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Woker Wahnsinn

Die SoZ hofft, dass der fanatische Korrektsprech seinen Zenith überschritten hat. Vergeblich.

Man liest und ist fassungslos:

Otto Mueller war der Idylliker unter den deutschen Expressionisten. Er gehörte der berühmten Künstlerbewegung «Die Brücke» an und malte Bilder von zeitloser Schönheit und zarter Eleganz. Zu seinem 150. Geburtstag bekommt er eine Jubiläumsausstellung in Münster. Das hätte man besser gelassen, denn Philipp Meier berichtet in der NZZ:

«Absurde Vorwürfe: Er habe den falschen Blick auf Frauen, nämlich einen männlichen, und sympathisiere mit den falschen Menschen: den Sinti und Roma»

Man liest und liest es nochmals. Ist das wirklich wahr, kann jemand so verpeilt sein? Aber ja, das Vokabular der Selbstermächtigung zum Abkanzeln ist ja längst jedem Trottel geläufig. Hier kommt es wieder zur Anwendung. Denn in Münster «gilt Mueller nun als Problemfall». Warum?

«Grund dafür ist einerseits die Nacktheit der Frauen, die er gemalt hat. Anderseits wirft man ihm vor, dass viele Frauen, die er malte, einer Minderheit angehörten. Bekannt geworden ist Mueller nicht nur für seine Gemälde und Zeichnungen von Badenden, sondern auch für solche mit Zigeuner-Motiven. Diese zählen zu seinen berühmtesten Werken. In Münster spricht man nun vom «Z-Wort». In den Bildtiteln ist es in Anführungszeichen gesetzt, manchmal auch gut sichtbar durchgestrichen oder einfach überdeckt.
Im Katalog heisst es an einer Stelle sogar, Kunst, wie sie Otto Mueller geschaffen habe, sei Ausdruck von «ethisch fragwürdigen Haltungen, sozialer sowie wirtschaftlicher Ausbeutung, sexueller Gewalt, rassischer Dominanz und Überlegenheit».»

Man liest und ist anhaltend fassungslos, was verpeilten Sprach- und Kunstreinigern, Proto-Faschisten, so alles einfällt:

«Die Szenerien wirken sinnlich. Nie aber erotisiert, was Körperstellungen und Haltungen der Dargestellten betrifft. Dennoch stehen sie jetzt unter dem Verdacht des «männlichen Blicks». Insbesondere bei Betrachterinnen sollen sie heute beklemmende Gefühle hervorrufen, wie in einem Katalogbeitrag der Münsteraner Ausstellung analysiert wird. Dort heisst es, aus feministischer Perspektive würden in Muellers Bildern männlich-patriarchale Sichtweisen auf den Frauenkörper reproduziert: Ein «male gaze» ziehe sich durch die «voyeuristischen» Szenen und spiegle «eine hierarchische Geschlechterordnung, in der die nackte Frau einmal mehr zum sexuell verfügbaren Objekt wird»

Geht es noch wahnsinniger? Aber sicher. Mueller vermutete, seine Mutter sei eine Zigeunerin, Pardon, eine Roma oder Sinti, Pardon, eine Fahrende gewesen. Deshalb malte er häufig und gerne, wagen wir das Z-Wort, Zigeuner. Aber das rettet ihn in den Augen durchgedrehter Kunstreiniger nicht, im Gegenteil:

«Nicht zuletzt aufgrund dieses Bezugs galt Mueller den Nationalsozialisten als «entarteter» Künstler. Das hülle ihn «in eine vermeintliche, jedoch falsche Unschuld», argumentieren nun die Kuratorinnen in Münster. Mit seinen Darstellungen, die «rassistische Denkmuster reproduzieren», habe Mueller die Ideologie der Nationalsozialisten letztlich bestätigt. Seine Bilder seien Ausdruck eines stigmatisierenden Fremdbilds und damit desselben Rassismus, der zur Verfolgung und Ermordung der europäischen Roma und Sinti führte.»

Man liest und ist fassungslos. Das ist der Katalog eines staatlichen deutschen Kunstmuseums? Können so viele Menschen gleichzeitig spinnen?

Das Team …

Oder ist es nur der Direktor Dr. Hermann Arnhold? Oder die stellvertretende Museumsdirektorin Dr. Tanja Pirsig-Marshall, verantwortlich für «Ausstellungen, Forschung und Projekte»? Man weiss es nicht. Man will es auch gar nicht wissen. Man blättert dann auch lieber in Bildbänden über die Werke von Mueller und der «Brücke». Ohne sich seinen Kunstgenuss durch solchen geschwurbelten Stuss verderben zu lassen.

Die Sprachpolizei ist auch dabei

Büne Huber ist ein auch bei Linken gern gehörter Sänger. Eigentlich.

Patent Ochsner ist mal wieder auf Tour. Johannes Reichen schleicht sich heimtückisch an: «Wo immer Huber auftritt, fliegen ihm die Herzen der Fans zu.» So schwärmt der «Journalist», der «arbeitet bei der Regionalredaktion von Berner Zeitung und Bund».

Das lastet ihn aber nicht ganz aus, im Nebenberuf ist er Sprachpolizist. Und in dieser Funktion muss er energisch einschreiten: «Eher nicht ins Bild passt da eine Episode, die sich jetzt allabendlich auf der Bühne zuträgt. Den Anlass gibt der neue Song «Mama Be», den die Band im Oktober als erste Single des kommenden Albums veröffentlicht hat und nun live vorträgt.»

Die Band trägt bei Konzerten Songs live vor? Wahnsinn. Aber dann wird’s ganz schlimm.

«Begleitet von dumpfen Pianoklängen, spult Huber die Zeit zurück und erzählt von Madagaskar. «Wir haben dort sechs Konzerte gegeben, in Fussballstadien, 40’000, 50’000 Zuschauer jeden Abend», spricht Huber ins Mikrofon. «Man hat von diesen aber nicht wahnsinnig viel gesehen, das Stadion war dunkel, die Lichtmaschine eher schwach, die erste Reihe bestenfalls.» Dann setzt Huber zur Pointe an: «Und von denen auch nur die Zähne.» Anschwellendes Gelächter im Publikum. Der Scherz zündet.»

Bis hierher noch alles normal, wobei man bereits dunkel (ui) ahnt, dass sich schwarze (ui ui) Gewitterwolken über Huber zusammenbrauen. Zunächst aber hat Reichen gnadenlos recherchiert: «Diese Zeitung hat mit mehreren Menschen gesprochen, die an vorangegangenen Auftritten anwesend waren. Aus ihren Aussagen wird deutlich, dass der Witz zu Hubers neuem Standardrepertoire gehört.»

Dann die Publikumsbefragung. «Das ist mir auch aufgefallen. Ich fand es seltsam … Meine Kollegin sagte zu mir, das sei aber rassistisch … Das war nicht sehr feinfühlig … Ja, die weissen Zähne. Ich fands lustig, es ist ja wirklich so

Aber damit lässt es Reichen nicht bewenden. Er hat sogar den Journalisten ausgegraben, der 1995 (!) die Band nach Madagaskar begleitete. Der erinnert sich, «dass die Stadien nicht so ausgeleuchtet gewesen seien, «wie wir das hier kennen». Dass man nichts ausser den Zähnen gesehen habe, sei falsch, «aber diese künstlerische Freiheit möchte ich niemandem absprechen»».

Dann verzweifelt Reichen fast: «Negative Reaktionen hat die Band bis jetzt keine erhalten.» Aber da kommt Reichen. Schlimmer noch, Huber selbst zeige keinerlei Unrechtsbewusstsein: «Als Person, die in der Öffentlichkeit stehe, müsse er sich mit der «wachsenden Empörungskultur» abfinden. Huber findet, hier werde der Versuch unternommen, «eine Geschichte aufzublasen, die vor allem eines ist: selbstironisch»». Wo Huber recht hat, hat er recht. Aber Reichen in seinem Lauf hält keiner auf.

