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Weltfrauentag und die Folgen

Vor drei Jahren protestierten 78 erregte Tamedia-Frauen.

Die Vorwürfe waren happig. Diskriminierung, Sexismus, anzügliche Sprüche, demotivierende Arbeitsatmosphäre. Überhaupt würden Frauen nicht ernstgenommen, der Redaktionsalltag sei ein Spiessrutenlaufen, vorbei an glotzenden, anzüglichen Männern. Furchtbar.

Dass Frauen auch fies sein können, bewiesen die beiden Initiantinnen des Protestschreibens. Sie flunkerten, dass der Brief für den internen Gebrauch sei und an Geschäftsleitung sowie Chefredaktion ginge. Dann händigten sie ihn hinterrücks der einschlägig bekannten Jolanda Spiess-Hegglin aus, die ihr übliches Geschrei anstimmte. Die meisten Unterzeichnerinnen waren nicht gefragt worden; Weiber halt, wen interessiert schon deren Meinung.

Garniert war das Schreiben mit über 60 angeblichen Vorfällen zwecks Illustration. Kleiner Schönheitsfehler: es fehlten jegliche Angaben, die eine Überprüfung ermöglichen könnten. Also eine reine Luftnummer. Dennoch zeigte sich Chefredaktion und Geschäftsleitung tief zerknirscht, ohne den Wahrheitsgehalt der Behauptungen auch nur analysiert zu haben.

Die zwei Initiantinnen holten sich ihre 15 Minuten Ruhm ab, die Mitunterzeichnerinnen schwiegen verkniffen auf jegliche Anfrage. Resultat: Raphaela Birrer hat Arthur Rutishauser als Oberchefredaktor abgelöst, eine Kerstin Hasse ist unsichtbares Mitglied der Chefredaktion.

Weiteres Resultat: kein männlicher Entscheidungsträger traut sich noch, einer Schreiberin zu sagen, dass ihr Text geholperter Schwachsinn ist. Weiteres Resultat: viele Pimmelträger verliessen Tamedia, da sie keinerlei Aufstiegschancen – ohne Geschlechtsumwandlung – mehr sahen.

Letztes Resultat: die angestrengte Untersuchung konnte keinen einzigen Fall verifizieren. Keinen. Nebenbei war die extra für diesen Zweck geschaffene interne Ombudsstelle kein einziges Mal kontaktiert worden. Niemals. Es ging also ausschliesslich um Effekthascherei, damit nicht nur die Initiantinnen trotz sackschwacher Performance eine ganze Weile unkündbar bleiben konnten.

All das merkt man den Organen von Tamedia bis heute schmerzlich an. Gendersprache, inkludierende Turnübungen, seitenlange Anleitungen, wie man die deutsche Sprache mit Sternchen und anderem Unfug vergewaltigen kann.

Den Mohrenkopf dabei nie vergessen.

Dieses Gekeife ist erbärmlich. Warum? Weil es ein Frauenproblem auf der Welt gibt, dem sich diese Frauenbewegung mit aller Energie und Kraft widmen sollte. Aber sprachliches Gehampel und Gestöhne und Gejammer hat einen Vorteil: es ist wohlfeil, strengt nicht an und verlangt keinerlei Einsatz.

Das Frauenproblem heisst Klitorisbeschneidung. Darunter versteht man die teilweise oder vollständige Entfernung, Verstümmelung der äusseren weiblichen Genitalien. Meistens ohne Betäubung, mit untauglichen Werkzeugen und unter bestialischen Schmerzen der minderjährigen Opfer. Die meisten der fürs Leben geschädigten Frauen sind zwischen 0 und 15 Jahre alt. Der Eingriff, oft auch noch ergänzt durch das Zunähen der Vagina, ist nicht rückgängig zu machen.

Weltweit leben geschätzt 200 Millionen Frauen, die dieser Tortur unterzogen wurden. Jährlich kommen 3 Millionen dazu, Tendenz steigend. Sie ist in Afrika verbreitet, in einigen Ländern Asiens sowie im Nahen Osten. Insbesondere Länder wie Somalia, Eritrea, Sudan, Ägypten, Guinea, Sierra Leone, Mali und Djibouti weisen hohe Beschneidungsraten auf.

Das ist kein Phänomen in weit entfernten, dunklen Gebieten der Welt. Auch in der Schweiz geht man von über 25’000 betroffenen oder gefährdeten Mädchen aus. In Somalia sind 98 Prozent aller Frauen beschnitten, in Äthiopien 74 Prozent.

Das ist das mit Abstand widerlichste, kriminellste und unmenschlichste Verbrechen gegen die körperliche Integrität, gegen die Sexualität einer Frau. Damit soll sichergestellt werden, dass sie beim Geschlechtsakt keine Lust empfindet und daher ihrem oft zwangsverheirateten Mann treu bleibt.

Es als kulturelle Eigenart zu verniedlichen, die man nicht eurozentristisch verurteilen, sondern respektieren sollte, ist neben der Befürwortung einer Burka wohl das Absurdeste, was kampffeministischen Kreisen eingefallen ist.

Es gibt nichts auf der Welt, was im Thema Frauenunterdrückung verabscheuungswürdiger ist. Und was tut die Frauenbewegung am Weltfrauentag dagegen? Nichts. Ausser vielleicht ein paar Lippenbekenntnisse absondern. Und sich dann wichtigeren Themen wie Genderlehrstühlen oder dem Kampf gegen die Männersprache zu widmen.

Das kann man (also Mann und Frau) doch nicht ernst nehmen.Genauso wenig wie Karriere nicht durch Kompetenz, sondern durch Geschlecht.Das sind dekadente Pervertierungen. Das hat den Charme des der später geköpften französischen Königin Marie-Antoinette unterstellten Satzes, als man ihr mitteilte, dass das Volk hungere, weil es kein Brot gebe: Dann sollen sie doch Kuchen essen.

 

Sexismus – im Ernst?

Das Problem sind nicht die Männer.

«Die Medienbranche hat ganz klar ein Sexismusproblem», behauptet Miriam Suter, «stv. Chefredaktorin von ElleXX».  Miriam who? Chefredaktorin wovon? Macht nix, mit solchen Banalitäten kommt man heutzutage in «10 vor 10» und überall hin.

Aleksandra Hiltmann, inzwischen offen für Neues, und Salome Müller, inzwischen beim Schweiz-Split der «Zeit», sind noch nie als begabte Schreiberinnen aufgefallen. Müller hat es noch nie über einen Schulaufsatz-Stil hinausgebracht. Dennoch hatten beide ihre fünf Minuten Ruhm und auch einen Auftritt bei «10 vor 10», weil sie einen Protestbrief gegen angeblichen Sexismus bei Tamedia lancierten. Mit über 60 anonymisierten, nicht belegbaren, bis heute nicht verifizierten angeblichen Beispielen von verbalen Übergriffen.

