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Wumms: Philipp Gut

Der ehemalige stv. Chefredaktor der WeWo legt sich mit dem ehemaligen WeWo-Reporter Pelda an.

Muss man das tiefenpsychologisch deuten? Gut, unter nicht ganz geklärten Umständen von der Position des stellvertretenden Chefredaktors bei der WeWo entfernt, brät Kurt Pelda, unter nicht ganz geklärten Umständen von der WeWo zu CH Media abgewandert, eine über.

Gut war noch nie Anhänger des verbalen Floretts, eher ein Liebhaber des Zweihänders, der Hellebarde, des Morgensterns. Und den schwingt er hier gegen Pelda:

«Es fängt damit an, dass der Schweizer Reporter offensichtlich gegen russische Gesetze verstossen hat, indem er ohne Genehmigung die Grenze überquerte. Pelda hat nicht in Abrede gestellt, dass er ohne gültige Einreisepapiere nach Russland gelangt ist. Auch reiste er nicht als Privatperson auf eigene Faust nach Russland, sondern mit ukrainischen Truppen, die bei Kursk auf russisches Territorium vordrangen. Auch dies bestreitet Pelda nicht

Es hat allerdings etwas leicht Lächerliches, wenn Gut in einem Kriegsgebiet auf die Einhaltung formalbürokratischer Regeln besteht. Hätte Pelda denn bei russischen Behörden vorstellig werden sollen und sagen: hört mal, ich gedenke, mit ukrainischen Truppen russisches Territorium zu betreten, welches Visum brauche ich genau dafür, und wo soll ich das abstempeln? Oder reicht auch ein Einschussloch?

Nun war Pelda hier eindeutig ein eingebetteter Journalist, wie man es aus Angriffskriegen der USA kennt. Auch das kritisiert Gut: «Damit verbunden ist die Frage, inwiefern es sich bei dieser Berichterstattung im Verbund mit ukrainischen Truppen um «unabhängigen Journalismus» handelt

Es gibt Dafür und Dawider, allerdings macht Pelda, wie Gut immerhin zitiert, die Rahmenbedingungen öffentlich, was eine solche Teilnahme zwecks Berichterstattung transparent und akzeptabel macht:

«Sämtliche Fotos und Videos müssen vor der Publikation dem ukrainischen Verteidigungsministerium vorgelegt werden.» Dabei seien mehrere Bilder «zensiert» worden. «Ausserdem mussten wir eine zweisekündige Videosequenz entfernen, die ein blaues russisches Postauto zeigt.»

Heikler ist tatsächlich eine andere Tätigkeit Peldas; nicht als embedded journalist, sondern als Helfer, der Hilfsgüter in die Ukraine bringt:

«Er berichte «nicht nur über das Kriegsgeschehen, sondern bringt auch Hilfsgüter in die Region», heisst es auf der Website des Vereins Swiss UAid, den Pelda gegründet hat. Er liefere «Autos für die Verteidiger», konnte man im Journal 21 lesen. Und die NZZ schrieb schon vor gut einem Jahr, es sei «nicht übertrieben, zu sagen, dass Pelda und Swiss UAid ein ganzes Spital» aus der Schweiz in die Ukraine zügelten. Die Möbel und Geräte stammten vom See-Spital in Kilchberg.»

Es wäre ja vielleicht nett gewesen, wenn Gut seinen ehemaligen Kollegen Pelda um Stellungnahme gebeten hätte, so im Rahmen eines seriösen Journalismus. Aber dann hätte er wohl am Schluss nicht nochmal den Morgenstern schwingen können:

«Der Eindruck verdichtet sich, dass sich hier ein sich unabhängig gebender Journalist, der den Vorwurf weit von sich weisen würde, in irgendeiner Form einseitig und parteiisch zu sein, gerade in aller Öffentlichkeit selbst entzaubert.»

Der Eindruck verdichtet sich auch, dass Gut noch irgend ein Hühnchen aus gemeinsamer Vergangenheit mit Pelda zu rupfen hat. Anders ist diese Kollegenschelte nicht zu erklären. Oder stört sich Gut daran, dass die russische Seite offensichtlich zu blöd ist, mit embedded journalists Propaganda für die eigene Sache zu machen?

Apropos, es ist ja völlig ungeklärt, unter welchen Bedingungen der Dokumentarfilm «Russians at War» entstand, welche Vorgaben der Autorin gemacht wurden. Ausgeschlossen ist, dass sie ohne Wissen und Einwilligung der russischen Armee filmte. Das wäre noch abzuklären.

Keine Abklärung braucht hingegen, dass die Absetzung ihres Films durch das feige Zurich Zensur Festival ein Skandal ist. Die bislang ausbleibende Reaktion auf die ungeheuerliche Einmischung der ukrainischen Regierung und der ukrainischen Botschafterin in Bern ist ein Armutszeugnis der Schweizer Politik. Dass keiner der über den grünen Teppich eitel tänzelnden Promis und Möchtegern-Promis darüber ein Wort verlor, ist erbärmlich und armselig.

«Weltwoche» eiert

In den Seilen hängend, wuschig, schlecht gelaunt.

So kann’s gehen. In der heilen Werbewelt preist sich die «Weltwoche» als «unabhängig, kritisch, gut gelaunt» an. Dabei greift sie in die Harfe: «Oberstes Ziel der Weltwoche bleibt es, die Intelligenz ihrer Leserinnen und Leser anzusprechen mit möglichst brillant geschriebenen Artikeln.»

So viel zur Theorie. Die die WeWo durchaus immer wieder und häufiger als die Mainstream-Medien einlöst. Ausser, es geht um Russland. Oder China. Oder das Christentum. Oder Sanija Ameti.

Angesichts eher beschränkten Platzes ist auch Auswahl und Gewichtung ein Thema. Da gibt es aktuell wichtige und unwichtige Ereignisse. Ein wichtiges ist zum Beispiel, dass der russische Präsident Putin die mögliche Lieferung von Mittelstreckenraketen an die Ukraine als direkte Kriegshandlung der NATO gegen sein Land bezeichnet.

Und selbst die Kriegsgurgeln von der «Süddeutschen Zeitung» einen Moment innehalten, ob eine solche Eskalation eine gute Idee wäre oder uns einem Atomkrieg einen guten Schritt näher brächte.

Wenn aber die Titelstory lautet «Free Sanija Ameti» und von Daniel Ryser geschrieben wird, dann ist ein seltener Tiefpunkt höheren Schwachsinns erreicht. Wäre das Cover der aktuellen Ausgabe eine Referenz an «Titanic», das grossartige Satiremagazin, könnte man es noch knapp goutieren. Aber ein Wendehals, der wegen unmöglichen Verhaltens gefeuert wurde, schreibt über eine dummdreiste Provokateurin, die wegen unmöglichen Verhaltens gefeuert wurde? In einem Organ, das er noch kurz zuvor als Hort von Verschwörungstheoretikern, angeführt von einem Jünger Bannons, beschimpfte?