Was tun im Kampf um eine rassismusfreie Sprache? Einen Mohrenkopf essen? Niemals, Reichen bleibt am Ball: «Seit ein paar Jahren wird auch in der Öffentlichkeit über das koloniale Erbe der Schweiz diskutiert. In Bern löste etwa ein Wandbild im Schulhaus Wylergut, das als rassistisch und «toxisch» erkannt wurde, eine intensive Debatte aus.»

Da sucht Reichen Hilfe bei Fachleuten. Bei der «Beratungsstelle gegen Gewalt und Rassismus» (den Spruch «empfänden manche Menschen als rassistisch», Huber selbst sei das aber nicht). Und eine GLP-Grossrätin ergreift die Gelegenheit für ein paar antirassistische Schlagzeilen: «Sie findet den Scherz «äusserst plump»». Schlimmer noch: «Witze über Körpermerkmale von anderen sind ganz selten lustig». Aber immerhin, Huber sei «kein Rassist aus Überzeugung»».

Es ist doch wunderbar, dass Tamedia, neben allen Sparmassnahmen, einem Mitarbeiter Gelegenheit gibt, einen solchen Pipifax zum Elefanten (zu einem weissen, selbstverständlich) aufzublasen. What a bullshit, würde Trump sagen, und recht hätte er.

Im eher schläfrigen Lied «Mama Be» singt Huber: «Morn tuet’s üs nümm gliich fescht weh». Hätte sich Reichen zu Herzen nehmen können. Man fragt sich allerdings, ob BZ neuerdings für «Blöde Zeitung» steht.

Darf man nun weisse Hautfarbe nicht mehr als käsig bleich bezeichnen? Oder gelten solche Sensibilitäten und Wortverbote nur für, nun, für PoC, People of Color? Da kann ZACKBUM aus eigener Erfahrung auch einen Sprutz Rassismus beitragen.

Wenn einem auf stockdunkler Strasse auf der falschen Strassenseite auf dunklem Velo ohne Licht ein, nun ja, pigmentös Herausgeforderter, also auf Deutsch ein Schwarzer entgegenradelt, ist man als Autofahrer sehr froh, wenn er dabei freundlich lächelt … Das kann Leben retten.

Elend in Zahlen

Kann man das Sumpfgebiet Journalismus ausmessen?

Schwierig, aber man kann’s versuchen. Indem man einfach gewisse Wörter in der Mediendatenbank sucht und ihre Häufigkeit feststellt. Nehmen wir als Beobachtungszeitraum ein Jahr.

Zunächst schauen wir mal auf den Bauchnabel. Das ist auch der Lieblingsblick der modernen Journaille. Nicht nur Ursina Haller, so viele, allzu viele Journalisten meinen, ihre Meinung sei dermassen rasend interessant, dass sie sie der Welt nicht vorenthalten können. Obwohl die Welt eine bessere wäre ohne. Oder auch nicht, aber auf jeden Fall ist es völlig überflüssig.

Dennoch kommen die beiden Formulierungen «meine Sicht» und «meine Meinung» in diesem Jahr insgesamt fast 90’000 mal vor. Natürlich können das auch Interviewpartner oder zitierte Protagonisten sagen. Also ziehen wir grosszügig zwei Drittel ab. Dann bleiben aber immer noch 30’000, also jeden Tag rund 80 mal.

Ganz in der Nähe liegt die Journalistenfloskel «wäre gut beraten». Diese Formulierung für einen Befehl hat sich aus dem Norden in die Schweiz geschlichen; natürlich verwenden die Schreiber der «Süddeutschen Zeitung» diese Sprachhülse gerne und häufig, wodurch es in Tamedia diffundiert. Über 1000 mal wurde das im letzten Jahr gebraucht.

Kommen wir gleich zum absoluten Kernbegriff im Journalismus, zum Wort «ich». Ganze 670’000 mal wurde das verwendet. Ziehen wir auch hier grosszügig zwei Drittel als Fremdgebrauch ab, bleiben dennoch rund 220’000 Ichs übrig. In seinem Schlepptau segelt das Wort «Befindlichkeit». Eigene oder fremde, 3268 mal wurde der Begriff gebraucht. Sicherlich meistens als Selbst-, nicht als Fremdbeschreibung.

Nun schauen wir mal, wie häufig in der Gesinngsblase gerne und zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit verwendete Begriffe vorkommen. Spitzenreiter ist hier «Rassismus», fast 15’000 Verwendungen. Dicht gefolgt wird er von «Diskriminierung», knapp 13’000 mal. Abgeschlagen sind Sexismus (3316) und «faschistisch» (3300) auf den Plätzen.

Immerhin über 4000 mal wurde der Begriff «rechtsradikal» gebraucht. Sein Zwillingsbruder «linksradikal» dagegen nur 980 mal. Ähnlich verhält es sich auch mit «Rechtspopulist». Das Wort wurde 1617 mal verwendet, sein Pendant «Linkspopulist» hingegen nur schlappe 329 mal.

Man kann hier eine leichte Einseitigkeit konstatieren, eine Schlagseite. Dafür wurden die etwas dümmlichen Begriffe Framing und Narrativ erfunden. Das findet vor allem bei umstrittenen Persönlichkeiten seine Anwendung. Es ist eher selten, dass mit Donald Trump oder Wladimir Putin Adjektive wie nachdenklich, besonnen, fürsorglich, überlegen verwendet werden. Es ist eher häufig, dass mit beiden Wortfelder um Verbrecher, Irrer, unkontrolliert, widersprüchlich, brutal usw. verwendet werden.

Der Vorteil von Framing und Narrativen liegt auf der Hand. Sie sind selbstverstärkend; schreibt es einer, schreiben viele ihm ab. Sie erhöhen den Wiedererkennungswert. Zudem sparen sie viel überflüssige Denkarbeit. Wie verhält sich Putin? Klar, wie ein Verrückter, Krimineller; brutal, rücksichtslos, gefährlich. Das hat er mit Trump durchaus gemeinsam.

Wer sich hingegen in Worten wie besonnen, verständnisvoll, ausgleichend, staatsmännisch sonnen kann, gehört eindeutig zu den Guten und Netten.

All das drückt eine schreckliche Verarmung des Journalismus aus. Es ist tatsächlich verrückt. Gerade bei schrumpfenden Mannschaften wäre es doch so einfach, dass sich die überlebenden Redaktoren halt mit mehr Grips und Gedankenschläue dem Leser nähern. Der könnte dann sagen: okay, vom Umfang her nur noch die Hälfte wie früher, aber dafür ist der Inhalt viel konzentrierter und anspruchsvoller.

Aber in Wirklichkeit schmieren Losers, Hallers, Toblers, Häslers und Heerscharen mehr die Blätter voll. Egozentrisch, flach, unintelligent, unanimierend. Die dünnen Gedanken werden meist zudem mit rumpelnden Worten ausgedrückt, denn elegante Scheiber, die spritzig sind, den Leser zum Lachen und Nachdenken bringen, die sind noch an den Fingern einer Hand abzuzählen. Allerdings der Hand eines Metzgers oder Sägemeisters nach einigen Jahren Berufserfahrung, der ein paar Finger zum Opfer fielen.

Ist das die Schuld von Supino oder Walder? Oder vom Wannerclan, von den Lebruments? Zum Teil auch, denn wie heisst es so richtig: sind Würstchen an der Macht, wird der Senf rationiert.

