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Leichen zählen

Eine der verlogensten Tätigkeiten der Medien.

Es gibt Leichen, die interessieren die Medien nur sehr am Rande. Oder wissen Sie, wie viele Tote es in den letzten Jahren im Sudan gab? In Somalia? In Äthiopien? In Eritrea? In Myanmar? Wie viele Opfer der Drogenkrieg jährlich in Mexiko fordert? Eben.

Das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte zählt über 10’000 zivile Opfer des Ukrainekriegs. Ein grosse Dunkelziffer existiert bei den Angaben über militärische Verluste auf beiden Seiten. Sicherlich völlig unparteiische US-Geheimdienste gehen von 315’000 toten oder verwundeten russischen Soldaten aus. Das wären 87 Prozent der bereitgestellten Bodentruppen. Das britische Verteidigungsministerium schätzt die Anzahl auf 70’000 Tote plus bis zu 240’000 verwundete Soldaten.

Auf ukrainischer Seite werden 120’000 «irreversible Verluste» geschätzt, also tote oder schwerverwundete Soldaten.

Das wäre ein wundersames Verhältnis zwischen zivilen und militärischen Opfern. In modernen Kriegen geht man davon aus, dass auf einen gefallenen Kombattanten bis zu neun zivile Opfer kommen.

Während aber im Ukrainekrieg die öffentliche Meinung eindeutig auf der Seite der Ukraine steht, ist es im Nahen Osten komplexer. Während nur fanatische Irrläufer die von den fundamentalistischen Wahnsinnigen der Hamas begangenen Massaker am 7. Oktober kleinreden wollen, ist die Anzahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen zu einer meinungsentscheidenden Grösse geworden.

Israel gibt rund 1200 Tote und 5’500 verletzte Zivilisten an, grössenteils durch den Terrorangriff der Hamas. Die Verluste der Streitkräfte beliefen sich auf 750.

Einzige übergeordnete Quelle im Gazastreifen ist die Palästinensische Gesundheitsbehörde, die sich unter der strikten Kontrolle der Hamas befindet, was ihre Angaben nicht völlig unglaubwürdig, aber sehr fraglich macht. Sie spricht von rund 20’000 Toten und über 52’000 Verletzten, wobei sie keinen Unterschied zwischen Zivilisten und ihren eigenen Kombattanten macht.

Israel wiederum behauptet, seit Beginn der Invasion rund 8000 Hamaskämpfer getötet zu haben. Das würde bedeuten, dass auf jeden getöteten Hamassoldaten zweieinhalb Zivilsten kämen, würden die Angaben beider Seiten stimmen. Was sie offensichtlich nicht tun.

Nicht nur in der Masse sind diese Zahlen bedeutend in der Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Dass das israelische Militär drei israelische Geiseln getötet hat, die laut Augenzeugen eine weisse Fahne schwenkend und mit nacktem Oberkörper auf die Soldaten zugingen, hat in Israel die ohnehin schwankende Unterstützung für Premierminister Netanyahus Kriegsführung erschüttert. Vor dem Hamas-Massaker versuchte er bekanntlich, sich selbst vor dem Knast zu retten, indem er eine höchst umstrittene Justizreform auf den Weg brachte, gegen die Hunderttausende von Israelis protestierten.

Sobald dieser Krieg beendet ist, wird dieses Problem mit voller Wucht Fahrt aufnehmen. Ebenso die Diskussion, warum Israel am 7. Oktober völlig unvorbereitet war und wer dafür die Verantwortung trägt.

Während die Zahl der Opfer im Gazastreifen im Zentrum der Debatte steht, interessieren sich die Medien eher weniger für die weit über 250 durch illegale israelische Siedler ermordeten Palästinenser in der Westbank. Während der Gazastreifen nach dem vollständigen Rückzug der Israeli in die Hände der Hamas fiel, verwandelte sich die Westbank durch illegale Besiedelungen und die Politik Israels in einen Fleckenteppich, in dem die palästinensische Autonomiebehörde und die Al Fatah nur über kleine Teile die Kontrolle ausüben. Dass diese Organisationen hoch korrupt sind, trägt auch nicht gerade zur Anerkennung ihrer Autorität bei.

