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Versuch der Einordnung

Auch hier wird’s kriegerisch, wenn es um die Ukraine geht.

Es ist wie bei einer Wahl oder Abstimmung. Bei allem Für und Wider muss man sich für einen Kandidaten entscheiden. Oder für ein Ja oder Nein. Abgesehen von Stimmenthaltung, aber das würde im Publizistischen einfach Schweigen bedeuten. Nun hat aber wohl (fast) jeder eine Meinung zum Ukrainekrieg.

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Auch hier sind letztlich binäre Entscheidungen gefragt. Für welche Seite will man Partei ergreifen, mit welchen Argumenten. Unabhängig davon, ob man auf der Seite Russlands oder der Ukraine steht: bei 99 Prozent, ach was, 99,99 Prozent der hier Streitenden ist das völlig egal, spielt keine Rolle, hat keinen Einfluss auf die Geschehnisse. Verlängert oder verkürzt den Krieg um keine Sekunde. Ändert null an seinem Verlauf.

Dennoch ist es geboten und nötig, sich Gedanken darüber zu machen. Schon alleine deswegen, weil der Ukrainekrieg auch Auswirkungen auf uns hat. Auf unser Leben, unser Budget, unsere Zukunft. Oder gar auf unser Ende.

Wir können die Ereignisse nicht beeinflussen. Aber wir können das Niveau und die Qualität der Argumente und Meinungen messen und beurteilen. Sowie versuchen, unter Anwendung von gesundem Menschenverstand und Logik aus intellektuellem Spass Analysen, Einschätzungen und Meinungen zum Besten zu geben. Wobei jede solche Äusserung einen unbestreitbaren Vorteil hat: niemand ist gezwungen, sie sich anzuhören oder zu lesen.

Alles freiwillig – und hier gratis. Das berechtigt den Betreiber der Plattform und den grossartigen Content Provider, für Zucht und Ordnung in den Kommentarspalten zu sorgen. Nebenbei gesagt.

Vor der binären Entscheidung – dafür oder dagegen, ja oder nein – steht eine möglichst hochklassige Erwägung. Solche gibt es. Aber sie sind begraben unter einem wahren Schuttberg von flachbrüstigen Krakeelern, Bedienern von Narrativen, Wiederholern von Banalitäten, Schreibtätern, die ungeniert nach mehr Gemetzel, Massakern und Zerstörungen in der Ukraine gieren. Mutigen Kriegsgurgeln, die ein direktes Eingreifen der NATO fordern und somit einen Dritten Weltkrieg in Kauf nehmen.

Bei ihnen ist es segensreich, dass auch ihre Meinungen und Forderungen ungehört verhallen.

Dann gibt es ganze Heerscharen, die ihre Aufgabe nicht in erster Linie darin sehen, eigene Gedanken zur Debatte beizusteuern, sondern in ihren Augen falsche Meinungen zu denunzieren. Dahinter vermuten sie meist unmenschliche, dumme, menschenverachtende, manipulierte Haltungen. Nassforsch fordern sie, dass solche Ansichten, gerne auch als Verschwörungstheorien denunziert, von der öffentlichen Debatte auszuschliessen seien.

Gleichzeitig kritisieren sie die in Russland herrschende Meinungszensur aufs schärfste. Übersehen, dass die auch in der Ukraine herrscht – und dass ein Verbot einer TV-Station wie Russia Today den gleichen Geist des obrigkeitshörigen Zensors atmet, der das Volk ja nur vor schädlichen Einflüssen beschützen möchte.

Wenn sich also ZACKBUM gelegentlich zu eigenen Meinungsäusserungen hinreissen lässt, so sind sie immer von zwei Faktoren begleitet. Der erste und wichtigste: wir zweifeln in erster Linie an allem. Natürlich auch an uns. Niemals wollen wir die einzige, richtige, wahre Wahrheit verkünden. Wir sind auch lernfähig, ein zweites Alleinstellungsmerkmal. So ist der Kommentar von Andreas Rüesch «Wer auf den Knien um Putins Gas bettelt, ruft zur Kapitulation gegenüber Russlands Grossmachtpolitik auf», ein auf einsamer Flughöhe geschriebenes Denkstück. Schade, dass es hinter der Bezahlschranke der NZZ steht, schade, dass eine Spur Parteipolitik den Leser leicht verstimmt.