Aber eigentlich hindert niemand die verbliebenen Schreibkräfte, interessant, animierend, mitreissend, leserfreundlich zu schreiben. Wieso tun sie’s dann nicht?

Leider liegt der Grund auf der Hand. Weil sie’s nicht können.

Verschlimmbessert

Die «Berner Zeitung» klappert nach.

Nachdem eine «erfahrene» Journalistin unbelegte Vorwürfe über Diskriminierung und Rassismus am Gurtenfestival kolportiert hat, wofür sie vom Kommentarschreiber kräftig kritisiert wurde, will sich die «Berner Zeitung» weiter lächerlich machen.

Die Kommentarfunktion klemmte sie zunächst kommentarlos ab und spülte auch alle bereits publizierten Meinungsäusserungen der Leser. Das sei leider «aus technischen Gründen» nicht anders möglich. Aber immerhin wurde versprochen, dass man dem Thema Rassismusvorwürfe weiter nachgehe. Da denkt der Leser an eine Recherche, an den Versuch, endlich den Mitgliedern des Kollektivs «Café Révolution» eine Aussage zu entlocken, was denn genau passiert sei.

Auch ZACKBUM hat sich mit dieser Frage an die dort versammelten Frauen gewendet – keine Antwort. Beim erfolgreichen Crowdfunding über 30’000 Franken hatte das Kollektiv noch getönt: «Ist die letzte Etappe erreicht, können wir Dir im café révolution ein umfangreiches kulturelles Programm anbieten: Lesungen, Schreibworkshops, Yogasessions, Filmabende, Konzerte, Kunstaustellungen – the sky is the limit! Die Events sollen sozialkritische Themen aufgreifen und das Bewusstsein für diese Themen schärfen. Damit kommen wir unserer gesellschaftlichen Verpflichtung nach und bauen Brücken.»

Ein Blick auf die angepriesenen «Events» ist aber ernüchternd; es herrscht weitgehend – wenn der Begriff nicht rassistisch konnotiert gelesen werden kann – tote Hose:

Aber die BZ macht’s noch schlimmer, denn Ane Hebeisen ergreift dort das Wort. Pardon, er schreibt ein «Essay». Auch so ein Begriff, der völlig verludert ist. Das war mal ein brillanter Versuch, intellektuell hochstehend zu einem bedeutenden Thema etwas Wichtiges, Erkenntnisförderndes zu sagen.

Heute ist ein Essay in der BZ ein «ich mein› halt auch mal was und holpere das schriftlich vor mich hin». Hebeisen ist einschlägig bekannt, er rumpelte schon gegen das Rammstein-Konzert in Bern: «Die kruden Fakten zuerst: Die beiden Rammstein-Konzerte in Bern am Samstag, 17., und Sonntag, 18. Juni, werden – Stand heute – stattfinden … Aber auch auf ganz praktische Fragen gibt es bislang keine Antwort. Etwa auf jene, ob man sich sein Ticket zurückerstatten lassen kann, wenn man jetzt keine Lust mehr auf ein solches Konzert hat.»

Aber nun gar ein «Essay». Woran überhebt sich Hebeisen? Zunächst beschreibt er liebevoll die Tätigkeit dieses Kollektivs: «Die Einnahmen dieser Spenden kamen heuer dem Café Révolution zu, einem Begegnungsraum, in dem sich People of Color zum Thema Rassismus austauschen können, wo Lesungen oder Diskussionen stattfinden.»

Aber auch ihm wollte das Kollektiv nicht mal «auf mehrmaliges Nachfragen weitere Erklärungen abgeben». Es bleibt also dabei: leere Behauptungen von Diskriminierungen und Rassismus. Ein Hohn für alle wirklichen Opfer, die es natürlich gibt. Aber statt ein Essay über diesen eklatanten Missbrauch zu schreiben, behauptet Hebeisen: «Aus dessen Umfeld war später zu erfahren, dass wiederholt das N-Wort gefallen sei, dass Becher vor die Füsse der Einsammlerinnen geworfen wurden, mit der Aufforderung, sie sollten sich die Spende verdienen. Es sind Teller gegen den Stand geflogen, und mindestens eine Person soll angespuckt worden sein.»

Beweise, Belege, Videos gebe es allerdings nicht. räumt der Essayist ein. Keine Videos an einem Musikfestival, wo es mindestens so viele Handys wie Besucher gibt? Aus dieser Nicht-Tatsache macht Hebeisen dann flugs ihr Gegenteil: «Tatsache ist: Es muss eine Stimmung geherrscht haben, welche die Frauen dazu bewog, lieber auf Einnahmen des Standes zu verzichten, als länger an diesem Festival zu bleiben.»

Das ist keine Tatsache, sondern eine Beschreibung der unverständlichen und unbegründeten Reaktion des Kollektivs. Dass sie auf die Einnahmen verzichteten, stimmt auch nicht, sie mussten nur nicht mehr selbst sammeln.

Dann macht Hebeisen genau das Gleiche wie das Kollektiv. Er behauptet. Er behauptet, in der Kommentarspalte habe «die Stimmung begonnen hochzukochen». Leider kann das der Leser nicht nachprüfen, und auch Hebeisen – in bester Tradition – bringt keinen Beleg. Er behauptet: «Der Grundtenor in der Diskussion: Gegen Rassismus zu sein, sei eine linksextreme, politische Einstellung. Das seien alles Mimosen. Rassismus gäbe es bei uns nicht. Und wenn doch, seien die Betroffenen selber daran schuld

Das mag vielleicht eine fragwürdige, sogar falsche Ansicht sein, angesichts der haltlosen Vorwürfe zudem verständlich, aber Hochgekochtes ist hier nicht zu erkennen. Dennoch behauptet Hebeiesen weiterhin belegfrei: «Herrschte auf der Redaktion zunächst die Haltung, das Café Révolution schade sich selber, wenn es seine Vorwürfe nicht weiter ausführe, kippte die Stimmung bald. In einem derartig feindlichen, gehässigen und polemischen Umfeld würden selbst wir niemandem raten, sich mit Gesicht und Namen zu exponieren

Mit Gesicht und Namen exponieren? Wieso das? Es wurde doch nur verlangt, dass das Kollektiv ein paar Beispiele für seine Behauptung liefere; niemand verlangt, dass das mit «Gesicht und Namen» zu erfolgen habe.

Aber nun wird’s fatal, denn Hebeisen legt sich in die Kurve zu seinem eigentlich Anliegen: «In der Summe gibt es aber eine Ahnung davon, in welch unangenehmem Kraftfeld man sich als Person anderer Hautfarbe in diesem Land immer noch bewegt. In einem Land notabene, in dem die grösste politische Partei gerade beschlossen hat, die Migration als Quell allen Übels zu definieren, und damit zusätzlich einer ausländerskeptischen Enthemmung Bahn brechen dürfte

Enthemmung? Was heisst hier Enthemmung Bahn brechen? Natürlich muss man nicht lange auf das abgelutschte Allerheilwort warten: «struktureller Rassismus». Aber dann will Hebeisen «Klartext» schreiben: «Ja, die Schweiz hat ein Rassismusproblem, weil hier Menschen wegen ihrer Herkunft, wegen ihres Aussehens oder auch schon nur wegen ihres Namens nicht nur von vielen als «störend» empfunden werden, sondern auch tagtäglich Nachteile erfahren

Das mag nun so sein, aber was hat das mit dem Problem zu tun, dass hier ein Kollektiv für medialen Aufruhr sorgt, indem es wilde Behauptungen ausstösst und bislang den wirklichen Opfern von Rassismus damit einen Bärendienst erweist?

Dann wird’s noch einen Moment persönlich-peinlich: «Ich bin seit bald 20 Jahren mit einer afrobrasilianischen Frau verheiratet, die kein grosser Fan ist von sogenannten Safer Spaces für People of Color.»