Und ist jemand, der für eine sich in aller herrlichen Freiheit befindende Person «Befreiung» fordert, noch ganz dicht? Ist ein Organ ganz dicht, das das zur Titelgeschichte macht? Damit insinuiert, Ameti sitze im Knast, sei politische Gefangene, müsse befreit werden, so à la Julian Assange? Wie bescheuert ist das denn?

Nebenbei: «Swatch ist unterbewertet», das zeugt wieder einmal von der grossen Wirtschaftskompetenz des Blatts. Sollte eigentlich schadenersatzpflichtig sein, so ein Unsinn.

Da ist das Wort Realsatire zu schwach dafür. Und abgesehen davon: seit dieser Swiss Miniature erschütternde Skandal ausbrach, also seit knapp einer Woche, hat die WeWo sagenhafte 18 Artikel auf dieses Null-Thema verbraten. Dabei hat sie eine Pirouette gedreht, bei der sie auf allzu dünnem Eis einbrach. Zuerst durften Christoph Mörgeli und Philipp Gut zubeissen. Dann bekamen sie einen Maulkorb, und Roger Köppel himself forderte «Gerechtigkeit für Sanija Ameti», obwohl er sich in seinen religiösen Gefühlen durchaus verletzt sah.

Dann griffen alle engelsgleich in die Harfe. Ein selten sanfter Mörgeli forderte «Milde» ein. Köppel gar «Gerechtigkeit». Alex Baur sprach sich gegen Männerfantasien aus: «Finger weg von Ameti».

Und dann die nächste Volte: «Opfer Ameti? Nach der Empörung nehmen die Medien Sanija Ameti allmählich wieder in Schutz. Bei allem Verständnis sollte man nicht vergessen, dass sie symbolisch auf das Fundament unserer Werte geschossen – und die Affäre selbst losgetreten hat».

Ist halt schon blöd, wenn man aus Prinzip immer gegen den Strom schwimmen will – und der Strom ständig seine Richtung ändert. Sie habe das alles selber losgetreten, schimpft Hubert Mooser, ganz ohne Milde oder christliche Nächstenliebe.

Ist das ein Thema, das der WeWo-Leser dermassen ausführlich ventiliert sehen möchte? Als Titelgeschichte? Aufregung um ein Politik-Pin-up-Girl? Die Berichterstattung über dies Bachelorette der Politik zieht sich selbst auf ihr Niveau herab.

Dagegen kann man nichts machen. Das widerfährt Kritikern, Bewunderern, Fans, Verteidigern und der überwältigenden Mehrheit, die überzeugt ist, dass der Primitiv-Provokateurin recht geschah. Die jetzt noch ihre letzte Karte ausspielt: das Drücken auf die Tränendrüse, die Mitleidsnummer. Frau mit Migrationshintergrund, gelegentlich Muslima, lasziv, posierend, immer eine vorbereitete Rempelei auf Lager. Aber sonst nichts. Und nun gehe es ihr ganz schlecht, wisse sie nicht, wie lange sie das noch aushalte. Und dann?

Aktion und Reaktion sind inzwischen gleichermassen widerlich geworden. Daher stellt ZACKBUM hiermit die Berichterstattung über dieses Sumpfgebiet ein. Und befreit sich selbst von Ameti, Rysers und allen anderem Gesocks.

Bock zum Bock gemacht

«Weltwoche» spinnt: Kampffeminist Ryser verteidigt Ameti.

Der Mann darf sich auf keiner linken Redaktion mehr blicken lassen. Wenn Daniel Ryser nicht ein Rückgrat aus Gummi und den Ehrbegriff eines Strassenköters hätte, dürfte er sich bei den von ihm noch im Solde der «Republik» bösartig denunzierten «Infokriegern» auch nicht blicken lassen.

Aber Roger Köppel hat nicht immer ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Mitarbeiter. Kenneth Angst, Tom Kummer, Daniel Ryser, die Liste ist nicht kurz.

Dass die «Weltwoche» vom Ameti-Bashing zu «wir sind dagegen» umschwenkt, war so vorhersehbar wie der Furz nach der Zwiebel.

Leider scheint der in die Hose gegangene Provokations-Stunt einer offensichtlich dummen Frau bei der «Weltwoche» kollektive Hirnstarre ausgelöst zu haben. So ausser Rand und Band war das Blatt schon lange nicht mehr. Obwohl natürlich immer mehr sich hinter dem Chefredaktor einreihen und Ameti-Kritiker wie Philipp Gutdie Operation Libero hält an ihrem durchgeknallten Aushängeschild fest») und Christoph MörgeliAngesichts verschiedenster islamistischer Morde und Mordversuchen …») kurzfristig ein Schweigegelöbnis ablegen. Oder sie legen sich rasant in die Kurve und plädieren plötzlich «für Milde». His master’s voice, das gilt auch für Mörgeli.

Alex Baur versteht nicht den Unterschied zwischen Meinungsfreiheit und Haftungsfreiheit. Ameti konnte sich völlig unzensiert öffentlich zum Deppen machen. Sie konnte ihre primitive Provokation posten, sie konnte sie löschen, sie konnte ihre völlig verunglückte Entschuldigung hinterherschreiben, sie konnte sich nochmals weinerlich entschuldigen, nachdem sie gemerkt hatte, dass das Publikum ihre erste Verarsche («Auf den Inhalt der Bilder habe ich nicht geachtet») nicht goutiert hatte.

Köppel neigt schon seit einiger Zeit zum Frömmlertum, hier übertrifft er sich aber selbst: «Möglicherweise hat Ameti durch ihr Luftpistolentraining gegen Jesus und die Jungfrau Maria die selbstzerstörerischen Übertreibungen zur Kenntlichkeit entstellt, mit denen wir unser christliches Erbe in den letzten Jahren beschleunigt zugrunde reiten.» das ist nun mal ein hochtrabender Schwachsinn, wie man ihn nicht alle Tage liest.

Das kann der Mann in seinem Editorial allerdings noch steigern: «Ein neues Frömmlertum, ein religiöser Fanatismus scheinen die Schweiz elektrisch unter Strom zu setzen, und die Ameti-Kritiker schichten munter einen Scheiterhaufen nach dem andern auf. Offenbar hat die Junge SVP schon Strafanzeige eingereicht. Will man sie auch hinter Gitter bringen? Im alten Zürich unter Zwingli hätte man Ameti in der Limmat versenkt.»

Scheiterhaufen, Hexenjagd, Ersäufen, Existenzvernichtung? Wieso verrutschen all diesen Dampfschreibern ständig die Massstäbe, kennen sie keine Mässigung, Einbettung?

