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Plappern mit Peppel-Schulz

Tamedia-Mitarbeiter, fürchtet euch!

Dass es dem obersten Tx-Boss nur um eines geht, ist bekannt. Pietro «Rendite» Supino ist allerdings nicht sonderlich geschickt darin, mit Medien Geld zu verdienen. Aber als Mitglied des Coninx-Clans ist er unkaputtbar.

Dann hätten wir noch den Tamedia-CEO Jessica Peppel-Schulz. Dass sie sich nach kurzer Karriere in einem Modemedienhaus aus einem längeren Sabbatical aufgerafft hat, um als Quotenfrau bei Tamedia einzusteigen, ist für die Belegschaft keine gute Nachricht.

ZACKBUM hat ihr Wirken, gesteigert noch durch Teamarbeit mit dem Brachial-Kommunikator Simon Bärtschi (Qualitätssteigerung durch Rausschmiss), von Anfang an verfolgt. Sie dachte zunächst einmal ein Jahr lang über eine «neue Digitalstrategie» nach. Als diese präsentiert wurde, blieb dem Publikum die Spucke weg. Peinlich war noch einer der höflicheren Qualifikationen für das, was das Trio infernal Peppel-Schulz, ihr Avatar und Bärtschi (als himself) präsentierten.

Nun ist wieder einige Zeit ins Land gegangen, Tamedia lebt weiter nach dem Prinzip «nach dem Rausschmeissen ist vor dem Rausschmeissen», und persoenlich.com führte eines seiner Watteweich-Interviews mit der Dame.

Da spielt sie Bullshit-Bingo in seiner schlimmsten Form. Es gibt keine Manager-Worthülse, mit der sie nicht um sich wirft.

«Unsere Stärken sind die tiefe Verankerung im Markt … unsere Geschäftsmodelle in der Schweiz erfolgreich weiterentwickeln … die Transformation ist grösser als gedacht … wir müssen digital schnell wachsen, weshalb wir eine neue Strategie entwickelt haben … Die Welt verändert sich rasant. Auch Tamedia muss diese Veränderungen adaptieren … Wir müssen uns auf unser Geschäft konzentrieren … denn wir können nur gemeinsam diese Veränderungen stemmen … leider mussten wir auch viele schmerzhafte Entscheidungen treffen …»

Gut, ZACKBUM hat wieder ein Einsehen mit dem gequälten Leser, der um Gnade winselt. Aber er sollte sich vorstellen, dass die armen Tamedia-Mitarbeiter sich diesen Schrott ständig anhören müssen und dazu ein freundliches Gesicht machen. Das geht vielleicht auf die Leber.

Man fragt sich allerdings, ob Matthias Ackeret hier einen schlecht gelaunten und noch schlechter programmierten Avatar von Peppel-Schulz interviewt hat. Apropos, dass die NZZ diesen Gag in der Luft zerrissen hat, ist bei Peppel-Schulz ganz schlecht angekommen:

«Hier haben einige Wettbewerber eine fortschrittliche Lösung im Sinne der Mitarbeitenden bewusst falsch interpretiert.» Ts, ts, ganz schlimm war aber die alte Tante: «Die Kritik am Avatar war schlichtweg falsch dargestellt. Kritik sollte auch möglich sein, aber eben professionell und richtig recherchiert. Das muss man von der NZZ erwarten können. … Wenn die Konkurrenz eine solche Innovationskultur ohne Not schlechtmacht, schadet das am Ende nur dem Journalismus.»

Nun, noch mehr schadet dem Journalismus und dem Ansehen von Peppel-Schulz, wenn sie holprig formulierte unbelegte Behauptungen in den Raum stellt. Was war denn an der Kritik «falsch dargestellt»? Meint sie vielleicht, die Kritik habe den Einsatz des Avatars falsch dargestellt? Wenn ja, wieso sagt sie das dann nicht? Und wenn sie es so sagen würde, womit belegte sie diese kühne Behauptung?

Diese Avatar-Nummer sorgte innerhalb von Tamedia immerhin für dringend nötige Unterhaltung und Lacher. Aber ihn als «Innovationskultur» hochzuplappern, also wirklich. Lachkultur, das ginge noch.

Hat Peppel-Schulz der Welt und dem Leser noch etwas mitzugeben? Eher nicht: «Wir müssen gemeinsam mit den Institutionen Wege finden, um junge Menschen auch künftig zu erreichen

Gibt es wenigstens eine gute Nachricht in diesem Interview für die noch nicht rausgeschmissenen Tamedia-Mitarbeiter? Eher nicht: «Ich habe nicht vor, zu gehen, denn jetzt beginnt erst der spannende Teil: unser Wachstum. Dafür bin ich gekommen, und ich schaue nur nach vorne.»

