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Staats-Journalisten

Unabhängigkeit ist vermietbar.

Die Journalisten der Mainstream-Medien werden nicht müde zu betonen, dass sie völlig unabhängig ihrer Tätigkeit nachgehen. Dabei kennten sie weder Kaiser noch Gott. Die Meinung ihrer Besitzer oder Verleger sei ihnen völlig egal, auch die Geldtöpfe der Bürokratie der Berner Bundesstellen liessen sie völlig kalt. Und keinesfalls dürfe man SRF als Staatsfunk bezeichnen.

So geht die Mär. Nun hat der «Nebelspalter» mit einer verdienstvollen Anfrage herausgefunden, dass sich Aushängeschilde wie Urs Gredig, Arthur Honegger oder Florian Inhauser gerne von Bundesdepartementen bezahlen lassen, um Anlässe zu moderieren. SRF-Redaktor Rafael von Matt führte sogar eigentliche Medientrainings durch. Allerdings ohne seine Vorgesetzten darüber zu informieren, weil er wusste, dass die das abgelehnt hätten.

Über 200’000 Franken bezahlte die Bundesverwaltung in den zwei letzten Jahren an willige Journalisten. Nicht nur vom Staatsfernsehen. Die Liste ist ellenlang. Darin figurieren Marguerita Meyer oder Marie-José Kolly von der «Republik», Florian Keller von der «WoZ». Die Hand aufhielten auch Rico Bandle von der SoZ oder Christof Münger vom «Tages-Anzeiger». Sabine von Fischer, Andreas Ernst und Barnaby Skinner von der NZZ taten es ihnen gleich.

Meistens handelt es sich um Beträge zwischen 500 und 2000 Franken für die Moderation eines Staatsanlasses. Richtig fett sahnte Christian Zeier von «Reflekt» als Redaktionsmitglied von «Eine Welt» ab, ein Jubel-Organ des EDA. Alleine in den zwei Jahren 2020 und 2021 bekam er satte 75’755 Franken reingeschoben. «Reflekt» verkauft sich übrigens als «unabhängiger, investigativer Qualitätsjournalismus», beklagt die Staatsnähe anderer Organe und will selbst völlig transparent sein. Allerdings gibt der redaktionelle Leiter und Co-Geschäftsleiter Zeier seinen kleinen Nebenerwerb nicht an.

Auf Anfrage verteidigt er sich: «Ich sehe keinen Widerspruch zwischen dem unabhängigen, investigativen Qualitätsjournalismus von Reflekt und den fachspezifischen Artikeln zur Entwicklungszusammenarbeit, die ich für «Eine Welt» geschrieben habe. Es gab in diesem Zusammenhang nie einen Interessenskonflikt und meine Arbeit für «Eine Welt» war und ist allgemein bekannt.»

Natürlich handelt es sich bei den meisten Staatszahlungen um ein kleines Zubrot, wobei die völlig staatsunabhängigen Journalisten schon auch mal 4000 oder 12’473 Franken für Moderationen verdienen. Oder für Redaktionsarbeiten 8’250, oder über 11’000 für das Verfassen mehrerer Beiträge.

Kann man diese Journalisten deswegen als gekauft bezeichnen? Nein. Aber als gemietet. Obwohl das «nur» Zusatzeinkünfte zu ihren üppigen Gehältern sind: es ist doch völlig klar, dass der Empfänger Beisshemmungen gegenüber seinem Auftraggeber hat. Der grösstenteils das EDI oder das EDA ist.

Kritisch die Unabhängigkeit bei anderen hinterfragen, so tun, als gehe es dem Medienschaffenden nur und ausschliesslich um die möglichst wirklichkeitsnahe Erforschung und Darstellung von Berichtenswertem.

Welche eine Heuchelei. Wieder einmal, und deshalb überhaupt nicht überraschend. Hier bekommt der alte Begriff Schreibnutte eine ganz neue Bedeutung.

Wikipedia-Politik

Wer verfasst sie und was steht in den Wikipedia-Artikeln der Schweizer Politiker?

Eigentlich wäre das eine naheliegende Aufgabe für die wenigen verbliebenen Recherche-Journis der wenigen verbliebenen Medienhäuser.

Transparenz schaffen zur Selbstdarstellung Schweizer Politiker auf Wikipedia. Denn als Erstquelle ist das Online-Lexikon für viele unverzichtbar. Das wissen natürlich auch Politiker.

Wer verfasst, korrigiert deren Einträge? Was steht drin, was nicht? Das Recherche-Team von Reflekt hat alle 253 Artikel der Parlamentarier und Bundesräte unter die Lupe genommen.

Hier zeigen ein paar wenige Journalisten mit Pfupf, was immer noch möglich ist. Wenn man sich nicht vornehmlich mit dem eigenen Bauchnabel, dem eigenen Leiden und Genderfragen befasst.

Oder den zuvielten Meinungskommentar über Covid-19 absondert.

Stattdessen pickelharte Recherche, gute Aufbereitung und internettaugliche Darstellung.

Da wir in der Schweiz sind, kamen keine grosse Skandale zum Vorschein. Aber genügend kleine.

ZACKBUM geht vorweihnachtlich gestimmt soweit zu sagen: falls Sie schon für uns gespendet haben, wäre Reflekt eine gute zweite Wahl. Zumindest viel besser als für ein anderes Erzeugnis, das auch mit R beginnt …