Den langen Rest des Essays macht sich Hebeisen noch Gedanken, wo denn nun Rassismus beginne, wie man ihm begegnen könne und was es für Lösungsmöglichkeiten gäbe. Auf welchem Niveau? Na, auf dem hier: «Ich zitiere wieder meine Gemahlin: Schwingen wir nicht gleich bei jedem Anfangsverdacht die Rassismus-Keule

Da ist der Leser dann wirklich erschlagen. Ist das in der Gesamtwirkung peinlich. Kommentar kann Tamedia nicht. Reportage auch nicht. Essay ebenfalls nicht. Wofür will dann das Medienhaus überhaupt noch Geld verlangen? Für einkopierte Artikel aus München?

Rassismus ohne Inhalt

Das Gurtenfestival hat’s nun auch erwischt.

Es gab in den Berner Tamedia-Gazetten Schreckliches zu vermelden:

Diese Behauptung machte schon die Runde, auch der «Blick» kolportierte diesen neuerlichen Ausbruch von Diskriminierung und Rassenhass. Worum geht es eigentlich?

«Kollektiv schliesst Stand. Das Ausmass an Diskriminierung, mit dem er konfrontiert war, sei nicht zumutbar gewesen, sagt der Verein Café Révolution». Und berichtet Jessica King, «Redaktorin im Ressort Kultur&Gesellschaft». Sie sei «Journalistin mit langjähriger redaktioneller Erfahrung», behauptet sie auf LinkedIn.

Das erstaunt sehr. Denn eine solche Erfahrung sollte sie eigentlich davon abhalten, unbelegte, unspezifische und dadurch unglaubwürdige Behauptungen einfach zu publizieren. Stattdessen schreibt King: «So berichtet das Kollektiv von Café Révolution von Rassismus und Gewalterfahrungen am Festival, die die Grenze des Zumutbaren überschritten hätten.»

Das habe den Verein dazu veranlasst, seinen Stand bereits nach der Hälfte des Festivals zu räumen. Damit verzichtete das Kollektiv theoretisch auf weitere Einnahmen durch das Depot auf Bechern und Geschirr, das die Besucher ihnen überlassen konnten. Eine nette Geste der Veranstalter.

Das abrupte Ende der Geldsammlung erstaunt etwas an einem Festival, dass sich «Respect, Diversity, Love» auf die Fahnen geschrieben hat. Was ist denn passiert, was das Kollektiv zu dieser bitteren Aussage verleitete: Es habe schon mit übergriffigem und diskriminierendem Verhalten gerechnet, aber: «Wir können es nicht mit gutem Gewissen verantworten, ein Team von schwarzen und schwarz gelesenen Menschen dem auszusetzen, und haben uns deshalb entschieden, keinen Stand mehr zu haben.»

Wem oder was auszusetzen? Was genau ist denn passiert? Da scheiterte die erfahrene Lokaljournalistin King: «Mehr zu den Vorfällen wollen auf Anfrage weder das Kollektiv noch das Gurtenfestival sagen.» Sie kriegte nur noch heraus: «Bei der Kantonspolizei Bern seien bisher im Zusammenhang mit dem Gurtenfestival keine Meldungen zu mutmasslichen rassistischen Vorkommnissen eingegangen, so die Medienstelle.»

Es gibt also null, nix und nada an konkreten Vorfällen zu berichten. Wie heute üblich, windet sich und winselt die Organisation: «Die Geschehnisse hätten das Gurtenfestival-Team «zutiefst» erschüttert. «Wir müssen feststellen, dass wir als Gesellschaft nicht dort sind, wo wir sein sollten»», berichtet King anteilnehmend.

Das mag ja alles sein, nur: WELCHE Geschehnisse? Imaginierte, erfundene, reale? Wer solch schwere Anschuldigungen erhebt, sollte doch vielleicht ein einziges konkretes Beispiel nennen können, oder nicht? Tut er das nicht, müsste er (oder auch sie oder wie immer man das «lesen» will) sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er (oder sie oder es) fahrlässig mit gravierenden Vorwürfen hantiert und wirkliche Opfer von Rassismus damit desavouiert.

Es geht aber in der Absurdität noch weiter, wie die erfahrene Journalistin schreibt: «Zwei Menschen haben die mutmasslichen Übergriffe am Gurtenfestival bereits «Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus» (Gggfon) im Kanton Bern gemeldet – das Informationsund Beratungsangebot führt unter anderem eine Meldestelle für rassistische Vorfälle. Mehr darüber, was geschehen ist, weiss auch Leiter Giorgio Andreoli nicht.» Ob sich zwei Schneeflocken hier irgendwie «unwohl» gefühlt haben? Wer waren die «zwei Menschen»? Mitglieder des Kollektivs? Zeugen, die nicht eingegriffen haben?

Bislang war es zumindest Brauch, nicht nur Rassismus zu krähen, sondern dafür wenigstens ein konkretes Beispiel zu benennen. Scheint nicht mehr nötig zu sein, irritiert die Autorin keinesfalls. Ihre Schlusspointe ist dann an Peinlichkeit (für das Café Révolution) nicht zu überbieten: «Bis zum Schluss des Festivals konnte weiterhin bei den offiziellen Rücknahmestellen Becher und Geschirr für Café Revolution gespendet werden.»

Ist man Rassist, wenn man sagt, dass sich dieses feine Kollektiv damit die Mühe gespart hat, Becher und Geschirr höchstpersönlich entgegenzunehmen?

Aber es geht ja noch weiter, sonst wäre es nicht Tamedia. Unter dem Artikel sammelten sich schnell ein paar Dutzend Kommentare an, in denen durchaus kritische Fragen zum Verhalten des Kollektivs und des Organisations-Teams gestellt wurden und man gerne gewusst hätte, was denn genau vorgefallen sei. Aber oh Wunder: schon am Nachmittag waren alle gelöscht, die Kommentarfunktion geschlossen.

Auf Nachfrage eines Abonnenten erklärt Chefredaktor Simon Bärtschi: «Die Kommentarfunktion abschalten ist nie gut. Aber in diesem Fall die bessere Option. Artikel über Rassismus lösen immer problematische weitere Kommentare aus, die der Einordnung nicht dienlich sind. Die Redaktion ist für sämtliche Kommentare zuständig und kann belangt werden, deshalb ist dieser Schritt manchmal nötig.»

Die «Chefredaktorin Bund» fügte noch hinzu: «Doch spätabends artete die Diskussion dann leider aus. Unser Newsdesker entschied sich deshalb, die Kommentarfunktion auszuschalten. Leider ging unsere Best Practice vergessen, in einer Fussnote den Notstop zu begründen.» Zudem wäre es toll, bereits publizierte Kommentare stehenlassen zu können. «Leider ist das aus technischen Gründen nicht möglich

ZACKBUM fasst zusammen. Richtig ist, dass das Publikationsorgan (auch ZACKBUM) für den Inhalt von Kommentaren haftbar ist. Daher werden sie heutzutage (auch bei ZACKBUM) vor dem Freischalten kontrolliert. Dass es bei Tamedia nicht möglich ist, auch spätabends gegen Gesetzesnormen verstossende Kommentare auszuscheiden, akzeptable hingegen zu publizieren, ist ein weiteres Armutszeugnis.

Dann geht was vergessen, und aus «technischen Gründen» sei es nicht möglich, bereits publizierte Kommentare stehen zu lassen, wenn man einen «Notstop» macht? Ja was ist das denn für ein Spar-CMS? Verwendet Tamedia etwa eine Gratis-Lösung aus dem Internet, die nur beschränkte Möglichkeiten bietet? Wird tatsächlich nicht nur an Umfang, Inhalt, Work Force und Redaktionsbudget gespart, bis es quietscht, sondern auch an der Infrastruktur?

