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Wumms: Philipp Loser

Reloaded: Mit Wikipedia und ohne Verstand lässt sich eine Kolumne füllen.

Der Tamedia-Redaktor Philipp Loser verkörpert vieles, was für den Niedergang des Journalismus verantwortlich ist, für sein beschädigtes Renommee, für den Vertrauensverlust. Er ist zuvorderst ein übler Konzernjournalist, gerne bereit, für seine Brötchengeber in den Kampf zu ziehen und Konkurrenten so übel niederzumachen, dass der Artikel gespült werden musste, er einen Rüffel kassierte und sich dafür zu entschuldigen hatte.

Loser hat bereits eine breite Schneise der Zerstörung im Journalismus hinterlassen.

Vielleicht als Kompensation für eigene Leerstellen greift er in seiner jüngsten Kolumne in die Geschichte zurück und gräbt einen ganz schrägen Vergleich aus:

«Das Lavieren der Politik zu Beginn des Kriegs erinnert an den Umgang der offiziellen Schweiz mit dem Flüchtlingshelfer Paul Grüninger vor achtzig Jahren.»

Das kommt heraus, wenn ein intellektueller Zwerg sich mit einem Wikipedia-Eintrag bewaffnet und daraus eine Story über Paul Grüninger macht. Wobei der Wikipedia-Eintrag entschieden erhellender ist als sein Gestolper. Nach einer Nacherzählung im Schulaufsatz-Stil kommt der Salto in die Gegenwart:

«Es passt recht gut zu all den Bildern, die momentan aus der Ukraine zu uns kommen. Man sieht die entschlossenen und verzweifelten und traurigen Ukrainerinnen und Ukrainer, und wenn man sich die Bilder zu lange ansieht, dann reagiert der Körper. Mit einem Ziehen im Magen, mit leichtem Zittern. Man bewundert den Mut dieser Menschen, ihre Unbeirrbarkeit.
Dann denkt man an den Bundesrat und seine geschämige Reaktion unmittelbar nach dem russischen Angriff  und weiss: Die Schweiz hätte sich auch anders verhalten können. Die Schweiz hätte sich anders verhalten müssen. Dass das geht, hat uns Paul Grüninger gezeigt.»

Der Bundesrat hätte sich wie Grüninger verhalten sollen? Das wäre dann wie gewesen? Merkt das Irrlicht nicht, dass er eine Verbindung herzustellen versucht, wo es keinen Zusammenhang gibt? Ist er einfach stolz darauf, dass er angesichts der Erwähnungen Grüningers zu dessen 50. Todestag endlich auch von dessen Wirken erfahren hat? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, als diesen schrägen Vergleich zu versuchen, die Rolle von Recha Sternbuch oder Ernest Prodolliet zu erwähnen? Oder den verhinderten Schweizer Hitler-Attentäter Maurice Bavaud, dem Niklaus Meienberg ein filmisches und literarisches Denkmal setzte?

Aber he, das würde ja Ansätze einer historischen Bildung voraussetzen. Stattdessen reagiert der Körper beim Lesen dieser Unsinns-Kolumne mit einem Rumoren im Magen.

Quietschender Reifen

Kommentiert den Kommentator!

Jean-Martin Büttner kommentiert Christoph Mörgeli, weil der den Schweiz-Korrespondeten der FAZ kommentiert.

Das können wir nicht unkommentiert lassen. Wir bewundern Büttners Kurventechnik. Wäre er in der Formel 1 unterwegs, läge ein Podestplatz drin.

Zunächst kriegt Mörgeli, der «zum Journalisten umgebaute Politiker», eins in die Fresse. Empfindlich bei Kritik an ihm, aber gross im parteiischen Austeilen. Quietsch, Kurve, kann aber was, «hat mit seiner Kritik in vielem recht».

Quietsch, ist aber eine Mimose, wenn er selber angerempelt wird. Gerade kein Beispiel zur Hand, also quietsch, Niklaus Meienberg war auch so. Quietsch, Roger Schawinski war und ist so. Quietsch, gelte auch für «Woke-Sensible».

Damit hat Büttner auf wenigen Zeilen einen Satz Reifen verschlissen, und was er eigentlich sagen will, verschwindet im Qualm von rauchendem Gummi.

 

 

Onanieren mit Parisern

Pardon, das ist nicht vulgär, sondern ein Zitat vom grossen Bertolt Brecht. Gut, den kennen die heutigen Kindersoldaten des Journalismus auch nicht. Aber man kann ja googeln.

Es war eines der Lieblingszitate meines Streitgenossen Niklaus Meienberg (auch googeln, bitte): «Es gibt Menschen, die onanieren. Es gibt Menschen, die vögeln mit Parisern. Und es gibt Germanisten, die onanieren mit Parisern.»

Das hat mich als studierten Germanisten hart getroffen, aber natürlich hatten Brecht und Meienberg völlig recht. Dieses Zitat kann man auch prima auf die aktuelle Journaille anwenden.

Die geht da sogar noch einen Schritt weiter, sozusagen. Sie greift sich reihum in den Schritt und massiert das Gemächt. Ohne Rücksicht darauf, wie peinlich das für die Zuschauer ist. Ein aktuelles Beispiel dafür, denn mehr würden bei Autor und Lesern wohl Würgereflexe auslösen.

Da schreibt der Leiter der Bundeshausredaktion der ehemaligen Qualitätsmedien aus dem Hause Tamedia eine sogenannte «Analyse zu St. Gallen». Für diesen Tiefflug über unbekanntem Gelände sollte man Fabian Renz die Verwendung des Wortes Analyse für seine Restlaufzeit als Journalist verbieten.

Unbelegtes Gefasel, eine Dummheit auf die nächste gestapelt. Sein Tagi-Kollege Marc Brupacher hatte schon zuvor auf Twitter etwas in die Debatte gerülpst. In seiner üblichen strahlenden Dummheit.

Journalisten loben Journalisten – öffentlich

Lässt sich das noch steigern? Locker. Kaum ist diese Schwachstrom-«Analyse» erschienen, dieser in Buchstaben gefasste Wackelkontakt mit der Wirklichkeit, enblöden sich andere Tagi-Mannen nicht, ihrem Kollegen an den, nein, so wollen wir das nicht formulieren. Obwohl, wie sollte man diesen Tweet von Sandro Benini sonst bezeichnen:

Man kann sich winden und wegdrehen, mehr nicht.

Häufig? So Kommentare von Laura de Weck, Barbara Bleisch, Peter Burkhardt und vielen anderen? Ein Tiefpunkt nach dem anderen. Während sich sogar das Kummer gewohnte Lesepublikum darüber lustig macht, setzt Brupacher noch ein kleines Highlight:

Du rubbelst mich, ich rubble dich, wir rubbeln uns.

Daraus kann man ableiten, dass Brupacher nicht der Ansicht von Benini ist. Aber wer alles Dumm-Kommentare schreibt, das verrät uns der leitende Tagi-Redaktor leider nicht.

Man muss sich schon fragen, welches Niveau hier noch nach unten durchbrochen werden kann. Tamedia gleicht immer mehr einem tiefergelegten Auto. Bodenabstand kaum mehr vorhanden, jede kleine Bodenwelle lässt das Blech wegfliegen.