Es mag ja Zeitgenossen geben, die sich durch Ameti in ihrem religiösen Empfinden beleidigt fühlen. Aber die Mehrheit  ist verstimmt, weil die Provokation so durchschaubar-absichtlich war, die Entschuldigung so triefend vor Arroganz und verlogen. Erst mit ihrer absurden Behauptung, sie habe gar nicht gewusst, worauf sie da schiesst, obwohl sie das zuvor als Nahaufnahme gepostet hatte, trat sie den Shitstorm los.

Wenn etwas noch widerlicher ist als eine hirnlose Provokation, dann der Text des Berufsheuchlers und Wendehalses Ryser. Hoffentlich hat er nicht versucht, mit Ameti per SMS in Kontakt zu treten, das wäre dann wohl ausgeartet, wie das bei ihm üblich ist. Der Mann ist völlig schamfrei und keift nun gegen die «Gesetze des Mobs», «gegen den religiösen Eifer der Cancel-Culture», er fordert doch ernsthaft «Free Sanija Ameti». Der gleiche Ryser, der noch vor Kurzem demagogisch und völlig unjournalistisch – keiner der vielen Angepinkelten bekam von ihm Gelegenheit zur Stellungnahme – gegen seinen jetzigen Brötchengeber und dessen Umfeld polterte: ein «ganzes Netzwerk aus rechten etablierten Journalistinnen und verschwörungsideologischen Akteuren», auf Rysers «Reise ans Ende der Demokratie», das insbesondere von Köppel befördert würde: ««Flute den Raum mit Scheisse» gibt Steve Bannon aus den USA den Takt vor. Am extremsten führt diesen Kulturkampf in der Schweiz die «Weltwoche», wo sich inzwischen Verschwörungs­ideologen tummeln.» 

Und in dieser Scheisse schreibt nun Ryser seine eigene Scheisse, um es in seiner Fäkaliensprache auszudrücken. Was sagte er noch zuvor über seinen aktuellen Chef: «Roger Köppel und Daniel Stricker: wütende, monologisierende Männer auf den Platt­formen Youtube, Locals, Rumble.»

Gegen Ryser ist Kummer ein geradezu vorbildlicher, wahrheitsliebender, aufrechter Journalist. Ryser hingegen hat nicht einmal die Fakten im Griff: «Ein Blick-Reporter wird auf die Story aufmerksam – Ameti löscht den Beitrag umgehend, entschuldigt sich, sollte sie religiöse Gefühle verletzt haben.» Falsch, ZACKBUM wurde zuerst auf den Post aufmerksam und erkundigte sich. Ameti löschte ihn keineswegs «umgehend», sondern nach mehr als 10 Stunden.

Dann faselt Ryser von einer «Hexenjagd», die keine Grenzen kenne. Himmels willen, Ameti wollte doch provozieren, nur ist ihr das zu gut gelungen. Und «der Arbeitgeber Farner Consulting trennt sich von ihr». Tja, Ryser, wenn sich jemand unmöglich benimmt, dann trennt man sich von ihm, das sollten Sie doch nur zu gut kennen.

Dann wiederholt er die weinerliche Nummer Ametis, dass sie Polizeischutz brauche und es fast nicht mehr aushalte. Wobei sie wohlgemerkt keinen hat, sondern nur darum bettelt. Dabei bekommt jeder, der ein wenig in der Öffentlichkeit steht, von Feiglingen, die versteckt hinter der Anonymität des Internets randalieren, Drohmails und andere Bösartigkeiten. Nur hängt das (fast) niemand an die grosse Glocke.

Dann macht Ryser noch die langweilige Täter-Opfer-Umkehr, Ameti sei nun zum Opfer geworden. Jeder, der einen Fehler mache, «verliert in unserer heutigen Social-Media-Gesellschaft alle Rechte und wird zum Freiwild, darf grenzenlos an den Pranger gestellt werden, muss Hetze aushalten und soll verschwinden, weg aus der Gesellschaft, weg aus der Arbeitswelt. Aus den Augen, aus dem Sinn, gecancelt eben

Da spricht Ryser eindeutig aus eigenem Erleben, obwohl er selbst gar nicht an den Pranger gestellt wurde. Im Schlussgalopp fantasiert Ryser sogar davon, dass «es diese moralische, fehlerfreie, perfekte, ja, eigentlich ganz grauenhafte Social-Media-Gesellschaft liebt, Hexen zu verbrennen, Sauen durchs Dorf zu jagen, reinzutreten, wenn jemand am Boden liegt. Es sind Gesetze des Mobs, wo Entschuldigungen niemanden interessieren, und schon gar nicht die Frage, ob Menschen aus Fehlern lernen».

What a bullshit, um es vornehm zu formulieren. Hätte sich Ameti authentisch entschuldigt und nicht durchschaubar verlogen, dann hätte sie vielleicht noch eine Chance gehabt, aus der selbstverschuldeten Kloake herauszukommen.

Vielleicht hätte sich Ryser bei seinem vorletzten Arbeitgeber das auch gewünscht:

«Bleibt zu hoffen, dass, wenn der Sturm vorbei ist und damit die Angst, vom Shitstorm miterfasst zu werden, wenigstens der Arbeitgeber Ameti Gehör gewährt und die Entlassung rückgängig macht.»

Er empfiehlt also ernsthaft einer PR-Firma, jemanden wie Ameti wieder einzustellen, die nicht nur als dummdreiste Provokateurin stigmatisiert ist, sondern vor allem als absolut unfähige Kommunikatorin. Und die soll dann im Namen von Farner-PR auf Kunden losgelassen werden, um die zu beraten?

Man fragt sich, ob in der Redaktion der «Weltwoche» etwas Ansteckendes herumschwirrt oder die meisten heissen Shit geraucht haben. Oder ob man wirklich so vielen ins Hirn gehustet hat, dass ein solcher Stuss zusammengeschrieben wird.

Ein Ryser verteidigt eine Ameti in der «Weltwoche». Wer dem Wort Realsatire einen tiefen Sinn geben will, denkt sich dieses Beispiel aus. In völliger Sicherheit, dass seine Fantasie mal wieder weit, weit weg von der Realität schwebt.

Seit «la crise n’existe pas», seit Putin, «Der Unverstandene», hat sich die WeWo keinen solchen Ausrutscher mehr geleistet.

Hier wird der Bock zum Bock gemacht, eine primitive Provokateurin geadelt, sie gegen einen selbstverschuldeten Shitstorm verteidigt. Oder um den religiösen Eiferer Köppel an ein Bibelzitat zu erinnern:

«Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten
Hosea, Kapitel 8, Vers 7.