Das ist kein Armutszeugnis mehr, das ist zutiefst beunruhigend. Die «Berner Zeitung» kostet happige 555 Franken im Jahr, der «Bund» gar 579 Franken. Bei weitgehend identischem, von der Zentralredaktion in Zürich übernommenem und grösstenteils in München hergestelltem Inhalt.

Und dafür soll es zwei Zeitungsredaktionen in Bern, soll es den zentralen Diensten in Zürich nicht möglich sein, Kommentare zu moderieren? Kann man sich kein CMS leisten, dass es erlauben würde, alle publizierten Kommentare stehenzulassen?

Ein oberflächlicher, unvollständiger, mehr Fragen als Antworten liefernder Artikel. Als es kritische Kommentare prasselt, ein Notstop. Mit erst am nächsten Tag nachgeschobener, dürftiger Erklärung. Die erst auf Nachfrage etwas ausführlicher ausfällt. Und dafür wollt Ihr ernsthaft noch Geld?

 

 

Fotoromanza!

Das beliebte Gefäss von ZACKBUM feiert Wiederauferstehung.

Bilder sagen mehr als tausend Worte. Besonders, wenn sie aus einem Bilderblatt mit Textbeilage stammen. Also her mit der Homepage des «Blick». Die reiche Beute:

Gut, das ist ein Inserat, aber der Beweis: Leichen leben länger.

Gut, das ist auch ein Inserat, aber – nun muss ZACKBUM auf Eiern gehen – der Werbeträger sollte vielleicht einen gewissen Sympathiewert ausstrahlen und nicht unbedingt Zweifel erwecken, ob er wirklich Besitzer des Vehikels ist.

Gut, das ist ein Text, aber auch brüllend komisch. Wer dieses «Kollektiv» nicht kennt: «Wir sind ein Kollektiv von Schwarzen und Schwarzgelesenen Frauen und Femmes.»

Die Café-Revolutionäre klagen nun, ««Das Ausmass der Gewalt und des Rassismus, mit dem wir konfrontiert wurden, überstieg jedoch, was wir unserem Team und uns zumuten wollen», schreibt der Verein.» Also Klappe zu statt Spenden sammeln. Was um Himmels willen ist denn passiert? «Auf Fragen zu den konkreten Vorfällen, zur Form der Gewalt und zu den möglichen Tätern machten die Organisatoren keine genaueren Angaben.»

Gut, das ist ein Bild mit Text. Leider ist ZACKBUM nicht mehr länger «B+»-Abonnent, also bleibt uns die Antwort verborgen, schluchz. Daher geben wir sie selber: 3 Meter Distanz, erklärt Dr. Google …

 

Gut, das ist ein Foto, sogar mit Romanze. Aber wollen wir das sehen?

Gut, das ist ein Foto mit einer enorm wichtigen Information. Es gibt doch mehr Ähnlichkeiten zwischen Kühen und Menschen, als man gemeinhin meint.

Hier noch ein Beitrag des «Blick» für alle umweltbewussten Menschen mit Flugscham, besonders geeignet für Klimakleber.

Aber, zum Abschluss der Fotoromanza, hier wäre ZACKBUM fast schwach geworden und hätte sich ein neues Abo überlegt:

Nein, ein Scherz. Ausserdem, Glück gehabt, ZACKBUM sind gelbe Flecken auf dem Kissen so fremd wie anderswo … Ausser in der Corporate Colour, wie wir Marketingsfuzzis das nennen.

 

Below zero

Man kann’s nur noch auf Englisch sagen, was mit Tamedia passiert.

Jacqueline Büchi interviewt die «Anti-Rassimus-Trainerin», Pardon, die «Vermittlerin für Rassismuskritik» Tupoka Ogette. Vermittlerin für? Oder von? Wäre es schon rassistisch, Ogette mangelhafte Beherrschung der deutschen Sprache vorzuwerfen?

Da haben sich zwei getroffen. Büchi ist schon mehrfach unangenehm aufgefallen, indem sie wie Philipp Loser ungefragt Zensuren erteilt: «Die Gesamtregierung muss Haltung zeigen und den Brandstifter in die Schranken weisen. Sonst riskiert sie ihre eigene Glaubwürdigkeit – und den Frieden im Land.» Glücklicherweise ist die Schweiz damals knapp an einem Bürgerkrieg entlanggeschrammt – obwohl der Bundesrat den angeblichen «Brandstifter» Maurer nicht in die Schranken wies.

In jeder anständigen Zeitung hätte das eine Abmahnung und ein längeres Sensibilisierungstraining abgesetzt. Aber doch nicht bei Tamedia. Da darf Büchi sogar auf unterstem Niveau dem Schwesterblatt «SonntagsZeitung» und ihrer Kollegin Michèle Binswanger eine reinwürgen, ohne dass sie daran gehindert wird.

Ogette ihrerseits ist eine sehr geschäftstüchtige Vermarkterin des Themas Rassismus. Mit Büchern, Kursen, Webseite und der Tupokademie. Ein weiteres Beispiel eines Interviews, indem die «Journalistin» einfach unkritische Stichwortgeberin ist, damit die Gesprächspartnerin unwidersprochen das sagen kann, was sie sagen will. Inklusive banale Flachheiten: «Wir sind alle in einer Welt gross geworden, in der Rassismus Teil der Gesellschaft ist. … Wir alle haben in diesem Rassismus gebadet, haben ihn internalisiert. Auch ich als negativ Betroffene.»

Selbst Slapstickeinlagen werden heutzutage nicht mehr aus Interviews gekippt: «Kennen Sie das Zürcher Sechseläuten? – Nein.»

Macht ja nix, also erzählt Büchi den Vorfall mit den Zünftern in Baströckchen und holt sich die überraschende Antwort ab: «Gibt es einen Kontext, in dem ein solcher Auftritt akzeptabel wäre? – (lacht ungläubig) Nein! Punkt.»

Pardon, natürlich ist ein solcher Auftritt im Kontext eines privaten Zusammenseins unter Ausschluss der Öffentlichkeit akzeptabel. Oder soll nun selbst in diesem Bereich Zensur herrschen, bei der Typen wie Büchi oder Ogette bestimmen, was erlaubt ist und was nicht?

Dann wärmt Büchi die längst abgehandelte Story um Sascha Ruefers Off-the-record-Satz über den Captain der Nationalmannschaft auf. Obwohl sich sogar der Tagi darin einig war, dass es sich hier um eine in keinem Kontext als rassistisch zu qualifizierende Aussage handelt, tritt Büchi nach und gibt Ogette die Möglichkeit, nachzubrettern: «Einer, der in der Schweizer Nationalmannschaft ist und für das Land spielt, ist also kein Schweizer. Wer denn dann? Das ist klassisches «Othering». Hier sind wir, da die anderen.»

Statt diesen Unsinn zu hinterfragen, legt Büchi nach: «Ruefer wehrte sich, er habe den Satz nicht diskriminierend gemeint. Im Kontext sei die Aussage wie folgt zu verstehen: Xhaka funktioniere als Führungsfigur nicht typisch schweizerisch-zurückhaltend. Er sei forsch und setze sich hohe Ziele.»

Stichwort für Ogette: «Diese Klischees! Ist ein weisser Firmenchef, der führungsstark auftritt, also auch kein typischer Schweizer? Der zentrale Punkt ist: Bei Rassismus geht es nicht um die Intention, sondern um den Effekt. Ich kann auch rassistisch sein, ohne es zu wollen.»

