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Kunst, Kunsthaus, Banausen

Der Erweiterungsbau des Zürcher Kunsthauses ist ein Geschenk.

Es schmerzt, wenn man die Realität, die eigene Wahrnehmung mit der Darstellung in der Kunstwelt der Medien vergleicht.

In Tamedia erschien eine Hinrichtung des erweiterten Kunsthauses Zürich. Von einem Schmock. Einem geschmäcklerischen, übelgelaunten Redaktor, der wahrscheinlich darunter leidet, dass er für ein Feuilleton schreibt, das niemand mehr ernst nehmen kann, das weitgehend von München aus bestrichen wird, das eine Nullnummer wie Nora Zukker als Literaturchefin ausweist.

Also schlichtweg irrelevant geworden ist. Nein, schlimmer noch: lächerlich. Und wenn ein Journi etwas nicht verträgt, dann ist es, eine lächerliche Figur geworden zu sein. All diesen Frust lässt Christoph Heim an der Erweiterung des Kunsthauses aus. Dabei ist es ein Geschenk.

Wiederbegegnung mit alten Bekannten.

Am Wochenende ist offene Tür, und wer in diesen trüben Zeiten Erbauung und Bereicherung sucht (aber keinen Kant und solches Geschwurbel), der muss unbedingt und gratis den Neubau durchwandern. Das einzige Problem: es ist eine Überfülle, die sich bietet. Aber in so offenen und grosszügigen Räumen, dass selbst das wieder erträglich wird.

Man begegnet natürlich vielen alten Bekannten wieder, vor allem in der Sammlung Bührle, wo Weltberühmtes von Cézanne, van Gogh, Monet, Manet, Picasso und vielen anderen ausgestellt ist.

Huch, was macht denn Degas?

Darunter auch diese Figur von Degas; uns vorher nicht bekannt. Aber geradezu grossartig in ihrer heutigen Wirkung. Es wird nicht lange dauern, bis neben den üblichen Schmährufen (bäh, Bührle) hier noch der Ruf nach Wegschliessen erfolgen wird. Zumindest nach einer ausführlichen «Einordnung», «Klarstellung», Verurteilung. denn schwarz mit Röckchen, das geht nun gar nicht. Selbst wenn es von Degas ist, und überhaupt, wer war denn das?

Unmögliches von Edgar Degas.

Wer ist denn das heute, im Vergleich zu den verletzten Gefühlen von Fremdschämern und Fremdleidern und Entdeckern von Bauchnabelschmerzen?

Kunsthaus macht gute Lauen und Lust auf Da capo

Aber davon wollen wir uns die gute Laune nicht verderben lassen. Zürich, nicht gerade arm an Attraktionen, ist um eine reicher geworden. Im Vergleich zur Unterstützung von Genderwahn, angeblichen Hassverfolgungswebseiten und ähnlichem Unsinn handelt es sich hier endlich mal um sinnvoll angewendete Steuerfranken. Dass der Zürichberg auch noch seinen Obolus entrichtete, weil Bührle, dem das Kunsthaus in der Vergangenheit viel Geld zu verdanken hatte, nicht mehr lebt, ist auch schön.

Licht, luftig, Raum für Fantasie.

Der politischen Korrektheit geschuldet ist ein ganzer Raum, der das Leben, die Einkünfte und die Problematik von Bührle nachzeichnet. Kann man machen, muss man nicht machen. Aber die übrigen Ausstellungen, jeweils thematisch Leihgebern gerwidmet, sind nun keinesfalls ein Rückfall in den Feudalismus. Sondern erlauben vielmehr, die unterschiedlichen Geschmäcker, Vorlieben der verschiedenen Kunstsammler zu entdecken.

Das schafft Raum auch bei Grossandrang.

Also ein Ort zum Wiederkommen, Wiedersehen, Wiederentdecken, Wiedergeniessen.

Das gehört nicht nur den «happy few», sondern allen.