Ob sie dafür wohl den Rückspiegel benützt?

 

Gesinnungs-Journalismus

Was ist nur aus Nick Lüthi geworden?

Der war früher mal ein unabhängiger Journalist, der die «Medienwoche» herausgab. Sie wurde dann ein weiteres Opfer der aussterbenden Spezies Medienkritik.

Seither verdingt er sich auf persoenlich.com als Redaktor. Hier wird meistens mit Wattebäuschen geworfen. Hier aber nicht. Der leicht unrasierte Herr mit gebleckten Zähnen ist «Martin Steiger, Anwalt und Medienrechtler». Also im Prinzip eine valable Figur, um etwas zum Zuger Skandal-Urteil zu sagen, dass Jolanda Spiess-Hegglin für 4 ehrverletzende Artikel eine Gewinnherausgabe von über 300’000 Franken zusprach.

Der Mann sagt für einen Juristen erstaunliche Dinge. Wieso sei Ringier mit seiner Argumentation nicht durchgekommen?

«Das lag aber auch daran, dass das Gericht auf dem Bundesgerichtsurteil zur Gewinnherausgabe in Sachen Willy Schnyder, dem Vater der Tennisspielerin Patty Schnyder, von 2006 aufbaute und auf die rechtliche Lehre verweisen konnte

Damit wäre er bei der Anwaltsprüfung durchgerasselt. Das Bundesgericht hat lediglich den grundsätzlichen Anspruch – im Gegensatz zur Vorinstanz – bestätigt. Es wurde damals, hinter die Ohren schreiben, keine Gewinnberechnung durchgeführt, weil man sich in einem Vergleich einigte.

Dann sollte der Jurist vielleicht die Finger von Finanzrechnungen lassen, denn er hat eine Meinung, aber keine Ahnung:

«Mir erscheint mit Blick auf den begründeten Entscheid plausibel, dass Jolanda Spiess mit ihren finanziellen Forderungen deutlich näher an der Wahrheit lag als Ringier.»

Und was ist mit der abschreckenden Wirkung dieses Fehlurteils? «Nein, ich teile diese Befürchtung nicht.» Dass Verlage damit bedroht sind, dass aufgrund von aberwitzigen Berechnungen Zahlungen in der Region Hunderttausende fällig werden könnten und kritische Berichterstattung unter diesem Damoklesschwert eingeschränkt wäre – nichts Abschreckendes. Da lachen selbst juristisch nicht ausgebildete Hühner.

Aber der Anwalt kann noch mehr, auch inhaltslose Sätze: «Die Medienfreiheit ist kein Freipass für Persönlichkeitsverletzungen.» Hat auch niemand behauptet …

Und dann noch zwei Brüller zum Schluss: «Das Kantonsgericht Zug hat mit seinem Entscheid erst einmal ein bemerkenswertes und lange erwartetes medienrechtliches Präjudiz geschaffen.» Es hat tatsächlich ein Präjudiz geschaffen, das aber so schnell wie möglich korrigiert werden muss, da es auf Luftberechnungen ruht.

Und: «Wenn es alles in allem bei dieser Rechtsprechung bleibt, wird jener Journalismus in der Schweiz, der auf Qualität setzt, erheblich gestärkt.»

Nach diesem juristischen Geplapper kommt allerdings noch eine Fussnote, die genau das Gegenteil beweist. Zum einen, dass Lüthi nicht auf Qualität, sondern auf Gesinnung setzt. Zum zweiten, dass es völlig unter jeder Kanone ist, jemanden als Fachmann zu präsentieren, der mit einer der beiden Parteien verbandelt ist. Es gäbe nun wahrlich genügend Medienanwälte in der Schweiz, die zumindest eine nur fachlich motivierte Meinung abgeben könnten. Aber so?

«Martin Steiger sitzt im Beirat von #NetzCourage, einer Organisation, die Jolanda Spiess-Hegglin gegründet hatte.»  Als die Hassleaks nachwiesen, auf welch üble Art JSH gegen ihre Feindin Michèle Binswanger vorging («Drecksarbeit», die Autorin so fertigmachen, dass sie am besten «auswandern» sollte), gingen die tapferen Beiräte auf Tauchstation.

Die NZZ schrieb damals: «Die zitierten Chat-Wortmeldungen sind teilweise krass und lassen sich mitnichten mit Spiess-Hegglins Ansinnen vereinbaren, Hass im Netz zu bekämpfen

Nur Steiger verstieg sich auf Anfrage zur Antwort: «Als Beiratsmitglied stehe ich dem Vorstand von #NetzCourage weiterhin mit meinem Fachwissen zur Verfügung: Der Vorstand fragt, ich gebe Rat. Meine Beiratstätigkeit erfolgt ausschliesslich gegenüber dem Vorstand und nicht gegenüber der Öffentlichkeit.»

