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Der Sonntag als Panoptikum

Ach, es ist ein Graus, wenn man samstags wissen sollte, was sonntags passiert …

Die NZZaS schmeisst ihre Front-Aufmachung mit Anrissen oben über Bord, riskiert stattdessen einen scharfen Titel – und verschwendet viel wertvollen Platz mit einer drittklassigen Illustration mit einer visuellen Hammeridee.

Dabei könnte man doch diese Nonsens-Idee des NZZaS-Kriegsexperten Markus Bernath auch auf die CS anwenden:

Man fragt sich wieder einmal, wie verzweifelt eine Redaktion sein muss, um auf die ewige Frage: «und was machen wir zur Ukraine», zu dieser selten dämlichen Antwort zu kommen.

Für den definitiven Blick in die Zukunft hat sich die «SonntagsZeitung» Samstagnacht entschieden:

Gut, die Aussage kann man wohl riskieren, so wie’s am Sonntag aussah. Aber «die Fusion des Jahrhunderts»? Echt jetzt? Die noch geradeaus laufende Schweizer Grossbank UBS kriegt die abgewirtschaftete, von einem selten unfähigen Management an die Wand gefahrene CS aufs Auge gedrückt und bedingt sich dafür Milliardengarantien des Staates aus – denn wer weiss denn, wie viele Leichen noch im Keller der CS schlummern – das soll eine Jahrhundertfusion sein?

Nein, das ist wenn schon ein Jahrzehnteskandal, eine unglaubliche Schweinerei. Die vor allem darin besteht, dass alle Schuldigen, von Urs Rohner abwärts, völlig ungeschoren und haftungsfrei davonkommen werden. Multimillionen kassiert, Multimilliarden an Boni ausgeschüttet, von Skandal zu Skandal, von Busse zu Busse, von Schadenersatz zu Schadenersatz gewankt, ohne Strategie, ohne Perspektive, ohne Plan, ohne nix. Und dann dürfen andere die Scherben zusammenlesen.

Eher bedeckt hält sich der «SonntagsBlick»:

«Müssen antraben», das ist die alte Boulevard-Formel, wenn man eigentlich nichts Genaues weiss, aber so tun will, als könne man unter dem Konferenztisch sitzen und Mäuschen spielen.

Aber natürlich lässt sich auch ZACKBUM nicht weiter auf die Äste raus; als dieser Artikel von der Chefredaktion abgenickt wurde, nach dem Korrektorat in die Produktion ging und schliesslich vom Webmaster online gestellt wurde, wusste man auch noch nichts Genaueres.

Aber es ist ZACKBUM gelungen, weltexklusiv einen kurzen Ausschnitt der Verhandlungen abzuhören. Wir hoffen, uns damit keinem Amtsgeheimnisverrat schuldig zu machen. Wir konnten die meisten Stimmen identifizieren

Alain Berset: «Je ne comprend rien. Soll isch nun mein Schwarzgeld bei der CS abziehen oder nischt? Nein, kleine Scherz, n’est pas.»

Axel Lehmann: «Wenn der nochmal was fragt, dann flippe ich aber völlig aus.»

Ulrich Körner: «Denk an deinen Blutdruck, steht eigentlich ein Notfallarzt bereit

Karin Keller-Sutter: «Dass so ein Scheiss ausgerechnet jetzt passieren muss, wo ich mich doch noch einarbeite.»

Thomas Jordan: «Ich schlage vor, dass man die Sache dem Fachmann überlässt, also mir. Wenn mir nicht ständig reingequatscht wird, habe ich in einer Stunden einen ersten Vertragsentwurf.»

Berset: «Je ne comprend …»

Alle übrigen Stimmen im Chor: «Schnauze, tais-toi, der soll sich doch mit der Ukraine beschäftigen …»

Hier bricht die im Übrigen erfundene Aufzeichnung ab.

Wir haben’s gewagt

Eigentlich wollte ZACKBUM schon nach diesen Anrissen aufgeben.

Denn was haben eine Pizzaschachtel und Patti Basler gemeinsam? Sie sind beide nicht lustig. So viel Sexismus muss einleitend sein.

Aber vom Humorlosen zu einem wirklich ernsten Thema. Auf der Frontseite reisst die «NZZamSonntag» ein Doppelinterview an:

Das ist nun auch ein Stück perfide Demagogie. Demagogisch daran ist, dass die Aussagen von zwei EU-Botschaftern in der Schweiz zum Plural «EU-Länder» aufgepumpt wird, was beim Leser den Eindruck erwecken soll, dass alle EU-Mitglieder das so sähen. Perfid daran ist, dass dieses Interview die FDP-Wackelpolitik bezüglich Waffenexporten via Drittländer unterstützen soll.

Schauen wir mal genauer hin, wie Ladina Triaca und Simon Marti das Doppelinterview mit der holländischen und dem französischen Botschafter(in) in der Schweiz, denn das sind die «EU-Länder», geführt haben.

Natürlich ist es nicht die Aufgabe des Interviewers, den Interviewten in den Senkel zu stellen. Aber zu viel Unterwürfigkeit ist auch fatal. So sagt die holländische Botschafterin unverfroren auf die Frage, ob die EU Druck auf die Schweiz ausgeübt habe: «Wir gingen davon aus, dass der Bundesrat uns folgen würde. Die grosse Frage war, wie rasch.» Zu dieser klaren Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates hätte man vielleicht etwas sagen können. Aber nur vielleicht …

Dann geht’s zur Sache, also zum neuen Versuch, klare Schweizer Gesetze auszuhebeln, die auch die Wiederausfuhr Schweizer Waffen in Kriegsgebiete glasklar verbieten, was auch alle europäischen Staaten vertraglich zugesichert haben. Aber neu heisst es: «Es geht hier um die Wiederausfuhr von Schweizer Waffen und Munition, die sich in den Beständen unserer europäischen Partner befinden. Sind diese blockiert, ist das ein Problem für Europa.»

Das schlucken die Interviewer widerstandslos, also legt der französische Botschafter nach:

«Wenn die Schweiz die Lieferung von Waffen und Munition blockiert, heisst das auch, dass sie ein europäisches Land daran hindert, seine eigene Sicherheit zu verteidigen.»

Spätestens hier hätte man von zwei gestandenen NZZaS-Journalisten erwarten dürfen, dass sie Widerspruch gegen diese absurde Behauptung einlegen. Aber nein, tun sie nicht. Also zeigt der Franzose, was diplomatischer Zynismus ist und antwortet auf die Nachfrage, ob der Druck auf die Schweiz anhalten werde: «Aber ich würde nicht von Druck auf die Schweiz sprechen, sondern von einer sehr starken Nachfrage.»

Vielleicht haben die beiden Journis nicht die abgefeimte Ironie verstanden, sie winken auch diese Frechheit durch. Da machen zwei Diplomaten klar, dass sie auf Schweizer Gesetze pfeifen, kokettieren ungeniert damit, dass man dieses Stachelschwein doch schon noch kleinkriegen werde, behaupten in Bezug auf russische Vermögen gar, «die Russen werden zahlen müssen für den Wiederaufbau der Ukraine, aber natürlich stellen sich rechtliche Fragen». Könnte man da nicht erwarten, dass der Interviewer nachhakt, ob damit gemeint sei, rechtsstaatliche Grundsätze samt Eigentumsgarantie in die Tonne zu treten? Könnte man, müsste man. Ist aber nicht.

Was für eine blamable Aufführung der Interviewer. Was für eine blamable Führung durch die oberen Hierarchiestufen, die diese mangelhafte Leistung ins Blatt durchwinkten. Man sollte die beiden Kolonialherren, womit auch die Dame gemeint ist, zu personae non gratae erklären; die beiden Journis am besten gleich mit.

Neben dieser Fehlleistung verblasst beinahe die Kehrtwende der England-Korrespondentin Bettina Schulz. Sie erweckt nämlich den Eindruck, mit dem Denken Lenins sehr vertraut zu sein. Der soll als erster gesagt haben: Was geht mich mein dummes Geschwätz von gestern an. So lästerte sie ausführlich über die angeblich ausweglose und kritische Situation ab, in die sich Britannien durch den Brexit begeben habe. Dazu noch dieser neue Premier, Himmels willen. Nun aber: «Drachentöter im Massanzug. Rishi Sunak lässt mit seinem EU-Coup ein ganzes Land aufatmen». Das ist schön für die Briten, nur: was soll man der Wetterfahne Schulz denn noch glauben?