Aber der Inhalt, die Stringenz der logischen Argumente, das ist herausragend. Zunächst zerpflückt Rüesch die Argumente der Unternehmerin und SVP-Nationalrätin Martullo-Blocher, die sich für Verhandlungen mit Putin starkmacht. Ein Deal sei vor allem im Interesse Europas, argumentiert die Politikerin. Rüesch hält dagegen:

«Zunächst ist festzuhalten, dass Putin kein Dummkopf ist. Dass man ihn dazu bewegen könnte, wenigstens die Energieversorgung bis nächsten Frühling zu garantieren, wie dies die Nationalrätin fordert, mag man sich in helvetischer Schlaumeierei erhoffen. Aber Putin weiss selbstverständlich, dass seine Energiewaffe jetzt am schärfsten ist, solange Europa noch Anpassungsprobleme hat. Schon 2023 ist sie wesentlich stumpfer. Wer jetzt eine Vereinbarung mit ihm sucht, zahlt entsprechend einen viel höheren Preis am Verhandlungstisch.

Zudem ist es keineswegs so, dass mit Moskau niemand Gespräche über eine Friedenslösung geführt hat. Das Problem ist vielmehr, dass Russlands Forderungen unerfüllbar hoch sind. Die Ukraine bietet an, ihr Nato-Beitritts-Gesuch zurückzuziehen und ihre politische Neutralität zu erklären. Doch der Kreml ist darauf nicht eingestiegen und setzt auf eine militärische Lösung, um sich einen möglichst grossen Teil des Landes einzuverleiben.

Denn wer das Grundprinzip einmal akzeptiert hat, dass Grenzen gewaltsam verschoben werden dürfen, muss mit einer Wiederholung jederzeit rechnen. Putins Wort oder Unterschrift ist nicht zu trauen. Er hat eine zweistellige Zahl von völkerrechtlichen Abkommen gebrochen, von der Uno-Charta und der Europäischen Sicherheitscharta über die Nato-Russland-Grundakte bis hin zu diversen Verträgen, in denen er die territoriale Integrität der Ukraine hoch und heilig anerkannt hatte. Eine Hinterzimmer-Vereinbarung mit dem Kreml würde Europa zu langfristiger Unsicherheit verdammen – und damit auch zu massiv höheren, volkswirtschaftlich belastenden Militärausgaben.»

Das ist nur ein – längerer – Ausschnitt aus dem Argumentarium von Rüesch. Er macht damit vor allem bewusst: Die Auswirkungen des Ukrainekriegs gehen uns alle an. Es ist kein lokal begrenzter Konflikt, wo ein Hegemon seinen Hinterhof aufräumen möchte. Es geht auch nicht um das Hinaufstilisieren eines korrupten, von Oligarchen beherrschten Pleitestaats Ukraine zum grossen Heldenballett. Es geht nicht um die Dämonisierung eines wahlweise kranken, verrückten, verbrecherischen, dummen, gescheiterten Kreml-Herrschers, der demnächst von seinem Posten entfernt werden wird.

Das ist dummes Geplapper, daran halten wir fest. Der Krieg wird mit Verhandlungen enden, das ist sonnenklar. Oder mit dem Einsatz von Atombomben, und dann ist alles egal. Aber wann diese Verhandlungen beginnen, und aus welcher Position heraus, das ist durchaus entscheidend. Der Westen, auch die Schweiz, hat dabei ein Problem. Bislang wurden alle Sanktionen und Waffenlieferungen so gesteuert, dass sie einerseits der Bevölkerung in Europa nicht zu sehr schaden. Die Benzinpreise sind zwar gestiegen, aber dank dem Wegfall der Corona-Sanktionen war die Reiselust im Sommer seit Jahren nicht so gross wie heuer.

Alleine die Unfähigkeit der Flugindustrie, also Airlines und Flughäfen, sorgt hier für Wermutstropfen im Glücksferiengefühl. Aber richtig weh würde Russland nur ein möglichst rascher Stopp aller Gas- und Ölimporte tun. Denn eine «Umleitung» nach Asien, konkreter nach China, das dauert laut russischen Angaben rund drei Jahre, bis die dafür nötige Infrastruktur steht. Das ist also das Zeitfenster, das der Westen hat. Anschliessend schliesst es sich …

Das wiederum hätte keine tödlichen, aber dramatische Auswirkungen auf die europäische Volkswirtschaft. Doch wer von den Ukrainern Helden- und Todesmut fordert und sie dafür mit Waffen beliefert, sollte so ein Opfer nicht scheuen.