Nun geht er aber an die Öffentlichkeit, und wie …

 

Braucht Bärtschi Polizeischutz?

Oder ist er einfach dümmer als die Polizei erlaubt?

Die Augen zu Schlitzen verengt, Dreitagebart, schwarze Intellellenbrille, offener Hemdkragen, blaues Jacket, energisch zusammengekniffener Mund. So sieht sich Simon Bärtschi sicherlich selbst. Ein Macher halt, ein Manager, ein Führer mit Vision. Er sei «der Architekt der neuen Tamedia-Strategie», sülzt persoenlich.com, wo Nick Lüthi, früher mal medienkritischer Journalist, mit Bärtschi ein Gefälligkeitsinterview führt.

Obwohl es kaum kritische Nachfragen gibt, ist das Interview dennoch entlarvend. Denn Bärtschi führt sich als blutleerer, ideenloser Bürokrat der Macht vor, der mit wie Kieselsteine rundgeschliffenen Worthülsen um sich wirft. Und bei jedem, der ihm untertan ist, blankes Entsetzen auslöst: von dem ist meine berufliche Zukunft abhängig? Au weia.

Wenn man sein Geschwurbel etwas verdichtet, kommt ein solider Brocken Grau heraus, grau wie aschgrau.

«setzen künftig auf mehr publizistische Kraft … zielgerichteter für die digitalen Kanäle … nahtlose Abläufe auf der Redaktion … kann diesen Verlust nachvollziehen … Teil der neuen Strategie … sehe Potenzial … auf rund 55 Vollzeitstellen reduzieren können … ist und bleibt auch weiterhin eine ganz wichtige Aufgabe … für die Herausforderungen der Zukunft gut aufzustellen … die weniger zur Verfügung stehenden Ressourcen zielgerichteter … geplanten Personalmassnahmen in den Redaktionen sollten in einem gesunden Verhältnis zur Wirtschaftlichkeit … gute Geschichten sollen dort ausgespielt werden, wo sie ihr Publikum finden … jede Sparrunde ist schmerzhaft … haben uns intensiv mit einem zukunftsfähigen Zielbild für unseren Journalismus auseinandergesetzt … den Blick auch wieder nach vorne … schmerzhafter Prozess … macht niemandem Freude, diesen Weg gehen zu müssen … glauben an den Qualitätsjournalismus … kann nicht darum gehen, mit weniger mehr zu machen … mir als langjähriger Journalist … versuche transparent und direkt mit den Leuten zu sprechen … radikal und von Grund auf neu aufstellen … es wird nie langweilig

ZACKBUM würde verstehen, wenn Leser das als menschenrechtswidrige Folter empfänden und Klage führten. Aber wir mussten da schliesslich auch durch, und das Duschen danach dauerte besonders lang.

Nun versetzen wir uns kurz in einen Mitarbeiter von Tamedia, der seit mehr als drei Wochen nicht weiss, ob er aufs RAV muss oder nicht. Der überlegt sich einerseits, dass ein Rausschmiss eine Erlösung wäre. Dann muss er sich diesen Stuss nicht länger anhören und muss auch kein freundliches Gesicht machen, wenn Bärtschi an ihm vorbeihuscht. Auf der anderen Seite ist es menschlich verständlich, wenn der eine oder andere geschundene Newsroom-Knecht sich inbrünstig sagen muss: Gewalt ist auch keine Lösung.

Man kann Massenentlassungen, das Eingeständnis, dass auch die x-te Strategie gescheitert ist und durch die nächste zum Scheitern verurteilte ersetzt wird, auch einigermassen sozialverträglich rüberbringen. Man kann Empathie zumindest heucheln. Geschäftsleitung, Chefredaktion könnten wenigstens Mitgefühl versprühen, statt mit versteinerten Gesichtern jedem Dialog auszuweichen. Aber wer nach dem sensibel öffentlich verkündeten Todesurteil für den Züritipp, der noch kurz zuvor als überlebensfähig angepriesen wurde, lediglich sagt «kann diesen Verlust nachvollziehen», der ist ein eiskalter Zyniker.

Und ein Usurpator hinzu. Denn eigentlich soll doch diese Abwrack-Strategie auf dem Misthaufen von Jessica Peppel-Schulz gewachsen sein. Aber jetzt reklamiert Bärtschi die Vaterschaft für diese Missgeburt. Wieso nimmt sich Tamedia, TX, nicht ein Beispiel an Meyer Burger? Die bauen nicht nur Stellen ab, sondern wechseln auch die Führung aus.