Auf Seite drei dürfen wir dann eine Analyse des Schreibtischgenerals, des Sandkastenstrategen, der militärischen Koryphäe Markus Bernath lesen. Der hatte bekanntlich schon die Niederlage Russlands verkündet. Aber auch ihn geht sein dummes Geschwätz von gestern nichts an, aktuell analysiert er: «Die Russen wollen genau diese Stadt (Bachmut, Red.) erobern, weil sie überall sonst scheitern. Und die Ukrainer verteidigen den Ort bis zuletzt, weil auch sie nicht zu einer Offensive fähig sind.»

Frage eins: Stimmt das? ZACKBUM hat keine Ahnung und weiss sich damit mit Bernath einig. Frage zwei: wird diese Analyse in drei Monaten noch Bestand haben? Nein. Frage drei: wieso wird dann eine Seite darauf verschwendet? Gute Frage.

Der gebeutelte Leser wankt zu Seite 16 und kriegt auch dort eine volle Ladung Gedöns serviert. Zunächst sargt der schreibende Rentner Felix E. Müller «Das Magazin» ein. Immerhin schreibt nicht Aline Wanner, also bleibt ZACKBUM ungeschoren. Ist aber auch nicht nett von Müller, dass er das Magazin der NZZaS für völlig überflüssig erklärt. Oh, hoppla, er meint natürlich das Magazin der Konkurrenz. Sicher reiner Zufall, diese Schelte.

Gegen Schluss wird Müller dann etwas dunkel, was den Sinn seiner Kolumne betrifft. Nachdem er die Überflüssigkeit des Tagi Magi beschworen hat, fährt er fort: «Noch verfehlter ist es, auch Mobbingfälle auf diese Weise veredeln zu wollen. Sie wären genauso schlimm, hätten sie sich so, wie behauptet, beim «Entlebucher Anzeiger» zugetragen.» Mann o Mann, was will uns die schreibende Schnarche denn damit sagen? Das «Magazin» veredelt Mobbingfälle? Sie werden edler durchs Magazin? Wer würde bestreiten, dass sie beim «Entlebucher Anzeiger» genauso schlimm wären, hätten sie sich so zugetragen?

Ist halt schon blöd, wenn man ab und an den Faden verliert und Unverständliches murmelt. Aber eigentlich gäbe es dafür eine Redaktion, die das dem Leser erspart. Leider Konjunktiv. Aber der Leidensweg ist auf dieser Seite noch nicht abgeschritten, der Kelch nicht bis zur Neige geleert. Denn darin schwimmt noch Nicole Althaus. Sie schreibt, nein, lieber Leser, mehr als einmal raten ist nicht erlaubt, sie schreibt über weibliche «Hysterie» und – hübsche Formulierung – «Mensch mit Menstruationshintergrund».

Aber dann regt sie sich über die zunehmende Verwendung eines sensiblen Sprachgebrauchs auf, also statt «Armer» heisst es dann «Mensch mit limitierten finanziellen Ressourcen». Das sei ganz furchtbar und ändere nichts an der Realität. So weit, so gut. Dann bringt sie ein Beispiel einer klaren Reportersprache über Heiratsgebräuche in den Slums von Mumbai. So weit, auch so gut. Aber dann will sie diese klaren Sätze selber in eine «diskrimierungsfreie Sprache» übersetzen, um diesen Unfug zu entlarven. Nur: sie kann’s nicht, also wird’s zum peinlichen Eigentor.

Allerdings ist damit der Golgatha-Weg des Lesers, man muss leider zu solchen Metaphern greifen, noch nicht zu Ende. Peer Teuwsen, da zuckt der sensible Leser schon zusammen, interviewt Josef Hader. Das ginge ja noch, wenn Hader in Form wäre. Aber Teuwsen hat ihn, geschickt, geschickt, der völlig humor- und begabungsfreien Patti Basler an die Seite gestellt.

Wir sind bekanntlich bereit, für unsere Leser eine Leidensfähigkeit an den Tag zu legen, die ihresgleichen sucht. Aber wir lasen diesen Satz hier von Basler: «Aber ich persönlich bin je nach Körperstelle einer anderen Region zugewandt. Der Beckenboden zum Beispiel ist südostasiatisch tief im Om.» Seit wir uns das plastisch vorzustellen versuchten, kriegen wir das Bild nicht mehr aus dem Kopf, da nützt auch keine transzendentale Meditation mehr. Um weitere Beschädigungen zu vermeiden, gaben wir hier die Lektüre auf. So viel Selbstschutz muss sein.

War’s das wenigstens? Fast. Auf Seite 53 interviewt Peer Teuwsen, ja, wir zucken zusammen, Jan Weiler. Jan who? ZACKBUM gesteht: Wir haben noch nie von einem der «meistgelesenen Autoren deutscher Sprache» gehört. Hört sich auf jeden Fall besser als Bestsellerautor an. Das ist ein Mann mit einem bescheuerten Pseudonym auch, das war auch ein Konsalik, das sind auch die Autoren der Jerry-Cotton-Heftchen. Aber hier ist es Weiler. Dabei hat gerade Peter von Matt eine neue Essaysammlung veröffentlicht, vor der man niederknien muss. Dabei gibt es unzählige andere Neuerscheinungen, zum Beispiel das kleine Wunderwerk von Volker Reinhardt über Montaigne. Und, und, und. Aber Teuwsen hat den einschlägig bekannten Weiler dazu eigeladen, in der NZZaS einen «Fortsetzungsroman» zu schreiben.

Gut, wir haben den «Der erste Satz»-Test gemacht: «Als Peter Munk zwei Tage nach seinem einundfünfzigsten Geburtstag auf der Rolltreppe des Globus zwischen der zweiten und der dritten Etage einen Herzinfarkt erlitt, ergriff ihn weder Todesangst noch Verunsicherung, sondern reine Empörung.»

Um das Resultat vorweg zu nehmen: durchgefallen. Knackt in den Gelenken, weil ungelenkes Situieren, überflüssige Ortsangabe, «ergriff ihn» unmotiviert altertümlich, Substantivierung macht die Aussage behäbig, Verbalisieren wäre viel dynamischer gewesen. Und kann jemand, der gerade einen Herzinfarkt erleidet, darüber empört sein? Mediziner würden sagen: nein. Also ist’s auch noch ein unsinniges Setting.

Danach kommt übrigens die Rückblende, wir ahnten es und blendeten uns aus.

Also noch mal so eine Ausgabe der NZZaS, und ZACKBUM verlangt Schmerzensgeld. Und nein, liebe Leser, die Lektüre von SoZ und SoBli kann uns nun wirklich keiner zumuten, nach diesem Schmerzenspfad durch das Sonntagsblatt aus der Falkenstrasse, das endlich mal wieder eine Schreiboffensive starten sollte. Denn eigentlich hätte es doch die Mannschaft dafür.

 

SoZ: Bilder der Leere

Inhalt? Was für ein Inhalt?

ZACKBUM wollte in seinem unstillbaren Bedürfnis nach Gerechtigkeit diesmal eine Triple-Presseschau abliefern. Ehrlich. Aber beim SoBli sind uns bei der auf sechs Seiten aufgeblasenen Story über die Lieferung von etwas Munition nach Katar die Füsse eingeschlafen. Und bei der NZZaS schon auf der Front die Augen.

Also blieb nur noch die «SonntagsZeitung» übrig. Nun gestaltete sich eine inhaltliche Beschäftigung eher schwierig – mangels Inhalt. Also lassen wir tausend Blumen blühen und Bilder für sich sprechen, nur mit knappen Kommentaren versehen. Also Fotoromanza!

Suter, Ammann, Baguette. So stellt man sich einen grauenvollen Sonntagmorgen vor. Ausser beim Baguette.

Wir sagen ja nix mehr zum Thema, ausser: so ein Quatsch.

