Schlagwortarchiv für: Panzer

Bewaffnete Neutralität

Frieden schaffen mit viel Waffen.

Die deutschen Grünen legen noch den letzten Salto in Sachen Opportunismus, Wankelmütigkeit und Verrat an allen Prinzipien hin.

AKW? Gute Sache, sollte man gleich noch in Reserve halten. Kohlekraftwerke? Na ja, im Notfall …

Die Gründerväter (und -mütter) rotieren im Grab. Immerhin müssen das Petra Kelly oder Gerd Bastian nicht mehr erleben. Wer das war? Ach, so zwei prinzipientreue, pazifistische und aufrechte Kämpfer für grüne Anliegen, als es noch obligatorisch war, diese Buttons zu tragen:

 

Oder diese Fahne flattern zu lassen:

Das sehen die deutschen Grünen inzwischen sehr entspannt. Dass die Aussenministerin Annalena Baerbock eine unerträgliche Stimme hat, dafür kann sie nichts. Aber für das, was sie sagt, alles. Denn inzwischen befürwortet sie die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine.

Das wäre dann das weite Mal in den letzten 80 Jahren, dass in der Ukraine deutsche Räder rollen bis zum Sieg. Oder so. «Luftabwehr, Artillerie, Mehrfachraketenwerfer», Baerbock hört sich inzwischen an wie eine Waffenhändlerin, nicht wie eine grüne deutsche Aussenministerin. Aber das hat bei den Grünen Tradition, schon Joschka Fischer, damals Aussenminister, verteidigte 1999 den völkerrechtswidrigen Einsatz der Nato im Jugoslawien-Krieg. Dafür fiel ihm auf dem Sonderparteitag der Grünen ein ungeheuerlicher Vergleich ein: «Auschwitz ist unvergleichbar. Aber ich stehe auf zwei Grundsätzen, nie wieder Krieg, nie wieder Auschwitz, nie wieder Völkermord, nie wieder Faschismus.»

Der Kosovo-Krieg war dann eine «humanitäre Intervention». Man sieht, dass Kreml-Herrscher Putin nicht ganz alleine ist im Erfinden euphemistischer Beschreibungen für Kriegsverbrechen. Ein solches war beispielsweise die Bombardierung von Belgrad ohne Zweifel.

Schon damals rumorte es etwas an der grünen Basis, aber da alle Grundsätze der Gründungsgrünen der Teilhabe an der Macht geopfert worden waren, kam Fischer damit durch.

Nun haben wir einen grünen Wirtschaftsminister in Deutschland, der von Wirtschaft keine Ahnung hat. Und eine grüne Aussenministerin, die wohl lieber Kriegsministerin wäre.

In der Schweiz sind die Grünliberalen auf den Spuren der deutschen Grünen. Die Fraktionschefin Tiana Moser befürwortet Schweizer Waffenlieferungen an «demokratische» Länder, «wenn die angegriffen werden». Gut, damit wären solche Lieferungen an die Ukraine eigentlich ausgeschlossen, denn dort wird die Präsidentschaft nicht in Wahlen entschieden, sondern gekauft. Aber mit solchen Details will man sich bei den Grünliberalen nicht aufhalten.

Die Schweizer Grünen sind noch etwas zurückhaltender, weil hierzulande noch diese dumme bewaffnete Neutralität im Raum steht. Inklusive Verbot, an Kriegsparteien Waffen zu liefern, unabhängig von der demokratischen Ausrichtung. Und auch unabhängig davon, wer Angreifer und wer Angegriffener ist.

Allerdings mehren sich auch in der Schweiz die Stimmen, dass man sich von einem angeblich überholten Neutralitätsbegriff verabschieden müsse. Wenn es (mal wieder) um Gut gegen Böse ginge, könne die Schweiz nicht einfach abseits stehen. Sie müsse sich auf einer Seite engagieren, natürlich auf der guten. Die gute Seite ist dort, wo die Nato steht, so die Banallogik der Analyse. Dabei wird auch geflissentlich übersehen, dass die Schweiz nicht Mitglied bei der Nato ist.

Allerdings, das ist wahr, stand sie im Kalten Krieg unter dem Schutzschirm des westlichen Verteidigungsbündnisses, und bei allen Sandkastenspielen der Schweizer Militärs kam Rot, also der Feind, immer von Osten. Nie von Norden oder gar Süden, obwohl aus diesen Richtungen schon entschieden mehr Gefahr gegen die Schweiz ausgegangen war.

Wie viele edle Haltungen ist Neutralität kein Problem, wenn sie nicht auf dem Prüfstand steht. «Wir sind neutral» zu sagen, wenn das niemand in Frage stellt, ist einfach. «Ich bin ehrlich, anständig und kein Dieb», das ist eine wohlfeile Aussage, wenn die Lebensumstände angenehm und der Mensch gesättigt ist. Anders sieht’s schon aus, wenn es ums Überleben ginge, ums Verhungern. Eine edle Haltung ist wohlfeil, wenn sie keinen Versuchungen oder Prüfungen ausgesetzt ist.

Ist die Schweizer Neutralität Versuchungen ausgesetzt? Zumindest Forderungen, dass sie überdacht werden sollte, nicht mehr zeitgemäss sei, man sich doch nicht nur den Sanktionen, sondern auch militärischer Hilfe anschliessen solle. Nach dem üblichen Argument: Neutralität heisse, indirekt oder gar direkt den Aggressor Russland zu unterstützen.