Auch das ist natürlich nur eine Meinung, die mit Denkfehlern behaftet sein kann. Aber es scheint uns nur konsequent: wer aus der Ukraine eine Auseinandersetzung zwischen West und Ost, Freiheit und Demokratie gegen Unterdrückung und Autokratie macht, wer also oberhalb des Schiesskriegs einen Systemkrieg sieht, der sollte konsequenterweise die Umstellung auf Kriegswirtschaft fordern. In Europa und in der Schweiz.

Alles andere wäre nicht zu Ende gedacht, wäre das wohlfeile Fordern, dass sich die Ukrainer doch bitte für die Sache des freien Westens totschiessen lassen sollen. Während wir dann mal bereit wären, uns finanziell am Aufräumen des Schlamassels zu beteiligen. So denken all die, die wir hier weiterhin als dümmliche Kriegsgurgeln beschimpfen werden.

Wobei der Betreiber der Plattform sich das Privileg herausnimmt, zwar immer konkret und argumentativ, aber doch auch mit Schärfe zu kommentieren. Wer in den Kommentarspalten abstrakt formuliert, aber ohne Argumente auf den Mann spielt, wird zukünftig konsequent gekübelt.

Wichtiges und Unwichtiges

Früher waren Tagi und NZZ Konkurrenten. Vorbei.

Natürlich wurde diese Konkurrenz vor allem am Platz Zürich wahrgenommen. International hatte der «Tages-Anzeiger» nichts zu husten. Aber zumindest im Bewusstsein der Redaktionen sah man sich meistens auf Augenhöhe.

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Da ist nun Peinliches zu vermelden. Der Riesenkonzern Tamedia gewinnt in jedem Qualitätsranking den ersten Preis. Wenn von unten nach oben prämiert wird.

 

Name und Gebäude kommen und gehen …

Während sich die NZZ von ihren Lokalblättern getrennt hat und die in ein Joint Venture mit CH Media überführte, hat sich Tamedia eine ganze Kollektion von Kopfblättern zugetan, mit denen nun auch Basel oder Bern beschallt werden. Die Installation einer «Zentralredaktion» hat allerdings nichts zu einer Qualitätsverbesserung beigetragen. Im Gegenteil.

Augenfällig wird die zunehmende Distanz beim aktuell wichtigsten Thema überhaupt. Tamedia reagiert kreischig, besserwisserisch und mit einem apokalyptischen Unterton auf die Pandemie. Die Redaktion fordert, urteilt, kritisiert oder lobt, als hätten Journalisten irgend eine Verantwortung für ihr Tun. Stellt sich eine Prognose mal wieder als falsch heraus: man ist doch haftungsfrei, und her mit der nächsten.

Zudem darf offenbar jeder Redaktor sein Steckenpferd reiten. So wurde doch vom ehemaligen Leiter des ehemaligen Wissen-Bundes ernsthaft eine Debatte darüber angestossen, dass das Schmatzen im ÖV aufzuhören habe. Sekundiert wurde er von einem Wirtschaftsjourni, der zudem monierte, dass heisse Getränke in «kleinen Schlückchen» geschlürft würden.

Statt etwas über Wirtschaft zu schreiben oder an seiner Sprachkompetenz zu arbeiten, bspw. am Vermeiden eines doppelten Diminutivs. Aber irgendwie scheint das Programm zu sein bei Tamedia. Die allgemeine Einführung des doppelten Diminutivs.

Die NZZ teilt die Meinung von Karl Marx

Viel zurückhaltender, ausgewogener und vernünftiger berichtet hingegen die NZZ. Sie lässt nicht nur renommierte Gegner der Corona-Gesetzgebung zu Wort kommen (was Tamedia nicht im Alptraum einfallen würde).

Gleicher Name, gleiches Gebäude.

Zudem ist die NZZ mit Karl Marx der Auffassung, dass der materielle Unterbau, die Produktionsverhältnisse, die Wirtschaft ziemlich wichtig in einer Gesellschaft sind. Das meinen vielleicht auch die Pseudolinken bei Tamedia, aber meinen, wollen und können sind halt verschiedene Paar Schuhe.

Die einen erregen sich übers Schmatzen, die NZZ schreibt über die sagenhaften Gewinne bei Big Pharma.