Wenn das die ukrainische Botschafterin sagt, sollte man sie gleich zur persona non grata erklären. Einmischung in innere Angelegenheiten, der Schweiz Befehle erteilen?

Wir wussten es: die Schweiz hat keine Probleme.

Es war mal wieder wirklich nix los am Samstag, Teil eins.

Es mal wieder nix los. Oh, Pardon, das ist ja ein «Paid Post».

Es war mal wieder wirklich nix los am Samstag, Teil zwei.

Es war mal wieder …, Teil drei.

Früher war das «Fokus»-Interview mal eine journalistische Höchstleistung. Teil vier.

Wenn der Drang nach Alliteration übermächtig wird …

Kann nun wirklich jeder (und jede) unappetitliche Lebensreste aus seinem eigenen Bauchnabel pulen und ins Blatt schmieren?

So stellen wir uns die Hölle vor. Es gibt nur Vegetarisches mit Wein aus dem Tetra Pak.

Das ist wahr. Ein guter Schriftsteller ebenso wenig.

Und Millionen Schweine, Rinder, Hühner

Zum Abschluss bewundern wir immer die ökologischen Gutmenschen in der Auto-Redaktion der SoZ.

Sonntag, NZZ, na ja

Das Blatt mit einem einzigen Höhepunkt.

Bei der Illustration auf der Frontseite fragt man sich schon, ob das viel weniger blöd als die Journimasche ist, hinter jeden Kleinskandal die Endung –gate zu hängen:

Sicherlich, Eugène Delacroix war nicht uneitel und malte sich gleich links neben der Freiheit, die das Volk anführe:

Aber hat er es verdient, dass sein subversives Werk, das so viel Sprengkraft hatte, dass es viele Jahre lang nicht ausgestellt werden durfte, nun für «Im Namen der Natur» missbraucht wird? Mühsam gestützt durch den Lead: «Einst kämpften wir für die Freiheit, nun folgt die Revolution der Natur.»

Zusammenfassend kann man sagen: nein.

Im «Hintergrund» dilettiert dann Markus Bernath. Der täuschte sich schon mit Prognosen und amtiert gerne als Schreibtischgeneral: «Freiheit und Sicherheit müssen gegen den Mann im Kreml verteidigt werden – notfalls mit Waffen.»

Nun ist er aber auch ein Jahr nach Kriegsbeginn noch nicht in den Schützengraben enteilt, sondern verteilt weiter Benimmnoten. So ruft er der halben Million Menschen zu, die wie ZACKBUM-Autor René Zeyer das «Manifest für den Frieden» unterzeichnet haben:

«Den Wert der Freiheit, den Willen der Ukrainer und der anderen Europäer zur Selbstbehauptung schätzen die Friedensbewegten gering. Was sie dazu aber nicht verstehen wollen …»

Was quatscht der Mann da? Geringschätzung der Freiheit, des Willens zur Selbstbehauptung, die Unterzeichner verstünden dies und das nicht? Unbelegte Rempeleien. Schlimmer noch, was will denn Bernath verstehen? «Die Russlandlüge des Westens ist zusammengebrochen». So, so. «Die Welt ist für den Westen kleiner geworden.» So kann man auch zu verstehen versuchen, dass nur eine (kleine) Handvoll Staaten Sanktionen gegen Russland ausgesprochen hat. «Die Amerikaner entwickeln eine neue Sicherheitspolitik.» Das wüsste man aber, da sie an der alten festhalten. Militärische Überlegenheit durch Riesenrüstungsausgaben. «Die Nachricht vom «Hirntod der Nato» war stark übertrieben.» Ach ja, ein längst vergessener Spruch des französischen Präsidenten Macron. Und das ist alles bei Bernath? Das ist nicht viel.

Aber immer noch mehr als die Kolumne von Nicole Althaus: «Der Tag, an dem ich alt wurde». Wie sehnt man sich hier nach einer Frühpensionierung …

Ansonsten geht’s so dahin, bis zum abschliessenden Höhepunkt:

Die vollständige Version auf diesem Blog …

Ach, Aline Wanner

Die Dame verträgt keine Kritik.

Obwohl sie angeblich «Medienkritikerin» ist. Zumindest füllt sie im Turnus mit dem schreibenden Pensionär Felix E. Müller jede zweite Woche eine Kolumne in der «NZZamSonntag».

Das tut sie dermassen schwach, dass sie bereits einige Male hier kritisiert wurde. Leider mussten wir schon über sie schreiben: «Aline Wanner, diesen Namen trägt der Niedergang der Medienkritik in der NZZaS».

Natürlich haben wir das begründet, denn ZACKBUM teilt hart aus, aber niemals ohne Argumente. Das hat nun Wanner ganz schlecht vertragen.

Also keilte sie am 12. Februar zurück: «Ein Autor der «Weltwoche», der einen rüpelhaften und misogynen Medienblog betreibt, machte diese Woche einen klassischen Denkfehler.»

Unglaublich, als wollte sie die These vom Niedergang nochmals beweisen. Dabei wäre das gar nicht nötig, er findet sowieso und jedes Mal statt, wenn sie die Kolumne füllt.

Nun ist die NZZaS so vornehm, dass sie nur eine verstümmelte Version der Replik des angepinkelten René Zeyer abdruckte. Daher ist sie hier in aller Schönheit und Richtigkeit:

Schäbig

Aline Wanner behauptet, zackbum.ch sei ein «misogyner und rüpelhafter Medienblog». Dabei unterschlägt sie dem Leser einiges. Meinen Namen, den Namen des letzten kritischen Medienblogs zackbum.ch – und vor allem, dass sie selbst dort schon einige Male Thema war.

Wir kritisierten unter anderem, dass die Redaktionsleiterin von «NZZ Folio» an allem rummäkelt, selbst aber keine nennenswerten journalistischen Spuren hinterlassen hat.

Ich hätte «hämisch» die Frage gestellt, wie es um die Glaubwürdigkeit all der schweigsamen Mitarbeiter des «Magazins» stehe, die kein Wort zur Affäre um ihren Ex-Chefredaktor sagen. Das tat ich allerdings nicht auf zackbum.ch, sondern anständig in einem Artikel in der «Weltwoche».

In den Medienkolumnen von Wanner eine innere Logik entdecken zu wollen, das ist unmöglich. Sie bekommen schnell eine cellulitische Konsistenz, werden breiig. Nun verträgt sie offensichtlich solche Kritik nur schlecht und benützt eine an den Haaren herbeigezogene Gelegenheit, ihrem Kritiker Misogynie vorzuwerfen, obwohl er im von Wanner zitierten Artikel «Das Schweigen der Männer» gar nichts Frauenfeindliches oder Rüpelhaftes schreibt.

Auch hier unterläuft ihr ein peinlicher Denkfehler. Sie titelt «Journalisten haften nicht für ihren Chef» und unterstellt mir fälschlich, ich hätte das postuliert. Dabei habe ich kritisiert, dass sie zu feige sind, sich zum Verhalten ihres Chefs zu äussern. Aber Wanner und Logik …

Dass Journalisten nicht für ihren Chef haften, das werden Wanners Mitarbeiter aufatmend zur Kenntnis nehmen.

Wer Wanner kritisiert, muss unter krankhaftem Frauenhass leiden. Diese Unterstellung ist unanständig; ohne Beleg vorgetragen hinterlistig und zeugt von einem bescheidenen intellektuellen Niveau.

Auf solch billige und schäbige Art Rache nehmen wollen – ob sich das mit einer leitenden Funktion im Journalismus verträgt?

Wir würden Wanner gerne Gelegenheit geben, ihre Behauptung, zackbum.ch sei rüpelhaft und misogyn, zu untermauern. Wir laden sie ein, das unzensiert in einem Gastbeitrag zu tun. Wir befürchten allerdings, dass sie für einen offenen Schlagabtausch zu feige ist. Deswegen würden wir ihr aber niemals Misandrie vorwerfen …

René Zeyer

Januar-Loch

Ach, NZZaS. quo vadis?