 

 

Medienfreiheit nach SP-Art

Russia Today veröffentlicht trübselige Artikel. SP-NR Priska Seiler Graf reagiert trübselig.

Gleich vier Fachkräfte warf Tamedia in die Schlacht. Arielle Peterhans, Christian Brönnimann, Markus Häfliger und David Sarasin empörten sich gemeinsam: «Kampagne auf «Russia Today»: «Schweiz will Russland bombardieren» – Putins Staats­sender verstärkt Propaganda».

Das ist nicht falsch; ein Vollamok publiziert Meldungen wie «Schweiz will russische Städte bombardieren lassen». Die absurde Herleitung:

«Nur 24 Stunden nach dem Ukraine «Friedensgipfel» präsentiert die Schweiz einen kontroversen Vorschlag, der der Ukraine ermöglichen soll, russische Städte zu bombardieren. Diese Idee wurde von Priska Seiler Graf, der Präsidentin der schweizerischen Sicherheitspolitischen Kommission, initiiert. Es ist an der Zeit, Russland die militärische Stärke der Schweiz zu zeigen, meint die Zürcherin.»

Geschmackvoll wird Seiler diverse Male abgebildet, eine Bildlegende zu einer Fotomontage: «Überschminkte Kriegstreiberin: Die Eidgenossenschaft in der Kriegspandemie, betrunken im Kriegsrausch

Das ist nun dermassen bescheuert, dass wohl niemand ernsthaft ein Gefahrenpotenzial darin erkennen kann. Niemand? Die SP-Frau sieht das etwas anders:

«Auch Seiler Graf hält die Meinungsäusserungsfreiheit für wichtig, «aber was RT macht, ist keine freie Meinungsäusserung, sondern übelste Propaganda». Die Artikel seien «so perfide konstruiert, dass viele Schweizerinnen und Schweizer das offenbar glauben»

Sätze, die mit «ist wichtig, muss unbedingt gewahrt bleiben» beginnen, um dann in ein Aber abzurutschen, das ist ebenfalls leicht durchschaubare Demagogie. Und das soll ein «perfide konstruierter Artikel» sein? Für die, die’s noch nicht kapiert haben, wird Seiler Graf auf Tamedia noch deutlicher: sie findet, «die russische Propaganda habe inzwischen ein derart ungesundes Ausmass angenommen, dass die Schweiz ein Verbot von RT zumindest prüfen müsse».

Zumindest prüfen, daraus macht dann Haudrauf Philipp Gut in der WeWo gleich:

Nein, will sie nicht. Mit solchen Übertreibungen, inklusive der dummen Frage, wann sie denn ein Verbot von SRF fordern werde, tut Gut der Seriosität und Glaubwürdigkeit der WeWo auch keinen Gefallen.

Selbstverständlich ist das Verbot von «Russia Today» und anderen russischen Organen in der EU hanebüchen. Es ist noch schlimmer, nämlich dumm. Dass Seiler Graf diesem Gedanken zumindest nähertritt, ist ebenfalls dumm. Dass die WeWo eine Prüfung gleich zur Forderung hochschraubt, ebenfalls.

Dass Tamedia, das Hauptquartier der Anti-Trump-Berichterstattung (mit spärlichen eigenen und viel geliehenen Kräften aus München), sich über üble Propaganda von «Russia Today» erregt, statt mal den eigenen Laden aufzuräumen, na ja.

Hier gibt’s offenbar nur Verlierer. ein Trauerspiel.

Zwischen Genie und Wahnsinn

Wir legen mal wieder eine Ausgabe der «Weltwoche» unters Messer.

Zunächst muss ZACKBUM zwei Dinge vorausschicken. René Zeyer schreibt gelegentlich für das Blatt. Und im Gegensatz zu Tamedia darf man hier sogar den Chefredaktor in seinem eigenen Blatt kritisieren. Der steckt das weg, im Gegensatz zu den Mädels im Leitungsgremium von Tamedia.

Aber zur Sache.

Roger Köppel erreicht in seinem «Editorial» schnell Betriebstemperatur, auch wenn er eigentlich Wohlbekanntes nachklappert. Die Ukraine durfte bestimmen, wer auf den Birkenstock kommen darf und wer nicht. Gähn.

Dann kommt die Abteilung «hau den Cassis»: «Der Aussenminister ist seinem Amt augenscheinlich nicht gewachsen … dass diese Konferenz der Einseitigkeit eine unglückselige Übung zu werden droht, eine Art Marignano der schweizerischen Aussenpolitik … der taumelnde Irrlauf des Tessiners … Cassis’ Marignano heisst Bürgenstock

Aber wenn schon, kriegen gleich alle ihr Fett ab: «Schlafwandler, Verblendete des Kriegs: Alle relevanten Parteien des Landes wirken wie Gefangene der westlichen Propaganda.» Tja, seit Köppel nicht mehr im Nationalrat nach dem Rechten schauen kann (die Male, wo er anwesend war) …

Auf der anderen Seite muss man mal wieder sagen, dass der Mann ameisenfleissig ist. Der haut alleine in einer Woche mehr raus als ein «Republik»-Redaktor in Monaten (oder in einem halben Jahr, wenn man den völlig verstummten Constantin Seibt nimmt). Ein Interview mit dem Opfer der Messer-Attacke von Mannheim. Das Editorial. Ein Kommentar zu den Europawahlen. Und noch ein Interview mit dem serbischen Präsidenten Aleksander Vucic.

Allerdings: das Teil ist sechs Seiten lang und hätte wie immer bei Köppel auf die Hälfte oder ein Drittel eingedampft werden müssen. Damit wäre es nicht schlechter, sondern besser geworden. Denn über 34’000 A, das haben normalerweise nur Texte der «Republik» und die liest doch auch keiner wirklich.

Und der Inhalt? Das Titelzitat sagt ja schon alles, in der vollständigen Version: «In einem kurzen Zeitraum, ja, da bin ich mir ziemlich sicher, werden wir eine echte Katastrophe erleben.» Das ist eine interessante Prognose, leicht hysterisch, aber interessant. Dass Köppel aber so Sachen stehenlässt wie «Ich danke Ihnen für diese Frage … Es ist leicht, lieber Freund, dies zu sehen.» Lieber Freund? So viel zur Distanz zwischen Journalist und Interviewtem. Und Köppel bemüht sich nach Kräften, ein «lieber Freund» zu sein:

«An Ihrem Land wird oft herumkritisiert. Sagen Sie uns: Was sind die grössten Qualitäten Serbiens? Worauf sind Sie stolz?» Noch besser: «Was ist das Wichtigste im Leben eines Mannes

Dann darf Vucic seine Doomsday-Fantasien ausleben: «Ich kann nicht von einem dritten Weltkrieg sprechen, aber von einer grossen Konfrontation. Wie weit wir sind? Ich glaube, dass wir davon nicht mehr weit entfernt sind. Nicht länger als drei oder vier Monate. Und es besteht die Gefahr, dass dies schon vorher geschieht.»