Alleine in diesen Gesprächsausschnitten gäbe es genügend Gelegenheit für einen kritischen Journalisten, nachzuhaken, nachzufragen, was das denn heissen soll, man könne auch rassistisch sein, ohne es zu wollen zum Beispiel. Woher nimmt Ogette die Autorität, das selbstherrlich entscheiden zu können? Weil sie selbst schwarz ist? Bedeutet das denn, dass sie weder willentlich noch unwillentlich rassistisch sein kann? Aber sogar unwillentlich die Entscheidungshoheit darüber hat, was rassistisch sei?

Stattdessen macht Büchi sogar noch einen unterwürfigen Kotau:

«Finden Sie es anmassend, wenn ich als weisse Journalistin diese Fragen stelle?»

Die Interviewte konzediert gnädig: «Hm. (überlegt) Ich nehme an, das ist Teil Ihres Jobs.»

Spätestens hier müsste jeder Interviewer mit etwas Ehre oder journalistischem Anstand im Leib nachfragen, was dieser Ogette eigentlich einfalle, so herablassend, präpotent und überheblich zu antworten. Aber doch nicht Büchi. Die lässt sogar Ogette unwidersprochen behaupten, dass die Bücher über Pippi Langstrumpf umgeschrieben werden müssten. Nur im Tagi ist dann ein solcher Satz möglich: «Nicht nur, dass der Südseekönig im Original N****-König hiess.»

Der hiess und heisst Neger-König, liebe Frau Büchi, das darf und muss heute weiterhin gesagt werden.

Ein Interview, das war einmal ein spannender, verdichtete Dialog auf Augenhöhe eines vorbereiteten, kritischen Journalisten mit einer Person, die etwas zu sagen hat. Bei Tamedia ist das inzwischen zum Stichwortgeben für mässig interessante Menschen geworden, die ohne einer einzigen kritischen Frage ausgesetzt zu sein, ihre Message multiplizieren dürfen.

Wir wiederholen die gleiche Frage: wer soll denn dafür etwas bezahlen wollen?

 

Tagi: besorgniserregend

Wir schauen einem Zerfall in atemberaubendem Tempo zu.

Entweder ist Tamedia völlig führer(innen)los und jede(r) macht, was er will. Oder die hier schon beklagte Anhäufung von Tiefpunkten ist Absicht und Ausdruck der Gestaltungskraft der neuen Führung unter Raphaela Birrer.

Es scheint ein wahrer Wettbewerb entbrannt zu sein, wer das Niveau schneller und kräftiger senken kann. Vorne dabei ist immer Philipp Loser, begleitet von Andreas Tobler und anderen Schreibpfeifen.

Nun meinte ZACKBUM, Aleksandra Hiltmann, eine der Rädelsführerinnen des famosen Klagebriefs von 78 erregten Tamedia-Mitarbeiterinnen, sei nach genügend Schamfrist entsorgt worden, also gefeuert. Aber offensichtlich kommt sie durch eine Hintertüre wieder rein und schreibt:

Steile These, barer Unsinn. Die überwiegende Mehrheit der «Leute mit Migrationshintergrund» macht darum kein spezielles Gewese, und kommt «in der Öffentlichkeit» genauso wie der lupenreine Schweizer rüber.

Was dann folgt, in Zusammenarbeit mit Nicole Philipp, ist ein ellenlanger Artikel, der zwar in der «Republik» erscheinen könnte, aber in jeder journalistischen Ausbildungsstätte als ungenügend, umprofessionell, einseitig, langfädig und als unerquicklicher Thesenjournalismus zurückgewiesen würde.

Denn um die steile These am Anfang zu belegen, folgt zunächst eine Lobhudelei der Plattform «Baba News». Kaum hat es sich hier ausgehudelt, kommt ein einziger Wissenschaftler vom völlig unparteiischen «Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft» (FÖG) zu Wort, der wunschgemäss die steile These bestätigt.

Das steuert dann auf den Höhepunkt des Flachsinns zu: «(Der Wissenschaftler, Red.) Udris wie auch Chefredaktorin Muharti (von «Baba News») wissen: der Diskurs über Migration, Zuwanderung und bestimmte Bevölkerungsgruppen in der Schweiz hat Folgen.»

Sagen wir so: eine Redaktion, in der der zuständige Redaktor, der Tageschef, der Blattmacher, der Ressortleiter und wohl auch die Chefredaktorin einen solchen Nullsatz in einem Nulltext stehen lässt, hat jeden Anspruch auf Qualität aufgegeben.

Eine Redaktion, die die Autoren nicht darauf hinweist, dass der Artikel sich ja schreiend selbst widerspricht, indem es offenbar sogar eigene Plattformen für «Leute mit Migrationshintergrund» gibt, die allerdings im Fall von «Baba News» nur schlappe 20’000 Follower auf Facebook haben, was wiederum bedeutet, dass das Bedürfnis nach solchen einseitigen Geschichten sehr überschaubar ist, eine solche Redaktion, die das Machwerk nicht zur Überarbeitung zurückweist und um Kürzung um 75 Prozent bittet, ist verloren.

Ins Bild passt, dass auch Tagi-Redaktor Beat Metzler weiter sein Steckenpferd reiten darf: «Der M-Wort-Streit erreicht die Universität Zürich».

Was ist von einem Redaktor zu halten, der sich selbst so charakterisiert: «Metzler begann seine journalistische Tätigkeit als ahnungsloser freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zürcher Lokalzeitungen.» Er behauptet zwar, seine Ahnungslosigkeit dann abgelegt zu haben. Schriftlich widerspricht er sich allerdings selbst. In absurd korrektem Gender-Speak fährt er fort: «Auch Historikerinnen sind sich nicht einig, wie man mit rassistischen Häuserbeschriftungen umgehen soll.»

Dann berichtet Metzler über eine Podiumsdiskussion, bei der es immer noch um die beiden Häusernamen «Zum Mohrenkopf» und «Zum Mohrentanz» ging. Stehenlassen, abkratzen, überdecken, «kontextualisieren»? Hier und bei der Frage, was das Wort «Mohr» eigentlich bedeute, muss Metzler doch tatsächlich das M-Wort (nicht zu verwechseln mit dem N-Wort!) in die Tasten hauen. Das muss ihm ausgesprochen schwer gefallen sein, dem Armen.

Allerdings verschwendet auch er viel zu viel seiner wenigen Energie auf diese absurden Sprachtänze. Denn wer «M-Wort-Streit» in einen Titel schreibt, ist bekloppt. Eine Redaktion, die das durchlässt, ist verloren. Oder sagten wir das schon? Wer behauptet, das seien «rassistische Häuserbeschriftungen», nimmt völlig einseitig und unwissenschaftlich Partei, unjournalistischer geht’s nicht mehr. Wer von «Historikerinnen» schreibt, führt die Lachnummer auf, dass es hier offenbar keinen Streit unter Historikern gibt.

Auch das müsste alleine aus diesen Gründen in jeder Journalistenschule als abschreckendes Beispiel an die Wand genagelt und mit Karacho zurückgewiesen werden.

Es scheint aber so, als ob sich Tamedia immer mehr aus solchen Abfalleimern bedienen wollte. Um das dann hinter der Bezahlschranke den fluchenden Lesern zu servieren. ZACKBUM fragte sich bislang, ob es Zufall oder Absicht sei, möglichst viele Leser vergraulen zu wollen. Inzwischen sind wir uns sicher: es muss Absicht sein.

 

Wer ist da der Neger?

Tagiland ist abgebrannt.

Man braucht schwarzen Humor (Achtung, Rassismusverdacht), um der neusten Lachnummer aus dem Hause Tamedia folgen zu können.