Es gibt bekanntlich anderthalb lesbare Zeitungen am Sonntag. Zur halben kommen wir noch, zunächst müssen wir aber an der NZZamSonntag zweifeln:

Was soll uns diese Front sagen, ausser helle Verzweiflung in der Redaktionsstube? Eine «who?» Personalchefin zum Schnarchthema «Geschlechterklischees». Ein Beitrag zu einem Tierklischee. Dann ein Bericht über einen vergessenen Krieg, das ist immerhin aufrecht.

Schliesslich die naheliegende Meinungsumfrage mit naheliegender Resultat zu Bundesrat Berset. Dann, Gottseibeiuns, ein Interview mit Christoph Blocher. Zu Anker? Zu Holder? Zur Einwanderung? Zu Schweizer Werten? Zu fremden Vögten? Nein, nein und nein. Überraschung, zum Umweltschutz. Und dann noch oben rechts unter dem Leerraum eine Null-Story: «Moderne Sklaverei in der Schweiz nimmt zu».

Wahnsinn, muss sich die Schweiz nun nicht nur wegen ihrer überragenden Beteiligung am internationalen Sklavenhandel schämen, sondern auch noch für moderne Sklaverei? Für beides etwa gleichstark. Denn die kühne Zeile «nimmt zu» stützt sich einen gewaltigen Anstieg polizeilich ermittelter Fälle. Sie haben sich in einem Jahr, schluck, mehr als verdoppelt. Wahnsinn.

Allerdings: von 15 auf 40. Das ist der alte Trick. «Starke Zunahme», «Verdoppelung», «klar ansteigende Tendenz»: solche Titel kann man herausmelken, wenn es statt einem Fall zwei gibt. Aber ernst nehmen kann man das nicht wirklich.

Irgendwie passt dazu der Lückenfüller auf Seite zwei: «Überfahrener Kater empört Frankreich». Vielleicht gäbe es noch ein Eichhörnchen-Sterben in den Ardennen oder eine Tauben-Epidemie in Marseille zu vermelden.

Dann kommt wieder die Seite Billig-Journalismus. Gordana Mijuk interviewt den 70-jährigen Moisés Naím zum Thema: «Die grösste Herausforderung unserer Zeit ist es, die alten Männer loszuwerden, die nicht mehr von der Macht lassen wollen.» Lustigerweise ist das Interview mit einem Riesenfoto von Donald Trump illustriert, der nun zweifellos von der Macht lassen musste.

Etwas aufgepumpt wirkt auch der Artikel «Erniedrigt, geschlagen und jahrelang eingesperrt im Haus». Er kratzt einen Fall als Opener zusammen, versucht dann den Aufschwung ins Allgemeine, kann dann aber nicht mehr als einen umstrittenen Fall aus Genf anführen, wo ein reicher Indisch-Schweizer Doppelbürger der Ausbeutung seiner Angestellten beschuldigt wird, was der energisch zurückweist, während die Staatsanwaltschaft seit sechs Jahren ermittelt, ohne Ansage erhoben zu haben.

Mit anderen Worten: wenn es solche moderne Sklaverei in der Schweiz gibt, ist es eine verdammte Sauerei. Aber damit eine Seite füllen, das ist auch eine Ferkelei.

Wiederum eine Schweinerei ist der Kommentar der Kriegsgurgel Markus Bernath. Der Schreibtischgeneral befiehlt: «Die Ukrainer müssen siegen. Man sollte dieses Wort nicht vermeiden, sondern klar aussprechen

Ein klares Wort, aber was bedeutet es eigentlich? «Was am Ende des Krieges ein Sieg sein wird, entscheiden zuerst die Ukrainer. Doch auch die Nato-Länder … müssen wissen, was sie wollen. Sie sollten ihr Ziel kompromisslos formulieren, ohne Angst vor Putins Zorn.» Vielleicht träumt Bernath davon, dass die Nato ihre Ziele so kompromisslos wie die Schande für die grüne Friedenspartei, die geschwätzige deutsche Aussenministerin Baerbock, formuliert, die davon schnattert, dass Europa schliesslich mit Russland «im Krieg» sei.

Und warum sollte Europa, laut Bernath, einen Atomkrieg mit Russland riskieren? Da wagt der Hobbyhistoriker einen schrägen Vergleich: «Denn Putin würde nach der Zerstörung er Ukraine nicht haltmachen, so wenig wie Hitler es nach der Einverleibung des Sudetenlandes 1938 getan hat.» Himmel, hilf, kann dem Mann mal jemand historische Kenntnisse beibringen? It’s a dirty Job, but somebody has to do it.

Bernath ist nun weder in der Geschichte, noch in der Gegenwart sattelfest. So behauptete er auch schon: «Putins Herrschaft ist im Endstadium». Für ihn ist zwischen Wahn und Wirklichkeit manchmal kein Spalt.

Dann dilettiert Rafaela Roth für einmal nicht zum Thema «bewundernswerte Frau» sondern hat sich in die Abgründe des Drogenhandels begeben. Also zu einem Prozess vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland. Aber sich so etwas lässt sich natürlich rauschhaft aufblasen. Obwohl in der Schweiz vergleichsweise lachhafte 25 bis 35 kg Methamphetamin konsumiert werden (Kokain: 5 Tonnen oder 5000 kg).

Ihre Fachkenntnis stellt Roth auch mit diesen Behauptungen unter Beweis: «Methamphetamin … ist eine Dorge, die besonders schnell süchtig macht. … Einige sagen, es sei schwieriger, von Crystal Meta loszukommen als von Heroin.» Im Gegensatz zu Heroin ist Meth eine vollsynthetische Droge. Zudem ist das Suchtpotenzial von Heroin unvergleichlich niedriger als das von – Nikotin.

Aber für einen doppelseitigen Kriminaltango, wenn man halt nix anderes hat, reicht auch ein Fall, über den die Autorin selbstkritische sagt: «Im globalen Vergleich haben die Drogenbosse aus der Bieler Provinz doch eher Taschenformat.» Richtig, sowohl im globalen wie im europäischen wie im Schweizer Vergleich.

Richtig schräg wird’s dann mal wieder im Kultur-Teil. Offenbar ist im Bereich Kultur einfach nix los. Keine Bücher, keine Werke, keine Erkenntnisse, keine Analysen, einfach tote Hose. Gelegenheit für den Kulturchef, sich einem spannenden kulturellen Thema zu widmen: «Schneetourismus in Tirol». Aber wo geht der Tourismus hin, wenn der Schnee weggeht? Das ist dem Kulturmenschen Peer Teuwsen gleich einen Dreiseiter wert. Fotografiert hat dazu Lois Hechenblaikner. Der knipst seit 1990 Tiroler Tourismus.

Da ist man froh, dass die Fotos zum Artikel immerhin in den Jahren 2009 bis 2018 aufgenommen wurden, was wohl die ewige Gültigkeit der «Winterreise» von Teuwsen unterstreichen soll. Oder doch nur ein Hinweis darauf ist, dass Hechenblaikner gerade sein x-tes Fotobuch über Tiroler Tourismus veröffentlicht.

Ach ja, einen Schuss ,«SonntagsZeitung» hatten wir noch versprochen. Sagen wir mal so:

Mit Verlaub erscheint uns der Titel «So sieht aus» etwas gewagt, wenn der Autor Christoph Ammann heisst.

Allerdings muss man einräumen, dass die Front einiges flotter daherkommt als bei der NZZaS. «Das Gelbe fürs Ei» über Aromat ist nicht schlecht.

Dem Nicht-Sympathieträger Daniel Vasella noch eine reinzuwürgen, das stimuliert sicherlich den Sozialneid des Lesers. Als ob der es nicht schon schwer genug gehabt hätte. Zunächst enthüllte der flotte Finanzblog «Inside Paradeplatz», dass er 72 Millionen als Abgangsentschädigung hätte erhalten sollen. Dafür, dass er die nächsten sechs Jahre nichts tat, also nicht für die Konkurrenz tätig würde.

Dass das IP aufdeckte, ist der SoZ allerdings kein Wort wert, auch journalistischer Neid ist hässlich. Aber nun kann das Blatt nachtreten. Es konnte ein Urteil des Zuger Verwaltungsgerichts aus dem Jahr 2020 einsehen. Das wiederum bezieht sich auf die Steuererklärung Vasellas aus dem Jahr 2013. Also höchstens lauwarmer Kaffee, aber immerhin. Peinlich für Vasella: seine Behauptung, er lebe in Monaco und sei dann nach New York umgezogen, wurde vom Gericht auf 57 Seiten widerlegt.

