NZZaS: scharf beobachtet
Wir meinen zu wissen, was nicht drinsteht. Schauen wir uns an, was schon.
Ihr freiwilliger Beitrag für ZACKBUM
Gross angekündigt auf der Frontseite: eine Reportage von Peter Hossli. Also doch. Endlich. Der Höhepunkt eines Bundesrats-Porträts. Reingefallen: das Werk nimmt als dünnen Aufhänger, dass in Zürich höhere Hochhäuser gebaut werden sollen.
Viel Turm um nichts.
Darüber denkt zumindest das Hochbauamt nach. Wahnsinn. Konkret bedeutet das: vielleicht. Vielleicht noch zu unseren Lebzeiten. Nachdem in rund 25 Jahren die letzte Einsprache vom Bundesgericht abgeschmettert wurde. Im besten Fall.
Das NZZaS-Cover schmückt daher der Burj al Arab. Der ist allerdings 322 Meter hoch; in Zürich sollen möglicherweise, unter Umständen, so als Idee Bauwerke bis 250 Meter zugelassen werden.
Vielleicht etwas überhöht, diese Story. Aber faktentreu; den Bericht des Amts scheint’s zu geben. Obwohl der vom «Tages-Anzeiger» veröffentlich wurde.
Leider noch mehr Bad News von der NZZaS
Also eher Bad News von der NZZaS. Noch mehr davon: «Autorin» Patti Basler werde «Kolumnistin». Die Dame versteht sich selbst als «Satirikerin» wobei die Frage ist, ob sie dieses Wort versteht. Zur Burka-Initiative äusserte sie sich auf jeden Fall völlig sinnbefreit: «Eigentlich müsse man doch verbieten, dass Männer Frauen Kleidervorschriften machen dürfen. «Aber stattdessen will man Frauen verbieten, wie sie sich kleiden».»
Kürzlich machte sie mit «Penissimo» peinlich auf sich aufmerksam. Damit nicht genug, als das kritisiert wurde, keifte sie zurück:
«Wer dies missversteht, handelt entweder ignorant oder bewusst hetzerisch. Schade, dass du als Journalist hier zynische Satire betreibst und ich als Satirikerin die Fakten erklären muss.»
Verstand auch niemand so richtig. Das gilt übrigens auch für ihre erste Kolumne. Da geht es um eine Entenmutter, Erpel und Raben. Bei der Lektüre denkt der sexistische Leser: Herr, meinetwegen auch Herrin, lass Hirn vom Himmel regnen.
Gibt’s auch was Nettes zu beschreiben? Nun ja, der Besuch bei Panzern auf einer Touristeninsel vor Schweden ist zumindest eine launige Reportage. Zwar ohne grossen Erkenntniswert, aber schön, dass wir wissen, dass es Gotland wirklich gibt.
Manchmal blitzen Lichtblicke im Dunklem auf
Das Interview mit dem Chef des US-Think Tanks Carnegie in Moskau beweist, dass es auch intelligente und interessante Analysen zum Ukraine-Konflikt gibt. Zudem ist Dmitri Trenin der lebende Beweis, dass man dort durchaus Kremlkritisches sagen kann («Russland ist eine Autokratie, geführt von einem Zaren»). An dieser Doppelseite kann man höchstens, mit Nachdruck und wiederholt meckern, dass es nun wirklich kein Riesenfoto eines Putins am Schreibtisch, im Gespräch mit US-Präsident Biden, braucht.
Die Seite «Meinungen» ist sicherlich der absolute Tiefpunkt der Ausgabe. Neben Basler vertreten sich hier der Pensionär Felix E. Müller und die «Chefredaktorin Magazine» Nicole Althaus (53) die Füsse. Ihr Alter muss wenig galant erwähnt werden, weil sie sich Gedanken zu Schauspielerinnen macht, die «the last fuckable day» hinter sich hätten. So launig zitiert sie eine US-Komikerin zum Thema «Frauen nach Menopause». Probleme gibt’s.
Müller hingegen setzt seinen Feldzug gegen «rechte Medien wie «Inside Paradeplatz», «Weltwoche», «Nebelspalter» oder «Ostschweiz»*» fort. Für die sei das mögliche Ende der Pandemie eine schlechte Nachricht, weil sie bisher von der «Opposition gegen die Corona-Politik gelebt» hätten.
Ist zwar Schwachsinn; ohne den Widerspruch zu seiner These zu bemerken, räumt Müller immerhin ein, dass die «Ostschweiz» im – Gegensatz zur NZZaS und eigentlich allen anderen Medien – Ende 2021 die regelmässige Berichterstattung über Corona eingestellt hat. Aber wieso sich eine dem Wunsch, nicht der Wirklichkeit entsprechende These von solchen Details kaputtmachen lassen.
Ach, Einfalt und Dummheit im Interview
Das grosse Doppelseiten-Interview im «Hintergrund» ist zumindest nicht so abgründig schlecht wie das Lobhudel-Porträt über eine Anwältin. Da es aber die gleiche Autorin hat, trägt die «österreichische Gerichtspsychiaterin», die «laut über Dummheit» nachdenke, nicht wirklich Intelligentes zum Thema bei. Rafaela Roth entlockt ihr lediglich eine Kette von Binsenwahrheiten («Wie merken wir, dass wir etwas Dummes tun?» – «Nachdenken ist immer gut»). Hätte das die Autorin doch nur getan, bevor sie mit Frauenbonus (Frau interviewt Frau, welcher männliche Vorgesetzte würde es wagen, das als zu flach abzulehnen?) diese intellektuelle Wüste ins Blatt rieseln liess.