Patrizia Laeri entblödet sich nicht, mit einem angeblichen, über 20 jähre zurückliegenden Kuss-Versuch an die Medien zu gelangen. Anuschka Roshani hat immerhin den Mut, bei ihren Anschuldigungen konkret zu werden; Situationen, Zeugen und den Täter zu benennen. Allerdings sind auch diverse ihrer Beispiele schon viele Jahre alt. Noch ist es unklar, ob und wie weit ihre Vorwürfe zutreffen, wie sehr sie dadurch motiviert ist, nicht Chefredaktorin, sondern entlassen zu werden.

Gibt es verbal und sogar körperlich übergriffige Männer im Journalismus? Sicherlich. Gibt es inzwischen interne Anlaufstellen, um das zu denunzieren und zu sanktionieren? Allerdings. Sehr schräg ist doch, dass 78 erregte Tamedia-Frauen unerträgliche Zustände beklagten und einen Gemischtwarenladen von Vorwürfen eröffneten. Während aber die Tamedia-Anlaufstelle für sexuelle Belästigungen keine einzige Kontaktnahme verzeichnete. Null.

Schräg ist doch auch, dass den Unterzeichnerinnen versichert wurde, dass das Schreiben hausintern wie es sich gehört an die Geschäftsleitung und die Chefredaktionen ginge. Während es hinter dem Rücken der Unterzeichnerinnen fast zeitgleich via den nicht über jeden Zweifel erhabenen Absender Jolanda Spiess-Hegglin in die Medien gestreut wurde.

Ist das das richtige Vorgehen, wenn es frau nicht um Erregungsbewirtschaftung, sondern um Problemlösung geht?

Was haben all diese «jetzt rede ich»-Auftritte in der Öffentlichkeit an Kollateralschaden ausgelöst? Die Behauptung, teilweise viele Jahre zurückliegend sexuell belästigt worden zu sein, hat dieser Anschuldigung den Beigeschmack verliehen, schlichtweg eine Waffe nicht im Geschlechterkampf, sondern in Machtkämpfen geworden zu sein. Nichts leichter, als einen unliebsamen Chef damit loszuwerden.

Denn üblicherweise hat «er hat mich sexuell belästigt» zur Folge, dass eine Beweisumkehr stattfindet. Nicht die Klägerin muss ihre Anschuldigung beweisen, der Angeschuldigte muss seine Unschuld beweisen. Nur, wie, wenn der Vorfall Jahre zurückliegt? Strafrechtlich längst verjährt ist, während die Behauptung mit Namensnennung in der Öffentlichkeit einwandfrei strafbar wäre.

Ein weiterer Kollateralschaden: Stellen wir uns die nicht seltene Situation vor, dass ein männlicher Vorgesetzter einer weiblichen Untergebenen erklären muss, dass ihr Werk, ihr Artikel Schrott ist. Unbrauchbar. Schlecht. Fehlerhaft. Waltet er seines Amtes, läuft er Gefahr, in den Hammer zu rennen, dass er das nur meine, weil es eine Autorin sei. Läuft er Gefahr, darüber hinaus beschuldigt zu werden, er habe sich verbal übergriffig benommen.

Nur so ist zu erklären, dass Trümmerwerke von solche Autorinnen den Leser belästigen. Wenn eine Autorin schreibt, dass Marie Curie die Röntgenstrahlen entdeckt hat, hat da wirklich die angebliche Qualitätskontrolle bei Tamedia versagt? Oder hat sich niemand getraut, korrigierend einzugreifen?

Dritter Kollateralschaden: Kämpfe um Gendersternchen und andere Vergewaltigungen der deutschen Sprache machen Texte unlesbarer und sind, wie Meinungsumfragen ständig beweisen, der Mehrheit der Konsumenten von Texten völlig schnurzegal. Hier werden Scheindebatten geführt, Phantomschmerzen beklagt, schlimmer noch, der Leser vergrault. Weil sich durch die Verwendung des generischen Maskulinum weiterhin die überwiegende Mehrheit der Frauen mitangesprochen fühlt.

Solche verbalen Luftkämpfe sind aber viel spektakulärer als knochenharte Gewerkschaftsarbeit, Kämpfe um Kinderkrippen, Lohngleichheit, Arbeitsmodelle, die Kind und Karriere erleichtern.

Was viele Aussenstehende überhaupt nicht verstehen: da arbeiten viele Frauen in privilegierter Stelle in Medienhäusern, werden für eine meistens interessante Arbeit gut bezahlt – und jammern öffentlich darüber, wie schlecht sie behandelt werden, wie diskriminiert, demotiviert sie seien, welch unerträgliches Arbeitsklima herrsche. Anstatt die Konsequenz zu ziehen, zu kündigen und selbst etwas Besseres auf die Beine zu stellen, wird gejammert und gefordert. Als sei der Arbeitgeber verpflichtet, noch ein Wellness-Wohlfühlprogramm für verletzte Schneeflocken anzubieten.

Es ist bis heute unverständlich, wieso Tamedia die 78 Frauen, die öffentlich gegen ihre Treuepflicht, gegen das Geschäftsgeheimnis verstossen haben und eine massive Rufschädigung ihres Arbeitgebers bewirkten, nicht fristlos freigestellt hat. Oder ihnen zumindest einen strengen Verweis aussprach, eine Abmahnung in die Personalakte setzte.

Stattdessen entschuldige sich der Oberchefredaktor präventiv, obwohl bis heute kein einziger Fall bewiesen wäre. Damit ist natürlich Tür und Tor für weitere solche Aktionen geöffnet. Es ist ja kein Wunder, dass CH Media und Ringier von solchen flächendeckenden Anschuldigungen verschont blieb.

Ums auf den Punkt zu bringen: Tamedia ist eine Anlaufstelle für Gutmenschen, für Missionare, für Angestellte, die nur in zweiter Linie das tun wollen, wofür sie sehr gut bezahlt werden. Nämlich News herstellen, einordnen und analysieren. Viel lieber möchten sie belehren, kommentieren, verantwortungslos Ratschläge zu allem geben, Handelnde und Regierende vom Logenplatz des Betrachters aus massregeln, kritisieren, wohlfeile Behauptungen aufstellen, wie man es viel besser und richtiger machen solle.

Damit sorgen sie redaktionsintern für das toxische Arbeitsklima, das sie lautstark beklagen.

Erst das schreckliche Erdbeben in der Türkei und in Syrien verdrängte die Nabelschau der Journalisten aus den Schlagzeilen. Was sie wieder mal vergassen: ihre Selbstbetrachtung interessiert ihn erster Linie die Journalisten selbst. Weil die sich aber so unendlich wichtig nehmen, der Bote für sie viel wichtiger ist als die Botschaft, mussten sie ihre Meinung zum Thema Canonica lang und breit der Öffentlichkeit mitteilen. Geben sie jeder Trittbrettfahrerin eine Plattform, so unsinnig deren Behauptungen auch sein mögen.

