Die Phantom-Soldaten
Kämpfen Nordkoreaner an der Ukraine-Front?
Der US-Geheimdienst ist sich sicher: ja. Ukraines Präsident Selenskyi ist sich absolut sicher: ja. Der ukrainische Geheimdienst vermeldet sogar schon «erste Gefechte» zwischen Ukrainern und Nordkoreanern.
Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow (im Gegensatz zu seinem israelischen Kollegen immer noch im Amt) behauptet sogar, somit sei Nordkorea offiziell in den Krieg eingetreten. Und natürlich warnen der Noch-US-Aussenminister und der Noch-Bundeskanzler Scholz vor dieser «Eskalation». Der Noch-US-Verteidigungsminister will sogar «Beweise» für diese Präsenz haben, zeigt sie aber nicht.
Bei all dem Gedöns gibt es nur ein Problem: vielleicht mal ein Beleg, ein Beweis? Ein gefangener, ein toter nordkoreanischer Soldat? Ein einziger? Und zwar ein Kämpfer, dessen nordkoreanische Herkunft einwandfrei nachgewiesen werden kann, denn auch russische Soldaten können asiatische Gesichtszüge haben.
Es ist die Rede von geschätzt 11’000 nordkoreanischen Soldaten in Russland. Die entweder noch trainiert werden, oder bereits im Kampfeinsatz stehen. Es gibt sogar Vermutungen, was Russland dafür an Nordkorea alles liefert, neben Lebensmitteln.
Dass der russische Präsident die nordkoreanische Aussenministerin empfangen hat, wird als weiteres bedeutungsschweres Indiz herumgeboten.
Es ist nun, überschattet vom Wahlsieg Trumps, durchaus denkbar, dass der nordkoreanische Diktator mit der merkwürdigen Frisur und einem misslungen Diätplan seine Soldaten an Russland vermietet. Wieso auch nicht, private Sicherheitsfirmen wie Blackwater und andere aus den USA liefern auch Söldner an alle Welt, inklusive das US-Militär.
Wieso das eine bedenkliche Eskalation, gar ein Schritt näher zum Atomkrieg sein soll, wieso nun die NATO, wie Selenskyi fordert, endlich eigene Truppen in die Ukraine entsenden soll, wieso er endlich Langstreckenraketen bekommen sollte, um Ziele tief im Hinterland Russlands anzugreifen – das ist logisch nicht nachvollziehbar.
Die Story ist einfach zu gut, und die meinungsstarken, aber faktenschwachen westlichen Medien treten sie genüsslich breit.
Natürlich ist es durchaus denkbar, dass Nordkorea Soldaten zur Unterstützung der russischen Armee aufbietet. Alle Werweisereien, wieso das gar nicht sein könne, sind Unsinn.
Aber nur in Kriegszeiten ist es möglich, dass eine Phantom-Armee durch die Medien geistert, unscharfe Fotos von asiatisch aussehenden Soldaten herumgeboten werden. Ohne genaue Orts- oder Zeitangabe, belanglos, nicht beweiskräftig.
Aber macht sich jemand aus der Journaille die Mühe, mal der Quelle dieses Gerüchts nachzugehen? Kommt hier der berühmte «Faktencheck» zum Einsatz? Wird, banales Handwerk, verifiziert oder falsifiziert? Eingeordnet? Behauptung von belegbarem Fakt unterschieden?
Pustekuchen.
Aber wir können froh sein, dass die Journaille die nächsten Tage damit ausgelastet sein wird, den überwältigenden Sieg von Trump und seinen Republikanern zu bejammern. Wegzuerklären. Im Nachhinein recht zu haben, es schon immer gesagt zu haben (obwohl es kaum einer sagte).
Nicht ganz wie beim Duell Clinton – Trump, aber durchaus ähnlich haben weite Teile der Journaille mit allen Mitteln gegen Trump und für Harris geschrieben. Gewisse Journalisten sollten eine zweite Karriere als Gesundbeter in Betracht ziehen.
Allerdings: genutzt hat’s schon wieder nix. Statt endlich mal die USA und das Funktionieren von Wahlen dort zu erklären, muss die Journaille nun wieder sich selbst erklären. Wieso sie irgendwo doch recht hatten, obwohl sie wieder krachend daneben lagen.
Denn letztlich war es nicht einmal ein Kopf-an-Kopf-Rennen, ein denkbar knappes Resultat, ein Wahlkrimi. Sondern Trump räumte souverän die nötigen Wahlmännerstimmen ab, die Republikaner gewannen sowohl im Repräsentantenhaus wie im Senat, womit Trump mit einer bequemen parlamentarischen Mehrheit regieren kann.
Aber so wie über die nordkoreanische Phantom-Armee schreibt die Journaille über eine Phantom-USA, einen Phantom-Trump, eine Phantom-Zukunft.
Statt mal über den gefährlichsten Mann der Welt zu schreiben. Nein, das ist nicht Kim der Dickere. Auch nicht Putin. Schon gar nicht Xi. Nicht mal Khomeini. Erst recht nicht jeder beliebige Führer von radikal-islamistischen Wahnsinnigen. Und keinesfalls Trump. Aber der gefährlichste Mann der Welt ist in dessen Nähe, hat im Gegensatz zu Trump wirklich Kohle und echt verrückte Ideen. Plus die Macht, sie auch umzusetzen.
Natürlich, die Rede ist von Elon Musk.