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Die NZZaS läuft auf Grund

Vier am Steuer: ungeheuer.

Es wird zur wöchentlichen Routine. Der Hilferuf von der NZZaS, dass endlich mal jemand mit Führungserfahrung und Linienkompetenz das Steuerruder übernehme. Denn an dem fummeln seit dem Abgang von Jonas Projer vier Verweser herum – und lenken das Schiff immer wieder auf Grund.

Auch die neuste Ausgabe enthält blamable Tiefpunkte. Der tiefste:

Die Sommerloch-Idee, einige weltberühmte Reden und Redner auszuwählen, nun gut. Natürlich kann man sich bei einer solchen Kurzfassung von all den vielen grossen Rednern und noch grösseren Reden immer über die Auswahl streiten.

Für den einen gehören Martin Luther King, Cicero, Elisabeth I., John F. Kennedy oder Michael Gorbatschow unbedingt dazu. Für andere Emmeline Pankhurst oder Angela Merkel eher weniger. Das Problem war offenbar, bei neun Aufgeführten neben fünf Männern auch vier Frauen zu finden. Bzw. herbeizuzerren. Das ist dann mal wieder das typisch verquere Ergebnis einer vermeintlich inkludierenden Darstellung.

Das mag ja noch etwas gequält, aber knapp akzeptabel sein. «Neun Ansprachen, die Geschichte schrieben», schenken das Daniel Friedli und Daniel Foppa ein. Foppa ist in der «Chefredaktion ad interim», das macht es etwas schwierig, ihm ein «goht’s no?» zuzurufen.

Das wäre aber bei dieser Person dringend nötig gewesen. Wäre es nur um Reden aus dem 20. und 21. Jahrhundert gegangen, könnte man noch mühsam beide Augen zudrücken. Aber King, Cicero, Elisabeth I., Kennedy, Gorbatschow, auch noch Dürrenmatt, okay. Aber Greta Thunberg? Echt jetzt? Ihre Panik-Rede am Selbstbespiegelungsevent WEF im Januar 2019 ist doch heute schon weitgehend vergessen. Ihre Wirkung längst verpufft, ihre Klimabewegung von radikaleren Elementen in den Hintergrund gedrängt.

Peinlich.

Das Stichwort für Aline Wanner. Doch, es muss mal wieder sein. Die beginnt ihre Kolumne diesmal mit der Behauptung: «Junge Menschen sind heutzutage newsdepriviert.» Wer das nicht kapiert und dennoch weiterliest, also die Wenigsten, bekommt es dann erklärt: «Das heisst, sie haben keinen Bock auf schlechte Nachrichten

Dafür hätten «agile Experten eine Lösung gefunden: konstruktiver Journalismus». Da würde dann aber eigentlich nur mit «hochtrabenden Begriffen» um sich geworfen. Ist das eine Selbstkritik? Könnte sie sein, müsste sie sein, ist es natürlich nicht.

Denn auch Wanner wirft zunächst mit dem hochtrabenden «newsdepriviert» um sich. Es würde sich eigentlich für Qualitätsjournalismus gehören, die Quelle anzugeben. Verwendet wurde der in einer Umfrage des «fög» («Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft». Das war unter Imhof selig wenigstens mit seinem «Jahrbuch Qualität der Medien» immer wieder für einen Aufreger gut, ist aber inzwischen abgetakelt und im linken Mainstream abgesoffen. Das «fög» bezieht sich auf eine Untersuchung von Reuters, die im Juni 2023 erschien und deren Ergebnisse für die Schweiz «fög» zusammenfasste. Übrigens ging es da um eine gewisse Abwendung von Newsmedien allgemein, nicht von schlechten Nachrichten. Plausibilität fraglich.

Wer im Glashaus sitzt … Peinlich.

Aber auch ein weiteres Mitglied der leitenden Quadriga gerät ziemlich aus der Spur. In einem Kommentar zur Absetzung der Ruag-Chefin behauptet Anja Burri forsch: «Es geht inzwischen längst darum, auf der richtigen Seite zu stehen: Auf der Seite der Ukraine, die gegen den russischen Aggressor nicht nur ihre Souveränität, sondern auch unsere westlichen demokratischen Werte verteidigt. Neutral sein wird in diesem Kontext nicht beziehungsweise falsch verstanden.»

Eine verfassungsfeindliche Ansicht in der NZZaS, dass wir diesen Tiefpunkt noch erleben müssen. Schon zuvor versucht sich Burri an einer forschen Auslegung der glasklaren Rüstungsexportgesetze: «Hätten sich Länder wie Deutschland oder Dänemark tatsächlich dazu entschieden, die Schweizer Waffen weiterzugeben und damit gegen das schweizerische Kriegsmaterialrecht zu verstossen, hätte unser Land offiziell protestiert. Viel mehr wäre wohl kaum passiert. Einziger Fehler in diesem Gedankenspiel: Offensichtlich ist kein Land bereit, die Schweizer Gesetze zu brechen

Burri fordert also indirekt EU-Länder dazu auf, sich einfach über Schweizer Gesetze hinwegzusetzen. Aber auch hier durfte niemand «goht’s no?» rufen, «Chefredaktion ad interim». Peinlich.

Die Fortsetzung der Serie des «Politgeografen» Michael Hermann über Schweizer Parteien, diesmal über die «Grünen». Wieso die NZZaS nicht über genügend eigenen Sachverstand verfügt, um die Serie «Parteien vor der Wahl» selbst zu bestreiten? Alle mit Arbeitsplatzsicherung beschäftigt? Oder mit (vergeblichen) Hoffnungen, in der Hierarchie aufzusteigen? Peinlich.