Wir halten fest: Anfang November kracht’s. Und wenn nicht? Macht nix.

Und neben den Köppel-Festspielen, was bietet die WeWo noch? Nun, Christoph Mörgeli ist immer für eine saftige Hau-drauf-Geschichte gut. Denn er hat ein elefantöses Gedächtnis. Und so erinnert er anlässlich des golden Fallschirms in der Höhe von exorbitanten 340’000 Franken für die zurückgetretene Chefin des Bundesamts für Polizei an ihre tatsächlich klägliche Rolle, die sie 2007 bei der Affäre um den Privatbankier Oskar Hollenweger im Jahre 2007 spielte. Das ist aber nur ein dunkler Fleck in der Karriere von Nicoletta della Valle, neben vielen anderen.

Der zweite Besitzer eines Zweihänders nimmt sich Daniel Jositsch vor: «Mit markigen Worten will der SP-Ständerat den fremden Richtern «Grenzen setzen». Bis gestern sagte der Rechtsgelehrte noch, ebenso markig, das Gegenteil.»

Dafür haut Philipp Gut ihm Zitate aus dem Abstimmungskampf um die SVP-Selbstbestimmungsinitiative um die Ohren. Dort habe Jositsch noch getönt: ««Wenn die Staaten nicht in ein vertragliches Korsett eingebunden sind, gewinnt das Recht des Stärkeren.» Die Profiteure des Völkerrechts seien Kleinstaaten wie die Schweiz.»

Man ist schon fast daran gewöhnt (und hofft, dass auch dieser Spleen des Chefs mal sein Ende findet), wer könnte wohl der Mitautor eines siebenseitigen Streifens sein? Richtig, natürlich Daniel Ryser. Diesmal berichtet er über Cass Pennant. Cass who? Na, einer der «Gründerväter des Hooliganismus». Also eine weitere Fortsetzung der Ryserschen Freakshow.

Und sonst? Sonst ach ja. Es kann ja nicht jede Nummer ein Kracher sein. Aber ein paar Knaller hat’s schon drin, während bei den Mainstreammedien die Knallfrösche meistens eine nasse Zündschnur haben.

 

Dröhnendes Schweigen

Ex-Bundesrichterin, grün, kritisch. Aber in die falsche Richtung.

Zunächst wollte Philipp Gut sein Mütchen an ihr kühlen. An der Kanti Baden habe «Klimapropaganda» stattgefunden, unter Teilnahme lauter Befürworter der Verurteilung der Schweiz im Klimaprozess in Strassburg.

Aber die «Weltwoche» pflegt noch Rede und Gegenrede. Also durfte die ehemalige Bundesrichterin Brigitte Piffner ebenfalls in der WeWo richtigstellen: «Ich vertrete die Auffassung, dass der EGMR zunehmend ins Gebiet der Politik hineinfunkt; das ist nicht seine Aufgabe.» Das habe sie auch in Baden unmissverständlich zum Ausdruck gebracht.

Reaktion ihrer politischen Bundesgenossen: fassungsloses Schweigen. Da sagte sich Rico Bandle von der «SonntagsZeitung» als Einziger: das will ich genauer wissen – und interviewte Pfiffner ausführlich. Schöner Titel: «Grüne Alt-Bundesrichterin kritisiert Urteile gegen die Schweiz scharf».

In der Tat:

«Ich habe zwei der letzten Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, die die Schweiz betreffen, sehr intensiv studiert: jenes zu den Klimaseniorinnen und jenes zum Racial Profiling (Diskriminierung eines Dunkelhäutigen bei einer Polizeikontrolle, Anm. der Red.). Beide sind aus meiner Sicht juristisch nicht haltbar.»

Und noch schlimmer: «Ich bin zwar eine Grüne, in diesem Punkt muss ich Albert Rösti aber recht geben. Das Gericht überschreitet klar seine Kompetenzen, wenn es Gesetzgebung und gar Volksabstimmungen eines Landes übersteuert.»

Auch das Urteil zum Thema Racial Profiling, in dem die Schweiz unterlag, wird von Pfiffner hart kritisiert. Wohlgemerkt auf einer rein juristischen Ebene; politischen Wertungen enthält sie sich, ihr geht es als Juristin in erster Linie darum, dass sich hier ein Gericht unglaubwürdig macht und somit seine normsetzende Kraft verliert.

Bandle fragt auch das Urteil gegen den AfD-Brandstifter Höcke ab, der wegen der in Deutschland verbotenen Verwendung nationalsozialistischer Zeichen oder Sprüche verurteilt wurde. Auch hierzu hat Pfiffner eine klare Meinung, mit der sie nicht hinter dem Berg hält:

«Ich kann und möchte nicht über die Gefährlichkeit der AfD urteilen. Was ich aber sagen kann: Wenn ein Gericht gegen eine Partei mit 20 bis 30 Prozent Wähleranteil vorgeht, so hat das Land ein grosses staatspolitisches Problem. Ich würde für grösstmögliche Zurückhaltung plädieren. Gerichte sind nicht da, um in die Politik einzugreifen.»

Nun könnte da ein anderer ausgewiesener Fachmann vielleicht anderer Ansicht sein. Nun müsste eigentlich die Grüne Partei und alle, die das Strassburger Urteil lauthals begrüsst und abgefeiert haben, zu dieser Ansicht aus berufenem Mund etwas sagen.

Während Pfiffners Auftritt in der WeWo noch indigniert totgeschwiegen wurde (falsche Plattform), konnte das Interview in der SoZ nicht einfach vom Tisch gewischt werden. Wie immer, wenn die SDA einen Inhalt aufnimmt, gab es Echo in den übrigen Medien. Dort wurde schlichtweg die SDA-Zusammenfassung referiert, Berichterstatterpflicht.

Und sonst? Schweigen. Tiefes Schweigen. Indigniertes Schweigen. Debatte, Streitkultur, Gegenworte? Ist schon lustig: wozu das angebliche Sprachrohr der Putin-Versteher, das rechtspopulistische Monolautsprecher-Organ von Blochers Gnaden fähig ist, nämlich Widersprüche zu (fast) allem zuzulassen, dazu ist die versammelte grünlinke Intelligenz nicht in der Lage.

Kommt halt davon, wenn man in seiner eigenen Gesinnungsblase unter Luftabschluss verfault. Da wird jeder Hauch Frischluft ignoriert, wenn er aus der falschen Ecke kommt. Kommt er aus der eigenen, wird er auch ignoriert. Stürmt’s, dann ist doch höchstens gut für die Windräder. Aber Debatte? Kä Luscht.