Aber weil bei TX der Fisch definitiv vom Kopf her stinkt, wird das nicht passieren. Denn der Bigboss kann nur einigermassen das Gesicht wahren, wenn seine direkten Untergebenen noch grössere Versager sind. Bei Bärtschi weiss man allerdings nicht, ob er sich auch schon nach Polizeischutz erkundigt hat.

Recherchierjournalismus bei persoenlich.com

Die Medien sind im Füdli. Die Medienkritik auch.

Es gibt ZACKBUM und den wiederauferstandenen «Schweizer Journalist». Und sonst nix. Dann gibt es noch persoenlich.com, «das Online-Magazin für Entscheider und Meinungsführer». Immerhin, seine häufige Ablehnung von Kommentaren im Blog war einer der Gründe, der zu ZACKBUM führte. Das war eine gute Tat.

Ansonsten bemüht sich hier Matthias Ackeret, ja niemandem auf die Füsse zu treten. Sein Mut beschränkt sich darauf, eine ewige Sendung namens Teleblocher zu machen. Da gibt er den braven Stichwortgeber, während sich Christoph Blocher für einmal ungebremst aussprechen darf. Etwas für Fans und Liebhaber des leicht Skurrilen.

Aber bei persoenlich.com ist mit kritischen Bemerkungen eher nicht zu rechnen. Nach einem Tag Schockstarre hat sich das Onlinemagazin getraut, den Entscheidern und Meinungsführern eine brandheisse News zu servieren:

«Weltwoche: Daniel Ryser wird neuer Autor».

Das weiss eigentlich jeder, den es interessiert, seit Mittwoch. Die Meldung ist so kitzlig, dass ma (Kürzel für Matthias Ackeret) persönlich zum Griffel greift. Denn soweit ist noch alles richtig: «Ryser schrieb als Journalist in den vergangenen Jahren für politisch links positionierte Medien. Nach vier Jahren bei der WOZ  wechselte er 2018 zum Onlinemagazin Republik.»

Auch das ist richtig, ebenso wie die Auskunft, die sich Ackeret abholte: ««Daniel Ryser ist nicht mehr bei uns angestellt», heisst es heute dort auf Anfrage.»

Nun hält sich die ansonsten so klatsch- und rachsüchtige Branche offenbar weiterhin an ein Schweigegelöbnis, wieso denn Ryser nicht mehr bei der «Republik» angestellt ist. Sie sagt auch nichts dazu, in welch ruppiger, geradezu menschenverachtender Art und Weise er dort zuerst freigestellt und dann fristlos entlassen wurde, ohne dass man ihm die versprochene Möglichkeit zur Stellungnahme gab. Sie sagt auch nichts dazu, dass auch er das Opfer von branchenüblichen, anonymen Denunziationen wurde, ohne dass ihm strafbare Handlungen nachgewiesen wurden, geschweige denn Anklage erhoben.

Ackeret sagt auch nichts dazu, wie unbeholfen, geradezu bescheuert die Geschäftsleitung und die Chefredaktion der «Republik» mit dem Fall Ryser umging.

Ebenfalls nichts sagt Ackeret dazu, wie übel Ryser bereits die «Weltwoche» und ihren Chefredaktor beschimpft hat. Es gibt Grenzen des guten Geschmacks, des Anstands und Charakterfragen. Dass sich Köppel mit einem verkorksten und verkoksten Artikel von Ryser Aufmerksamkeit abholen will, wohlan. Aber dass Ryser für diesen angeblichen Tummelplatz von Verschörungsideologen schreibt, es selbst mit dem irr-wirren Gequatsche des Gründers der «Proud Boys» füllt, diesen Kern des Netzwerks rechter Infokrieger, unter einem Chefredaktor, der eine Marionette von Steve Bannon sei, das zu qualifizieren verbietet leider das Strafgesetzbuch.

Wumms: Fabienne Kinzelmann-Opel

Eine bedeutende feministische Stimme erhebt sich.

Kinzelmann-Opel ist ein journalistisches Schwergewicht. Ihre Selbstbeschreibung lässt kein Klischee aus: «Digital- und Print-Journalistin mit unternehmerischer Denkweise und redaktioneller Erfahrung in Deutschland, der Schweiz und den USA. Brennt für gutes Storytelling, mutige Ideen und dafür, Dinge nach vorne zu bringen

Inzwischen sei sie «internationale Korrespondentin» bei der «Handelszeitung». Ob die das weiss? Dort ist sie im Impressum einfach als Nummer zwei unter «Internationale Wirtschaft» aufgeführt.

