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Fake News

Aus den Niederungen des Tagi.

Dass das Qualitätsorgan «Tages-Anzeiger» die Ansichten des neuen argentinischen Präsidenten nicht mag, ist offensichtlich. «Anarcho-Kapitalist», «Kettensäge», das Framing ist gesetzt und muss bedient werden. Für die Gesinnungsblase, für die der Tagi schreibt, mag das okay sein.

Allerdings ist doch eine immer tiefergehende Veränderung zu verzeichnen. Das fängt beim neutralen Titel an «Milei poltert in Davos gegen Feministinnen und Politiker». Ist das eine journalistisch zurechnungsfähige Zusammenfassung dessen, was er gesagt hat?

Das ist übrigens hier nachzulesen, bzw. nachzuhören. Das muss der Tagi nicht unbedingt liefern, aber es entlarvt seine Berichterstattung als Fake News.

Schon der erste Satz der Fachkraft Beatrice Bösiger ist schlichtweg falsch: «Auf die warmen Begrüssungsworte von WEF-Gründer Klaus Schwab geht Javier Milei nicht ein.» Damit will sie ihn als ungehobelten Rüpel hinstellen. In Wirklich begann Milei so: «Schönen guten Nachmittag und vielen Dank für diese Worte.» Und am Schluss behauptet Bösiger: «Mit dem Ruf «Es lebe die Freiheit, verdammt nochmals», verschwindet er von der Bühne. Zeit für Nachfragen bleiben keine.»

«Muchas gracias y vive la libertad, carajo», sagte Milei am Schluss; das ist eine seinem Wahlkampf geschuldete Floskel, ungefähr so kritisierbar wie «let’s make America Great again» oder «wir schaffen das». Damit verschwindet er auch nicht «fluchend von der Bühne», sondern beendet seinen Vortrag und lässt sich, wie alle anderen Redner auch, von der Bühne führen und verabschieden. Vielleicht hätte sich Bösiger lieber um so Details wir die richtige Konjugation eines Verbs kümmern sollen.

Was ist nun von der Berichterstattung über den Inhalt seiner Rede zu halten, wenn schon der erste Satz schlichtweg Fake News ist, so wie der letzte? Wo die Autorin zwischendurch beckmessert: «Offen bleibt allerdings, woher er die Zahlen hat», als wäre es der Sinn einer programmatischen Rede, mit Quellenangaben und Fussnoten zu arbeiten? Genau; nichts. Und dafür soll noch etwas bezahlt werden? Lachhaft. «Beatrice Bösiger ist seit 2023 bei Tamedia», heisst es über die Autorin. Ein Gewinn für das Blatt ist sie nicht.

Es ist allerdings auch nicht die feine Art, dass die «Weltwoche» in ihrer Dokumentation der Rede das Wort «carajo» am Schluss weglässt; ein kleiner Fleck auf der weissen Weste der Berichterstattung.

Ähnliches lässt sich über den Kommentar zum abrupten Abgang des SRG-Chefs Gilles Marchand sagen. Der überbezahlte und bislang mehr als unglücklich kommunizierende Boss wirft das Handtuch. Warum? Ganz einfach, der kommende Abstimmungskampf über die Initiative, die die Zwangsgebühren auf 200 Franken deckeln will, würde etwas provozieren, was sich Marchand eher nicht gewohnt ist: Arbeit und Engagement. Also stattdessen Frühpensionierung und Verzehren einer gewaltigen Pension.

Aber nein, meint die von der abserbelnden Journalistenpostille «Edito» zum Tagi eingewechselte Nina Farghani. Sie spannt ihren dialektischen Schönschwatzmuskel an und meint: «Ist er ein Schönwetterkapitän, der die SRG im Stich lässt, sobald ein Sturm aufzieht? Mitnichten.» Schliesslich habe Marchand «in seiner Zeit als Generaldirektor weitreichende Sparprogramme» angekündigt. Die sich allerdings als reines Geschwätz erwiesen, statt gespart wurde mehr ausgegeben.

Dann schlaumeiert Farghani noch: «Den Medien, insbesondere der SRG, kommt in der direkten Demokratie der Schweiz eine existenziell wichtige Bedeutung zu.» Das mag ja sein, aber Medien wie der Tagi verabschieden sich von jeder Bedeutung mit solchen Fake News …