Trump for President
Am 13. Juli wurden die US-Präsidentschaftswahlen entschieden.
Nur haben das noch nicht wirklich alle Journalisten kapiert. Oder wenn sie’s kapiert haben, dann eiern sie anderweitig rum.
Christof Münger, der Auslandchef ohne Ausland und Verstand von Tamdia, rät gerade nicht mehr den Demokraten, Joe Biden gefälligst sofort aus dem Rennen zu nehmen und durch jemand anderen (egal wen) zu ersetzen. Dafür versucht er einen Salto mortale über dem Attentat:
«Um es klar und deutlich zu sagen: Donald Trump trägt keine Mitschuld daran, dass auf ihn geschossen wurde.» Wer meint, das klar und deutlich sagen zu müssen, will genau das Gegenteil insinuieren. Was Münger dann gleich im nächsten Satz tut:
«Mitverantwortlich ist er jedoch dafür, dass Amerika so ernsthaft krank ist. Er war es, der im Wahlkampf 2016 die Mauern des politischen Anstands einriss. Etwa als er forderte, Hillary Clinton ins Gefängnis zu stecken.»
Im Rahmen der Meinungsfreiheit ist es sowohl erlaubt, Gefängnis für Clinton wie für Trump zu fordern. Dann eiert Münger noch ins Unverständliche hinein: «Nun aber ist Donald Trump das Opfer eines Attentats geworden, offiziell und unwiderlegbar. Seit er die politische Bühne betreten hat, inszeniert er sich als Opfer. Nun ist der Beweis erbracht, dass er eines ist.» Hä?
Amerika ist ernsthaft krank? Aber Münger hat eine gesunde Meinung: «Die verbalen Angriffe auf Präsident Joe Biden im aktuellen Wahlkampf stehen jenen Unflätigkeiten in nichts nach. Von Trumps seriellen Lügen ganz zu schweigen.»
Damit trägt er ausserordentlich zur Versachlichung des US-Wahlkampfes bei. Oder auch nicht, denn Müngers Meinung im Tagi interessiert nun nicht einmal ausserhalb der Werdstrasse gross. Innerhalb noch weniger.
«20 Minuten online» hingegen stellt wenigstens eine wichtige Frage: «Gold, Dollar, Franken: Wie reagieren Börsen auf das Trump-Attentat?» Der «Blick» kümmert sich dagegen um Unwichtiges: «Diese Verschwörungstheorien kursieren zum Trump-Attentat». Eine gelinde gesagt merkwürdige Meinung vertritt die »Weltwoche»:
«Der Anschlag auf Donald Trump ist ebenso furchtbar wie womöglich vorherzusehen. «Hass und Hetze» gegen ihn ist in den USA salonfähig. Und erst recht im deutschen politmedialen Milieu, wo er gern, als Wiedergänger Hitlers, zwecks «Rettung der Demokratie» zum, sorry, Abschuss freigegeben wird. Viele Medien spielten die Sache sofort herunter, da hiess es, es habe einen «Zwischenfall» gegeben oder auch, Trump sei gestürzt. So kann man einen Mordanschlag natürlich auch interpretieren.»
Im «politmedialen Milieu» sei Trump zum Abschuss freigegeben worden, viele Medien hätten das Attentat heruntergespielt? Die WeWo lebt immer häufiger in einer wunderlichen Parallelwelt. Etwas voreilig meldete hingegen Nau.ch: «Melania Trump schweigt zu Attentat auf Gatte Donald».
Völlig belanglos staatstragend gibt sich hingegen CH Media: «Die nächsten Tage und Wochen werden für Amerika prägend sein.» Das ist ein Satz von dermassen strahlender Einfalt, dass er unbedingt eingerahmt werden sollte.
Und welche getragenen Worte gönnt uns die NZZ? Nun, deren Auslandchef heisst Peter Rásonyi, und das lässt nichts Gutes ahnen. Zuerst kommt der unvermeidliche Rückblick: «Der Sturm auf das Capitol am 6. Januar 2021, zu dem Trump selbst eine wilde Meute von Anhängern angestachelt hatte, war bisher ein trauriger Höhepunkt. Er hinterliess mehrere Tote.» Jetzt das Attentat, dazu die rhetorische Frage: «Wo soll das alles enden?»
Da erwarten wir natürlich eine Antwort von der NZZ, denn die weiss: «Diese Frage treibt nun viele Menschen im Lande um.» Die Menschen draussen im Lande und auch drinnen, vielleicht gar auch auf dem Meer. Aber leider, leider: «Niemand weiss die Antwort, aber die Stimmung ist wenig hoffnungsvoll.» Wieso dann eine Frage stellen, auf die niemand eine Antwort weiss?
Dann hat Rásonyi noch einen Vorschlag zur Güte: «Rhetorische Abrüstung wäre auf beiden Seiten dringend nötig.» Aber: «Dass dies kaum passieren wird, hat in erster Linie strategische Gründe.» Diese zwei Sätze verdienen es, ebenfalls eingerahmt zu werden und als abschreckende Beispiel von inhaltleerem Geschwurbel an die Wand genagelt zu werden.
Alle Fachleute, Spezialisten, Korrespondenten, Kenner der Sachlage und USA-Analysten sind mal wieder völlig auf dem falschen Fuss erwischt worden.
Dabei ist die Analyse einfach und kinderleicht: am 13. Juli 2024 wurden die US-Präsidentschaftswahlen entschieden. Und die Demokraten brauchen sich nicht länger über eine Alternative zu Biden den Kopf zu zerbrechen.