So sollte es sein

Leider ist die «Weltwoche» die einzige Podiums-Zeitschrift.

Philipp Gut nahm mal wieder den Morgenstern hervor: «Klimapropaganda an Kantonsschule Baden: Wer stoppt die ideologische Verschleuderung unserer Steuergelder

Das Urteil zugunsten der «Klimaseniorinnen» sei auch im Aargau abgefeiert worden: «Dazu führt die Kantonsschule Baden eine Veranstaltung durch, an der ausschliesslich Vertreter und Befürworter einer Partei, der Gegenpartei zur Schweiz im Klimaprozess vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, zu Wort kommen: eine Vertreterin der Klimaseniorinnen, die von Greenpeace montiert wurden, eine grüne Richterin und eine Universitätsjuristin, die sich bereits im Vorfeld des Strassburger Prozesses gegen die Schweiz positioniert hatte.» Soweit Gut, der schon mit seiner Autorenmarke sehr patriotisch daherkommt:

Zwischenschritt: als der Wanner-Clan und der Coninx-Clan die letzten unabhängigen Schweizer Tageszeitungen zusammenkauften, sodass nun von Basel über Bern bis nach Zürich, über Aarau bis nach Luzern und St. Gallen aus zwei Zentralredaktionen die Einheitssauce verteilt wird, gab es grosse Schwüre und Ankündigungen: niemals werde darunter die Meinungsvielfalt leiden, das seien dann «Forumszeitungen» im Fall, natürlich kämen auch divergierende Meinungen zu Wort, man sei sich da seiner staatsbürgerlichen Pflicht bewusst.

Leere Versprechen, so in der Tradition der Ankündigung von Pietro Supino, dass man niemals nicht die Redaktionen von «Berner Zeitung» und «Bund» zusammenlegen werde.

Denn statt diesem Pluralismus gibt es auch Meinungseinheitsbrei. Wie sagte ein aufrechter Redaktor aus dem Hause Tamedia zum ZACKBUM-Redaktor René Zeyer mal so schön, als der einen Artikel einreichte: wunderbar geschrieben. Aber das kann ich nicht mal an der Redaktionskonferenz vorschlagen, keine Chance.

Ansonsten werden auch an den Haaren herbeigezogene Vorwände benützt, um die Leser in ihrer vermuteten Gesinnungsblase nicht aufzuschrecken. Nach der Devise: lieber stattdessen Leser zu Tode langweilen und mit mediokrem Geholper vergraulen.

(Fast) alle einig sind sich hingegen, dass die «Weltwoche» ein ganz übles rechtspopulistisches Blatt von Putin-Verstehern von Gnaden Blochers sei, wo ein  allmächtiger Besitzer, Verleger, Herausgeber und Chefredaktor mit harter Hand eine Meinungsdiktatur durchsetze.

Es ist zwar richtig, dass hier etwas Checks and Balances fehlen. Aber der gleiche ZACKBUM-Redaktor kann bezeugen, dass Roger Köppel der einzige Chefredaktor im deutschen Sprachraum ist, der sich im eigenen Blatt massiv kritisieren lässt.

Weiter im Text. Nach diesem Keulenschlag von Gut darf eine Teilnehmerin an dieser «ideologischen Verschleuderung unserer Steuergelder» zurückkeulen:

Die ehemalige Bundesrichterin Brigitte Pfiffner stellt richtig: «Schon 2011 habe ich in der Fachzeitschrift Iusletter ausführlich und kritisch von «ausufernder Rechtsprechung» des EGMR gesprochen. Auch der Titel meines Referats an der Kantonsschule Baden trug diesen Titel – ohne Fragezeichen. Ich vertrete die Auffassung, dass der EGMR zunehmend ins Gebiet der Politik hineinfunkt; das ist nicht seine Aufgabe.»

Das exemplifiziert sie sehr kritisch an mehreren Urteilen von Strassburg, um zum Schluss zu gelangen:

«Aus verschiedenen – hier aus Platzgründen nicht auszuführenden Überlegungen – bin ich der Meinung, dass das neueste Urteil dem Gericht schadet – und dem Klimaschutz nicht nützt. Dem Ministerrat, dem die Aufgabe zukommt, den Vollzug der EGMR-Urteile zu überwachen, wird die Schweiz erläutern können, was sie zur Verbesserung des Klimas bereits schon vor dem Urteil auf die Wege gebracht hatte. Und damit hat sich’s.
So bleibt vom Klimaseniorinnen-Urteil des EGMR Schall und Rauch zurück. Und vom einseitigen Artikel zur Veranstaltung an der Kantonsschule Baden von Philipp Gut nur ein Schluss: Der Schuss ging daneben.»

Der WeWo-Kommentator ist teilweise von so viel Meinungsfreiheit überfordert. Aber das ist ein herausragendes Beispiel, wie Forumsmedien funktionieren sollten. Rede und Widerrede, so sollte es sein. Rechthaberei im luftleeren und widerspruchsfreien Raum bringt meistens einen Erkenntnisgewinn von null. Ohne Widerpart wird auch der mediokre Gesinnungsjournalist zum King im Ring, weil niemand das Mittelmass von Gedanken und Formulierungen denunzieren darf.

CH Media ist auf diesem unheilvollen Weg unterwegs, Tamedia hat bereits das Zielband gerissen. Und auch die NZZ schwächelt vor allem beim Thema Ukraine bedenklich. Den «Blick» kann man als Meinungsträger nicht mehr ernst nehmen. Und sonst gibt es nur Randgruppenprogramme. Bleibt noch die WeWo.

Dass der ZACKBUM-Redaktor dort gelegentlich publiziert, macht diese Analyse in keiner Form obsolet.

WeWo wieder widerlich

Gegen den Strom führt auch in ganz trübe Gewässer, in die Kloake.

Es ist eine Ausgabe, die bereits mit dem Cover den Adrenalinspiegel steigen lässt. Man erkennt die Absicht und ist verstimmt. Man kann über Israels Premierminister, den nur sein Amt vor dem Knast schützt und der versuchte, der Strafe durch eine «Justizreform» zu entgehen, vieles sagen. Man kann ihn im Rahmen der Meinungsfreiheit auch als «Titan aus Jerusalem» bezeichnen. Aber er ist ganz sicher und unter keinen Auspizien «der bedeutendste Staatsmann unserer Zeit». Es macht weder Sinn, auf das Geschreibsel eines Francis Pike einzugehen, noch die lange Liste seiner Verfehlungen mehr als stichwortartig zu verwenden. Seine Hetze gegen die Friedenspolitik des dann ermordeten Jitzchak Rabin. Die Aufhebung des Baustopps für illegale israelische Siedlungen im Westjordanland. Der Verlust des Amts als Ministerpräsident 1999, schon damals wegen Korruptionsvorwürfen. Seine absurden Thesen zu Hitlers Plänen mit den Juden.