Big Pharma kann nur noch Geld zählen

Für die ist die Pandemie der Jackpot, der feuchte Traum jedes leitenden Managers. Noch nie durften Pharmariesen ihre Produkte haftungsfrei verkaufen. Notfallregelungen und Ausnahmen erlauben das. Denn die Staaten wollten so schnell wie möglich an Impfstoffe kommen. Bitte sehr, sagte Big Pharma, aber da wir das nicht ordentlich austesten können, müssen wir haftungsfrei gestellt werden bei Neben- und Folgewirkungen. Sonst gibt’s keinen Tropfen von dem Zeugs.

Aktuell macht die NZZ auf einen Nebenverdienst aufmerksam, der noch risikoloser Geld in die Kassen spült:

«Mit Tests zum Nachweis von Sars-CoV-2 werden Milliarden verdient. Hersteller wie Roche sprechen von einer «sprunghaft» gestiegenen Nachfrage.»

Während es Mitte letzten Jahres noch so aussah, als ob die Nachfrage nach Tests langsam zurückginge, hat Omikron wieder richtig Schub reingebracht: Der Testkit-Hersteller «Abbott gehört in der Gesundheitsbranche ähnlich wie die Impfstoffhersteller Pfizer, Biontech und Moderna zu den grossen Profiteuren der Pandemie. Auch Roche zählt dazu – nicht nur wegen der Corona-Tests, sondern auch wegen der Medikamente, die das Unternehmen zur Behandlung schwerer Krankheitsfälle anbietet.»

Vorne und hinten.

Alles eine Frage von Angebot und Nachfrage, von Bedarf auch. Besonders an Flughäfen kann man sich mit einem Sars-CoV-2-Test mehrere goldene Nasen verdienen.

Man rechne kurz nach

Ein PCR-Schnelltest kostet am Flughafen Zürich mindestens 300 Franken. Handelsüblich sind in der Schweiz 140 Franken, als Discount gilt schon ein Angebot für 90 Franken mit Auswertung im Ausland.

Dabei herrscht starker Margendruck; ein Schnelltest ist im Grosseinkauf schon für unter 1 Franken erhältlich, ein PCR-Test für 10 oder weniger. Also dürften bei der branchenüblichen Gewinnspanne von mindestens 30 Prozent die Herstellungskosten entsprechend niedriger liegen.

Man rechne.

Ungeheuerliche Extraprofite, teilweise unverschämte Preise für Impfstoff, risikoloses Geldscheffeln, Wertschöpfung bei Tests von Hunderten von Prozent des Herstellungspreises: paradiesische Zustände, finanziert vom Steuerzahler und von Krankenkassen.

Wäre das nicht ein etwas interessanteres Thema als schmatzende Mitreisende im ÖV? Vielleicht schon. Aber eben, das übernimmt dann die NZZ. Und Tamedia schluckt höchstens trocken. Aber in kleinen Schlückchen, bitte.

Die einen gehen rauf, die anderen runter.

 

Unter Tagi-«Kollegen»

Wer abweicht, wird niedergemacht. Der kollegiale Stil der Qualitätszeitung.

Marc Brupbacher ist ein leitender Redaktor bei Tamedia. Er ist weder Virologe, noch hat er eine Ahnung von Epidemiologie. Das hindert ihn nicht daran, als Corona-Kreische öffentlich durchzudrehen. Der Bundesrat? «Komplett übergeschnappt.» Der Gesundheitsminister? «Mit dem bin ich fertig.» Uni-Koryphäen wagen es, eine von seiner abweichende Ansicht zu vertreten? «Nehmt diesen Dreck runter und entschuldigt euch.»

Ein Mann am Rande des Nervenzusammenbruchs, und keiner kümmert sich um seine Behandlung. Wer nicht seiner Meinung ist, «verfügt über die Hirnleistung eines Einzellers». Nun hat Brupbacher einen neuen Anlass zum Kreischen gefunden. Eine neue Mutation habe «das Potenzial, Delta wie ein Kindergeburtstag aussehen zu lassen», hyperventiliert er, ohne Rücksicht auf den Akkusativ.

Da haut es dem Kollegen Kurt Pelda auch den Nuggi raus: «Seit bald zwei Jahren sagt Brupbacher den «Weltuntergang» voraus. Panikmache der übelsten Sorte, von der Realität widerlegt.»