Dieser falsch verstandene Feminismus wird nicht zu einer Verbesserung der Situation der Medien und des Journalismus führen. Er ist ein weiterer Sargnagel auf dem Weg nach unten, ins Grab.

Quote ist Quatsch

Quote mindert Qualität und bewirkt das Gegenteil des Beabsichtigten.

Vor rund 9 Monaten landeten Tamedia-Mitarbeiterinnen den wohl grössten Scoop ihrer ganzen Karriere. Zwei zuvor durch keinerlei journalistische Leistungen aufgefallene Rädelsführerinnen liessen via Jolanda Spiess-Hegglin ein für internen Gebrauch bestimmtes Protestschreiben an die Öffentlichkeit durchsickern.

Perfekt getimt zum Tag der Frau erregte es gewaltig Aufsehen. 78 Mitarbeiterinnen hatten ein Schreiben unterzeichnet, das sich über demotivierende Zustände, Diskriminierung und Sexismus auf den Redaktionen beschwerte. Rund 60 anonymisierte Beispiele sollten das belegen.

Abgesehen davon, dass sie an Harmlosigkeit kaum zu überbieten waren und durch die völlige Anonymität nicht nachprüfbar, landete diese Aktion einen vollen Erfolg. Er beförderte die beiden Initiantinnen in den Fokus der Öffentlichkeit und verschaffte ihnen sogar einen Kurzauftritt in «10 vor 10».

Einknicken, entschuldigen, Besserung geloben

Mehr als das, die gesamte Tamedia-Führungsriege knickte widerstandslos ein. War betroffen, entschuldigte sich, sah ein Problem, kündigte strenge Untersuchung an, versprach Abhilfe. 9 Monate später ist die Untersuchung offensichtlich mangels Möglichkeit zur Verifizierung (welcher männliche Sexist soll was zu welchem weiblichen Opfer gesagt haben?) verröchelt.

Aber die Ansage des Mitglieds der Geschäftsleitung bleibt: 40 Prozent Frauenanteil auf allen Hierarchiestufen, das ist das Ziel. Marco Boselli, Co-Geschäftsführer von Tamedia, bekannte sich zur Quotenregelung.

So wird alles gut. Für Frauen …

Und schlug damit einen weiteren Sargnagel bei der Beerdigung des Qualitätsjournalismus ein. Denn Quote killt Qualität, das ist eine feststehende Tatsache. Genauso wenig, wie das Geschlecht ein Kriterium für Kompetenz oder öffentlichen Auftritt sein darf, sorgt Quote nur dafür, dass durch sie diskriminierte Mitarbeiter abwandern.

Die Fähigen gehen, die Unfähigen bleiben

Ausgerechnet die, die eigentlich Karriere machen wollen. Denn die einfach zu verstehende Wirkung ist: selbstverständlich sind auch bei Tamedia leitende Positionen überwiegend von Männern besetzt. Und da weder Big Boss Pietro Supino, noch Oberchefredaktor Arthur Rutishauser, noch Geschäftsführer Marco Boselli, noch «Blick»-Chef Christian Dorer an eine Geschlechtsumwandlung denken dürften, bedeutet Quote, dass Körper mit Vagina ganz klar bessere Karten haben als Körper mit Pimmel.

Also gehen die Pimmel fremd; typisch Mann. Kurt W. Zimmermann zählt in der neusten «Weltwoche» ein paar Beispiele auf. Beat Schmid, vor nicht allzu langer Zeit von CH Media zu Tamedia gestossen, geht. Ein herausragender Wirtschaftsjournalist. Ebenso Markus Diem Meier. Oder Linus Schöpfer, womit das eh schon auf dem Sterbebett liegende Kulturressort unter Federführung von Nora Zukker oder Andreas Tobler noch die letzten Leser in die Flucht schlagen wird.

Denn Quote heisst: den Aufstieg in Männergremien kann man als Mann vergessen. Leistung, Kompetenz, die Bearbeitung von Themen, die 99 Prozent aller Leser entschieden mehr interessieren als «free bleeding» oder die neusten Entwicklungen im korrekten Gendern der Sprache – spielt keine Rolle mehr.

Was inzwischen alles die Leser belästigt …

Schlimmer noch, schon vor dieser Quotenregelung merkte man Tamedia immer deutlicher an, dass sich männliche Vorgesetzte kaum mehr trauten, weiblichen Sprachmüll dem Leser zu ersparen. Denn wer will schon gerne als demotivierender Sexist an den Pranger gestellt werden, dessen männliche Sicht die Qualitäten eines weiblichen Texts gar nicht erfassen kann.

Binäre Quoten sind der Gipfel der Diskriminierung. Wenn es nur um Vagina oder Penis geht, wo bleiben die Kurzsichtigen? Die Brillenträger? Die polygamen Schwulen? Die enthaltsamen Lesben? Die Veganer? Die Latzhosenträger? Die Fans von Gucci-Handtaschen? Und vor allem: die Non-Binären, die Transmenschen? Oder die trockenen Alkoholiker, die Zigarrenraucher, die Marathonläufer, die Biertrinker?

Von den dadurch möglichen Untergruppen ganz zu schweigen, wir erwähnen hier nur den glatzköpfigen, sowohl horizontal wie vertikal herausgeforderten Schwulen mit ex-veganem Hintergrund und der finsteren Absicht, sich umoperieren zu lassen. Wo ist dessen Quote, und wenn nicht, wieso lassen wir diese Diskriminierung zu?

Für Tamedia, für die Leser und für die Pimmelträger im Hause sind das schlechte Nachrichten. Aber es gibt auch eine gute. Drittklassige Redaktorinnen, unfähige Managerinnen, selbst strunzblöde Blondinen (ob echt oder gefärbt) haben Karrierechancen wie noch nie in ihrem Leben. Allerdings: nachhaltig Karriere machen kann man nur in einer Firma, die sich nicht im Sturzflug befindet.

Und erst noch stolz drauf. Cover des deutschen «Stern».

Sonst wird man höchstens zum Bestatter, zur Bestattungsgehilfin. Und das ist höchstens am TV lustig.

Leistungsabfrage

Salome Müller, bald Ex-Tamedia, und Aleksandra Hiltmann: was leisten die eigentlich?

Die beiden haben sich etwas geleistet. Einen gelungenen Versuch, mit bislang völlig unbelegten Behauptungen den Ruf ihres Arbeitgebers zu bekleckern. Unerträgliche Zustände, triefend vor Sexismus, Frauendiskriminierung, demotivierend, gravierend, in die Flucht treibend.