Man kann mit Fug und Recht sagen, dass Netanyahus Positionen und Politik eine bedeutende Rolle bei der heutigen verfahrenen Situation spielen. Den Gazastreifen in Schutt und Asche legen, auch das wird garantiert nicht die Basis für eine mittelfristige Lösung des Palästinenserproblems sein. Die Zustimmung zur Politik dieses «bedeutendsten Staatsmanns» unter Israels Bevölkerung ist ins Bodenlose gefallen.

Autor Pike führt als grössten Erfolg Netanyahus dessen Wirtschaftspolitik an. Nun, in Sachen Selbstbereicherung hat die gut geklappt. Aber wenn es ein Wirtschaftswunder in Israel gab (und wenn er ursächlich daran beteiligt wäre), dann pulverisiert sich das gerade durch die Kriegskosten und -kollateralschäden.

Prognosen sind immer schwierig, aber vielleicht wird Netanyahu mal in die Geschichte eingehen als der israelische Ministerpräsident, der fast zum Totengräber Israels geworden wäre. Dagegen behauptet Pike: «Wir sollten daher dankbar sein, dass Netanjahu entschlossen ist, die Hamas zu vernichten

Vielleicht könnte die «Weltwoche», immer schön gegen den Strom, stattdessen mal einen Augenzeugenbericht veröffentlichen, wie es bei der Vernichtung der Hamas der Zivilbevölkerung im Gazastreifen so geht. Die stoische Beschreibung des täglichen Grauens ist allerdings nur etwas für starke Nerven.

Dann glaubt Roger Köppel auch noch «an Deutschland» und spricht darüber ausgerechnet am Friedrich-Engels-Ring in Neubrandenburg. Zuvor hatte er allerdings noch Zeit, ein paar seiner manchmal berüchtigten Interviews zu führen. Eines mit Serbiens Präsident Vucic, eines mit «Kardinal Koch über die ewig faszinierende Botschaft des Christentums». Man fragt sich, wann der altersfrömmelnde Vielleser Köppel endlich mal Zeit findet, Deschners «Kriminalgeschichte des Christentums» (die letzten Bände reichen) oder einen Antigottesbeweis von Kant zu lesen. Stattdessen lässt er unwidersprochen, schlimmer als Urs Gredig, salbadern: «Gott ist Liebe – und Vernunft». Da freuen sich aber die versammelten Opfer der Inquisition, der Kreuzzüge und alle in der Dritten Welt Zwangsbekehrten und Massakrierten göttlich. Und Galilei fragt sich, wo in seinem Fall eigentlich die Vernunft geblieben war; die Unvernunft einer «die Welt ist eine Scheibe»-Religion bekam er hautnah zu spüren.

Das frömmelnde Gequatsche ist zudem 32’000 A lang; keiner traut sich, dem Verleger, Chefredaktor und Besitzer Einhalt zu gebieten, wenn der Buchstabendurchfall hat.

Dann noch etwas Trump-Lob, natürlich «Gratulation, Ueli Maurer», ein Porträt des «Philosophen und Aktivisten» Martin Sellner, geschrieben von Urs Gredig unter dem Pseudonym Philipp Gut. «Danke, Amerika», auch das muss mal wieder sein, Tamara Wernli und Anabel Schunke und David Schärer bleiben uns natürlich nicht erspart, und selbst der unverwüstliche Hansi Leutenegger, der allerdings auch jeden Scheiss mitmacht, bekommt seinen Auftritt.

Gäbe es nicht «Literatur und Kunst» oder die Peanuts, man wüsste mal wieder nicht, wieso man die «Weltwoche» kaufen oder gar lesen sollte. Nr. 4, 2024. Wir merken uns: Von hier an kann’s nur bergauf gehen.

 

Geschützte Werkstatt

Auch nebelspalter.ch unterliegt dem Fluch der Mäzene.

Wer ein Polster von ein paar Millionen Franken einsammelt, um dann loszulegen, hat eine gewisse Narrenfreiheit. Das tut meistens nicht gut.

«TagesWoche», «Republik», «bajour», ein hübsches Polster verleitet zu allerlei Narreteien. Das gilt auch für nebelspalter.ch. Wie Verleger und Chefredaktor Markus Somm und Geschäftsführer Christian Keller im ersten grossen Interview auf persoenlich.com einräumen, muss nach 20 Monaten kräftig auf- und umgeräumt werden.

Wie auch ZACKBUM mehrfach bemängelte, waren hier nicht besonders Internet affine Herren in die Fänge eines Luftikus geraten, der ihnen nicht nur eine proprietäre CMS-Lösung aufs Auge drückte, sondern auch noch als Geschäftsführer und als Inserateverantwortlicher versagte.

Wir liessen die sogar mal von zwei Cracks analysieren und wären auf eine Reaktion aus dem Hause Nebelspalter gespannt gewesen, denn die Webseite war ein Desaster. Leider war da dann nix.

Einen eigenen Maschinenraum basteln, wie das auch die «Republik» tat, das ist bei einem ausreichenden Angebot von Open-Source-Programmen arroganter und teurer Wahnsinn. Eine harte Paywall hochzuziehen und an ihr festzuhalten, auch. Beinahe werbefrei erscheinen ebenfalls. Und schliesslich nicht auf den Namen Somm setzen, sondern ausgerechnet ein traditionelles Satire-Magazin im Print weiterzuführen und im Internet neu aufzustellen, das war auch Wahnsinn.

Im Interview bestätigen die zwei die von ZACKBUM schon im Mai genannte Zahl von rund 4000 Abonnenten. Das ist ein radikales Minderheitenprogramm, das keinesfalls dem Aufwand entspricht, der dafür betrieben wurde. Schon die Werbekampagne reihte sich in die untauglichen Versuche ein, Aufklärung für Corona zu betreiben oder gute Stimmung für das Milliarden-Subventionspaket für reiche Verlegerclans zu machen. Sie war ein Totalflop.

Zudem ist der nebelspalter.ch verschlossen wie eine Auster, wenn es um die Beantwortung von Fragen geht. Nach mehreren Versuchen hatte ZACKBUM aufgegeben.

Nun aber wird das grosse Aufräumen angekündigt. Die Payroll wurde bereits dramatisch verkleinert. Nun wird die Webseite neu aufgesetzt («wir werden alles neu machen»). Das bedeutet mit anderen Worten: Die Unsummen, die ins eigene CMS gesteckt wurden, waren rausgeschmissenes Geld. Der Hersteller des alten CMS, Geschäftsführer und Inserateverantwortliche musste gehen, taugliche und untaugliche Mitarbeiter ebenfalls.