Eigentlich müsste sie dort Chefredaktorin, wenn nicht Editor at Large sein, bei dem Vorleben: «Zuvor war ich die führende Auslandsredakteurin für Blick und SonntagsBlick, eine der größten Schweizer Tages- und Sonntagszeitungen. Ich schrieb Analysen, Porträts und Interviews für Print und Online, berichtete bei brisanten Themen live vor Ort oder analysierte im Studio und verantwortete kanalübergreifend die Auslandsberichterstattung mit einem besonderen Schwerpunkt auf den USA, Europa, dem Klimawandel und sozialen Bewegungen. Zudem entwickelte und schrieb ich einen eigenen Newsletter über US-Politik

«Führende Auslandredaktorin» beim «Blick» ist nicht schlecht; dabei hat sie wohl sich selbst geführt …

Zudem ist sie noch «Co-Präsidentin des Vereins Qualität im Journalismus». In dieser Eigenschaft röhrt sie auf «persoenlich.com»: «Missbrauchsfälle zeigen strukturelles Versagen». «Strukturell», das ist auch so ein Allerweltswort wie «resilient» oder «zukunftsfähig». Auf die Frage, was bei den «Corona-Leaks» schief gelaufen sei, rudert sie qualitätsvoll um die Wahrheit herum: «Die richtige Frage wäre gewesen: Hat ein Bundesrat ein einzelnes Medienhaus bevorzugt – oder schlicht sein Departement nicht im Griff? Stattdessen schoss die Branche auf sich selbst, besonders auf den Ringier-Verlag. Aus meiner Sicht war da viel Neid dabei. Ich habe damals selbst für die Blick-Gruppe gearbeitet und bin sicher voreingenommen, aber ich habe ja live mitgekriegt, wie die Kolleginnen und Kollegen gearbeitet haben, was für gute Kontakte sie geknüpft haben.»

So kann man das auch sehen. Und wie steht es mit den Affären um Christian Dorer und Werner De Schepper; zwei Mitarbeiter, die unter dubiosen Umständen abgesägt wurden? «Ich möchte mich nicht zu Einzelfällen äussern. Denn diese zeigen immer auch ein strukturelles Versagen: Es gibt ein Umfeld, das absichtlich oder unabsichtlich nicht genau hinschaut oder gewisse Verhaltensweisen akzeptiert oder sogar fördert.»

Ein strukturelles Versagen liegt hier wohl eher beim Management, das Karrieren ruiniert, ohne eine nachvollziehbare Begründung dazu zu liefern. Huldvoll verzichtete «persoenlich.com» darauf, Kinzelmann-Opel zu fragen, wie sie im Rahmen von strukturellem Versagen die Berichterstattung der «Blick»-Familie beispielsweise zum Thema Till Lindemann qualifizieren würde. Da musste der «Blick» schleunigst einen Artikel löschen und ein liebedienerisches Interview mit dem Anwalt des Rammstein-Sängers veröffentlichen. Das war sicherlich kein Ruhmesblatt des Qualitätsjournalismus.

Ebenso wenig wie dieses Watteinterview mit einer Angeberin …

 

Wumms: Andreas Hugi

Da macht mal wieder einer den Bock zum Gärtner.

Hugi wählt gesalbte Worte im persoenlich-Blog. Er spricht von einem «Informationskrieg», der seit der Explosion beim Ali-Arab-Spital in Gaza tobe. Auf diese News hat die Welt bislang mit angehaltenem Atem gewartet.

Dafür stapelt er abgelutschte Wortbonbons aufeinander: «Informationsraum, Deutungshoheit, Narrative, Informationsdominanz». Die wenigen Leser, die er damit nicht ins Wachkoma versetzt hat, bekommen noch mitgeteilt, Hugi sei «CEO und Mitinhaber der Agentur furrerhugi. In der Schweizer Armee ist er Chef Kommunikation der Territorialdivision 2».

In einem Nachtrag verweist er dann noch auf einen Artikel in der «Republik», der zwar viel zu lang, aber tatsächlich – auch Lob muss mal sein – interessant und einordnend ist.

Nun ist «furrerhugi» eine der bedeutendsten PR- und Lobby-Agenturen der Schweiz, bestens vernetzt in Bern und eine der ersten Adressen, wenn man die öffentliche Meinung massieren, beeinflussen, in die richtige Richtung lenken will.

Als Chef Kommunikation der stolzen Schweizer Armee ist Hugi selbstverständlich auch nur der Wahrheit, nichts als de Wahrheit und der absolut unabhängigen Informationsvermittlung verpflichtet.