Leichen zählen, das ist seit Anbeginn der Kriege ein Propagandaschlachtfeld. Schon immer werden die Verluste des Feindes übertrieben, die eigenen schöngeredet. Schon immer ist der Feind unmenschlich und grausam, die eigenen Streitkräfte versuchen, so schonend wie möglich vorzugehen. Schon immer begeht der Feind brutale, entmenschte Kriegsverbrechen, während die eigene Seite sich an alle Regeln der Haager Landkriegsordnung hält.

Und schon immer war ein Geschehen so grausam wie noch nie. Seien es die Massaker der Hamas in Israel, seien es die Flächenbombardements der Israelis im Gazastreifen.

Leichen zählen, das ist ein Geschäft, mit dem politische und öffentliche Pluspunkte gesammelt werden sollen. Auch hier versagen die Medien in ihrer Funktion, möglichst unparteiisch einzuordnen, auf die Quellenlage hinzuweisen und keinesfalls ungeprüft Angaben einer Kriegspartei zu übernehmen.

Jede Leiche, jede behauptete Leiche, jedes getötete Kind, jede geschändete Frau wird als Propagandawaffe eingesetzt. Das individuelle Schicksal ist grausam, dieser Missbrauch verächtlich.

Abgrenzungen

Wir im bequemen Sessel im ersten Rang mit Catering.

Früher, als es in Europa noch Linksterrorismus à la RAF oder Brigate Rosse gab, wurde jeder Linke inquisitorisch dazu aufgefordert, sich von solchem Tun deutlich zu distanzieren. Oder ihm wurde gleich «Moskau einfach» ans Herz gelegt.

Begründungen, Aufrufe zur friedlichen Lösung, gar das Bekunden klammheimlicher Freude konnten Karrieren vernichten oder die soziale Reputation.

Die Linksterroristen sahen ihre Taten als Ausdruck eines antiimperialistischen Kampfes, bei dem man eben im Gehirn des Monsters angreife, nicht die Helfershelfer bestrafe, sondern die eigentlichen Drahtzieher von so viel Elend und Ausbeutung auf der Welt. Dass dabei auch Unschuldige zu Schaden oder zu Tode kamen, war ein akzeptabler Kollateralschaden, weil per Definition jeder Bewohner der Ersten Welt mitschuldig an Verbrechen in der Dritten Welt war.

Im Kampf gegen die unbezweifelbar und bis heute vorhandene imperialistische Ausbeutung der Dritten Welt musste man sich abgrenzen von diesen Terroristen, die natürlich nichts erreichten, indem sie sogenannte Charaktermasken des Kapitals umbrachten.

Wer damals an einer Demonstration gegen den Imperialismus teilnahm, musste aufpassen, dass er nicht zu nahe in den Dunstkreis von Sympathisanten der Linksterroristen kam.

Genau das gleiche Problem sollte heute jeder haben, der an einer Demonstration für die palästinensische Sache teilnimmt. So wie früher «Nieder mit dem Imperialismus» eine eher inhaltsleere Phrase war, ist heutzutage «Free Palestine» ebenfalls ein Slogan, der sich nur schwer mit sinnvollem Inhalt füllen lässt. Hingegen ist «from the River to the Sea» eine kaum verklausulierte Negation des Existenzrechts eines israelischen Staates.

Wenn schon, müsste man sagen, sollten sich die Palästinenser zuerst aus der tödlichen Umklammerung durch fundamentalistische Wahnsinnige befreien. Denn die terroristischen Taten der Hamas sind genauso grausam und sinnlos wie früher das Wüten von Linksterroristen. Wobei der Vergleich hinkt, denn denen stand nicht das Waffenarsenal zur Verfügung, mit dem der Iran die islamistischen Terroristen aufgerüstet hat.