Denn das Blatt der anständigen Lebensart, das sich selbst üblen Vorwürfen einer ehemaligen Mitarbeiterin ausgesetzt sieht, der Konzern, der aus einem verdienten Oberchefredaktor ohne Federlesen ein Bauernopfer macht, ein Medienunternehmen, das eine ganze Riege von überbezahlten, unterqualifizierten Rechthabern beschäftigt, die aber feige schweigen, wenn sie mal in eigener Sache Zivilcourage beweisen müssten, kurz, diese Ansammlung von gescheiterten Existenzen will einen Skandal enthüllt haben.

Man habe ein «geleaktes» Video erhalten und einen ganzen Anlass daraufhin recherchiert, dokumentiert und mit Zeugen gesprochen, plustert sich das Blatt auf. Die Wirklichkeit ist viel prosaischer: der Redaktion wurde ein Video zugespielt.

Bevor ZACKBUM auf den angeblich skandalösen Inhalt eingeht: laut Selbstauskunft hat ein an einem privaten, geschlossenen, nur auf Einladung zugänglichen Anlass gebuchter DJ eine dort stattfindende Showeinlage gefilmt. Was zumindest unstatthaft, auf jeden Fall unanständig ist.

Oder in den Worten des erregten Tagi-Redaktors David Sarasin (Name nicht geändert): «Als die schwarz angemalte Person mit Kraushaarperücke und Knochen in der Hand auf die Bühne trat, überlegte sich Gilles Meyer (Name geändert) kurz, ob er Licht und Tonregler einfach runterfahren sollte. «Das war zu viel für mich», sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung.»

Name geändert, Parkverbot unverändert. (Screenshot Tamedia)

Meyer (im Foto unverändert) hätte nun seinem Unwohlsein über dieses erschreckende Zeichen von Rassismus, Diskriminierung, Hetze gegen Andershäutige, gegen diese kulturelle Aneignung tatsächlich mit Arbeitsverweigerung oder einem lauten Protest (oder einem Protestschreiben an die Veranstalter) Ausdruck geben können. Aber dazu hätte es Zivilcourage gebraucht.

Stattdessen waltete der DJ (Berufsbezeichnung nicht geändert) seines Amtes, als sich vor seinen schreckensgeweiteten Augen diese Szenen abspielten:

«Während er hinter dem Mischpult stand, vollführten Personen auf der Bühne ein Theater. Dabei war eine Person schwarz angemalt, hielt einen Knochen in der Hand, trug einen Bastrock und eine Kraushaarperücke. In einem gross projizierten Video ahmte ein Mann im Regenbogenhemd eine homosexuelle Person nach, und eine Frau trat als brasilianische Sexarbeiterin auf. Das Publikum, zu dem auch Wirtschaftskapitäne aus der Zürcher Elite gehörten, lachte zu den Sketchen.»

Sodom und Gomorra waren ein Dreck gegen die Zustände bei diesen Festen der Zürcher Zünfter. Meyer (Haltung geändert) klagt: «Dieser Rassismus war eine neue Dimension für mich». Dabei ist er sich einiges gewohnt: «Seine Sensibilität für diese Themen erklärt er auch mit seiner Herkunft. Seine Mutter sei halb Französin und halb Algerierin, sein Vater stamme aus der Berner Bourgeoisie. Er selber sei gebürtiger Schweizer. «Ich werde mit meinen blauen Augen und der hellen Haut als weisse Person wahrgenommen, weiss aber wegen meiner Herkunft, was es heisst, diskriminiert zu werden», sagt er.»

Wissen um Diskriminierung trotz Erscheinung als gebürtiger Schweizer mit blauen Augen und weisser Haut. Moment, ist diese Selbstbeschreibung nicht etwa auch ausschliessend, diskriminierend, rassistisch? Au weia.

Die Veranstalter des privaten Anlasses sind nun doch etwas enttäuscht, wie der Tagi weiss: ««Nie hätte ich gedacht, dass du mein Vertrauen so missbrauchst», schrieb ihm die Organisatorin». Da hat sie recht, und darin besteht der eigentliche Skandal.

ZACKBUM fragt sich bang, ob nun auch die Gutmenschen-Komiker Mike «Arschloch, Reichskristallnacht» Müller und Victor Giacobbo an die Kasse kommen. Die haben doch auch schon fremdrassige, andersgeschlechtliche, als Prekariatsmitglieder marginalisierte Personen gespielt. Mit Perücke! Mit Make-up! Am Schweizer Farbfernsehen! Da müssen gar keine Videos «geleakt» werden, das kann jeder nachschauen.

Offenbar ist sich der Tagi nicht so sicher, welche Leserreaktionen er sich damit einfängt. Denn für diesen Artikel ist die Kommentarfunktion gesperrt. Der Tagi gibt ja nicht auf, wenn es darum geht, ein totes Pferd zu peitschen. Also schiebt er den Artikel «Zürcher Staatsanwaltschaft prüft Strafverfahren» nach. Offensichtlich will sich nicht nur die Redaktion des Tagi lächerlich machen. Apropos:

«Zuvor hatte die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (ERK) die Darbietung mit rassistischen und diskriminierenden Inhalten beim diesjährigen Ball beim Bögg in Zürich verurteilt, weil sie «rassistische Stereotype reproduziere».» Wie peinlich ist das denn, wenn eine Zürcher Zeitung diesen Namen falsch schreibt?

Aber zurück zum charakterlich fragwürdigen Pseudonym-Meyer. Nehmen wir an, Sie planen eine private Feier. Um sich nicht so ums Organisatorische kümmern zu müssen, engagieren Sie etwas Personal und einen DJ. Im Verlauf des feuchtfröhlichen Abends kommt es zu den üblichen Darbietungen angeheiterter Gäste oder gar von Ihnen selbst, wenn Sie ihren Brüller «ich imitiere eine arabische Bauchtänzerin» zum Besten geben.

Dazu fallen Wörter wie (sensible Leser, Augen zu!) M***, gar das N-Wort schwirrt durch den Raum, einer macht sich über Kampflesben lustig, ein anderer über die A***backen eines unerträglichen angeblichen Dichters, der nicht ganz dicht ist.

Und plötzlich finden Sie sich damit im Organ der Scharfrichter über unerlaubte Scherze wieder. Ein vor Entrüstung bebender David Sarasin, der seine christliche Kraft aus gelegentlicher Autorschaft bei «Chrismon, das evangelische Magazin» schöpft, schlägt Sie dafür ans mediale Kreuz. Keine Abbitte, keine Beichte (man ist schliesslich nicht katholisch), kein Bereuen nützt Ihnen da. Das ewige, zumindest temporäre Fegefeuer ist Ihnen sicher.

Als Vorbereitung werden Sie ein paar Tage durch den Tagi geschleift. Was, Sie wagen es, von privatem Anlass zu schwatzen, keinen Kommentar abzugeben, kein klitzekleines Zeichen von Reue und Einsicht zu zeigen? Sie Unmensch. Sie Rassist.

Apage, satanas, würde da der Tagi sagen, wenn er Latein könnte.

 

 

Schwurbler Surber

Man könnte ja einfach einen Fehler zugeben. Aber doch nicht die WoZ.

Ein Ruefer-Hasser ging des Längeren mit einem aus dem Zusammenhang gerissenen Satz des TV-Kommentators Sascha Ruefer hausieren. CH Media munkelte etwas darüber, die NZZ lehnte vornehm ab. Aber Renato Beck, ehemals gescheiterte «TagesWoche», nun WoZ, griff begeistert zu und beging einen üblen Rufmord an Sascha Ruefer.

«Dabei war der Satz klar rassistisch», behauptet Beck, dafür hätte er auf dem Spielfeld die rote Karte gekriegt. Schon alleine für das sinnlose «dabei». Zudem dafür, dass er einen off-record-Satz aus einem einstündigen Interview mit Sascha Ruefer zitiert.

