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Omikron oder Djokovic?

Schweizer Qualitätsmedien sind sich unsicher, was den Fortbestand der Menschheit mehr gefährdet.

Jeder einigermassen begabte Redner weiss: auf den Zehenspitzen stehen und mit voller Stimmkraft krähen, dass man das Halszäpfchen sieht – das ist nicht mehr steigerbar. Also tunlichst zu vermeiden.

Nun haben aber diverse Qualitätsmedien genau diesen Fehler begangen. Sowohl gegenüber der Omikron-Wand wie gegenüber dem schrecklichen Serben.

Omikron, ansteckend wie die Dummheit. Könnte die ganze Gesellschaft lahmlegen. Das Gesundheitssystem nun endgültig ins Chaos stürzen. Triage, verzweifelte Patienten, Bewaffnete müssen die Türen der IPS bewachen, wir taumeln in den Voll-Lockdown.

Die Wirtschaft steht still, zu viele Arbeitskräfte fehlen. Man erinnert sich? Nun, in Zürich fährt Tram 15 zurzeit nicht. Die grosse Corona-Kreische Marc Brupbacher wiederholt fassungslos: «Weiterhin ist eine Entkoppelung von Fällen und Hospitalisationen zu sehen.» Auf Deutsch: Er lag mit seinem Unkenrufen (Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung?) vor Weihnachten mal wieder komplett daneben.

Dann hätten wir noch den Superspreader Novak Djokovic. «Blick» erschauert:

Nur knapp entging der französische Kollege dem Schlimmsten. Denn der Serbe mit dem stechenden Blick liess sich von ihm interviewen. Und von einem Fotografen auch noch fotografieren. Das ohne Maske! Allerdings: als er gebeten wurde, während des Interviews die Maske abzunehmen, lehnte er das ab.

Warum? Weil er wusste, dass er positiv getestet worden war. Ein Skandal. Harmlose Sportjournalisten dem Todeshauch ausgesetzt. Wahnsinn. Aber wir können aufatmen. Der Journalist liess sich später selber testen: negativ.

Wenn Wünschen helfen könnte: können wir nicht endlich mal mit solchem Unsinn aufhören? Gibt es nichts Wichtigeres mehr auf der Welt? Ukraine? Taiwan? NATO-Osterweiterung? Folgekosten von Corona? Selbst Myanmar? Äthiopien? Drogenkrieg? Oder sogar: Wie wird das Wetter am Wochenende?

Der Hase und der Igel

Keinem Presseerzeugnis fällt die Analogie zu einem Märchen auf.

73 mal verlangt der Hase Revanche, dann bricht er tot zusammen. Denn er hatte sich auf ein Wettrennen mit dem Igel eingelassen, nachdem er sich über dessen krumme Beine lustig gemacht hatte.

Natürlich hat der Igel keine Chance, platziert aber seine Frau am Ende der Rennstecke, die sich jeweils vor dem heranstürmenden Hasen erhebt und sagt: «Ick bün all hier.» So erzählen es die Gebrüder Grimm.

Die Analogie zum Wettrennen zwischen Virus und Impfungen liegt auf der Hand. In der allgemeinen Hilflosigkeit, eine wirksame Abwehrstrategie gegen das Virus zu entwickeln, ist mangels anderem das Impfen ins Zentrum gerückt.

Vom Virologen Lukas Bärfuss abwärts (und vor allem aufwärts) fordern Wissenschaftler, Politiker und Medien im Chor: impfen. Mehr impfen. Häufiger impfen. Zwangsimpfen.

Man braucht sichtbare Feindbilder

Weil das Virus mikroskopisch klein ist und sich daher nicht als Personifizierung des Üblen gebrauchen lässt, muss stattdessen der Impfgegner hinhalten. Der Impfverweigerer. Der nimmt nicht länger ein verfassungsmässiges Recht wahr. Der darf sich nicht länger darauf berufen, dass es in der Schweiz keinen Impfzwang gibt.

Auch eine hochwissenschaftliche und in ihren Aussagen unbestrittene Studie, die in vielen Ländern und in allen US-Bezirken untersuchte, ob es einen Zusammenhang zwischen Durchimpfung und Anzahl Neuansteckungen gibt, verpuffte wirkungslos. Denn sie ergab ohne Wenn und Aber, dass es keine Korrelation gibt.

Aber solche Erkenntnisse werden heutzutage ignoriert wie weiland Beobachtungen, die in Frage stellten, dass die Erde eine Scheibe sei, an deren Rand man ins Bodenlose fallen würde.