Natürlich ist nicht jeder Teilnehmer an einer Pro-Palästina-Demonstration im Herzen ein fundamentalistischer Wahnsinniger, der die Untaten der Hamas begrüsst oder gar bejubelt. Aber wie soll er sich von solchen Vollpfosten abgrenzen? Das scheint zurzeit nicht möglich zu sein.

Allerdings gibt es klare Anzeichen, dass alle bequem im Sessel sitzenden Zuschauer in Zentraleuropa sich nicht länger zurücklehnen können, während sie dem Gemetzel auf der Weltbühne zuschauen und gelegentlich nach Snacks und Erfrischungsgetränken rufen.

Zum einen gibt es eine zunehmende Militanz gegen jüdische Einrichtungen und Symbole. Ein kurzzeitig besetztes Hotel in Barcelona, das jüdische Besitzer haben soll, ein versuchter Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin, an Häuser geschmierte Davidsterne, die ersten eingeschlagenen Schaufenster jüdischer Läden – noch kein Anlass, düstere Erinnerungen an finstere Zeiten zu evozieren. Aber beunruhigend und schändlich.

Zum anderen: wer meint, das richte sich halt gegen Juden, also nicht gegen Nicht-Juden, irrt. Denn die Todeskrieger des fanatischen Islams kennen keine Gnade und sind nicht zu Differenzierungen fähig. Ihr Hass richtet sich nicht nur gegen Juden, sondern gegen alle in ihren Augen Ungläubigen.

Das Terrorattentat auf einen Zug bei Madrid mit 191 Toten liegt fast 20 Jahre zurück. Der LKW-Anschlag in Nizza mit 86 Toten fand 2016 statt, ebenso wie der Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt mit 13 Toten.

Diese unvollständige Liste, ergänzt durch eine Vielzahl von Anschlagsversuchen, die rechtzeitig vereitelt werden können, lässt erahnen, was auf uns zukommen wird. Zudem fanden die meisten dieser Anschläge noch vor oder erst kurz nach den grossen Flüchtlingswellen ab 2015 statt. Inzwischen gibt es in den meisten zentraleuropäischen Ländern islamistische Parallelgesellschaften.

Unterstellt, dass die überwiegende Mehrheit der Moslems friedliebende Menschen sind, die einfach in Ruhe ihren andersartigen Sitten nachleben wollen: hat irgend jemand eine Ahnung, was dort in den Brutstätten des Terrorismus, in Koranschulen, Moscheen mit Hasspredigern vorgeht, finanziert von fanatischen Wahhabisten aus Saudiarabien und Ayatollen aus dem Iran? Wie erfolgreich dort die gleichen Menschenfänger sind, die verzweifelte Palästinenser zu menschlichen Bomben machen?

Wenn schon ein Messer, eine Schusswaffe, ein Lastwagen in ein Tötungsinstrument umfunktioniert werden kann, was haben wir zu erwarten, wenn in diesen Parallelgesellschaften eine Infrastruktur entstanden ist, die Terrorattacken im viel grösseren Massstab erlaubt?

Leider ist es so: die Verklammerung mit islamistischem Fundamentalismus, einer Todes- und Verliererreligion, macht es schwierig, sich mit berechtigten palästinensischen Forderungen gemein zu machen. Leider ist es so: der strenggläubig praktizierte Islam ist nicht kompatibel mit unserer freiheitlichen Gesellschaft. Seine Anhänger sind auch nicht bereit, sich zu assimilieren oder die Gültigkeit unserer Gesetze und Regeln als oberste Richtschnur zu akzeptieren. Gelegentliche Lippenbekenntnisse sollten darüber nicht hinwegtäuschen.

Das Problem Israels ist, im Kampf gegen monströse Verbrecher nicht selbst zum Monster zu werden. Das Problem Kerneuropas ist, sich nicht im Klaren darüber zu sein, welches Monster unter uns herangewachsen ist.

Das wird uns noch gewaltig aus der beschaulichen Ruhe des Zuschauers im bequemen Sessel aufscheuchen. Trifft nicht jeden, aber unter welchen der Sessel tickt bereits die Bombe?

