörungslinke setzte Zeichen und machte ein betroffen-mutiges Gesicht im Kampf gegen den Neofaschismus.

Über 2000 Artikel verzeichnet das Medienarchiv zum Thema. Da traf es sich auch gut, dass «correctiv» mit viel Steuergeld unterstützt wird, der Mitgründer von «correctiv» Daniel Drepper Ende letzten Jahres Leiter des Rechercheverbundes von WDR, NDR und SZ geworden war. Die Organisation behauptet, überparteilich zu sein. Allerdings gibt nun die Co-Geschäftsführerin ihren Posten auf, um die Grünen im kommenden Wahlkampf zu unterstützen.

So fabulierte dann zum Beispiel das Qualitätsblatt «Tages-Anzeiger»: «Geheimtreffen mit Neonazis: AfD-Politiker sollen Vertreibungspläne gegen Einwanderer geschmiedet haben». Oder: «Die grausamen Ziele der AfD werden salonfähig». Oder: «Scholz vergleicht «Remigrations»-Pläne mit Rassenideologie der Nazis». Und überall wurden Zeichen gegen rechts gesetzt.

Die Story war gut. Die Story war zu gut, um wahr zu sein. Denn erstens war das überhaupt kein Geheimtreffen; nachdem solche Anlässe häufig von Linksradikalen gestört oder sogar sabotiert wurden, wurde mit Einladungen gearbeitet. Kommen konnte jeder, der wollte. Zweitens waren die Behauptungen von «correctiv» über geplante Massendeportationen und erzwungener «Remigration» schlichtweg erstunken und erlogen.

Nun kam aber Teil zwei der Story, die viel zu gut war, um wahr zu sein. Da unter den Teilnehmern auch angesehene und versierte Juristen waren, forderte einer die Medien auf, diese Falschbehauptungen zurückzunehmen, zu korrigieren. Wie es sich gehört. Nur: Weigerung auf breiter Front. Also musste zu juristischen Massnahmen gegriffen werden. «Spiegel», ZDF, NDR und SWR waren nur nach schmerzlichen Niederlagen vor Gericht knirschend bereit, diese Falschbehauptungen zu korrigieren.

Und in der Schweiz? Der «Tages-Anzeiger» verbriet fast 30 Artikel zum Themenbereich «Geheimtreffen». In keinem einzigen macht er darauf aufmerksam, dass die «correctiv»-Behauptungen unwahr sind. Auch sonst herrscht Schweigen im Blätterwelt. Nur die üblichen verdächtigen, die «Weltwoche» und ZACKBUM haben auf diesen Skandal hingewiesen. Und, das muss man ihr lassen, die NZZ. Sie schrieb schon im August völlig richtig:

«Die Plattform «Correctiv» musste den Text «Geheimplan gegen Deutschland» korrigieren. Dennoch halten viele deutsche Medien an der ursprünglichen Version fest. Das zeugt von mangelnder Selbstkritik

Dummschwätzer von «tsüri» behaupten noch heute wider Vernunft und Verstand, dass «correctiv» ein «Geheimtreffen» von «Rechten und Rechtsextremen aufgedeckt» habe, «an diesem Treffen wurde eine Strategie zur Abschiebung von Migranten:innen entwickelt», schmiert das Lückenmedium noch am 25. Oktober in seinen Gaga-Artikel «8 Beispiele, die den Rechtsrutsch der NZZ beweisen». Dabei ist das ein Beispiel, das die schludrige Recherche von «tsüri» beweist.

Auch der «Spiegel» hält an der Mär fest, dass das «Medium «Correctiv» im Januar enthüllt» habe, dass heimlich «über massenhafte «Remigration» aus Deutschland» gesprochen worden sei, wie er noch am 19. Oktober schrieb.

Es ist nachvollziehbar, dass Gesinnungsorgane wie Tamedia und andere begeistert die Lügenstory von «correctiv» kolportierten. Denn sie passt perfekt in die Welt voller Vorurteile der Redaktionen.

Aber nachdem einzelne Teilnehmer sich mühsam eine Richtigstellung vor Gericht erstritten und schon alleine aus finanziellen Gründen nicht jedes Organ einzeln einklagen können, ist es Ausdruck des Elendsjournalismus von heute, dass all die damaligen Schreihälse «Geheimtreffen! Massendeportation! Auch von Deutschen! Neonazis!» nicht den Anstand haben, die Korrektur von «correctiv» wenigstens zu vermelden.

«tsüri» ist entschuldigt, bei solchen Wadenbeissern lohnt sich wirklich nicht der Aufwand, sie zu zwingen, ihre Falschmeldungen zu korrigieren.

Aber ein Qualitätsorgan wie der Tagi? Füttert seine Leser mit Fake News und korrigiert sie nicht? Wie sich seine Redaktoren noch täglich im Spiegel anschauen können – ein Rätsel. Sie keifen gegen den notorischen Lügner Trump, fuchteln mit dem Zeigefinger und sind voll moralischer Empörung, selbst der Wahrheit und Wahrhaftigkeit verpflichtet.

Meinen sie wirklich, dass so viel Heuchelei auf die Dauer gutgehen kann?

Holzhacker-Journalismus

«Tsüri» zeigt: schreiben darf jeder. Können kann’s nicht jeder.

Das Online-Organ «Tsüri» legt sich mit der alten Tante aus der Falkenstrasse an. Am Gerät sind Nina SchneiderPraktikantin Redaktion») und Simon JacobyChefredaktor»).

