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Gespaltener Spalter?

Beim Nebi online scheint’s drunter und drüber zu gehen.

Es ist nicht allzu häufig, dass ZACKBUM dermassen viel Feedback auf einen Artikel bekommt. Aber die besorgte Nachfrage, wie es denn dem «Nebelspalter online» nach einem Jahr so geht, hat offensichtlich eingeschlagen.

Während die (noch) Angestellten bang in die Zukunft schauen, sind weitere «Knall auf Fall» Gefeuerte weniger zurückhaltend mit ihren Reaktionen: «Meine Mundwinkel kamen gar nicht mehr runter und mein Kopfnicken wollte auch nicht aufhören bis zur letzten Zeile. Toll geschrieben, …wenn auch nur ein kleiner Teil der Situation erfasst wurde.»

Es braucht in beiden Fällen Mut – und Leidensdruck —, sich so offen über die Zustände in einem Organ zu äussern, das mal wieder mit der grossen Kelle anrichtete, Millionen für den Start sammelte – und nach einem Jahr das entdeckt, was andere auch schon merkten: In der ersten Euphorie wird häufig übersehen, dass Geld ausgeben eine schöne Sache ist, wenn man’s hat. Dass aber irgendwann auch entsprechend Geld reinkommen sollte, sonst ist dann mal Ebbe in der Kasse.

Über die Abo-Einnahmen und die Anzahl der Besucher herrscht von Anfang an bis heute eisernes Schweigen. Zu beobachten von aussen ist lediglich, dass die Plattform von Anbeginn bis heute faktisch werbefrei daherkommt. Zu beobachten ist weiter, dass die Performance der Webseite suboptimal ist. Das liegt daran, dass man sich für eine Insellösung entschied, für ein eigenes Content Management System (CMS), das sicherlich ein Schweinegeld kostete, aber schlechter performt als Open Source Programme wie das allseits bewährte WordPress. «Charme eines Wühltischs» das war noch eine der netteren Bemerkungen von zwei Fachleuten, die sich im Auftrag von ZACKBUM die Webseite genauer anschauten.

«Kein Kommentar» als Standardantwort

Dass ein Redesign das nächste ablöste, ist immer ein ganz schlechtes Zeichen dafür, dass Google Analytics zeigt, dass an der User-Freundlichkeit noch schwer gearbeitet werden muss. Wieso das allerdings so lange und am lebenden Objekt geschieht, ist völlig rätselhaft.

Auch der damalige Geschäftsführer war ungefähr so auskunftsfreudig wie der aktuelle Chefredaktor. Auf ausführliche Fragen bezüglich der Performance der Webseite aufgrund der Analyse von Fachleuten meinte er nur: «kein Kommentar». Genauso kommentarlos wurde er kürzlich entsorgt. Pardon, widmet sich von einem Tag auf den anderen wieder seiner eigenen Firma.

Der Nachfolger soll ein Schreckensregime errichtet haben; ausser bei einigen «Untouchables» scheint es querbeet Kündigungen zu hageln. Wie einige Quellen berichten, durchaus auch der ruppigen Art. Zum «Meinungsaustausch» aufgeboten, nach fünf Minuten Gespräch gefeuert. So etwa.

Der letzte grosse Versuch, die «Republik», bettelte noch öffentlich um milde Zusatzgaben, als man plötzlich merkte, dass die massige Kohle zur Neige ging, die man eingesammelt hatte.  Der Nebi scheint den Weg des Schweigens gewählt zu haben und will sich vielleicht spurlos im Nebel auflösen.

Einige gehen still und leise (oder werden gegangen), einer wagt es immerhin, in der (kleinen) Öffentlichkeit hinter der Bezahlschranke deutlich seine Meinung zu sagen. Sein Artikel trägt den Titel «Warum haben die Unfähigsten noch das Sagen?» Er bürstet darin Weltenlenker wie den US-Präsidenten, den deutschen Kanzler oder die Chefin der EZB ab. Aber zum Schluss wird der Autor Milosz Matuschek überdeutlich, wenn er mit der Frage im Titel auch meint: «Liebe Leser! Auch im Journalismus gehen die Meinungen über Wert und Preis manchmal auseinander, wie überall. Mit dieser Kolumne verabschiede ich mich als Kolumnist.»

Er ist nicht der Einzige, der dem Kahlschlag im Nebel zum Opfer gefallen ist.

Und nein, wir haben keinen weiteren Versuch unternommen, uns ein «kein Kommentar» abzuholen. Aber man wird wohl einiges zu hören bekommen, wenn Lohnfortzahlungen und Schweigepflichten ausgelaufen sind. Was jetzt schon bei ZACKBUM anonym oder mit voller Namensnennung landet, ist starker Tobak.