Das wurde teilweise eher ruppig inszeniert; man hatte sowieso den Eindruck, dass sich vor allem Somm eher in einer geistigen Wagenburg befand und sowohl übel- wie gutmeinende Ratschläge abtropfen liess. Es soll zu eher chaotischen Szenen innerhalb der Redaktion gekommen sein, wie die berühmten Insider berichten.

Sicherlich rudert jedes Start-up am Anfang, sicherlich macht man Fehler, sicherlich kann man daraus lernen. Aber Start und Performance des Internet-Nebi waren bislang ein gigantischer Fehler. Dabei sind genügend Medienkenner an Bord. Aber Internet ist eben nicht das Gleiche wie Print, das mussten schon manche schmerzhaft merken.

Wenn man sich dann noch einen Auftritt und eine Paywall und ein CMS und eine Werbefreiheit aufschwatzen lässt, ohne sofort den Stecker beim Verantwortlichen zu ziehen, dafür die Payroll aufbläht, dann würde man normalerweise auf dem Friedhof der doch nicht so guten Ideen landen.

Aber aktuell zeigen gleich drei Beispiele, dass man als Untoter problemlos weiterleben kann. Wenn man zwar im Koma liegt, aber künstlich beatmet wird und immer wieder eine Geldspritze verpasst bekommt.

Es ist allerdings von aussen nach wie vor schwer zu entschieden, welcher der drei Versuche – «bajour», «Republik» oder nebelspalter.ch – der überflüssigste ist. «bajour», über das wir uns wirklich auch nicht mehr äussern wollen, ist sicherlich der peinlichste, inkompetenteste und irrelevanteste. Die «Republik» wird wohl dank Mäzenen, die schliesslich immer noch die leise Hoffnung haben, ihre Darlehen vielleicht mal wieder zurückzukriegen, weiterhin als Zombie durch die linke Glaubensblase wanken.

Nachdem nebelspalter.ch nach 20 Monaten einen veritablen Neustart versucht, ist immerhin eine gewisse, wenn auch verlangsamte Lernfähigkeit zu konstatieren. Allerdings: neben allen Formalien und Internetgebräuchen ist halt schon etwas anderes das Wichtigste bei jedem Medium. Der Inhalt, oder neudeutsch der Content.

Da ist nebelspalter.ch trotz gewaltigen Schreibanstrengungen von Somm und den wenigen verbleibenden Getreuen wie Feusi eher schwach auf der Brust. Gäbe es Philipp Gut nicht, der freundlicherweise gelegentlich einen Primeur und Aufreger dort deponiert, wäre der nebelspalter.ch kein einziges Mal in den übrigen Medien erwähnt worden. Sicher, denen passt die ganze Richtung nicht. Aber wenn ein Knaller produziert wird, müssen sie wohl oder übel darauf anspringen.

Dann wünschen wir gutes Gelingen beim Neustart. Und weisen diskret darauf hin, dass das in den mehr als zwei Jahren der Existenz von ZACKBUM noch nie nötig war. Wir haben ein völlig ausreichendes CMS mehr oder minder von der Stange. Wir haben einmal ein wenig Geld für ein Erscheinungsbild samt Logo ausgegeben. Und wir sind vor allem schlank aufgestellt. Deshalb gibt es hier keinen Grund, irgend etwas zu ändern oder zu verbessern. Ausser natürlich die Tippfähler.

Aber es gibt genügend Leser, die die uns genüsslich um die Ohren schlagen. Diesen Spass wollen wir denen doch nicht verderben.

Walder will Kleinholz machen

Ein Artikel, drei Klagen. Da ist einer ziemlich sauer.

«Goliath gegen David: Gleich mit einer dreifachen Klage gehen der Ringier-CEO und die Medienkonzerne Ringier sowie Ringier Axel Springer Schweiz gegen die Branchenplattform vor. Sie monieren eine Persönlichkeitsverletzung und unlauteren Wettbewerb.» Philipp Gut berichtete als Erster von einem frisch entbrannten Rechtsstreit.

Marc Walder, CEO Ringier, die Ringier AG in Zofingen und Ringier Axel Springer Schweiz klagen gegen Ursula Klein und gegen die Press Media AG, die den «Klein Report» herausgibt. Der «Mediendienst der Schweizer Kommunikationsbranche» publiziert normalerweise eher unauffällig vor sich hin.

Nun hat er aber mit dem Artikel «Ringier streicht Bootsausflug und verärgert einmal mehr die Pensionierten» höchsten Zorn beim Medienkonzern ausgelöst. Nicht etwa durch diesen Titel und die Meldung, mit der Streichung hatte CEO Walder eigentlich nichts zu tun. Aber Klein nahm das Thema zum Anlass, einige spitze Bemerkungen über Walders Privatleben zu machen. Daher wird wegen Persönlichkeitsverletzung und unlauterem Wettbewerb geklagt, die Löschung der Passagen über sein Intimleben und eine Genugtuung in der Höhe von 5000 Franken verlangt.

Gut referiert in seinem Artikel (hinter Bezahlschranke) ausführlich die Behauptungen Kleins. Das wollen wir wohlweislich unterlassen, denn auch eine Wiederholung oder ein Zitat schützt nicht davor, auch noch gleich eingeklagt zu werden, wenn der Zorn des Khans noch nicht verraucht ist. Im Original lässt sich der Artikel vom 27. Mai immer noch nachlesen. Das sei ihr in ihrer 35-jährigen Karriere noch nie passiert, lässt sich Klein zitieren: «Brennt bei denen die Hütte

Die Antwort darauf liegt wohl eher in einem anderen Kriegsschauplatz begraben. Denn Klein hatte mit Anlauf gegen das Medienarchiv SMD und Swissdox geklagt, an denen Ringier beteiligt ist – zusammen mit der TX Group und der SRG. Dabei behauptete Klein, dass dort ihre Artikel unter Verletzung ihres Copyrights gespeichert seien. Und da sie tatsächlich eine 35-jährige Karriere hinter sich hat, läpperte sich das gewaltig, sie wollte mal kurz so eine Million erstreiten.

Entsprechend teuer wurde der Prozess vor dem Handels- und dann auch noch vor dem Bundesgericht. Allerdings endete das zweimal mit einer empfindlichen Niederlage für Klein, die keine Million kassieren konnte und stattdessen auf happigen Anwalts- und Gerichtskosten sitzen blieb. Das mag ihren Furor gegen das Haus Ringier erklären. In einem Artikel, der eigentlich mit dem Privatleben von Walder nicht das geringste zu tun hat, ein paar saftige Anekdoten aus seiner Ehe zu erzählen, das war wohl auch nicht sehr geschickt.

Man sieht sich vor dem Friedensrichter, und dann wird wohl auch dieser Prozess seinen Gang durch die Instanzen antreten. Allerdings sieht es auch hier nicht wirklich gut aus für Klein.