Also musste Vasella happige Steuern in der Schweiz abladen. Weil es ihm nicht mal gelungen war, seinen Steuersitz Monaco richtig zu belegen. Alles nicht brandneu, aber sicherlich für Schadenfreude und Häme geeignet.

Von der hat auch Arthur Rutishauser auf einmal reichlich: «Während sich in der Ukraine ein ehemaliger Komiker zu einem international bewunderten Präsidenten gewandelt hat, erleben wir in der Schweiz das Gegenteil: ein beliebter Staatsmann, der sich für einen Zeitungsverlag zunehmend zum Clown macht.»

Mindestens halb richtig, und das ist schon viel. Viel ist da sonst nicht, denn ob den Schweizer Leser ein Interview mit dem neuen deutschen Verteidigungsminister Pistorius so interessiert wie die Leser der «Süddeutschen Zeitung»?

Und sonst? Was und? Was sonst?

 

 

Nz, nz, nz, nz

Wieso erinnert die NZZaS an diesen wummernden Sound?

Vielleicht deswegen:

Was für die SoZ gilt, stimmt auch für die «NZZamSonntag»: Samstag war ein echter Scheisstag für Nachrichten. Also stellt sich das Blatt die originelle Frage, woher eigentlich der Leim kommt, erinnert, wenn man schon nostalgisch ist, an den Filmwal Keiko, trampelt vorhersehbar und überparteilich auf Bundesrat Berset rum, lässt – als wohl Letzter im Umzug – die KI einen kleinen Scifi-Thriller schreiben und blickt hoffentlich nicht in die eigene Zukunft: sterben sei «wunderschön, sagen Forscher». Die bekanntlich immer irgendwas sagen, wenn echt tote Hose bei den News ist.

Wie füllt man dieses Loch mit Löchrigem? Natürlich, die Ukraine gibt immer und auf jeden Fall eine Doppelseite her, obwohl hier für einmal ein Bild mehr als alle Worte sagt:

Bildzitat aus der NZZaS.

Gibt es Neues aus England? Jein: «Brexit-Hardliner wollen sich der EU-Vorschriften entledigen». Verblüffend, wenn man aus einem Verein austritt, will man sich nicht mehr an die Vereinsregeln halten, ts, ts. Da fügt dann die Anti-Brexit-Hardlinerin Bettina Schulz in aller gebotenen journalistischen Ausgewogenheit hinzu: «Die Wirtschaft fürchtet Nachteile.» Ist aber auch schreckhaft, diese britische Wirtschaft, nix von steifer Oberlippe.

Die Seite 12 vereint mal wieder alles, was am modernen Journalismus schlecht ist. Ein Riesenfoto, ohne jegliche Aussagekraft.Plus die billigste Art, eine Seite zu füllen: das Interview. Plus die billigste Art von Interview: Fragen als Stichwortgeber, kritische Nachfragen Fehlanzeige. Dafür schleimige Schlussfrage: «Sie haben als Leichtathletin 1996 für die Schweiz an den Olympischen Spielen teilgenommen. Sieht man Sie hier abends eigentlich mit Stirnlampe durch Davos joggen? – Nein, ich gehe in der Regel schon am Morgen. Heute lief ich eine Stunde im Schnee.» Super, das wir das nun wissen.

Felix E. Müller hat sich vorgenommen, eine Kolumne zu schreiben, die an den Auftritt von Lady Gaga in einem Fleischkostüm erinnert: «Die Tage der Extrawurst sind gezählt.» Es geht nichts über einen Titel, der den Leser ratlos auf den Fingernägeln knabbern lässt. Was will uns der Autor damit sagen? Will er uns etwa eine saure Gurke verkaufen?

Wenn mittelbegabte Schreiber ihr Sprachscherz-Truckeli leeren, wird’s dem Leser ganz anders. Er schreibt seine Kolumne im Januar, einmal darf der ZACKBUM-Leser raten, worüber. Genau, «Detox, Fasten, Heublumentee mit blanchiertem Seetang.» Wir ahnen Schlimmes, nach diesem ersten Sauglattismus, aber alle Befürchtungen werden übertroffen. «Keine Fleischmetaphern mehr», dann kalauert sich Müller durchs Gemüsebeet. «Ran an den Speck, Extrawurst, im Saft schmoren, ihr Fett abbekommen

Aber der Mann weiss, wie man die Spannung aufrechterhält und eine Pointe setzt. Fleischmetapher ersetzen, nur wodurch? «Es geht um die Wurst – es geht um die Banana. Ein Hühnchen rupfen – eine Artischocke rupfen. Du Sau! – Du Schwarzwurzel.» Gewinsel um Gnade nutzt nix, Müller tofut sich zur Schlusspointe durch, welches Fleischwort fehlt noch? Schon wieder richtig: der «Fleischwolf». Durch den gedreht fühlt sich der Leser.

Daher bittet ZACKBUM um Nachsicht, dass wir nicht die Kraft hatten, auch noch Nicole Althaus zu lesen. Schreib-Rentner Müller darf sich dann nochmal zu Wort melden, auch so füllt man zwar billig, aber eben auf Kosten des Lesers eine Seite.

Er wärmt aus dem Stehsatz uralte Frank-A.-Meyer-Anekdoten auf, um unter dem Titel «Der Ringier-Komplex im Bundeshaus» längst Bekanntes aus den glorreichen Zeiten nachzuerzählen, als Meyer noch eine Suite im Hotel Bellevue neben dem Bundeshaus benützte. Natürlich liest man das Bonmot von Otto Stich immer wieder gerne, als der von Meyer zu einem Arbeitslunch eingeladen wurde. Stich soll erwidert haben, dass er beim Arbeiten nicht zu essen pflege und beim Essen nicht zu arbeiten, zudem tue er beides lieber ohne Meyer.

Sauglatt, aber alles Jahrzehnte zurück, viele Jahrzehnte. Schnee von vorgestern, seit über 20 Jahren residiert Meyer nicht mehr zu Bern, sondern in Berlin. Und wie CEO Walder Kontaktpflege betreibt, nun ja, nicht jedem ist’s gegeben.

Schliesslich, als glorreicher Abschluss, die Leserbriefseite, von der ZACKBUM sich gestattet hat, das Titelfoto für diesen Beitrag abzugreifen. Irgendwie erinnert der Inhalt dieser NZZaS an Schweinefüttern, keine Ahnung, warum.

War da noch was? Ach ja, das Magazin für die letzten Fragen, das Weltall und Besinnliches:

«Die Kerze. Eine Kulturgeschichte.» Daraus liesse sich eine Serie machen. «Der Furz. Eine Odorgeschichte.» «Der Handschlag. Eine Sozialgeschichte.» «Der Zungenkuss. Eine erotische Geschichte.» «Der Bleistift. Eine Schreibgeschichte.»

Aber immerhin, der kurze Ausflug in die Verbindung von Kulinarik mit berühmten Schriftstellern scheint beendet zu sein; ob da unser kritischer Hinweis auf Plagiatsverdacht wirkte?

Zuvor aber ein weiterer Beitrag aus der Serie: Wir stellen unbekannten Personen die ewig gleichen, langweiligen Fragen. Mitwirkende diesmal: Mirna Funk. Mirna who? Eben.

Wie leitet man dann einen Artikel so ein, dass garantiert Wort für Wort eine Kerze erlischt, ein Leser wegschnarcht und nur ganz Wache und Helle den Bandwurmsatz des Leads durchstehen: So:

«Sie sind seit Ewigkeiten Symbol für Leben, verbreiten verlässlich romantische Stimmung, und eine energiesparende Lichtquelle sind sie auch.»

Sie? Bevor sich der Leser vor Spannung wegschmeisst: sie, die Kerze, die Kerzen. Immerhin, für mehr als fünf Seiten Wächsernes hat’s dann nicht gereicht.