Nun tut er aber weder sich noch seiner Agentur einen Gefallen, wenn er solche Plattitüden aufeinanderstapelt, mit denen jeder Anfänger in einem PR-Kurs für Einfältige aus dem Raum gelacht würde. Aber letztlich beweist er eine Eigenschaft des Internets und der schnellen Informationsvermittlung, auf die er nicht hinweist: hier kann sich jeder öffentlich zum Deppen machen.

Es darf gelacht werden

Raphaela Birrer und die «Qualität».

Normalerweise wartet man 100 Tage ab, um eine erste Bilanz des Wirkens zu ziehen. Bei Birrer reichten zehn Wochen, damit sie von persoenlich.com interviewt wurde. Wobei man sagen muss, dass sich Christian Beck am neuen Tagi-Stil ein Beispiel nahm. Was wollten Sie schon immer mal sagen, unbelästigt von kritischen Fragen?

Zuerst der Pflichtteil. Birrer sei zum ersten Mal am SwissMediaForum gewesen, wie war’s? «Es wird bei solchen Treffen stets klar, dass die grossen Schweizer Medienhäuser mit sehr ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind

Unglaublich, da könnte man meinen, die hätten alle völlig unterschiedliche Herausforderungen. Und wie geht’s denn intern so? Da bekommt Birrer Gelegenheit, sicherlich ungewollt gegen ihren Vorgänger zu keilen: «Spürbar dürfte auch die offene, transparente Kommunikation sein, mit der wir die Redaktion über all diese Schritte informieren.» Was ja heisst: vorher war das anders …

Nun aber in medias res, wie der Lateiner sagt, wichtigste Entscheidungen bislang? «Es gibt überall viel zu tun, wir können nicht alles gleichzeitig lösen.» Wie wahr, aber geht’s auch konkret? «Ich habe mich entschieden, zuerst in das redaktionelle Klima und in strukturelle Massnahmen zu investieren. Ich möchte, dass die Mitarbeitenden jeden Tag gerne und motiviert auf die Redaktion kommen

Das unterscheidet Birrer sicher auch von ihrem Vorgänger; der wollte bekanntlich, dass die Mitarbeitenden (oder vielleicht auf Deutsch die Mitarbeiter) ungern und demotiviert kamen. Etwas bedeckt hält sich Birrer, allerdings, was die neue CEO aus Deutschland betrifft: «ich kenne sie noch nicht. Ich freue mich, sie bald kennenzulernen, und auf die künftige Zusammenarbeit mit ihr

Und dann noch die ganz harten Fragen; Sexismus- und Mobbingvorwürfe beim «Magazin», «wie war das für Sie?» – «Die Tage im Februar waren für viele in unserem Haus ein anspruchsvoller Moment.» Das ist mal eine echt coole Antwort. Sozusagen eine tiefgefrorene Null-Antwort.

Diese Marotte pflegt Birrer auch bei der Frage, ob es in Bern oder Basel goutiert wird, dass die Mantelredaktion nicht mehr Tamedia heisst, sondern «Tages-Anzeiger»: «Wir bieten nach wie vor dasselbe Angebot für alle – der einzige Unterschied ist unser neuer alter Name. Insofern fallen die Reaktionen positiv aus.»

Klar, die Basler lieben die Zürcher, und die Berner kriegen sich vor Freude gar nicht ein.

Aber einen echten Knaller hat Birrer noch bis fast zum Schluss aufgespart:

«Wer mich kennt, weiss, dass der Qualitätsanspruch für mich die zentrale Richtschnur ist.»

Wunderbar, und wie soll das gehen, bei Kosteneinsparungen von 70 Millionen bis Ende 2023? Also mehr Qualität bei weniger Quantität? «Es ist kein Geheimnis, dass die finanzielle Bilanz für Tamedia zuletzt negativ ausgefallen ist. … Deshalb ist es nicht überraschend, dass Tamedia auch die Kostenseite im Blick behält.»

Nein, überraschend ist diese Antwort nicht, eher gähnlangweilig. Und was hat sich Birrer denn für ihre verbleibende Amtszeit vorgenommen? Da sind wir nun platt: «Ich möchte mehr Leserinnen und Leser erreichen, um unsere Marke zu stärken und zusätzliches Publikum an die Paywall zu bringen

Ob ihr das allerdings mit all diesen Schwachmaten und Leichtmatrosen gelingt, die seit ihrem Amtsantritt unablässig das Wort ergreifen dürfen und sich um woken Pipifax kümmern, der den Leser null interessiert?

Aber vielleicht will Birrer das zusätzliche Publikum eben nur «an die Paywall bringen», also gar nicht zum zahlenden Eintritt bewegen. Vielleicht will sie auch, dass das zusätzliche Publikum hier zuschaut, wie vergrätzte ehemalige Zahler die Paywall von der anderen Seite her durchbrechen …

 

 

Wumms: Michèle Widmer

Nachtreten ist in. Aus der geschützten Werkstatt.