Dabei wollte Ruefer nur – etwas ungeschickt – klarstellen, dass der Captain der Fussball-Nati kein typischer Schweizer sei, was aus dem Kontext klar hervorgeht. Die NZZ zitiert ihn: «Ruefer fragte den Interviewer, warum Xhaka jeden aufrege. Und er gab die Antwort selber: weil Xhaka alles sei, nur nicht Schweizer. Der Interviewer lachte

Die WoZ landete mit ihrer Denunziation einen medialen Erfolg und wurde fleissig zitiert. Nun könnte sie es dabei bewenden lassen und sich bei Ruefer entschuldigen. Das würde Grösse und Anstand zeigen.

Über beides verfügt Beck nicht. Statt auf höflich-kritische Fragen von ZACKBUM zu antworten, keift er: «Sie auch noch? Sind Sie jetzt im bürgerlichen Mainstream angekommen?» Was für ein Kläffer.

An seiner Statt ergreift nun der Co-Leiter Kaspar Surber das Wort – und lässt es lange nicht los. Er orgelt drauflos: «eine migrations- und medienpolitische Einordnung», als dürfte er den Leitartikel der NZZ schreiben. Surber könnte nun etwas ganz Einfaches tun. Eingestehen, dass Beck Scheisse gebaut hat, einen Aufreger herbeischrieb, unfair, blöd, unprofessionell.

Surber könnte hinzufügen, dass Becks hasserfüllte Art, allen den Mund verbieten zu wollen, die nicht seiner Meinung sind, eigentlich keinen Platz in einer pluralistischen WoZ hat. Er könnte bestätigen, dass das Volkshaus durchaus auch einem Ganser, einem Rima, einem Thiel einen Saal vermieten darf. Vielleicht sogar einem Zeyer.

Stattdessen schwurbelt Surber los, dass es eine Unart hat. «Ein Satz als Chiffre», «ein Satz von ausgrenzendem Charakter», der Satz stehe «für den Umgang der Schweizer Gesellschaft mit Migration in den vergangenen drei Jahrzehnten». Eine Nummer kleiner hat es Surber nicht.

Dann dreht er weiter Locken auf der Glatze, wahrscheinlich ohne zu wissen, von wem diese grossartige Beschreibung seines Tuns stammt. Getarnte «menschenrechtswidrige Diskriminierung», «Othering», «struktureller Rassismus», «Alltagsrassismus», «rechtspopulistische Avantgardepartei SVP hetzt gegen Zuwanderung», «eine Äusserung wird nicht als Teil eines politischen Diskurses begriffen, sondern personalisiert». Immerhin fällt ihm hier auf, dass die WoZ selbst genau das tat.

Dann schäumt er in die Zielgerade: «Gerade das Fernsehen kann neue Vorstellungsräume schaffen und blendet doch häufig postmigratorische Realitäten aus.» Wer diesen Satz versteht, sollte anschliessend unbedingt Quantenphysik und Feldtheorie studieren.

Schliesslich beschwert sich Surber noch darüber, dass niemand den Satz in seinem Kontext direkt zitieren dürfe und dass die WoZ nicht zur Visionierung des Rohmaterials des Interviews eingeladen wurde. Dabei müsste Surber wissen, dass es da ein Copyright-Problem gibt und dass es sowohl SRF wie Ruefer völlig freigestellt ist, mit wem sie reden wollen – und dabei den Verursacher dieser Schmiere aussen vor zu lassen.

Schliesslich habe die WoZ die «Sorgfaltspflicht nicht verletzt», beurteilt sie sich selbst, als wäre sie eine kleine Ausgabe des Presserats. Abschliessend wird haarspalterisch behauptet: «Die WOZ hat Ruefer nie als Rassisten verunglimpft.» Auch der «später bekannt gewordene Kontext ändert unseres Erachtens nichts am ausschliessenden Charakter der fraglichen Äusserung».

Selbst ohne Ockhams Rasiermesser kann man ganz einfach diesen Ballon voller Sprachmüll ritzen. Bloss mit einfacher Logik. Wenn Ruefers Satz «ausgrenzenden Charakter» habe, dann gibt es also so etwas wie «den Schweizer». Gäbe es den nicht, könnte Ruefer nicht ausgrenzen. Gibt es «den Schweizer» aber, dann ist das die Beschreibung einer bestimmten Mentalität, Verhaltensweise, Kultur, Denkungsart. Damit ist nun keinesfalls eine Rasse gemeint, also kann die Behauptung einer Nicht-Zugehörigkeit nicht rassistisch gemeint sein.

Oder aber, der «Schweizer» ist eine Rasse. Erst dann ist man im Bereich des Rassismus. Ob Surber das meint? Darf man ihn dann selbst als Rassisten bezeichnen? Dass sich jemand wie Xhaka selbst nicht als rassenreiner Schweizer fühlt, was interessiert das den Surber. Wer «rassistisch» sagt, muss selbst einen klaren Begriff von Rasse haben, wie sieht der bei Surber aus? Er hat keinen, der Schwurbler, aber wie kann er dann die Denunziation «rassistisch» verteidigen, wenn er nicht mal sagen kann, was eine Rasse denn eigentlich sei?

In seinem Verteidigungswahn geht Surber noch einen Schritt weiter: ««Du bist vieles, aber halt doch kein Schweizer»: Wie oft haben Migrant:innen diese Wertung bei ihren täglichen Bemühungen um Anerkennung schon gehört oder gespürt

Nun wirft er sich noch paternalistisch zum Verteidiger von angeblich unter Ausgrenzung leidenden Migranten auf. Was er bei diesem Geschwurbel übersieht: Hat irgend ein Anwohner der Schweiz mit Migrationshintergrund gegen diesen Satz von Ruefer protestiert? Nein, das haben nur stellvertretend Leidende gemacht, Dumpfbacken wie Beck oder Surber. Blöder war eigentlich – eine Leistung – nur Tamedia. Der Konzern titelte tatsächlich: «Ohne Gegenbeweis ist SRF-Reporter Sascha Ruefer kaum zu retten».

Es lässt sich kein Gegenbeweis erbringen, dass Tamedia nicht völlig am Verblöden ist.

Was bleibt: ein Woke-Wahnsinniger hat einen rausgehauen. Aufgrund eines off-record-Satzes, aus dem Zusammenhang eines einstündigen Interviews und aus dem Mikrozusammenhang gerissen. Der Beckmesser wirft sich zur moralischen Instanz und zum Inquisitor auf; dieser Satz sei «klar rassistisch». Die Medienmeute japst hinterher, bis sie sich eines Besseren belehren lässt und von den Vorwürfen gegen Ruefer Abstand nimmt.

Die WoZ hätte die Gelegenheit gehabt, eine Woche danach den Fehler einzuräumen und sich für ihren Mitarbeiter zu entschuldigen. Damit hätte sie wenigstens gezeigt, dass ihr das Einhalten journalistischer Anstandsregeln wichtiger ist als die Verteidigung eines misslungenen Artikels.

Stattdessen schwurbelt Surber intellektuell dermassen bescheiden los, dass er den Schaden an der Reputation der WoZ noch deutlich vergrössert, wie auch Leserreaktionen zeigen. Dabei kann sein Sprachmüllballon mittels einfacher Logik ohne grossen Aufwand zum Platzen gebracht werden.

Beck ist peinlich, aber Surber konnte das noch steigern. Was bedenklich ist: er schreibt diesen Stuss, liest ihn durch, gibt ihn in die Produktion – und keiner in der WoZ hat die Eier (oder Eierstöcke), um zu sagen: wollen wir uns wirklich noch mehr lächerlich machen?