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«Blick» geht «undercover»

Wie man einen guten Begriff missbraucht.

«Undercover» ist eine Königsdisziplin im Journalismus. Der Begriff ist im deutschen Sprachraum aufs Engste mit Günter Wallraff verknüpft. Als «Bild»-Reporter Hans Esser, als türkischer Gastarbeiter in «Ganz unten», Protest gegen die Militärjunta in Griechenland, Aufdeckung einer Verschwörung in Portugal: Grosstaten der verdeckten Recherche und Reportage.

Unter Einsatz von Leib und Leben. Der «Blick» klingelt nun mit Kleingeld:

Das Thema, die Serie, die Luftpumpe.

«Das investigative Rechercheformat «Undercover» beleuchtet in der neuen Staffel das Leben von Obdachlosen in der Schweiz.»

In Fachkreisen heisst das Sozialporno. Unerschrocken legte sich Reporter Matthias Kempf im Schlafsack unter eine Brücke. Dann setzte er sich an Orte, bei denen es klar ist, dass man weggewiesen wird.

Überraschung: hier ist er unerwünscht …

Dann sprach er, völlig ohne Cover, mit echten Obdachlosen. Wahnsinn.

Das ist nun modernes «undercover». «Blick» wird sicherlich «Investigativrecherche» sagen, wenn ein Kindersoldat einen Begriff auf Wikipedia gegoogelt hat. «Exklusivinterview» heisst es, falls die Combox erreicht wurde.

Skandal, das ist der einzig richtige Ausdruck für diesen Missbrauch ehemals klingender Namen für journalistische Grosstaten.