Michèle Widmer ist Redaktorin bei persoenlich.com. Das sei das «Online-Magazin für Entscheider und Meinungsführer». Seine Grundhaltung ist: ja keine Lämpen mit niemandem. Denn wir müssen ja vom Wohlwollen der Entscheider und Meinungsführer leben.

Als Meinungsventil führt perssoenlich.com einen Blog. Hier äussern sich Entscheider und Meinungsführer im Westentaschenformat. Auch Redakteure dürfen ganz gelegentlich zum Griffel greifen, wenn Matthias Ackeret mal gerade nichts zu sagen hat. Daher kaut Widmer ein Stück Konzernjournalismus aus dem Hause Tamedia wieder:

Die beiden Lohnschreiber Andreas Tobler und Sandro Benini hatten versucht, aus dem Abgang des Kolumnisten Henryk M. Broder bei der «Weltwoche» eine Massenflucht herbeizufantasieren. Aber wie es bei den Rechercheriesen von Tamedia und «Republik» üblich ist: steile These, beinharter Haltungsjournalismus – aber nichts dahinter.

Das wäre sicherlich Anlass für ein paar kritische Worte einer Redaktorin, die sich professionell mit Kommunikation und Medien befasst. Kritische Bemerkungen fallen tatsächlich, allerdings:

«Im Falle der Weltwoche lassen sie sich von einem Medium bezahlen, das Partei für Wladimir Putin ergreift. Sie verhelfen mit ihren Texten einem Medium zu Reichweite, das den Krieg in der Ukraine verharmlost. Ihre Kolumnen erscheinen nicht im luftleeren Raum, Leserinnen nehmen die Schreibenden als Weltwoche-Autoren wahr. Sie sollten sich die Frage stellen: Wo liegt meine Schmerzgrenze?»

Die Schmerzgrenze gegenüber Widmer liegt da, wo sie bereits eingangs mit einem Falschzitat arbeitet. Der Kolumnist Broder habe sich «zum Abschied öffentlich von den «Russlandverstehern» in der Weltwoche distanziert». Er verwendete aber das böse Wort von «Putinverstehern». Wobei beides absurd ist, denn der Versuch, etwas verstehen zu wollen, ist der Offenlegung wie bei Widmer, dass sie nicht viel versteht, deutlich überlegen.

Im Qualitätsmedium persoenlich.com darf Widmer unkontrolliert behaupten, die WeWo ergreife Partei für Putin, verharmlose den Krieg in der Ukraine. Beide Anwürfe erhebt sie ohne den geringsten Beleg dafür. Sie übernimmt einfach unreflektiert das Narrativ der Verleumdung. Auch ihr fällt nicht auf, dass die WeWo, die nun wirklich Diversität der Meinungen lebt, von Konzernjournalisten kritisiert wird, die nicht mal im Alptraum daran denken würden, in ihren Organen von der vorgegebenen Linie abweichende Meinungen zu veröffentlichen.

Bevor die Lohnschreiber von Tamedia sich mal trauen, ihren Big Boss Supino zu kritisieren, weil der Profitdenken und die Aufteilung des Konzerns in unabhängige Profitcenter über alles stellt, bevor sie mal ihren Oberchefredaktor Rutishauser wegen seinen kriegerischen Tönen im Ukrainekrieg kritisieren, sollten sie einfach etwas kürzer treten, wenn sie gegen ein Magazin austeilen, in dem man sogar dem Verleger und Chefredaktor mit Anlauf Contra geben kann.

Wir sind gespannt, wann Widmer mal einen Blogbeitrag verfasst, in dem sie harte Worte zu Blocher TV findet … Aber das liegt sicherlich deutlich unterhalb ihrer Schmerzgrenze.

Eine Ente ist eine Ente

Aufgeregte Meldung: Kriegsreporter Pelda flieht von der WeWo.

So sieht die Meldung auf persoenlich.com aus:

Tatä: «Kriegsreporter Kurt Pelda wechselt per sofort zu den Blättern von Verleger Peter Wanner.» Und der Oberchefredaktor Patrik Müller freue sich über die Verstärkung. «Der Rechercheur und Auslandreporter Pelda war zuvor bei Roger Köppels Weltwoche tätig.»

Wechsel per sofort, erst im Februar war Pelda den unerträglichen Zuständen bei Tamedia entflohen und zur «Weltwoche» zurückgekehrt. Und nun das. Was mag da passiert sein? Ertrug Pelda nicht länger den Putin-Versteher Köppel? Gab es Zensur? Kriegsähnliche Zustände auf der Redaktion? Traute sich Pelda nur noch mit schusssicherer Weste und Helm an die Förrlibuckstrasse?