Schlechte Gesellschaft

Ungeordnete Mutmassungen über den Nahen Osten überall um uns.

Es gibt Aussagen, die sind von einer so strahlenden, unfassbaren Dummheit, dass sie gleich am Anfang zitiert werden müssen: «Wir sind zurück auf der politischen Tagesordnung», sagte der Hamas-Sprecher Walid Kilani dem «Spiegel». Im Libanon lässt sich leicht dummschwätzen.

Auf den Balkonen sich politisch korrekt fühlender WGs wird es langsam eng. Neben der Pace-Fahne flattert schon lange die Flagge der Ukraine. Nun muss auch noch Platz für die palästinensische gefunden werden. Hoffentlich machen nicht allzu viele WGs den gleichen Fehler wie Inder, die für die Sache Palästinas demonstrierten – aber dummerweise italienische Flaggen schwenkten, obwohl die sich nun doch deutlich von der palästinensischen unterscheiden.

Es ist allerdings unmöglich, für die palästinensische Sache einzustehen oder gar zu demonstrieren. Nicht, dass es keine berechtigten Anliegen gäbe. Aber man kann es kaum vermeiden, in schlechte Gesellschaft zu geraten. Nämlich in die Gesellschaft von mehr oder minder fundamentalistischen Wahnsinnigen, die an die Todesreligion Islam glauben.

Es ist eine wahrhaftige Tragödie, dass die Sache der Palästinenser von diesen jedem rationalem Argument unzugänglichen Fanatikern gekapert wurde. Hier hat der Iran gezeigt, was der geschickte Einsatz von viel Geld und der Missbrauch religiöser Gefühle alles bewirken kann.

Religiöse Fanatiker sind immer verblendet und potenziell gefährlich. Sie haben meistens einen sehr eingeschränkten Zugang zur Wirklichkeit. So wie in der Schweiz David Klein. Man macht etwas falsch, wenn man sich differenziert zu Israel äussert – und sich nicht mailwendend einen finsteren Kommentar von ihm einfängt, dass man mal wieder gezeigt habe, ein Antisemit zu sein. Der arme Amok muss sich von Antisemiten umstellt, umzingelt, umringt fühlen. Leider sind seine Kommentare dermassen strafrechtlich relevant, dass man ihn vor sich selbst schützen muss, indem man sie nicht publiziert.

Aber er ist lediglich ein Symbol dafür, wie vergiftet diese Debatte ist. Sachlichkeit und Zweckrationalität, der Diskurs als Schmiermittel der Erkenntnis, damit hat man zurzeit keine Chance. Auf der einen Seite dröhnen die «from the River to the Sea»-Wahnsinnigen, auf der anderen Seite wird jegliche Kritik an Israel niedergemacht. Wer keine Argumente hat, schimpft, beleidigt und tobt. Wenn Emotionen regieren, Bekenntnisse abgefordert werden, ist kein sinnvolles Gespräch mehr möglich. Diese Brandstifter merken nicht, dass damit das Problem im Nahen Osten nicht gelöst, sondern perpetuiert wird.

Offensichtlich sind die Palästinenser nicht in der Lage, sich aus dem Klammergriff fundamentalistischer Schiiten zu befreien. Offensichtlich ist die palästinensische Solidaritätsbewegung auch in der Schweiz ebenfalls nicht dazu in der Lage. Antiimperialistisch zu sein, antizionistisch, für das gleiche Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat einzustehen, wie es auch Israel für sich beansprucht, das ist gut und schön.

Das geht aber nicht, weil man schnell und gnadenlos in den Dunstkreis von Islamisten, von Gläubigen einer Todesreligion gerät, die ausser Zerstörung und den fatalen Glauben an Allah und seine angeblich geoffenbarten Worte nichts anzubieten haben. Dass solche Organisationen in der Schweiz mit Steuergeldern unterstützt werden, ist ein Skandal. Dass islamistische Plattformen ihren Unsinn verbreiten, ist hingegen erlaubt – solange sie nicht gegen den gesetzlichen Rahmen verstossen. Denn sich öffentlich zum Deppen zu machen, wie das beispielsweise Babanews tun, das ist nicht verboten.