Das tut er nicht ungestraft, denn nun rollt Dampfwalze Sandro Benini herbei: «Sorry, aber das ist polemischer Unsinn», rempelt er Pelda polemisch nieder, «passt du dein Niveau schon mal deinem neuen Arbeitgeber an?»

Dazu muss man wissen, dass Pelda von Tamedia wieder zur «Weltwoche» zurückkehrt, wo man ihm offenbar mehr Freiheiten lässt. Die er schon jetzt ausnützt, indem er seine Meinung zu Brupbacher offen kundtut. Der wiederum seine herumposaunt. Was wiederum Benini, auch in leitender Funktion bei Tamedia, zu Tritten unter die Gürtellinie veranlasst.

Das ist das Niveau, auf dem die sogenannte Qualitätszeitung aus dem Hause Tamedia angelangt ist. Da wäre tatsächlich eine Niveausteigerung dringend nötig.

Eine öffentliche Keilerei wie eine Wirtshausschlägerei unter gut abgefüllten Krakeelern, bevor sie vom Wirt zur Ausnüchterung auf die Strasse geworfen werden.

Es geht gar nicht darum, wer hier recht oder nicht. Es geht darum, dass man selbst unter «Kollegen» kein Erbarmen kennt, wenn jemand den Gottesdienst der einzig richtigen Meinung stört. Solchen Fanatismus gab es zuletzt in der katholischen Kirche oder in kommunistischen Parteien.

Sind wir froh, dass weder Brupbacher noch Benini über deren Machtmittel verfügen. Sonst müsste man sich echt Sorgen um das Wohlergehen von Pelda machen, obwohl der Kriegsreporter ist.

Offenbar verbreitet Mike Müller ein ansteckendes Niveau («Frage an ein ungeimpftes Arschloch»). Will wirklich jemand so einen Komiker sehen? Will wirklich jemand diese Belferer mit B im Nachnamen lesen?

NZZ: Textromanza!

Weniger Fotos, mehr Buchstaben. Aber auch die NZZ war schon mal von höherem Niveau geprägt.

Gut, wir wollen zuerst die Latte mal richtig hoch legen:

«Philosophiegeschichtlich kompetent konstruierte Butler den argumentativen Bogen des eigenen Theorie-Entwurfs aus Elementen der Werke von Hegel («Verkörperung»), den sie in Heidelberg studiert und in Yale zum Thema ihrer Doktorarbeit gemacht hatte, John L. Austin («Rollen»), Michel Foucault («diskursiver Widerstand») und Jacques Derrida («Aufhebung binärer Unterscheidungen»).»

Diskursiv könnte man einwenden, dass man natürlich Habermas nicht unerwähnt lassen kann, und ich persönlich finde immer, ein Sprutz Luhmannsche Systemtheorie hat noch keinem Schwulstschwatzen geschadet. Aber das mag Geschmacksache sein.

Man muss da sowohl die Relationen wahren wie auch die Prioritäten klar setzen. Biden, Bundesrat, Kampfjets. War da noch was? Ach ja, wie hiess der Zwerg schon wieder? Putin? Der war irgendwie auch noch da.

 

Was macht man als NZZ, wenn gerade der Freisinn mit seiner neuen Klima- und Umweltpolitik baden gegangen ist und eine neue Parteispitze braucht? Logo, einfach nicht drüber reden, sondern ein schlaumeierisches Einerseits-Andererseits ins Blatt sossen.

 

Was macht man als NZZ, wenn sie die Ausgrenzung von sexuellen Minderheiten in Ungarn an den Pranger stellt? Dabei auch den «Weltfamilienkongress» erwähnt, aber statt diese Dunkelkammer auszuleuchten, lieber der Unsitte frönt, riesige, aber aussagelose Fotografien auf die Seite zu hebeln?

Dabei würde es sich durchaus lohnen, diese Fanatiker mal genauer anzuschauen. Statt es bei Orbán-Bashing bewenden zu lassen.

 

Nachdem die NZZ das als Altersfurz eines Radiopioniers abtat, legt sie sich auch hier kommentarlos in eine enge Kurve. Tut so, als sei die Aussage des Titels der geheime Wunsch von Roger Schawinski gewesen. Auch nicht gerade souverän.

Aber, immerhin gibt es noch das Feuilleton. Und wenn selbst dem Feuilleton nicht wirklich was einfällt, dann denken wir wieder gemeinsam darüber nach, ob Nero wirklich so ein schlimmer Finger war – oder ein frühes Opfer von Fake News und übler Nachrede.