Was sagt denn er dazu? Eine kleine Recherchieraufgabe für das Qualitätsorgan persoenlich.com. Woran es leider krachend scheitert: «Da er in den letzten Reisevorbereitungen steckt, war er für eine Stellungnahme nicht erreichbar.»

Auf Deutsch übersetzt: Telefonnummer nicht rausgefunden, Mail an falsche Mail-Adresse geschickt. Oder einfach: never let the truth spoil a good story. ZACKBUM erreichte Pelda problemlos, der auch neben seinen «letzten Reisevorbereitungen» gerne Zeit fand, auf die Frage zu antworten, was denn da passiert sei:

«Es ist gar nichts passiert, und ich darf neben meinem Fixum bei CH Media als Freier für die Weltwoche schreiben.»

Also schlichtweg eine Verbesserung der Einkommenssituation, da das Haus Wanner bekanntlich Geld zum Verlölen hat, was es mit «watson» unermüdlich unter Beweis stellt. Mit dem Engagement für Pelda gibt Wanner immerhin sinnvoll sein Geld aus. Und Köppel kann etwas sein Portemonnaie schonen, denn solche Kriegseinsätze können recht ins Geld gehen. Nicht in erster Linie wegen unverschämten Honorarvorstellungen des Reporters. Sondern Logistik, Sicherheit, Fixer, Chauffeur, Infohonorare, Telekommunikation, das läppert sich.

Kleiner Tipp an die Kollegen von persoenlich.com: Finger rausnehmen, Grundlagen des professionellen Journalismus beachten.

Schauspielhaus: geht doch

Wer nicht Putin beraten will, sondern Lokales regeln, hat Erfolg.

Lob, wem Lob gebührt. Eigentlich ist es Matthias Ackeret zu verdanken, dass der barbarische Abriss und Neubau des Schauspielhauses Zürich verhindert wurde.

Er führte den Kampf dagegen an, rief die Webseite «Rettet den Pfauen» ins Leben und engagierte sich an vorderster Front gegen die Pläne, für über 100 Millionen Franken die existierende Pfauenbühnen abzubrechen und modernen Zeiten anzupassen.

Das war Wunsch und Beschluss des Stadtrates, angeführt von der sonst immer siegreichen Corine Mauch. Die Befürworter machten, ähnlich wie beim Referendum gegen die Steuermilliarde für reiche Medienclans, die üblichen Fehler.

Zuerst die Opposition nicht wirklich ernst nehmen, dann in aller Eile ein Befürworterkomitee zusammenbasteln, einen Kommunikationsmenschen engagieren – und dann die Abstimmung im Gemeinderat mit 39 gegen 75 Neinstimmen krachend verlieren.

Die Argumente, das müsse einfach sein, der Saal sei kaum mehr bespielbar, eine Renovation käme noch viel teurer, verfingen nicht. Auch der Vorwurf, man wolle da aus nostalgischen Gründen ein Museum schützen, denn Bertolt Brecht und die anderen grossen Dramatiker, deren Stücke im Pfauen aufgeführt wurden, seien doch schon längst tot.

Entscheidend war, neben den kommunikativen Fähigkeiten Ackerets, der im Hauptberuf Verleger und Chefredaktor der Medienplattform persoenlich.com ist, dass es den Befürwortern der Radikallösung nie wirklich gelang, von ihrer Seite Emotion in die Debatte zu kriegen.

Einige Staatskünstler machten brav den Kotau, ein paar Namen engagierten sich für den Abriss, aber keiner konnte wirklich erklären, wieso das denn unbedingt nötig sei und die Beerdigung einer langen Tradition ein Kollateralschaden, den man verschmerzen könne.

Als allgemeine Lehre kann man herausziehen, dass alle guten Ratschläge Richtung Bern oder Moskau doch eher l’art pour l’art sind, Strassentheater, Slapstick, Schmiere. Ein lokaler Publizist, der sich bei einer lokalen Angelegenheit engagiert, kann hingegen zeigen, dass er etwas bewegt. Vom Anfang «gar nicht erst ignorieren» bis zum Erfolg brauchte es einigen Einsatz und auch Hinrschmalz. Aber es ist beruhigend: so gewinnt man sogar gegen die geballte Macht der Bürokratie und der Politik und gegen eine Stadtpräsidentin, die sonst eigentlich immer als strahlende Siegerin vom Platz geht.

 

Packungsbeilage: Der Autor hat mit seiner Unterschrift bezeugt, dass er für die Erhaltung des Pfauen ist.