So ihr vernichtendes Fazit in einem Protestschreiben, das sie pünktlich zum Tag der Frau vor drei Monaten auf die Rampe schoben und durch Jolanda Spiess-Hegglin in die Öffentlichkeit schieben liessen. Ohne dass das alle Unterzeichnerinnen gewusst oder gar gebilligt hätten.

Tamedia eierte (Pardon) eine Weile rum, um dann markig zu verkünden, dass nun das Bestreben sei, auf allen Hierarchiestufen 40 Prozent Frauenanteil zu etablieren. Seither wird gemunkelt, dass sich im Geheimen Männerverteidigungsgruppen bilden, die konspirativ ihren Überlebenskampf vorbereiten.

Weil man von den beiden Rädelsführerinnen nach ihrem Auftritt bei «10 vor 10» nicht mehr viel hörte: was tun die eigentlich sonst so? Stehen doch bei Tamedia, diesem Schweinebackenkonzern, auf der Gehaltsliste und verdienen ziemlich gut, sowie sicher und mit Fringe Benefits sowie generösen Fortbildungsmöglichkeiten.

Leistung in einem Mondzyklus gemessen

Also, neben motzen, fordern und leiden, wie sieht denn die Leistungsbilanz aus? Nehmen wir einen Mondzyklus, moderner formuliert: den Ausstoss in den letzten 30 Tagen. Wir schicken voraus, dass beide Journalistinnen den Verlag zusammen so rund 20’000 Franken gekostet haben dürften. Lohn, Lohnnebenleistungen, Sozialversicherungen, Arbeitsplatz plus Infrastruktur.

Wir nehmen auch hin, dass ZACKBUM hier mal wieder typisch männliches Leistungsbewusstsein, Konkurrenzdenken, Längenvergleich usw. an den Tag legt; also all das, was sensible Frauen so hassen. Zu Recht, kann man bei diesen beiden Grossschriftstellerinnen nur sagen. Ganz knapp die Nase vorn hat in diesem Zeitraum – Aleksandra Hiltmann. Sie hat einen Output von ganzen zehn Wortmeldungen. Grob unterteilt in 3 Kommentare und 7 Artikel, worunter auch Interviews fallen.

Also jeden dritten Tag durfte man etwas von Hiltmann lesen. Wir hier bei ZACKBUM.ch halten es umgekehrt; jeden Tag drei Stücke. Dafür unbezahlt. Aber eben, blödes Machogetue. Ausserdem kommt es doch auf den Inhalt, nicht die Menge an. Nun ja, eine einfühlsame Kolumne über ihren «Impfarm», ein Stück über die Unsichtbarkeit von Menstruationsblut in der Öffentlichkeit, das setzt natürlich ein Niveau, zu dem wir hier nichtmal hinaufblicken können. Oder hinab? Egal, Output 10.

Im Schlafwagen durch den Journalismus

Salome Müller bringt es in der gleichen Periode, also in einem Monat, Pardon, auf ganze 8 Stück. 1 Kommentar, 5 Artikel und zweimal ist sie als Mitautorin erwähnt. Also alle vier Tage wurde die Welt besser, weil sich Müller zu ihr äusserte. Ist ja auch nicht nix. Aber auch nicht viel mehr.

Kassensturz: 1111 Franken liess sich Tamedia jedes Werk der beiden Damen kosten. Ein teurer Spass, eigentlich, viel Spass hat’s auch nicht gemacht. Nicht mal den Autorinnen, denn sie mussten ja ihr Werk weiterhin unter frauenunwürdigen Zuständen verrichten, demotiviert, belästigt, ohne Anstand behandelt.

Aber immerhin, Müller hat sich – völlig freiwillig – für die Freiheit entschieden, den Ausbruch, den Aufbruch. Zukünftig müssen sich die triebhaften Machomänner von Tamedia ein anderes Objekt ihrer unsauberen und unanständigen Gedanken suchen. Denn Müller wird demnächst eine Lücke hinterlassen, die sie nicht nur vollständig und unmerklich ersetzt. Sondern es geht jetzt schon ein Aufatmen durch die Reihen. Der Männer, selbstverständlich. Aber auch der Leser, die nicht mehr länger mit Gendersternchen und ähnlichem Unsinn belästigt werden.

Opfer Salome Müller

Sie hat zusammen mit Aleksandra Hiltmann das Protestschreiben der Tamedia-Frauen verfasst. Was hat sie sonst so gemacht?

Laut den Unterzeichnern des Protestschreibens werden Frauen bei Tamedia übel behandelt. Sexismus, Diskriminierung, Demotivierung, fehlende Wertschätzung und Anstand. Wie wirkt sich denn dieses Arbeitsklima auf die Redaktorin Salome Müller aus?

Um nicht in Gefahr zu geraten, machomässig Inhalte zu kritisieren, schauen wir uns den übrigen Output von Müller quantitativ an. In den letzten sechs Monaten, zum Beispiel.

Daraus kann man sicher ermessen, wie sehr Müller persönlich unter diesen «demotivierenden» Arbeitsverhältnissen leidet. Oder anders gefragt, was hat Tamedia für rund 50’000 Franken (Lohn plus Arbeitnehmeranteile, Arbeitsplatz, Spesen) bekommen?

Opfer Müller (Bild Stadtblog Tages-Anzeiger).

Insgesamt 32 Stücke aus der Feder von Müller. Davon 8 Kommentare, 7 mal war Müller Co-Autorin. Bleiben also 17 eigene Artikel. Wenn man alle nimmt, dann hat Müller 5,3 Artikel pro Monat geschrieben. Ziemlich viel Geld wofür?

Themen für Anfänger

Es fällt auf, dass Müller sich gerne Themen annimmt, die als erste Übungen für angehende Journalisten beliebt sind. «Grab der Einsamen» über Verstorbene ohne Hinterbliebene. Ein Rilke-Gedicht. Über die erste Astronautin, die zum Mars möchte. Über die Schauspielerin Sabina Schneebeli, die in einem Altersheim arbeitet. Oder «Unterwegs im vorweihnachtlichen Zürich».

Gewalt in Beziehungen, die erste Nationalrätin, Emma Corrin als Lady Di in «The Crown», die tätowierte neuseeländische Aussenministerin, Ergebnisse der Umfrage «Was Frauen wollen», das ist so etwa das Themenspektrum von Müller. Die Stücke ähneln Schulaufsätzen einer bemühten Schülerin, die mangelnde Fähigkeit durch Fleiss und Gesinnung ausgleichen möchte.