Aber anschliessend wird der Leser wachgerüttelt, was für eine Zeile: «Sadomaso-Teddys und nichts unter der Jeans.» Huch, welche Kapriolen die Mode doch immer macht. Das Magazin ist nun offenbar erotisch auf Betriebstemperatur und fährt gnadenlos fort: «Wer Sex lieber mag als Kinder, sollte besser gut verhüten». Besser gut? Oder gut besser? Kann nicht verhüteter Sex zu Kindern führen? Sozusagen wie bei den Bienen? Wahnsinn.

ZACKBUM weiss, nun freuen sich alle auf «Bellevue». Nicht umsonst. Aufmacher ist diesmal, immerhin passend zur Jahreszeit, eine «Pufferjacke». Recykliertes ist bekanntlich angesagt. Also her mit den aus PET-Flaschen und mit rezyklierten Daunen hergestellten Jäckchen. Die gibt’s nämlich in billig, ganz billig, teuer und sauteuer. Wo sind wir beim «Bellevue», hier gilt sauteuer: schlappe 790 Franken kostet das in verschiedenen Farben und einem eher unförmigen Einheitsschnitt hergestellte Teil von Round Rivers. Es steht zu vermuten, dass die Redaktion ein Dankeschön in dieser Form abgelehnt hat.

Dann gilt es Abschied nehmen, die Food-Kolumnistin verabschiedet sich. Leider haben wir den Scherz mit der Lücke schon verbraten.

Ach, aus der Reihe «da ist dann noch so ein Hotel» kommt nun eins in Berlin zum Auftritt; «Chateau Royal» heisst das etwas grosssprecherisch, es verbindet rustikalen DDR-Charme mit westlichen Preisen (395 € für die Junior-Suite, 495 € die Suite, immerhin Frühstück inbegriffen).

Und wer noch unbeantwortete Fragen zu wichtigen Problemen des Lebens hat, Henriette Kuhrt kratzt langsam die letzten Reste zusammen: «Was tun mit klimaschädigenden Kindern? Der richtige Weg zum Du? Was tun bei übergriffiger Bettlerin?» Wobei das letzte Thema stark nach Sexismus riecht, mit Verlaub.

Aber, ZACKBUM will versöhnlich schliessen, diese Story hier ist anmächelig:

Drei Jö-Bären auf kleiner Scholle, da geht einem das Herz auf. Oh, wirklich, ist ein Inserat? Schade.

 

Leiden am Sonntag

Tamedia hatten wir schon, SoBli halten wir nicht aus.

Also bleibt ja nur noch die NZZaS als Labsal für den gequälten Medienkritiker. Aber auch die gibt ihm Saures. Schon auf der Front:

Wer eine Begegnung von Friedrich Dürrenmatt (schon lange tot) mit Niklaus Meienberg (schon länger tot) in der Kronenhalle (lebt noch von vergangenem Ruhm) aus dem Jahr 1986 aufs Cover heben muss, ist noch nicht wirklich im Jahr 2023 angekommen.

Wer unter dem Titel «Russische Botschaft in Bern: Spannungen nehmen zu», dann über Beschwerden über angeblich rücksichtslosen Fahrstil russischer Diplomaten berichtet, hat ein Themenproblem.

Wer den Altbundesrat Ueli Maurer genüsslich zitiert, der bei einer Rede an seiner Partei «scharfe Kritik» geübt habe, ist schon im Wahlkampfmodus für seine FDP.

Wer schliesslich noch diesen Nonsens auf die Front hebt, sollte sich beraten lassen:

Da liegt der Kalauer nahe: Was ist das Beste an dieser Frontseite der NZZaS? Der Weissraum oben rechts.

Dass dann noch Patti Basler, Felix E. Müller und Nicole Althaus gemeinsam auf einer Seite das Wort ergreifen dürfen, komplettiert das Elend. Bei allen weiss man, was sie schreiben. Bei Althaus ist es entweder das Klimakterium oder Frauendiskriminierung: «Frauen dürfen zwar selbstbewusst auftreten, aber sie sollten nicht vergessen, das Protokoll zu übernehmen und regelmässig die Spülmaschine im Büro auszuräumen.» Protokoll übernehmen? Statt die Spülmaschine zu leeren, könnte Althaus doch mal einen Fortbildungskurs in Formulieren absolvieren.

ZACKBUM gesteht: hier gaben wir auf, so viel kann man uns gar nicht bezahlen. Letzten Trost suchten wir im «NZZam Sonntag Magazin»; das ist immer für den einen oder anderen Lacher gut. Und in der Tat, das Amüsement beginnt schon beim Cover:

Es ist eine der letzten ungelösten Fragen der Menschheit, auf die wir wohl nie eine Antwort finden werden. Aber wenn einem wirklich nichts einfällt, kann man sie ungeniert wieder mal stellen. Ein Vorwand findet sich in den Weiten des Weltalls immer: «Vielleicht wissen wir schon in zehn Jahren mehr.» Vielleicht auch nicht …

Zur Abteilung Sauglattismus gehört dann ein Interview mit Vera Mulyani, der «Architektin (für Projekte auf dem Mars!)». Nein, weiter konnten wir nicht lesen vor Lachen.

Auch die zehn üppig bebilderten Seiten mit einem aus der «New York Times» übernommenen Text zum ewigen Thema «Is there life on Mars?» (David Bowie) haben wir überblättert.

Dann liess sich Pauline Krätzig mit einer «Genusserie», die mit einer «kurzen kulinarischen Werkbiographie» über Friedrich Dürrenmatt beginnt, offensichtlich von Harald Schmidts kulinarischem Werk über Thomas Bernhard inspirieren. Gut kopiert ist immer noch besser als schlecht geschmiert, nicht wahr.

In der Abteilung «Bellevue» ist es sehr bedauerlich, dass man ein weiteres Mal dem ewig rezyklierten Spruch von Coco Chanel nicht Folge geleistet hat: «Es ist besonders schwer zu schweigen, wenn man nichts zu sagen hat.» Das gilt insbesondere für den Aufmacher; eine Winzausstellung über «neun junge Künstlerinnen», die sich auf Korsika ein abgelegenes Haus gemietet hätten. «Hier öffnen sie sich der gegenseitigen Betrachtung. Die dabei entstandenen intimen Momentaufnahmen ohne Konzept zeigt nun die Ausstellung …» Pardon, an dieser Stelle mussten wir zum Riechsalz greifen.

«Jackson Pollock mit Gemüse», ganz originell Jahrgangschampagner von «Moët & Chandon», Möbel aus Marmor (der Lounge Chair für schlappe 29’000 Dollar, plus «packing and shipping»), es ist für Spass und Tollerei gesorgt.

Dann noch eine top-originelle Modestrecke über die Verwendung von Goldfarbe, ein «Grilled-Cheese-Sandwich» für Menschen, die den Unterkiefer ausklappen können, ein aus unerfindlichen Gründen (oder wegen einer Gratisübernachtung) ins Magazin gerutschtes Designhotel in Stuttgart (wer will schon nach Stuttgart), geradezu ein Lichtblick ist der «Sponsored Content für Edelweiss» und schliesslich noch Benimmregeln für den «richtigen Umgang mit Störenfrieden».

Leider gibt es keine Ratschläge, wie man richtig mit einem solchen Nonsens-Inhalt eines Nonsens-Magazins umgehen könnte, das sich fürs neue Jahr offenbar vorgenommen hat, die letzten Reste einstiger Grösse wegzukrümeln.

Volle Härte im neuen Jahr

Am 31. ein Blatt für den 1. machen. Arme Leser …

Zugegeben, das ist die volle Härte. Am 31. 12., dazu noch ein Samstag, ein Sonntagsblatt machen. Da gibt es drei Möglichkeiten.

Ein Wunder passiert und ein Riesenkracher kann beschrieben werden. Ein Wunder passiert und die B-Mannschaft am Gerät wächst intellektuell und schreiberisch über sich hin aus. Kein Wunder passiert und der Leser leidet.

Es ist kein Wunder passiert:

Allerdings muss man zu dieser Schlagzeile sagen: Die Kompetenz der Blattmacher schrumpft viel schneller als bei vergleichbaren Produkten.