Zudem weist ein aufmerksamer ZACKBUM-Leser zu recht darauf hin, dass vor genau drei Monaten die gleiche Psychiaterin zum gleichen Thema in der SoZ interviewt wurde. Da erhebt sich die Frage, wieso die NZZaS dieses Interview nicht einfach per copy/paste übernahm …
Nebenbei, wenn Hossli weiblich wäre, wer weiss, ob seine Berset-Schnüffelei nicht erschienen wäre.
Leider hat auch der sonst sehr stabile Daniel Meier einen kleinen Schwächeanfall, indem er sich als Royal-Experte outet und zum 70. Thronjubiläum der Queen (cheers!) die Verleumdung der Royal Family in Spielfilmen und Serien («Spencer», «The Crown») beklagt. Der alte Recherchierhase ging dabei der Frage auf den Grund, ob auf dem Landsitz von Sandringham bis heute eine alte Waage zum Einsatz käme. Die Frage ventilierte er mit diversen anderen Royal-Experten, die aber auch keine belastbare Aussage machen konnten.
Was bleibt? Natürlich, dranbleiben, an der «Medienstelle der königlichen Familie». Die ist sich Kummer gewohnt: «Mehrere Anrufe und E-Mails nach London sind nötig, um die schlichte Frage stellen zu können: Wird die Waage in Sandringham noch gebraucht?»
Bevor die Spannung des Lesers zum Herzinfarkt führt; Meier liefert die Antwort:
«Das ist nichts, zu dem wir uns äussern möchten.»
«Wissen» beweist mit einer Doppelseite «Und nach Omicron?», dass auch die NZZaS viel mehr unter dem Abgang dieses Themas leiden wird, als es sich Müller vorstellen kann. Vielleicht bemerkt dann das Sonntagsblatt wenigstens, wo echter Sparbedarf existiert.
Wir kommen kurz zum Höhepunkt
Für seine Verhältnisse eher locker vom Hocker berichtet die jugendfreie NZZaS über die Schreckensvorstellung vieler Männer: «Wenn das Ende auf dem Höhepunkt kommt». Denn:
«Menschen mit Herzproblemen können nach der Anstrengung beim Sex sterben».
Huch. Aber die NZZaS gibt gleich doppelt Entwarnung: «Den Spass im Bett muss sich aber niemand verderben lassen». Denn: «Plötzlicher Herztod nach dem Sex tritt sehr selten auf». Warum dann diese Leserschreckung? Um auch mal ein schlüpfriges, wenn auch dampfverhülltes Symbolfoto abdrucken zu dürfen?
Da dampft’s anzüglich aus dem seriösen Blatt.
Und die «Wirtschaft»? Genau, nichts Nennenswertes. Ausser, jemand interessiere sich noch dafür, dass nun selbst die streng vertraulichen Lohn- und Bonuszahlungen bei Raiffeisen öffentlich verhandelt werden können. ZACKBUM wird nächste Woche die Anfrage starten, ob man bitte schön die Konten samt Bewegungen und aktuellen Stand einiger ausgewählter Prominenten und Politiker bekanntgeben könne.
«Kultur» kommt hinten hoch, das Magazin auch
«Kultur» schliesslich fängt mit einem mässig geschriebenen Zeitgeist-Stück über eine neue Modeerscheinung namens «Selbstsorge» oder knackiger «Sweet Selfcare» an. Aber wer da schon wegschnarcht, verpasst einen brauchbaren Nachruf auf Endo Anaconda und eine Hinrichtung der «Geld»-Ausstellung im Berner Historischen Museum.
Richtig Glück hatte das «NZZaS Magazin». Nach mehreren gebotenen Hinrichtungen erfreut es mit einer witzigen Reportage über «Dschingis’ letzten Kahn», die das Niveau dieses Kalauers hält.
Stimmung auf dem Mongolen-Kahn.
Man wusste, dass Sylvester Stallone überzeugt ist, dass er besser malt als schauspielert.
Da muss man ihm zustimmen (wenn man von «Copland» absieht). Und Mark von Huisseling zeigt, dass er die Investition des Galeristen und Stallone-Vertreters Mathias Rastorfer wert ist (kam «nebenbei erwähnt für meine Reise und Hotelübernachtung auf»). Denn den People-Journalisten trieb es nach Hagen (Ruhrgebiet), wo zum 75. Geburtstags des schauspielernden Malers eine «Retrospektive» stattfindet.
Dort wurde ihm ein Interview in der handgestoppten Länge von «10 Minuten und 48 Sekunden» gewährt. Ein begabter Schreiber füllt damit fast drei Textseiten.
Das Thema «Konsumkultur» wurde hingegen wieder dermassen blödel-blöd absolviert, dass wir dazu einiges sagen würden. Wären wir nicht durch das zuvor Gebotene milde und gnädig gestimmt.
Wer will sich damit wirklich zum Deppen machen?
*Packungsbeilage: René Zeyer schreibt mehr oder minder regelmässig in dreien davon.