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Blinzeln mit «Blick»

Wie man ein Gaga-Interview ernsthaft verkaufen will.

Eine No-News ist immer noch besser als keine News. Sagt sich das Organ mit dem Regenrohr im Logo. Bevor wir auf diese «Breaking News» eingehen, vorab ein Hinweis in eigener Sache: ZACKBUM-Redaktor René Zeyer wird nicht für den Bundesrat kandidieren.

Er hat diese Entscheidung nach reiflicher Überlegung und in vollem Bewusstsein seiner staatsbürgerlichen Verantwortung gefällt. Gerne würde er in einem Interview genauer darlegen, welche Gründe ihn dazu bewogen haben. Ach, das interessiert aber keinen, angefangen bei der Mitteilung der Nicht-Kandidatur? Schade aber auch, wobei: stimmt.

Nun ist Bastian Girod immerhin Nationalrat und Grüner. Also hat er schon mal zwei Voraussetzungen, um eine völlig sinnlose Kandidatur für den Bundesrat in Erwägung zu ziehen. Schliesslich hat sich das sogar der SP-Genosse Fabian Molina die ganzen Sommerferien lang überlegt, um dann doch abzusagen.

Daher gibt der «Blick»-Bundeshausredaktor Ruedi Studer Girod Gelegenheit, auf alle Fragen zu antworten, die der sich selbst gerne gestellt hätte. Zunächst macht es Girod spannend: er habe sich «eine Kandidatur nochmals ernsthaft überlegt».

Der Leser hält die Luft an, was war das Resultat dieser ernsthaften Spassüberlegung? «Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich diesen Winter für eine Kandidatur nicht zur Verfügung stehe.» Das ist mal ein Politikerwort. Vielleicht sieht es ja im nächsten Frühling schon ganz anders aus.

Dann legt der Redaktor den Schaumteppich aus, auf dem Girod herumrutschen darf: «Dabei würden Sie von Ihrer beruflichen Erfahrung her und als früherer Präsident der Umwelt- und Energiekommission als «Mr. Klima» den grünen Anspruch geradezu verkörpern

Da ziert sich Girod nicht lange: «Ja, dem kann ich zustimmen

Nach so viel Friede, Freude, Eierkuchen versucht es der Redaktor nun mit einer ganz kritischen Frage: «Oder Sie sind einfach froh, dass sich ein anderer verheizen lässt. Die Wahlchancen sind gleich null.» Auf diese Vorlage geht Girod natürlich gerne ein:  «Es gibt bestimmt wieder einmal eine Gelegenheit, sich verheizen zu lassen (lacht). Aber ernsthaft:» Ernsthaft? Was soll an dieser Karikatur eines Interviews ernsthaft sein?

Nun kommt noch Sprachslapstick hinzu; es sei doch vermessen, nach einer «krachenden Niederlage einen Bundesratssitz zu fordern», wird der «Blick» ganz streng. Aber Girod bleibt flockig: «Isoliert betrachtet, schmerzen die Verluste. Davon dürfen wir uns aber nicht blenden lassen

Man darf sich von isoliert betrachteten Verlusten nicht blenden lassen. Das möchten wir sehen. Oder doch nicht, sonst würden wir geblendet.

Aber es geht ja ums Prinzip, also um das schmerzliche Fehlen von Grün. Wie äussert sich das? Na, zum Beispiel so: «Im Bundesrat fehlt damit eine Sensibilität und Balance in Umweltfragen, was die soeben beschlossene Abschussfreigabe auf Wölfe bestens illustriert.» Wenn das die Wölfe wüssten. Sässe ein Grüner im Bundesrat, wären ihre Überlebenschancen viel grösser. Das gilt wahrscheinlich auch für Eisbären, Robben und Walfische. Allerdings nicht für Schafe oder Ziegen.

Dann noch das Absackerchen für die letzte Lachsalve. Bislang habe sich ja nur ein einziger Grüner getraut – nach vielen Absagen –, sich mit einer Kandidatur lächerlich zu machen. Nix da, sagt Girod: «Es wären einige weitere Personen bereit für eine Kandidatur. Mit seiner Ankündigung hat Andrey den Entscheid vielen aber abgenommen – mir ebenfalls. Die Ausgangslage ist nicht einfach.»

Will Girod damit sagen, dass er doch – trotz Winter – kandidiert hätte, wenn es Gerhard (who?) Andrey nicht gäbe? Aber da ist leider der Platz zu Ende. Oder wir wollen es positiv sehen: da hatte selbst der «Blick»-Redaktor ein Einsehen mit dem Leser.

Wenn ZACKBUM helfen darf: hier ist die Keimzelle für eine ganze «Blick»-Serie. Thema: «warum ich etwas nicht tue». Wir hätten ein paar Vorschläge. Ueli Maurer: warum ich keine Grashalme mehr kaue. Alain Berset: warum ich nicht mehr Cessna fliege. Man kann’s auch noch ausbauen. Daniel Jositsch: warum ich nicht mehr nicht kandidiere.

Wie würde da Christof Münger so richtig sagen: Dufourstrasse, übernehmen Sie!