Natürlich äussert sie sich auch zum Verhüllungsverbot, über «Frauen in der Politik», besucht die Umweltschutz-Besetzer eines Hügels in der Waadt, die nach ihrem Abgang einen unglaublichen Haufen Müll hinterliessen. Und verantwortet den tägliche Newsletter zusammen mit einem Kollegen, wo sie männliche Leser durch ihre Anredemarotten zur Weissglut treibt. Den die erkennen sich beim besten Willen nicht unter den «Liebe Leserinnen*», an die sich Müller wendet.

Natürlich von aussen betrachtet und ohne nähere Kenntnisse, welchen täglichen Belästigungen, Übergriffen, Diskriminierung, Sexismus und Spott wegen ihrer Sternchenmarotte sich Müller ausgesetzt sieht: schwierig, hier Missbrauch und Unterdrückung zu erkennen.

Im Schnitt ein Artikel pro Woche

Das ist natürlich die männliche Perspektive, die sicherlich nicht in der Lage ist, viele weibliche Aspekte zu berücksichtigen. Aber: Eine Journalistin, die im Schnitt einen Artikel pro Woche rauspustet, wenn man Kommentare und Co-Autorenschaft weglässt, die muss schon auf hohem Niveau jammern.

Ausserdem kann sie sich offensichtlich die Themen selbst aussuchen, wenn sie der «Gewalt in jeder zweiten Paarbeziehung» nachgeht, treibt sie eine Jugendliche auf, die erzählt. Wenn sie die Besetzer in der Waadt besucht, nimmt sie sich Zeit. Ebenso, wenn sie das Schicksal eines jugendlichen Asylsuchenden nachzeichnet.

Ein bunter Strauss von Themen, schwergewichtig natürlich Frauenthemen. Während die Schlagzahl für viele Redaktoren heutzutage so aussieht, dass sie mindestens ein, zwei Online-Meldungen plus mindestens einen Artikel absondern sollten – pro Tag, versteht sich – erscheint ein eigener Artikel pro Woche doch geradezu paradiesisch.

Beschäftigungstherapie für Müller?

So paradiesisch, dass offenbar als Beschäftigungstherapie die halbe Betreuung des Newsletters draufgeschnallt wurde. Es kann nun sein, dass Müller Bedenken kamen, ob sie dieser plötzlichen und zusätzlichen Belastung überhaupt gewachsen wäre.

Immerhin mindestens drei der anonymen Beispiele, wie schlimm Frauen bei Tamedia behandelt werden, stammen offenbar von ihr. Mit dieser Protestnote hat sie zumindest eines erreicht: unabhängig von ihrer Leistung ist sie nun praktisch unkündbar. Wo sich allerdings ihr gegenüber Sexismus äussern soll, vielleicht abgesehen von der völlig berechtigten Gegenwehr gegen ihr absurdes Gendersternchen, ist nicht erkennbar.

Obwohl sie mit Kollegin und Co-Autorin Aleksandra Hiltmann sogar zu einer der beiden Sprecherinnen der Tamedia-Protestierer geworden ist, unterlässt auch sie es bis heute, nur ein einziges Beispiel – konkret oder anonymisiert – zu schildern, als sie persönlich als Frau diskriminiert wurde.

Eine Ente ist – weiblich

Mit dem Spruch läge man bei Tamedia schon unter einer neuen Betroffenheitsoffensive. Aber hier ist sie wirklich weiblich.

Isabel Strassheim*, eine eher ruhige Schafferin und bei Tamedia für Pharma zuständig, was ja immer wieder Gelegenheit bietet, «Skandal» zu rufen, hat «Skandal» gerufen.

Allerdings nicht wegen unverschämten Preisen oder unverschämten Gewinnen oder unverschämter Gefühlskälte von Big Pharma. Sondern wegen bundesrätlichem Versagen:

Da hämte noch der Tagi über den Bundesrat.

Wenn der Tagi mal zeigt, was er kann, dann gibt er Vollgas. Anriss mit Karikatur auf Seite eins, Kommentar auf Seite zwei und grosser Bericht weiter hinten:

Feigheit vor dem Virus, Happy End versemmelt.

Hätten diese armen Schafe verschwinden müssen?

Das wünscht sich eigentlich jeder Journalist – auch jede Journalistin : Der Artikel schlägt ein wie eine Bombe. Zitierungen überall, natürlich fangen auch Politiker sofort an, zu hyperventilieren. Die einen fordern gleich den Rücktritt des Gesundheitsministers, die anderen wollen diesen neuen Skandal von Alain Berset genau untersuchen.

Dritte fordern sogar das schärfste Mittel, das der Nationalrat hat: eine PUK, eine parlamentarische Untersuchungskommission. Bislang gab es in der jüngeren Geschichte der Schweiz nur vier; eine ganze Latte von Anträgen wurde abgelehnt, zuletzt 2010 zur Finanzkrise und der UBS.

Die FDP setzte zum Sturmangriff an

Aber hier sah die FDP Gelegenheit, Terrain zu markieren und der SP eine reinzuwürgen. Denn ein Bundesrat, der aus welchen Gründen auch immer das Angebot einer eigenen Produktion von Impfstoffen ablehnt, obwohl schon das Terrain ausgeguckt war, wo nur noch der Widerstand des Tierschutzes zu überwinden wäre, wenn man die Schafe dort vertreibt? Ein Skandal, aber in Grossbuchstaben.

Nur: «Neuere Recherchen ergaben», vermeldete der Tagi klein und in kleinen Buchstaben versteckt in einem sogenannten Nachzug, dass das eine Ente war. Fake News, wie Trump für einmal richtig gesagt hätte. So formulierte es der Tagi natürlich nicht:

Nun, der FDP-Fraktionsvorsitzende stand mit mitten im Gefecht abgesägten Hosen da und versuchte, sich mit allen Politikersprüchen aus dem peinlichen Flop zu reden. Interessanterweise ohne den Schuldigen direkt zu kritisieren. Denn will man es sich mit einem der beiden Tageszeitungen-Monopolisten verderben?

Schlimmer erwischte es aber die Autorin. Sie verschwand grusslos in der Versenkung, die «Korrektur» war von «red.» für Redaktion unterzeichnet, die nachfolgenden Lonza-Artikel werden von anderen Tagi-Kräften geschrieben.

Ist über diesen und andere Flops der Oberchefredaktor auch betroffen?

Ist über eine ganze Reihe von Flops der Oberchefredaktor Arthur Rutishauser nicht betroffen, was sagt er zu diesem Megaflop? Auf Anfrage von persoenlich.com gibt er ein gequältes Statement über die Medienstelle ab: «Wir haben den ursprünglichen Artikel transparent korrigiert und aufgezeigt, was wir darüber wissen, wie der Sachverhalt war.»

Lassen wir das mal in all seiner Schäbigkeit so stehen. Wie sieht das denn nun intern aus? Einerseits geht so eine Ente, so ein Bauchklatscher doch arg an die Reputation und das Vertrauen. Üblicherweise kommt der Autor einer solchen Falschmeldung nicht ungerupft davon. Nur: hier ist es eine Autorin.