Geht da noch einer unten drunter? Das schafft nur ein Blatt, das hier seinen kurzen Auftritt hat:

Diese Initiative ist die Ergänzung zur Europa-Initiative, die auch noch nicht lanciert wurde. Von der Co-Präsidentin Sanija Ameti (hier zur «Chefin» mutiert), die ungern irgend ein Fettnäpfchen auslässt, an Bedeutung kaum zu unterschätzen ist und sich nicht einmal entscheiden kann, ob sie Muslima ist oder Atheistin. Oder vielleicht kennt sie auch diesen Unterschied nicht.

SoBli-Chefredaktor Gieri Cavelty kennt auch nichts und faselt: «Wenn die Organisation Operation Libero jetzt eine Volksinitiative zur Einführung einer weniger restriktiven Einbürgerungspraxis ankündigt, entspricht dies zeitgemässem republikanischem und demokratischem Denken.»

Wollen wir eine Prognose wagen, was mit dieser Initiative an der Urne passieren wird, sollte sie tatsächlich gestartet werden? Denn «Operation Libero» hat noch überhaupt nix «lanciert», sondern bettelt auf ihrer Webseite:

ZACKBUM ist verwirrt. Ist das nun die verkleidete «Einbügerungsinitiative»? Oder eine andere? Oder wohl oder nicht oder doch? Ist auch egal, denn die Antwort auf die Frage, was mit solchen Initiativen passiert, sollten sie es überhaupt an die Urne schaffen, beantwortet die «Chefin» gerne selbst, denn sie lässt nun wirklich kein Fettnäpfchen aus, so dass man sie (natürlich nur politisch) keinesfalls schöntrinken kann. Eine Initiantin, die den folgenden Satz sagt, liefert den Gegnern ihrer «Lancierung» ein Argument auf dem Silbertablett:

«Es ist eine Schande, wie man sich hinter dem Begriff Neutralität versteckt.»

Und tschüss.

Geht’s noch tiefer? Schwierig, wirklich sehr schwierig, aber Frank A. Meyer meldet sich auch noch zu Wort. Wir zählen auf kräftige Spenden, weil wir das dem Leser ersparen.

Noch ein letzter (ernstgemeinter) Beitrag aus den tiefen Niederungen des Verzweiflungs-Journalismus, der sich nur mit frühzeitiger Alkoholzufuhr am Samstagabend erklären lässt:

«Die Muskeln wachsen, aber die Hoden schrumpfen.» Man fragt sich allerdings, was für Zeugs die SoBli-Redaktion eingenommen hat, damit das Hirn schrumpft, aber vielleicht die Hoden wachsen.

Ein zu harsches Urteil? Nein, wer als Boulevardblatt aus diesem Todesfall eine Furz-News macht, ist nicht mehr zu retten:

Wir suchen (vergeblich) Trost bei der «SonntagsZeitung», die auf einer halben Seite zeigt, wie man eine Infografik nicht machen sollte:

Gibt einem Primarschüler Buntstifte in die Hand, und er macht’s besser.

Diese Schlagzeile hingegen muss dem harten Kern der «Atomkraft – nein danke»-Fraktion bei Tamedia ganz übel aufgestossen sein:

Da half dann höchstens noch schöntrinken.

Aber ein Jahresanfang ist immer die Gelegenheit für eine klare Prognose, sagte sich das C-Team von der SoZ. Was interessiert den Leser? Genau, wie sehen denn so die Aussichten für die Wirtschaft aus? Wenn alle in den Ferien sind, muss man dafür leider auf eine C-Wissenschaftlerin zurückgreifen. Die wagt sich dann mit einer knallharten Vorhersage aus der Deckung:

Es ist aber genauso gut möglich, dass wir das nicht tun. Denn nichts ist unmöglich, oder so.

Auch nur mit frühem und überreichlichem Alkoholkonsum lässt sich diese Schlagzeile erklären:

Während der «Spiegel» zur Ehrenrettung von Karl Marx schreitet, lässt die SoZ die Wirtschaftstheoretiker aus dem hohen Norden endlich das Werk der Widerlegung verrichten.

Was fehlt noch in der Misere? Prognose hatten wir, Flachsinn hatten wir auch, genau, wir hatten noch keinen Trend. Voilà:

Aber in Wirklichkeit ist die «neue Unverbindlichkeit» nur die alte Unzuverlässigkeit, Unhöflichkeit und Wurstigkeit, die schon immer einen nicht zu kleinen Prozentsatz der Menschheit unerträglich macht.

Nun fehlt eigentlich nur noch eine Spur Schleichwerbung gewürzt mit Geschmacklosigkeit. Bitte sehr:

Ist das nicht putzig, wenn der Tourist pro Tag 80 Franken ausgeben kann? Aber da Bangladesch nicht gerade ein touristischer Hotspot ist, «empfiehlt sich eine organisierte Privat- oder Gruppenreise, zum Beispiel mit dem Zürcher Spezialreiseanbieter Insight Reisen». He, ist das nicht verdeckte Werbung? I wo, was heisst da verdeckt: «Die Reise wurde unterstützt von Insight Reisen». Was aber die unbestechliche Redaktion der SoZ niemals davon abgehalten hätte, eine solche Reise nach Bangladesch echt scheisse zu finden und das auch in einem Artikel kritisch darzustellen.

Geht da noch einer drunter? Aber immer; zur Pensionierung des Reisejournalisten Christoph Ammann spendiert die SoZ ihm eine Jubelseite. Das hat der erblindete Redaktor durchaus verdient. Der Leser eher weniger.

Himmel hilf. Oder vielleicht die «NZZamSonntag»? Leider nein:

Wie wär’s zur Versöhnung für den stolzen Preis von Fr. 7.10 mit einem Feuerwerk an spannenden und gut geschriebenen Storys auf hohem intellektuellen Niveau? Wär› doch was, aber vielleicht doch erst 2024.

 

Sonntags-Blues

Spass und Tollerei am Wochenende? Denkste.

Wir dachten, zur Abwechslung verpassen wir uns und unseren Lesern ein Wechselbad. Also NZZaS und «SonntagsBlick» als Gegenpole.

Aber oh Schreck, die NZZaS beginnt auch nicht viel besser als der SoBli. Nämlich mit dieser Schlagzeile:

Der unrasierte Herr rechts ist übrigens so ein Tschütteler, der sich wie Michael Jackson selig in den Schritt gefasst hat, was anscheinend die Serben nicht lustig finden. Ob das ein Grund ist, ihn von hinten (da fehlt dann sozusagen das Corpus Delicti) auf die Front zu hieven?

Aber von noch bescheidenerem Niveau ist der Aufmacher links. Dass das – nun ja – der FDP nicht feindlich gegenüberstehende Blatt den schwachen FDP-Aussenminister verteidigen will, verständlich. Aber drei Fachkräfte aus der Redaktion braucht es, um nicht in dröhnendes Gelächter auszubrechen, wenn der Urheber dieses Ersatzversuchs genannt wird: «SP-Aussenpolitiker Fabian Molina bläst vier Tage vor der Bundesratswahl zum Angriff auf die FDP», bangt und zagt die NZZaS.

Molina wage sich mit dem «Plazet der Parteileitung aus der Deckung», diesen Schluss lägen «Recherchen» nahe. Im Kaffeesatz? Oder hat die NZZaS etwa eine Wanze im Sitzungszimmer der Genossen platziert? Aber abgesehen davon, mal unter Erwachsenen: Wenn Molina, der Fan des Schwarzen Blocks und die ewige «ich fordere hier sofort»-Tröte etwas sagt, dann weiss man doch, dass ein Sack Reis in China, der umfällt, mehr Auswirkungen auf die Bundesratswahlen hat.

Ganz oben auf der Front wird’s allerdings schön bunt, tendenziell ausländerfeindlich und schrecklich:

«Brotlose Paradedisziplin Germanistik»? Das wüssten wir aber, da wir diese einzig wahre Wissenschaft studiert haben und in unserem Leben durchaus dem einen oder anderen Brotkanten begegneten. Dass dort die Studenten fehlen, nun ja, dass korrektes Deutsch, die Kenntnis einiger Schriftsteller und eine Ahnung von Stil aussterbende Kompetenzen sind, das merkt man auch ausserhalb der Germanistik. Dazu reicht es, jede beliebige Zeitung aufzuschlagen oder auch nur einen Artikel von Nora Zukker zu lesen.