Dass es in Deutschland zu Ausschreitungen und Massendemonstrationen kommt, an denen unverblümt die Zerstörung Israels gefordert wird, die Taten der Hamas gefeiert, Judensterne an Haustüren geschmiert werden, die Polizei einmal mehr nicht in der Lage ist, mit diesen Krawallanten und hirntoten Chaoten fertigzuwerden, ist eine Schande.

Schlimmer noch: man braucht keine seherischen Kräfte, um zu befürchten, dass eine neue Terrorwelle auf uns zurollt. Selbstmordattentäter, Lastwagen als Waffe, Bomben an belebten Weihnachtsmärkten, kein Schreckensszenario ist zu unwahrscheinlich. Hier rächt sich, das muss klar gesagt werden, der Zustrom von nicht integrierbaren Moslems, die längst in Parallelgesellschaften leben, abgeschottet von unseren zivilisatorischen Errungenschaften.

Hier rächt sich, dass unverantwortliche Politiker wie Geri Müller oder Fabian Molina es lange Zeit furchtbar revolutionär und links fanden, sich undifferenziert für die Sache der Palästinenser stark zu machen.

Natürlich, genauso wenig, wie alle Israelis Kriegsverbrecher sind, sind nicht alle Moslems fanatische Gläubige, die am liebsten Märtyrer für die Sache Allahs werden wollen. Aber wie soll sich ein gläubiger Moslem von den Taten der Hamas distanzieren können, die doch behaupten, im Namen Allahs zu handeln und auch passende Koranstellen zur Hand haben?

Zu den Taten der Hamas kann es kein «ja, aber» geben. Zu Kriegsverbrechen der Israelis ebenfalls nicht. Aber beides spielt hier in der Schweiz sowieso keine grosse Rolle. Hier spielt eine Rolle, dass man sich nicht von neuen Inquisitoren das Wort verbieten lassen darf. Sie muss man in die Schranken weisen, die Schranken der Debatte mit selbst ernannter Autorität errichten wollten. Dass da ausgerechnet ein ehemaliger Pfaffenbüttel an vorderster Front dabei ist, unglaublich.

Bei allem Abscheu über die Bestialität der Islamkrieger: eine vernünftige Betrachtung des Schlamassels lässt doch nur einen Schluss zu: der einzige Player in diesem Gemetzel, der dazu in der Lage wäre, einigermassen rational nach Auswegen zu suchen, sind die Israelis. Kein arabischer Staat, keine palästinensische Organisation kann das. Sonst geht «Auge um Auge, Zahn um Zahn» einfach weiter.

Wird die Hamas liquidiert, was das verständliche Ziel Israels ist, gibt es die Hetzbolla. Wird die Hetzbolla liquidiert, was schon schwieriger ist, gibt es den Iran. Den zu liquidieren dürfte unmöglich sein. Also ist klar: Israel muss mit dem Iran verhandeln. Man redet ja auch nicht mit dem Helfershelfer, sondern mit dem Chef über wichtige Dinge.

Wahrscheinlich finden solche Gespräche insgeheim bereits statt. Es ist allen Beteiligten zu wünschen, dass sie möglichst schnell Ergebnisse zeitigen.

 

Al-Ahli-Arab-Krankenhaus

Spielt es eine Rolle, wer’s war?

«Wir machen uns etwas vor, wenn wir glauben, es herrsche Frieden, nur weil wir immer noch unsere Brötchen holen können, ohne von Heckenschützen abgeknallt zu werden.
In einer Welt, durch die lebende Bomben irren, bleibt nur der Hobbessche Urmythos vom Kampf aller gegen alle übrig.»

Wie hellsichtig war Hans Magnus Enzensberger in seinen 1993 veröffentlichten «Aussichten auf den Bürgerkrieg». Er beschreibt darin auch, wie in Mogadischu verrückt gewordene Kämpfer ein schon arg lädiertes Krankenhaus systematisch zerstören – im Wissen darum, dass sie selbst schon morgen auf seine Dienstleistungen angewiesen wären.