Eine Ente kommt selten allein.

Eine Redaktorin, die zudem das Protestschreiben mitunterzeichnet hat. Wir hätten gerne von ihr gewusst, ob sie einen Zusammenhang zwischen der frauenfeindlichen Atmosphäre und diesem Flop sieht. Was sie davon hält, dass das Thema nun von männlichen Kollegen weitergeführt wird. Und ob sie freiwillig oder auf männliche Anordnung im Hintergrund verschwunden ist.

Schliesslich wollten wir noch wissen, ob sie als Unterzeichnete vielleicht ein, zwei Übergriffe, Belästigungen, Diskriminierung aus eigenem Erleben schildern könnte. Ob sie bei einer solchen Anschuldigung wirklich ausschliesslich mit den üblichen anonymen Quellen operieren darf. Aber, leider reagierte Strassmann nicht auf eine Anfrage mit ausreichend Antwortzeit.

Das zeichnet die erregten Tamedia-Journalistinnen wirklich aus: austeilen, beschuldigen, sich als Opfer aufmascheln, immer nur anonyme Belege oder Zeugen in eigener Sache oder bei vermeintlichen Primeurs. Aber auf naheliegende, höfliche, journalistische Fragen reagieren: niemals; lieber feige wegducken. Weil: als Frau darf man das.

Frauen klagen an, dann schweigen sie

Das greift langsam um sich, muss man einfach sagen, auch wenn man dann als Macho oder Frauenfeind beschimpft wird. Im Austeilen ganz gross, im Einstecken oder im Reagieren auf kritische Fragen ausserhalb der geschützten Werkstätten des Betroffenheitsjournalismus: ganz, ganz klein, nur noch winzige hässliche Entlein paddeln da schnell davon.

 

*Seufz. Die Dame heisst natürlich Strassheim; ich danke mal wieder den Lesern und gelobe Besserung.

Hilfe, mein Papagei onaniert IV

Hier sammeln wir bescheuerte, nachplappernde und ewig die gleiche Leier wiederholende Duftmarken aus Schweizer Medien. Subjektiv, aber völlig unparteiisch.

Journalisten interessieren sich eigentlich nur für eins – andere Journalisten. Und sich selbst. Erst dann kommt alles andere. Berichterstattung, die Welt, Reportage, Kommentar, Recherche.

«10 vor 10» am «Tag der Frau» war ein Paradebeispiel dafür. Intro, dann schaut die Moderatorin ernst und gefasst in die Kamera. Die wichtigste Meldung des Tages: ein Brief von 78 Redaktorinnen bei Tamedia sorge «für Betroffenheit». Die Moderatorin schaut sehr betroffen und kündigt an, dass das auch der Schwerpunkt dieser Sendung sei. Dazu gibt’s noch einen Bericht über die Umsetzung des  Verhüllungsverbots und über die Comic-Verfilmung «Wonder Woman».

Diesmal zeigt der Papagei nur in eine Richtung.

Also sozusagen von Kopf bis Fuss auf Frau eingestellt. Aber die Fokus-Meldung ist natürlich der Protest von 78 Tamedianerinnen gegen unerträgliche Zustände in den Redaktionen. Fürchterlich chauvinistische Männersprüche werden zitiert und anklagend eingeblendet. Spätestens zu diesem Zeitpunkt konnte man garantiert in der Schweiz einen erhöhten Wasserverbrauch konstatieren. Pinkelpause für alle Zuschauer (ja, auch Zuschauerinnen), denen dieses Thema so etwas an allen Körperteilen vorbeigeht. Aber dafür sind Journalisten natürlich zu betriebsblind.

Auf der Welt ist nichts Wichtigeres passiert an diesem Tag

Wenn ganze 78 von ihnen ein Protestschreiben verfassen, dann müsste schon Joe Biden gerade im Weissen Haus zusammengebrochen und mit dem Kopf knapp neben dem roten Knopf aufgeschlagen sein, um dieses welterschütternde Ereignis von Platz eins zu verdrängen. Nach diesem Intro dürfen sich die zwei Urheberinnen wichtig in zwei Sessel setzen. Salome Müller und Aleksandra Hiltmann, beide unauffällige Arbeiterinnen in der Machohöhle des «Tages-Anzeigers», beschweren sich über fehlenden Anstand und Respekt (Hiltmann), Müller will nicht glauben, dass die Untervertretung von Frauen in Chefpositionen nur damit erklärbar sei, dass die Männer eben besser als Frauen seien.

Dann, muss sein, kommt der Fachmann zu Wort, natürlich die Fachfrau in diesem Fall. Die Gelegenheit für die Co-Präsidentin des «Branchenverbands «Medienfrauen Schweiz» kundzutun, dass diese Zustände leider nicht nur auf Tamedia beschränkt seien. Das hört sich natürlich sehr gewichtig an. Solange man nicht weiss, dass dieser Verband einfach ein Zusammenschluss von rund 60 Mitgliedern ist, die sich selbst vermarkten möchten: «

Anpreisung in Frauensprache, wo Sie oder du Hans was Heidi ist?

Nächste Events nach Frauenkalender? Oder endet 2020 nie?

Natürlich bekommt auch der Oberchefredaktor bei Tamedia Gelegenheit, sich der Frage zu stellen, was denn da falsch laufe. Arthur Rutishauser äussert seine Betroffenheit und verkündet, dass er eine Unterzeichnerin damit beauftragt habe, den Vorwürfen auf den Grund zu gehen. Da er das mit ernster Stimme sagt, lacht sich zumindest hörbar keiner kaputt. Eine Mitunterzeichnerin soll überprüfen, ob das von ihr Unterzeichnete auch stimmt? Grossartig.

Schonungslose Recherche, auch im eigenen Haus.

Natürlich ist sich «10 vor 10» bewusst, dass es selbst auch ein Medienunternehmen ist. Und da könnte es doch vielleicht, unter Umständen sein, dass auch in den TV-Studios blanker Chauvinismus, Sexismus, Frauenunterdrückung Urständ feiert. Wie beleuchtet man das am besten? Richtig, die Moderatorin interviewt ihre höchste Chefin, die TV-Direktorin Natalie Wappler. Die das Thema für dermassen brennend wichtig hält, dass sie dafür doch nicht ihr Homeoffice verlässt.

Ausserdem ist sich Wappler bei einem ganz, ganz sicher: mit kritischen Fragen wird sie hier niemals belästigt. Untergebene interviewt Chefin, so einen Unsinn kann sich auch nur das Schweizer Farbfernsehen leisten.