Der sogenannte Impfskeptiker ist nun als personifizierter Bösewicht enttarnt. Er ist verantwortungslos, unsolidarisch, egoistisch, wissenschaftsfeindlich. Er bringt die Intensivstationen an den Rand, überlastet unser Gesundheitssystem, muss als potenzielle Lebensgefahr für die anderen vom öffentlichen Leben so weit wie möglich ferngehalten werden.

Jeglicher Spass ist ihm ab Montag untersagt. Kein Besuch mehr von Gaststätten, Kultureinrichtungen, körperlicher Ertüchtigung. Immerhin darf er noch, es ist schliesslich Weihnachten, seinem Kaufrausch frönen, wenn er ihn denn hat.

Wahnvorstellungen sind schwer therapierbar

Irrationalem, das liegt in der Natur der Sache, lässt sich nicht mit vernünftigen Argumenten beikommen. Dass es angesichts dieser Tatsachen wenig Sinn macht, eine möglichst vollständige Durchimpfung der Bevölkerung zu fordern, dass es wenig Sinn macht, Kinder und Kleinkinder zu impfen, wo die einzige Hochrisikogruppe ab Alter 75 beginnt, das ist nicht mehr vermittelbar.

Es herrscht inzwischen auch eine völlige Beliebigkeit der Interpretationen, ohne Rücksichten auf Logik, Zweckrationalität oder Kausalitätsketten.

So twittert der deutsche Marcel Salathé:

Das Zentralorgan der wissenschaftlichen Berichterstattung «Blick» doppelt nach:

Die Fakten scheinen zu sein: an dieser Feier Ende November nahmen über 100 Gäste teil, 96 Prozent davon waren doppelt geimpft. Alle mussten vorab einen Test machen – alle negativ. Offenbar war ein Teilnehmer zuvor aus Südafrika angereist und verteilte die neue Virus-Variante Omikron. An der sich fast drei Viertel der Anwesenden ansteckten.

Daraus kann man nun schliessen, dass offenbar die Impfung gegen die neue Variante nicht wirksam ist. Allerdings nahm die Erkrankung bislang bei keinem der Betroffenen einen so schweren Verlauf, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Daraus schliesst Drosten messerscharf:

«Sieht mir nicht nach einer milderen Erkrankung aus.»

Wie sollte die vierte Gewalt damit umgehen?

Nun wäre es wohl die Aufgabe der vierten Gewalt, wenn sie diese Bezeichnung noch verdienen würde, wäre es die Aufgabe von kritischem Journalismus, die naheliegende Nachfrage zu stellen: Hä? Fast alle geimpft, alle zuvor negativ getestet, Dreiviertel angesteckt, keiner auch Wochen danach im Spital?

Könnte das nicht bedeuten, dass die Impfung wirkungslos ist, aber die gute Nachricht darin besteht, dass die neue Variante zwar hochansteckend ist, aber keinen schweren Verlauf nimmt? Und wenn das so ist, wieso verzapft Drosten* das, und wieso wird Impfen weiterhin als Allheilmittel angepriesen?

Aber solche Fragen zu stellen, das würde bedeuten, das eigene Hirn einzuschalten und auch zu benützen. Wer will das schon, in den Mainstream-Medien, wo man sich lieber darüber aufregt, dass in Zügen Nahrungsmittel und Getränke konsumiert werden.

 

*Red. Wir entschuldigen uns bei Anette von Droste-Hülshoff.

Oh, Omikron

Wieso heisst du denn so? Weil es die WHO so will.

Alles ist politisch, selbst der Name einer neuen Variante des Covid 19-Virus. Und weil es politisch ist, muss es korrekt sein. Schon bei der Namensgebung von Wirbelstürmen wurde ein Durchbruch bei der Geschlechtergerechtigkeit erzielt: männliche und weibliche Namen wechseln sich ab. Diskriminiert bleiben wie wie immer Transgender und Non-Binäre.

Bei den Virus-Mutationen folgt die Weltgesundheitsorganisation einfach dem griechischen Alphabet, damit eine neue Variante nicht den Ort stigmatisiert, wo sie zuerst entdeckt wurde. Also statt Südafrika-Virus nun Omikron, für O wie Oma.

Nun wäre dem aber Ny und Xi im Alphabet vorangegangen. «Ny» fiel aus den Rängen, weil es zu nahe an «new» und daher «missverständlich» gewesen wäre, meint die WHO. «Xi» hingegen sei ein gebräuchlicher chinesischer Nachname, und da man keine Volksgruppen oder Ethnien stigmatisieren wolle …

Xi ist zwar auf Han-Chinesisch gebräuchlich, aber nicht gerade verbreitet wie Müller. Doch es gibt einen prominenten Träger des Namens: Xi Jinping. Genau, der chinesische Staatspräsident.