Im Gazastreifen ist eines der wenigen notdürftig funktionierenden Spitäler von einer Rakete getroffen worden. Die Hamas sagt, es sei eine israelische Rakete gewesen. Israel sagt, es sei eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Djihad gewesen. Viele Patienten des Spitals sagen nichts mehr, sie sind tot.

Die Medien wissen nichts Genaues und eiern. «Entsetzen über Raketeneinschlag» («Tages-Anzeiger»), «Hunderte Tote nach Beschuss eines Spitals» (CH Media), «Rakete tötet Hunderte in einem Spital in Gaza» (NZZ), «Wer zündete die Rakete auf Spital in Gaza?» («Blick»), «Wars der IDF oder der Islamische Dschihad?» («20 Minuten»), «Entsetzen über Raketeneinschlag im Gazastreifen – das ist bekannt» (SRF), «Hundreds likely dead in Gaza Hospital blast» (CNN), «Hundreds Killed in Gaza Blast, Palestinians Say» («New York Times»), nichts (Xinhuanet), «Anger aimed at Israel After Gaza air attack kills 500 at Hospital» («Al Jazeera»).

Wer war’s? War es Absicht, Unglück? Ist die Hamas auf jeden Fall schuld, weil sie diese neuerliche Eskalation mit ihrem brutalen Angriff auf Israel begonnen hat? Ist Israel auf jeden Fall schuld, weil ein Bombardement einer Stadt immer viele zivile Opfer fordert? Spielt es eine Rolle, wer’s war?

Was kann Israel tun, wenn fundamentalistische Irre Raketenwerfer auf Wohnblocks, Schulen, Krankenhäusern stationieren, um dann die Brutalität von israelischen Gegenangriffen propagandistisch auszuschlachten. Was kann die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen dafür, dass jede Menge Wahnsinnige, Todessehnsüchtige, von einer mittelalterlichen Todesreligion Fehlgeleitete unter ihnen sind?

Wer auch immer dafür verantwortlich ist, es wird immer einen hohen Prozentsatz von Menschen geben, die keinem Beweis trauen werden, die den Nachweis, dass es Israel war, dass es eine Rakete aus dem Gazastreifen war, für Fake News halten.

Wir in Europa, in der Schweiz sind die Beobachter, die ohnmächtigen Zuschauer. Was können wir tun? Nicht viel, wie meistens. Es gibt – vor allem in Deutschland – widerliche Manifestationen von Antisemitismus, von Judenhass. Nicht zuletzt importiert durch den weitgehend unkontrollierten Strom von Flüchtlingen. Es gibt genauso widerliche Versuche, die berechtigten Anliegen der Palästinenser wegzukeulen.

Es geht wie meist um die Eroberung des Luftraums über den Köpfen, um Narrative, um Framing. Die Massen brauchen einfache Erklärungen, gut und böse, richtig und falsch müssen klar erkennbar sein. Da die Wirklichkeit nicht so ist, wundern sich die Massen gelegentlich, wieso sie eigentlich nichts verstehen. Aber das kümmert nicht gross, solange die Leitmedien und die Multiplikatoren die Grobraster immer wieder nachzeichnen, bis sie sich in die Hirne eingebrannt haben.

Was bleibt dem Beobachter beim Beobachten? Seine folgenlosen Schlussfolgerungen ziehen, nicht mehr.