Nachdem auch Wappler, damit mit Rutishauser völlig einig, ihre «Betroffenheit» zum Ausdruck gebracht hat, beendet «10 vor 10» diese für 99 Prozent der Zuschauer lähmend langweiligen zehn Minuten zum Thema: Journalisten sprechen über sich selbst, interviewen sich selbst und thematisieren sich selbst.

Wie man Tritte verteilt

Schweizer Medien machen internationale Schlagzeilen. Nur keine positiven.

Kaum hat sich der diplomatische Sturm über CH Media gelegt, ist schon das nächste Tief im Anmarsch. «Schweizer Journalistinnen prangern Sexismus an», entrüstet sich der «Spiegel» und berichtet von einem «offenen Brief» über «Einschüchterungen, Lohnungleichheit und Machosprüche».

Der hier betroffene Tamedia-Konzern hatte kurz zuvor noch seine Solidarität mit CH Media ausgedrückt: «Über hundert Botschafter in Genf machen sich lächerlich», höhnte er. Die hatten sich darüber echauffiert, dass CH Media die neue Direktorin der WTO als «Grossmutter» tituliert hatte. Es hätte sicherlich sinnvollere Titel für Ngozi Okonjo-Iweala gegeben, in Harvard ausgebildet, Mehrfach-Ministerin in Nigeria.

Aber der Tagi konstatiert ein «höchst problematisches Demokratieverständnis» dieser Diplomaten, die teilweise Länder verträten, bei denen die Bezeichnung Grossmutter zu den kleineren Problemen gehörten, denen sich Frauen ausgesetzt sähen.

Aber welche Probleme haben Frauen mit Tamedia?

Also das typisch Schweizerische: erst mal vor der eigenen Türe kehren, bevor jemand vor unsere spuckt. Entschieden schmallippig reagiert aber Tamedia bislang auf die eigene Mannschaft, Pardon, Frauschaft, die sich über üble Zustände in der Steinzeithöhle der Tamedia-Redaktionen beschwert, in der Machomänner noch mit der Keule rumlaufen und Frauen zumindest verbal belästigen, niedermachen, diskriminieren.

Von wenigen Ausnahmen wie der Branchenplattform persoenlich.com abgesehen – und natürlich abgesehen von ZACKBUM.ch –, herrschte anfangs betroffenes Schweigen im Blätterwald. Für Rauschen sorgte dann der «Spiegel»: «78 Journalistinnen der Schweizer Mediengruppe Tamedia haben sich in einem offenen Brief über strukturellen Sexismus in ihren Redaktionen beschwert.»

Als titelgebenden Uralt-Blödspruch zitiert das Blatt aus Hamburg: «Bei dir im Hintergrund schreit ein Kind, habe ich das mit dir gezeugt?» So und anders würden Frauen im Tamedia-Konzern verbal belästigt, listen die Journalistinnen auf sieben Seiten auf. All diesen Beispielen sind aber zwei Dinge gemeinsam: ihr Diskriminierungs- oder Sexismusgehalt hält sich in Grenzen. Was die Mackersprüche nicht entschuldigt, aber den anklagenden Ton des Schreibens doch etwas problematisch macht.

Ausschliesslich anonyme, nicht überprüfbare Vorwürfe

Zum zweiten stehen zwar die 78 Journalistinnen mit ihrem Namen hinter dem Schreiben und den Vorwürfen, aber alle diese Vorfälle sind anonymisiert. Weder Täter, noch Opfer sind identifizierbar, daher die Vorwürfe nicht verifizierbar.

Dass sich Mitarbeiterinnen nicht outen wollen, ist noch einigermassen verständlich. Wieso aber auch die im Schreiben zitierten «mehrere talentierten, erfahrenen Frauen», die angeblich aus Frust darüber, dass sich «die Situation der Frauen» nicht verbessere, sondern verschlechtere, gekündigt hätten, nicht mit Namen dazu stehen, ist verwunderlich.

Diese miese «Republik»-Masche der ausschliesslich anonymen Denunziation ist ein Problem dieses Protestschreibens. Aber nicht das einzige.

Viele Fragen bleiben sperrangelweit offen

Es gibt auch eine ganze Reihe von Mitarbeiterinnen bei Tamedia, die nicht unterzeichnet haben. Es gibt offenbar einige, die aus Gruppendruck unterzeichnet haben. Dann gibt es noch ein weiteres Problem. Wie ist dieses Schreiben bis zum «Spiegel» gelangt und liegt auch uns vor? Wir wissen, wie das ablief.

Dabei erhebt sich aber die Frage, ob alle 78 Unterzeichnende darüber informiert und damit einverstanden waren, dass man den 12-Seiter raushaut. Zudem schreiben ja selbst solidarische Frauen nicht im Kollektiv ein solches Manifest mit schwerwiegenden Anschuldigungen, Forderungen und einem Ultimatum.

Zwei Hinweise auf die Autorin gibt es schon mal. Wir werden all diesen Aspekten auf den Grund gehen. Dazu gehört auch, dass die Co-Chefredaktorin des «Tages-Anzeiger» gleichzeitig die «interne Arbeitsgruppe» zum Thema Diversity leitet. «Im Zentrum steht im Moment die Frauenförderung.»

Wie kann es sein, dass Priska Amstutz sogar einige ihrer leitenden Redaktorinnen einen solchen flammenden Protest öffentlich reinhauen? Waren da alle internen und weniger Staub aufwirbelnden Möglichkeiten tatsächlich erschöpft?

Wie soll die angeschriebene und öffentlich an den Pranger gestellte Geschäftsleitung reagieren?

Schliesslich: wie können nun männliche Vorgesetzte bei Tamedia bei jeglicher Kritik an Werk oder Leistung einer Mitarbeiterin dem Vorwurf entkommen: «Das sagst du nur, weil du ein Mann bist und ich eine Frau»? Oder: «Das empfinde ich aber so, und du als Mann kannst dich da gar nicht reindenken»?

Wie auch immer ist damit die Tätigkeit dieser Arbeitsgruppe, in der auch Oberchefredaktor Arthur Rutishauser und Co-Chefredaktor Mario Stäuble sitzen, desavouiert. Um es sanft zu formulieren. Ganz abgesehen davon, dass Tamedia nun mit Häme überschüttet wird, dass die Journalisten in x Kommentaren und Berichten Frauendiskriminierung in jeder Form beklagen, denunzieren, Veränderung fordern. Aber im Glashaus der Redaktion sollte vielleicht nicht mit Steinen geworfen werden.

Die Chefetage entschuldigt sich und kniet nieder

Schliesslich: Welche Handlungsoptionen hat nun die Chefetage von Tamedia? Haupt senken und Besserung geloben? Aussitzen? Ranzig werden und wegen Geschäftsschädigung und Verstoss gegen Treu und Glauben Verweise verteilen? Vorläufig haben sich Amstutz und Rutishauser zum Kotau entschlossen. Tropfen vor «Betroffenheit», halten das im Anklageschreiben Dargestellte für inakzeptabel. Tun also so, als ob ihnen das alles neu wäre. Tun so, als ob anonyme Behauptungen gleichzusetzen sind mit der Wahrheit.