Das Organ strotzt vor Meinung, seltener vor Kenntnissen: «Was Sanija Ameti erlebt, ist durchtränkt von Rassismus und Sexismus». So soll die Gesinnungsbubble bei Laune gehalten werden. Ausflüge in die Realität sind weniger gefragt. Lieber schreibt man Artikel, deren These feststeht, bevor der erste Buchstabe getöckelt wird.

Auch hier kommt zuerst das Ergebnis, anschliessend versucht der Artikel, ihm nachzurennen: «Unter dem Chefredaktor Eric Gujer arbeitet sich die NZZ regelmässig an Linken und Woken ab, während sie auf der politisch rechten Seite selbst vor rechtsextremen Begriffen nicht zurückschreckt.»

Das erste Beispiel für diese schreckliche Entwicklung liefert die Statistik. Die Häufigkeit der Verwendung des Wortes «woke». Denn: «Woke-Sein, eigentlich eine ehrenvolle Sache, doch der Begriff wird längst von rechtskonservativen Kreisen als Schimpf- und Schmähwort genutzt.» Der Beweis:

Qed, würde «Tsüri» wohl gerne sagen, wenn es Latein könnte. Die NZZ verwendet den Begriff sogar noch häufiger als die «Weltwoche». Merkwürdig nur, dass der Tagi vor der WoZ auf Platz drei folgt. Gibt es da etwas auch schon einen Hang zu rechtsextremer Begrifflichkeit?

Aber zurück zur NZZ, dort ist es ganz schlimm: «Der Einsatz der NZZ gegen jene, die sich für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft einsetzen, zeigt sich auch in diversen Artikeln.» Ein Einsatz gegen Einsetzer; vielleicht sollte man sich weniger um eine diskriminierungsfreie Gesellschaft, dafür mehr um die Beherrschung der deutschen Sprache kümmern.

Zur Beweissicherung greift «Tsüri» auch weit in die Vergangenheit zurück, so zum Beispiel zu einem Artikel vom Februar 2018, in dem sich die NZZ über die gendergerechte Kommunikation an Schweizer Hochschulen echauffierte, oder in den Worten von «Tsüri»: «In ihrem Artikel macht sich die Autorin lustig über die progressive Sprache, die nicht nur die männliche Form nutzt – sie sei unnötig und unschön.»

Dass die Autorin auch kritisiert, dass diskriminierend und notenrelevant gefordert wird, Sprachvergewaltigung mit Gendern zu betreiben, ein lästiges Detail, das besser unerwähnt bleibt.

So gehen schon mal vier Beispiele zum Thema «woke» dahin.

Nun aber, Punkt fünf im Strafregister, geht’s richtig zur Sache: «Pro-Rechts» ist nun der Oberbegriff, Chefredaktor Gujer höchstpersönlich «falle immer wieder mit rechten Positionen und Unterstützung für rechtsextreme Personen auf».

Seine offene Sympathie äussere sich im Titel «Ministerpräsident Höcke, na und? Die deutsche Demokratie hält auch einen zwielichtigen Wahlsieger aus». Ist das aber ein raffinierter Schlingel. Da akzeptiert Gujer doch glatt, dass die AfD in Thüringen die Wahlen gewonnen hat. Wer das tut, ist schon mal im strengen Verdacht des Rechtsextremismus. Dann behauptet er, die deutsche Demokratie vertrage es, wenn der Wahlsieger, wie es Brauch ist, auch Ministerpräsident wird. Und zur Verschleierung schreibt Gujer noch, dass der zwielichtig sei.

Oder mit anderen Worten: was für ein Bullshit von «Tsüri».

Aber das ist nicht alles. Es gibt ja auch den Begriff «Remigration». Der ist pfuibäh, weil: «Die Debatte wurde entfacht, nachdem Correctiv in Deutschland das «Geheimtreffen» von Rechten und Rechtsextremen aufgedeckt hat. An diesem Treffen wurde eine Strategie zur Abschiebung von Migrant:innen entwickelt.»

In Wirklichkeit musste «Correctiv» gerichtlich gezwungen einräumen, dass das weder ein «Geheimtreffen» war, noch, dass dort Strategien zur Remigration diskutiert wurden. Aber lass dir doch Deine Gesinnungsblase nicht durch blöde Fakten kaputtmachen.

Zwei gehen noch. Da geht es um die «Post-Faschistin» Giorgia Meloni, die – wie inzwischen auch immer mehr Politiker in der EU und der Schweiz fordern – das Migrationsproblem mit Auffanglagern ausserhalb der EU lösen wolle. So wie das die dann offenbar auch rechtsradikale EU bereits seit geraumer Zeit in der Türkei tut. Aber auch das ist so ein blöder Fakt, der den Ballon platzen lassen würde. Also lässt ihn «Tsüri» einfach aus. Und das Sahnehäubchen:

«Die liberale Harris wird verspottet, die post-faschistische Giorgia Meloni wird bewundert.»

Dann wird noch vorwurfsvoll hinzugefügt: «Die NZZ-Medienstelle wollte sich trotz zweifacher Anfrage nicht zu diesen Themen äussern.» Da hat «Tsüri» aber Schwein gehabt, denn bei dieser Ansammlung von Verbalinjurien und haltlosen Behauptungen hätte die NZZ auch böse werden können und den Anwalt bemühen.

Aber das Blatt hat richtig entschieden: das ist so blöd, dass eine Reaktion unter seiner Würde ist. Wieso allerdings «Tsüri» diesen strengen Gesinnungsjournalismus betreibt, wo dieser Platz doch bereits von der «Republik» besetzt ist? Oder soll das, wie «Inside Paradeplatz» schon vermutete, ein Bewerbungsschreiben für eine Fusion der beiden serbelnden Organe sein? Kostenfreie Schmiere trifft auf kostenpflichtige. Eigentlich eine gute Idee.