  1. Weder die Palästinenser, noch die Israelis werden so jemals zum friedlichen Zusammenleben finden. Da weder die einen, noch die anderen vollständig ausgerottet werden können, perpetuiert sich dieser asymmetrische Krieg in eine unabsehbare Zukunft.
  2. Wer nach über 70 Jahren das Existenzrecht Israels als Staat nicht anerkennt, ist ein realitätsferner Phantast.
  3. Wer das Recht der Palästinenser auf Eigenstaatlichkeit nicht anerkennt, nimmt eine Fortsetzung des Terrors in Kauf.
  4. Religiös motivierter Fanatismus ist sogar noch schlimmer als ideologischer Fanatismus. Denn mit der Berufung auf angeblich geoffenbarte Worte Gottes, auf archaische Erzählungen von nomadisierenden Beduinen, die viele Jahrhunderte zurückliegen, auf angebliche jenseitige Belohnungen für vermeintliche Märtyrer, ist jedes denkbare Verbrechen erlaubt, entschuldigt, mit perverser Logik begründbar.
  5. Der Islam ist, wie das Christentum, eine Todesreligion, fortschrittsfeindlich, machtgierig, jeder rationalen Debatte verschlossen. Beide Religionen berufen sich auf angeblich geoffenbarte göttliche Worte und Vorschriften, denen unbedingt, hirn- und fraglos gefolgt werden müsse. Beide Religionen wollen mit Feuer und Schwert gegen Ungläubige, Ketzer, gegen alle Feinde der göttlichen Ordnung vorgehen. Beide Religionen sind rückwärtsgewandt, fürchten Wissenschaft und Erkenntnis wie der Teufel das Weihwasser.
  6. Die christliche Religion, die in genau dieser Gegend mit Kreuzzügen wütete und in Blut badete, ist Gott sei Dank durch die Aufklärung in Schranken gewiesen worden, wurde von der absolutistischen Machtausübung entfernt, ganz gegen ihren Willen. Ihr Einfluss ist noch vorhanden, aber durch Recht und Gesetz beschränkt.
  7. Der Islam ist im Mittelalter steckengeblieben. Wo er herrscht, herrscht bis heute Mittelalter. Kein islamischer Staat prosperiert, kein islamischer Staat sorgt für allgemeines Wohlergehen der von ihm beherrschten Bevölkerung. Im besten, schlechten Fall sorgen Rohstoffe wie Erdöl für einen gewissen Reichtum, der aber einer korrupten Oberschicht vorbehalten bleibt. Zudem dafür missbraucht wird, fanatischen Islam überall auf der Welt zu propagieren, in Islamschulen und anderen Tarneinrichtungen.
  8. Da das Reich Gottes immer jenseitig ist, da selbst im sogenannten islamischen Staat nichts anderes als Unterdrückung, Todeskult und Fanatismus herrschen, ist der nicht in die Schranken gewiesene Islam eine lebensfeindliche, unmenschliche Form der Herrschaft. Es gibt nichts Gefährlicheres als das vermeintlich sichere Wissen der Herrscher, dass sie unfehlbar göttliche Ratschläge befolgen.
  9. Das grosse Verdienst der europäischen Aufklärung war die Trennung von Kirche und Staat. Die Reduktion des Glaubens auf Glauben, die Aufhebung darauf basierender allgemeinverpflichtender Regeln und Vorschriften. Das Ende des Scheiterhaufens,  der Folter, all der Verbrechen, die angeblich zur Rettung des ewigen Seelenheils begangen wurden.
  10. Das grosse Verdienst der Aufklärung war die Toleranz. Die verfestigte Überzeugung, dass nur im freien, fast unbegrenzten Austausch verschiedener Meinungen Erkenntnis und Fortschritt möglich sind. Aber Toleranz muss dort ihre Grenze finden, wo sie mit Intolerantem konfrontiert ist. Trotz aller Schalmeienklänge von modernen, fortschrittlichen, das Gute im Islam beschwörenden Moslems: der Islam ist eine reformunfähige, mittelalterliche Todesreligion. Ihre Ausübung ist im Rahmen der Religionsfreiheit jedem erlaubt. Aber seine institutionalisierte Form ist eine gefährliche Brutstätte für fanatische Feinde unserer Zivilisation.

Wir machen uns in Europa nur vor, es herrsche Frieden. Das stimmte 1993, das stimmt 30 Jahre später immer noch. Die nächsten Anschläge fundamentalistscher Irrer im Namen Allahs sind nur eine Frage der Zeit. Wer auch immer daran schuld ist: was im Gazastreifen passiert und passieren wird, legt die Lunte an den Sprengstoff, der uns hier in Europa ins Gesicht explodieren wird.