Zudem gibt es noch einen nicht unwichtigen finanziellen Aspekt. Im Protestschreiben wird auch eine deutliche Lohnungleichheit durch Geschlecht kritisiert. Im sicherlich rein zufällig am gleichen Tag versandten Schreiben der Tamadia-Geschäftsleitung heisst es aber: «Die Lohngleichheit wird regelmässig mittels Lohnanalysen überprüft. Diese zeigen, dass es keine Hinweise auf systematische Unterschiede gibt.»

Einer von beiden lügt hier, die Protestierenden oder die Geschäftsleitung.

 

News aus dem Newsroom

Käfigtierhaltung wäre so nicht erlaubt.

Der Newsroom ist eine teuflische Erfindung. Wenn er auf dem Greenscreen hinter dem Sprecher der «Tagesschau» emsig arbeitende Journalisten zeigen soll, mag das als Dekoration noch angehen.

Aber die real existierenden Newsrooms, sei das bei Ringier, bei Tamedia, bei CH Media oder auch im Schweizer Farbfernsehen, würden Tierschützer auf die Barrikaden steigen lassen. Da dort aber nur Journalisten gehalten werden, bleiben sie untätig.

«Wir sprechen am Telefon und zu zweit so leise wie möglich», dekretierte SRF für den ersten, provisorischen Newsroom. Für Erbsenzähler und Manager sind Newsrooms wunderbar. Synergie, kurze Amtswege, weniger Platzbedarf, mehr Kontrolle, bessere Messung der Leistung.

Selbst Verrichtungsboxen waren noch besser

Für Kindersoldaten und altgediente Redaktoren waren selbst ihre vorherigen Verrichtungsboxen, links und rechts mit einer Stellwand abgetrennt, noch besser. Sie ermöglichten noch einen letzten Rest von Privatsphäre, von vertraulichen Gesprächen, von kleinster Abgeschiedenheit beim Ringen um die richtige Formulierung, den richtigen Einstieg.

Um die Privatsphäre zu vergrössern, war es nicht unüblich, schalldämpfende Kopfhörer zu tragen, als wäre man auf einer Baustelle neben dem Presslufthammer. Sitzung war gestern, heute ist Stehung, direkt vor Ort, Nicht-Beteiligte sollen einfach weghören. Klare Abläufe war gestern, heute wird mit absurd vielen Hierarchiestufen versucht, wieder Ordnung in das Chaos zu kriegen, das der Newsroom ausgelöst hat.

Journalisten können nicht organisieren

Chef vom Dienst war gestern, heute heisst das zum Beispiel bei SRF «Decision Desk». Englisch knallt doch einfach mehr als Entscheidungstisch. Denn der Newsroom hat nicht nur alte Strukturen aufgebrochen, was gar nicht so schlecht ist. Sondern Journalisten vor das Problem gestellt, etwas zu machen, was sie nur schlecht können: organisieren.

Ein Textroboter kann heutzutage problemlos ein Sportereignis wiedergeben, wobei ihm, im Gegensatz zu Boris Becker, allerdings die Attraktivität der Schiedsrichterin entgeht. Aber ein Journalist aus Fleisch und Blut neigt zur Unordnung, zum schöpferischen Chaos, zum Improvisieren, immer getrieben von Deadlines und Konkurrenzdruck. Ausserdem sind sie ausgesprochene Individualisten.

Mehr Häuptlinge, weniger Indianer

Dem wird nicht nur bei SRF mit einer Unzahl von Häuptlingen begegnet. Die versuchen nun, ihre Indianer in wechselnden Formationen, genannt Themen, zusammen- und anzutreiben. Denn die Zeiten, als Redaktoren festen Gefässen zugeteilt waren, sind vorbei. Einigermassen sicher ist nur noch der Posten des Präsentators der Sendung.

Der Journalist ist auch, trotz trüben Zeiten, ein aufmüpfiges Wesen, sonst hat er seinen Beruf verfehlt. Zudem ist er meistens in der Lage, einigermassen verständlich zu formulieren. Und er weiss auch, wann ein interner Protest zur News wird. Indem man ihn durchsickern lässt, wie sonst. Und da sich Journalisten für nichts so sehr interessieren wie für Journalisten, ist grosse Aufmerksamkeit gewiss.

Mitarbeiter des SRF-Newsrooms beschweren sich

So beschweren sich die Mitarbeiter des SRF-Newsrooms über naheliegende Probleme: Zu viel Gequatsche, zu viel Koordinationsaufwand, zu viele Häuptlinge. Zu wenig Freiräume, zu wenig Mitentscheidungsmöglichkeiten. Das führe zu Frust und Abgängen, ausserdem klappe die Zusammenarbeit zwischen TV und online nicht wirklich.

Der «Blick» hat in seinem Newsroom die Schlagzeile basteln lassen: «Aufstand im Newsroom». Dabei dürfte die dortige Häuptlingsriege einen Moment leer geschluckt und über die Schulter geblickt haben. Aber keine Bange, ist nichts passiert.

Rund 30 Tapfere haben ein Protestschreiben an die Chefetage von SRF gerichtet, in einer anonymen Umfrage sollen 75 Prozent der Newsroom-Insassen gemeckert haben, dass ihre Standpunkte nicht genügend berücksichtigt würden. Ob das wohl daran liegt, dass von den immerhin 200 Mitarbeitern nicht mal 30 den Mut fanden, ihren Namen unter die Beschwerde zu setzen?

Keine neue Erfindung, lösbare Probleme

Das Grossraumbüro ist wahrlich keine neue Erfindung. Seitdem das Klappern von Schreibmaschinen durch das leise Klicken der Computertastatur abgelöst wurde, also vor rund 40 Jahren, wurden die vorher schon existierenden Büros ohne Trennwände noch grösser und grösser. Das bedingte eine andere Art der Organisation, der Abläufe, der Hierarchien.

Im normalen Bürolistenleben funktioniert das, selbst der Büroarbeiter als Nomade, der sich jeden Tag einen Arbeitsplatz suchen muss, funktioniert leidlich. Vom Home-Office ganz zu schweigen. Aber in der Medienwelt gibt es immer wieder gröbere Probleme. Eine klare Kampflinie zwischen alten Medien und neuen. Zwischen schnell und langsam. Zwischen multimedial, multichannel und alten Gewohnheiten.

Ein Managementproblem, das eigentlich zu lösen wäre. Wenn es begabte Medienmanager gäbe. Statt immer mehr Häuptlinge und immer weniger Indianer.