Wobei auch Bettina Schulz aus London, die Brexit-Untergangssirene, mal wieder Schreckliches aus good ol› England zu vermelden hat. Da fragte doch eine Hofdame ein paar Mal nach, woher eine Teilnehmerin an einem royalen Empfang stamme, damit sie die allenfalls korrekt Mitgliedern der königlichen Familie vorstellen könnte.

Eine dunkelhäutige Trägerin von Dreadlocks (soweit politisch korrekt) gab spitz an, dass sie die Vertreterin einer Londoner Hilfsorganisation sei. Das reicht der Hofdame verständlicherweise nicht, und erst nach mehrfachem Nachfragen rückt die Schwarze damit heraus, dass sie ursprünglich aus Barbados sei. Soweit, so banal. Aber natürlich fühlt sich die Dreadlocks-Trägerin «verletzt» und twittert das auch. Dann kommt, was kommen musste. Geschrei, Entschuldigungen, die Hofdame tritt nach 60 Jahren im Amt zurück. Auch ein Ereignis, mit dem ein umfallender Reissack in China durchaus bedeutungsmässig mithalten kann.

ZACKBUM gesteht, nie hätten wir das erwartet: der SoBli verspricht zumindest auf der Front mehr:

Schneekanone, nette Fotomontage des Rennzwergs gegen den abgehalfterten Super-Ronaldo, eine fiese Attacke gegen die SP-Bundesratskandidatin Eva Herzog, und nur anschliessend riecht es etwas nach alten Socken mit der sich ewig über Rassismus beklagenden SRF-Quotenfrau Angélique Beldner und dem ewigen Anfängerthema «Unterwegs mit einem Blindenhund».

Auf Seite zwei geht’s dann aber niveaumässig in den Keller. Richtig geraten, Chefredaktor Gieri Cavelty ordnet in einem «Editorial» mal wieder die Welt als Wille und Wahn. Auch er muss sich an «30 Jahre EWR-Nein» abarbeiten. Natürlich findet er das auch heute noch ziemlich scheisse. Das muss er auch, denn ohne Blocher-Beschimpfung (natürlich gegen Papa und Tochter, die beide im Gegensatz zu Cavelty sowohl politisch wie unternehmerisch erfolgreich unterwegs sind) geht’s nicht. Sonst würde aus dem fernen Berlin der Blitz herniederfahren und Cavelty würde dem RAV anheim fallen.

Das will er verhindern, indem er sich am Schluss zu einem kühnen Vergleich ermannt: «Der Schweiz bleibt nur noch eine Wahl, die keine ist.» Hä? Nein, nicht grübeln, das ist halt Cavelty. Welche bleibt ihr denn nicht? «Möchte sie mit «fremden Richtern» kooperieren oder mit fremden Henkern?» Hä? Wer damit gemeint ist, kann man aus der Fussnote erahnen: «Unsere Berichterstattung zu China finden Sie auf den Seiten …»

Wir versuchen vergeblich zu verstehen. Die Schweiz hat eine Wahl, die keine ist. Also keine Wahl. Oder doch die Wahl zwischen Richtern oder Henkern. Richter ist die EU, Henker China. Wir hätten da einen Schweizer Kompromissvorschlag: wieso kooperiert die Schweiz nicht wahllos mit richtenden Henkern oder henkenden Richtern?

Anschliessend kommt ein Beitrag zum Thema «so genau wollten wir das gar nicht wissen». Aber wenn man wenig Platz hat, noch weniger Ideen, ihn aber dennoch füllen muss, dann kommt so eine Seite heraus:

Immerhin schön bunt.

Doch vom Blatt der Richter und Henker zurück zum Blatt der Dichter und Denker. Dort weiss Nachwuchs-Journalist Fabian Kretschmer aus Peking wieder etwas ganz genau:

Bange Frage: ob Xi das auch weiss? Noch bangere Frage: wird Xi das freiwillig tun, oder muss Kretschmer ihn dazu zwingen?

Ein ganz anderes Schicksal hat Markus Bernath zu schultern. 18 Jahre lang schrieb er für den Wiener «Standard», seit 2018 sitzt er am Futtertrog der NZZaS. Obwohl bei ihm harte Fränkli im Kässeli klingeln und er leiwand in Wien lebt, hat er’s nicht leicht. Denn er leidet und jammert. Muss man sich mal vorstellen, welche Härten dieser Mann durchstehen muss:

«Ich schlafe mit Schal und in Skiunterwäsche … Wir heizen nur noch zweimal am Tag – morgens eine Stunde zum Frühstück, bis die Kinder fertig für die Schule sind, abends eineinhalb Stunden zum Nachtessen. Eine warme Wohnung ist Luxus geworden.»

ZACKBUM bittet seine Leser inständig, das von der NZZaS sicherlich demnächst eingerichtete Spendenkonto «Schenkt Wärme für Bernath» in weihnachtlicher Stimmung zu berücksichtigen. Aber immerhin, für eine Bestellung bei Amazon hat’s noch knapp gereicht.

«Eine ukrainische Fahne steckte im Päckchen, blau-gelb, eineinhalb Meter breit. … Ich werde sie aus dem Fenster im Wohnzimmer hängen, damit ich weiss, warum ich in dieser Wohnung fröstle.»

Man kann nur hoffen, dass Bernath das Fenster wieder schliesst, nachdem er sein Wissen, wieso er fröstle, aus dem Fenster gehängt hat. ZACKBUM als Schiedsrichter sagt: SoBli-Cavelty gegen NZZaS-Bernath: eins zu eins.

ZACKBUM fügt hinzu: Wir wussten gar nicht, dass das Haus NZZ seine Redakteure so lausig entlöhnt. Hoffentlich sorgt der 13. bei Bernaths für beheizte Weihnachten. Sonst könnte vielleicht der Weihnachtsbaum, kleingehackt …

Dass es auch Menschen mit echten Problemen auf der Welt gibt, illustriert die NZZaS dann gleich auf der nächsten Seite:

ZACKBUM spielt leise mit dem Gedanken, ob die Einführung der Scharia im Journalismus etwas nützen würde; also zum Beispiel zehn Schläge auf die nackten Fusssohlen bei unterirdischen Artikeln. Aber als Gegner jeder körperliche Züchtigung …

Wobei, auf der Seite «Meinungen» schreiben Aline Wanner und Patrick Imhasly. Der beweist wieder einmal einen alten Satz von Karl Kraus: keinen Gedanken haben und den nicht ausdrücken können, das macht den Journalisten aus. Duftmarke: «Weihnachten steht an, und wenn man durch die Innenstädte schlendert, spürt man, wie die Konsumlust …» Man fragt sich, wie oft dieser Satz in der stolzen und langen Geschichte der NZZ bereits rezykliert wurde. Nein, man will sich lieber nicht fragen. Und der Gedanke an Scharia keimt wieder auf …

Ach, hier noch ein Artikel zum Nachdenken für Bernath:

Nun sind wir gespannt, ob der SoBli noch etwas Tiefergelegtes nachlegen kann. Er kann:

Offensichtlich hat das Haus Ringier etwas gegen diese SP-Bundesratskandidatin. Ob man die Niederlage mit dem Basler «Blick» noch nicht verdaut hat? Man weiss es nicht. Aber man weiss: wenn die «Blick»-Koryphäe Reza Rafi mit der «bajour»-Koryphäe Andrea Fopp eine «Recherche» präsentiert, hilft nur eins: schnell umblättern.

Aber damit kommt man vom Regen in die Jauche:

Wie ein Bezahlorgan einen solchen Unsinns-Satz noch hervorgehoben und unwidersprochen publizieren kann, lässt nun wirklich ernsthaft am IQ aller Beteiligten zweifeln:

Endlich, der Goldesel lebt, König Midas lebt, schon vor Weihnachten ist ein Wunder geschehen. Und morgen erzählen wir ein anderes Märchen.

Jetzt aber geben wir erschöpft auf und machen uns daran, weniger einzuzahlen und dafür mehr zu erhalten. Ach, oben steht mal wieder unser Spendenaufruf …