Das ist Unsinn, aber verführerischer Unsinn. Natürlich war die Neutralität der Schweiz nie unbefleckt und vollkommen. Natürlich hat die Schweiz schon Waffen an Länder geliefert, die sie dann in inneren oder äusseren Konflikten einsetzten. Aber das waren eindeutig Fehler. Wieso dann solche Fehler wiederholt werden sollten, entzieht sich ebenfalls jedem logischem Verständnis.

 

Der Deutsche im Krieg

Zurückschiessen kann er zurzeit nicht wirklich. Ausser mit Worten.

Aus dieser trüben Quelle bezieht Tamedia einen grossen Teil seiner Berichterstattung, vor allem aus dem Ausland:

Der Leiter der Wirtschaftsredaktion der «Süddeutschen Zeitung» will keine Gefangenen machen:

Raus mit den Russen, sonst rollen deren Panzer bis zum Sieg; äh, also über die nächste Grenze.

SWIFT ist ein internationales Zahlungssystem, über das mehr als 11’000 Banken weltweit Geldtransfers abwickeln. Die «Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication» ist eine privatrechtlich organisierte Genossenschaft mit Sitz in Belgien.

Sollte Russland von diesem reinen Hilfsmittel zur Standardisierung ausgeschlossen werden, wären humanitärer, persönlicher und geschäftlicher Zahlungsverkehr nach Russland erschwert. So könnte Russland sich darauf berufen, geschuldete Zahlungen an westliche Firmen leider zurzeit nicht ausführen zu können.

Reiche Oligarchen, Mitglieder des Regimes hingegen hätten keinerlei Probleme, weiterhin auf anderen Wegen ihren Finanzhaushalt zu regulieren. Also eine schlecht durchdachte Forderung, die die Falschen träfe und keinen einzigen russischen Panzer stilllegen würde.

Glücklicherweise gibt es bislang – und ausserhalb von Tamedia – in der Schweiz nicht diesen markigen Kasernenhofton, den sowohl liberale wie konsverative deutsche Zeitungen inzwischen wieder anschlagen:

Auch die FAZ prügelt auf den deutschen Ex-Kanzler ein, der Deutschland immerhin aus dem Irak-Desaster heraushielt.

 

Wladimir «Der Schreckliche» Putin

Kriegerisches Vokabular ist multifunktional.

«Die Pandemie muss entschlossen bekämpft werden.» – «Sie ist eine Bedrohung für uns alle.» – «Impfgegner sind zu verurteilen und scharf zu sanktionieren.»

Wir erinnern uns. Nun ersetzen wir die Worte Pandemie und Impfgegner durch Putin und Russland. Funktioniert genauso gut.

Nehmen wir nur das Kriegsgeschrei aus der «Sonntagszeitung». Der US-Aussenminister sorge sich «um den Frieden weltweit», brüllt die Headline auf Seite eins heraus. Das ist nett von ihm, aber wieso eigentlich, und wie bringt er diese Sorge zum Ausdruck?

Es geht auf Seite 2/3 genauso kriegerisch weiter. «Ein Krieg hätte schreckliche, verheerende Folgen», warnt hier nochmals der Aussenminister. Wie ein einigermassen zurechnungsfähiger Produzent eine solche Banalität in den Titel nehmen kann – das zeugt von höherer Verzweiflung. Von den rigiden Qualitätskontrollen des Hauses ganz zu schweigen, die hier ein weiteres Mal versagt haben.

Martin Suter, der Linksausleger, vermeldet aus New York: «Die USA rechnen mit baldigem Angriff.» Das ist nun auch nicht wirklich eine Breaking News. Interessant höchstens, dass sich nun Präsident Biden auf diese Woche als Datum des Kriegsbeginns festgelegt hat. Nicht ganz ohne Risiko, wenn der Oberbefehlshaber der stärksten Militärmacht der Welt falsch liegen sollte. Aber es hatte – trotz riesigem Foto russischer Panzer – noch Platz auf der Seite. Also stellte man flugs dazu: «Die Suche nach einem Kriegsgrund».

Auch das ist tiefgründelnd und wahr. Eher selten beginnen Kriege ohne Grund, das könnte auch hier der Fall sein. Nun ist es aber nach wie vor eher schwierig, einen Kriegsgrund zu finden. Die Separatisten in den östliche Provinzen der Ukraine würden «zur «Generalmobilmachung» aufrufen und Waisenkinder evakuieren», weiss die SoZ.

Wenn das mal nicht gleich zwei Kriegsgründe sind … Viele Buchstaben, wenig Inhalt. Schlimmer ist auf dieser Seite eigentlich nur die Bebilderung. Ein Agenturfoto des US-Aussenministers und von Präsident Putin. Ein Wimmelbild von russischen Panzern als fast eine halbe Seite füllende Verzweiflungstat. Und dann noch eine Briefmarke, auf der sich ein nicht identifizierter Soldat einer unbekannten Armee an einem unbekannten Ort über ein kleines Loch im Boden beugt, dass angeblich von einer Granate der Separatisten verursacht wurde.

Insgesamt ist der Informationsgehalt dieser Doppelseite ungefähr so tiefschürfend wie das Löchlein im Boden, das der Soldat begutachtet.