Wirtschaft? Geht im Sommerloch am Stock. Aufmacher: «Auch das nächste Jahr bringt nicht die grosse Lohnwende». Wahnsinn, eine Prognose, so zutreffend wie die Temperaturvorhersagen von SRF Meteo. Anlass für den erweiterten Kalauer:

Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert der Lohn oder bleibt, wie er ist. Kräht der Hahn auf dem Huhn, hat der Lohn nichts damit zu tun.

Dann hat die «Wirtschaft» noch bemerkt, dass der «Blick» teilweise eine Paywall hochgezogen hat. Ist ja auch brandneu. Wenn heute Mitte Juni wäre. Dass Google, Facebook und Co. wegen der Blödheit der Medienmanager 90 Prozent des Online-Werbekuchens abgreifen, gähn. Was Guido Schätti zu erwähnen vergisst, weil es seiner These vom kämpferischen Ringier-Konzern widersprechen würde: auch hinter der Bezahlschranke «Blick+» werden weiterhin Google-Ads aufgespielt. An denen Google satt und Ringier ein Trinkgeld verdient. Also eine Gaga-Übung.

Peinlich.

«So stellt man Käse her», auf dieser bunt illustrierten Doppelseite sagt das Sommerloch: «e chli stinke muess es».Peinlich.

Kultur? «Die Summe aller Frauen, Folge 24». Wir sagen erschöpft nichts mehr.

Ausser: ist das alles peinlich.

Selenskyj Superstar

Die NZZ bewundert seine Reden. Ohne Tiefgang.

Vor allem englische Medien sind des Lobes voll über die Redekünste des ukrainischen Präsidenten: «Why Zelensky’s Speech To Congress Was A Masterclass In Crisis Communication», schwärmt das «Forbes»-Magazin. Auch die englische BBC ist voller Bewunderung: «How President Zelensky uses speeches to get what he needs

Die NZZ echot: «Weltgeschichte mit Selenski. Die Reden von dem ukrainischen Präsidenten folgen immer dem gleichen Muster.» Nämlich ein historischer Verweis, angepasst an den jeweiligen Adressaten. Ein Churchill-Zitat bei England, das Reagan-Zitat «Tear down this wall» bei seiner Ansprache im Deutschen Bundestag.

Inzwischen sei die Nummer aber durch, meint die NZZ, neuerdings appelliere Selenskyj an die gemeinsam durchgestandene Kriegszeit, was die «dringende, beinahe drohende Aufforderung» enthalte: «Helft uns weiterhin. Oder wollt ihr alles aufs Spiel setzen, was wir gemeinsam erreicht haben

Das ist alles ziemlich durchdacht und clever. Damit gewinnt Selenskyj locker den Propaganda-Zweikampf mit dem russischen Präsidenten Putin, der sich mühsam durch eine ellenlange Rede zur Nation stolpert und in gelenkten Interviews auch nicht gerade ein rhetorisches Feuerwerk zündet.

Woher hat denn das der ukrainische Präsident? Sicher, er war in seinem vorherigen Leben Schauspieler, bevor ihm ein reicher ukrainischer Oligarch mit gröberen Justiz-Problemen die Präsidentschaft kaufte. Aber zu solch ausgefinkelten Reden ist er natürlich nicht selbst in der Lage. Seine lokale PR-Mannschaft auch nicht. Da müssen schon Profis ans Werk. Profis von Hill & Knowlton.

Seit die PR-Bude mit der sogenannten «Brutkastenlüge» Furore machte, ist sie in der Pole Position, wenn es um die Vergabe von Aufträgen geht, eine Politik oder Position weltweit meisterlich zu verkaufen. Also ist es ein cleverer Schachzug, denn die «Brutkastenlüge» brachte der Agentur nicht nur positive Resonanz, dass viele «ehemalige» Mitarbeiter von H&K im Team des ukrainischen Präsidenten dafür sorgen, dass der die richtigen Worte findet, wenn er westliche Regierungen um noch mehr Hilfe und Unterstützung bittet.

Dass er die richtigen Worte findet, wenn die Bevölkerung westlicher Länder ihn zum Kriegshelden emporstilisiert. Seltene Fehlgriffe, wie beispielsweise in einer Modestrecke in der «Vogue» aufzutreten, können diesem Image keinen Abbruch tun. Genauso wenig sein Millionenvermögen und seine Villa in Italien.

Man muss halt den Mainstream auf seiner Seite haben. Dann ist es völlig egal, ob irgendwelche kritischen Stimmen an der Hochglanzfassade kratzen wollen. Denn niemand in den Massenmedien hinterfragt, wieso Selenskyj perfekt das Register der medialen Show beherrscht. Kleidung, Bart, muskulöse Oberarme, sozusagen eine moderne olivgrüne Ausgabe von Che Guevara, nur mit der festen Absicht, gewinnen zu wollen.

So massiert und manipuliert man die öffentliche Meinung. Welch jämmerliches Bild gibt dagegen Putin ab, der steif, mit perfekt gebundener Krawatte hinter einem viel zu grossen Schreibtisch neben viel zu vielen Telefonen sitzt. Oder sich als Naturbursche und Rabauke mit nacktem Oberkörper auf Pferd zeigt. Das ist halt der Unterschied, ob man Profis beschäftigt; Spin Doctors, die allem den richtigen Dreh geben können – oder nicht.