 

Todeszone Kritik

Alles darf kritisiert werden. Eines nur auf eigene Gefahr.

Sexismus, Machotum, ausgrenzende Sprache? Gnadenlose Kritik prasselt darauf ein. Trump? Wird ständig als Trampolin für Verbalerotiker der Kritik missbraucht. Der eigene Bauchnabel? Scharf beäugt, die ihn bedrückenden Umstände werden scharf kritisiert.

Rechte Hetzer, Linksfaschisten, Umweltsünder, Klimaleugner? Keine Chance, schärfster Kritik zu entgehen. Rassisten, SVPler, Verschwörungstheoretiker. Corona-Schwurbler. Alle kriegen ihr Fett ab, werden in der Fritteuse der guten Denkungsart braungebrutzelt.

Amnesty International (AI) veröffentlicht einen Bericht mit dem Titel

«Israels Apartheid gegen die Palästinenser. Ein grausames System der Beherrschung und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.»

Keiner kann ernsthaft behaupten, ihn bereits gelesen zu haben. Kein einziges darin aufgeführtes Beispiel wird zitiert oder gar widerlegt.  Es sei ein «rund 200-seitiger Report», übernimmt Tamedia den Bericht des Korrespondenten der «Süddeutschen».

Es sind 280 Seiten, weiss jeder, der ihn heruntergeladen hat. Israels Aussenminister weiss, dass die «einst hochangesehene Organisation» heute anstatt Fakten zu suchen Lügen zitiere, «die von terroristischen Organisationen verbreitet werden». Schlimmer noch:

«Das sind genau die Zutaten, aus denen der moderne Antisemitismus besteht

Auch das Schweizer «Tachles» zitiert ausführlich kritische Stimmen zum Report: «Auch die ADL (Anti Defamation League, Organisation mit Sitz in New York City, die gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt. Anm. ZACKBUM) verurteilte den Bericht nachdrücklich als «Dämonisierung Israels». Amnesty suche damit die Existenz Israels als jüdischem Staat zu untergraben. Zu Zeiten eines zunehmenden Judenhasses sei die extreme Sprache des Berichts verantwortungslos und werde wahrscheinlich Antisemitismus entfachen.»

Immerhin endet der Bericht von «Tachles» so: «Allerdings provoziert diese Kritik auch Kontra. So stellte der Publizist und Journalismus-Professor Peter Beinart die Frage, aufgrund welcher Beweis die ADL zu dem Schluss käme, dass Israel keine Apartheid praktiziert: «Wie viel Zeit hat die ADL auf Interviews mit Palästinensern oder die Beobachtung israelischer Militärgerichte verbracht? Wie weit hat die Organisation die israelische Landpolitik untersucht?»»

Wer will sich der Fünffaltigkeit der ewig gleichen Vorwürfe aussetzen?

  • Wer Israels Regierungspolitik kritisiert, bestreite in Wirklichkeit das Existenzrecht Israels, sei anti-jüdisch und antisemitisch
  • Wer Israel kritisiert, verschliesse die Augen vor den Verbrechen der Palästinenser
  • Wer Israel kritisiert, benütze ein Freiheitsrecht, das weder in den palästinensisch beherrschten Gebieten, noch in der ganzen arabischen Welt existiere
  • Wer Israels Verbrechen kritisiere, verschliesse die Augen vor palästinensischem Terrorismus und mache sich zum Helfershelfer von Staaten wie dem Iran, die das Existenzrecht Israels bestreiten
  • Wer Israel kritisiert, relativiere damit das historische Unrecht und den Holocaust

Frage: Wird eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Argumenten von AI stattfinden, deren Renommee immerhin durch einen Friedensnobelpreis gestärkt wird und die mit Falschbeschuldigungen ihren Ruf verspielen würde?

Frage: traut sich jemand, sich dem Risiko auszusetzen, nicht als Kritiker der Regierungspolitik Israels wahrgenommen zu werden, sondern als Antisemit denunziert?

Antwort: ist nur was für ganz Mutige.