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Hirnlos, Part II

Linkes «Nazi»-Gekeife ist unerträglich.

Wenn man’s positiv sehen will: da die Linken die Diskurshoheit verlieren, viele öffentliche Debatten schwer an ihnen vorbeilaufen, sie keine mehrheitsfähigen Lösungen zu Themen wie Masseneinwanderung, Altersversorgung, Energieproduktion oder Gesundheitssystem anzubieten haben, werden sie zunehmend hysterisch und kreischig.

Negativ daran ist, dass nicht nur Organisationen wie Campax jedes Mass verlieren. Ob es «FCK NZI» heisst oder ob irgend jemand direkt als «Nazi» beschimpft wird, ob das Adjektiv «faschistisch» oder die Abschwächung aus juristischen Gründen «faschistoid» nachgeschoben wird, ob Angebräuntes denunziert wird oder an braune Zeiten erinnert: die Diffamierung mit braun Anstreichen wird inflationär.

Vorne dran sind meistens Provokateure, die mangelnde Hirnmasse durch die Wucht der Polemik auszugleichen versuchen. Sei das in Deutschland der sogenannte Satiriker Jan Böhmermann, der unliebsame Konkurrenz aus der Talkshow-Ecke oder gleich die CDU unverblümt oder verbrämt als «Nazis mit Substanz» beschimpft, oder in der Schweiz der Brachialblödler MikeArschloch») Müller, der von einer «Reichskristallnacht» faselt.

So hält Christina Neuhaus in der NZZ fest, dass Nazivergleiche inflationär geworden sind, «in den sozialen Plattformen macht sie gefühlt jeder, der entweder ein Zeichen «gegen Hass und Hetze im Netz» setzen will oder sich als Opfer fühlt.»

Diese Entwertung einer historischen Monstrosität wird aber nicht nur von Linken verbrochen; auch Coronapolitik-Gegner, die sich einen gelben (Juden)Stern mit der Aufschrift «ungeimpft» aufklebten, trugen dazu bei, das Böse zu banalisieren.

So empört sich Neuhaus: «Mit jeder Äusserung wird der Nationalsozialismus banalisiert. Jede Gleichsetzung ist eine Verhöhnung der Opfer. Wenn sich schon die Schweizer FDP mit Nazis gleichsetzen lassen muss, haben sich die Grenzen des Sagbaren nicht nur verschoben, sie sind bereits gefallen

Sie muss sich allerdings vorhalten lassen, dass sich die NZZ erst dann kräftig ins Zeug legt, wenn es auch die FDP trifft. Das Problem dahinter ist, dass für viele Dummbeutel, die am politischen Diskurs teilnehmen, das Wort «Nazi» oder «Faschist», jeder offene oder verklausulierte Vergleich mit dem Dritten Reich schlichtweg ein Ersatz für die Verwendung des Wortes «Arschloch» ist. Da das aber strafbar wäre, schleicht man sich halt auf braunen Umwegen so nahe wie möglich daran heran.

Wobei «Verhöhnung der Opfer» noch eine sehr staatsfraulich-zurückhaltende Formulierung ist. Es gibt ein paar wenige Ewiggestrige, die tatsächlich heute noch der Ideologie des Nationalsozialismus anhängen, insofern das überhaupt ein erkennbares Denkgebäude war. Sie darf man getrost als Nazis bezeichnen.

Allen anderen gegenüber ist die Verwendung dieses Vokabulars viel mehr als eine Verhöhnung der damaligen Opfer, eine Relativierung eines singulären Jahrhundertverbrechens, eine geschichtsvergessene Hirnlosigkeit. Wer diese Begrifflichkeit zur Herabsetzung des politischen Gegners missbraucht, ist nicht nur ein Idiot. Er ist schlichtweg ein Arschloch, ihm sollte das Rederecht entzogen werden.

Ins Bild passt auch, dass diese imbezilen Brandstifter nicht im Traum daran denken, sich für ihre geschmacklosen, primitiven, dummen, geschichtsvergessenen Ausrutscher zu entschuldigen. Daher ist die Vermutung erlaubt: sie tun es nicht, weil sie es nicht besser wüssten. Sie tun es mit Absicht, es ist keine Fahrlässigkeit, es ist pure Bösartigkeit. Wenn es jemand verdient hat, von allen Demokraten aus dem öffentlichen Diskurs verbannt, ausgegrenzt und mit Schimpf und Schande in seine Löcher zurückgejagt zu werden, dann sind es all die, denen das Wort «Nazi» so locker sitzt, als wäre es eine erlaubte Qualifikation.

So wie es gegen wahre Nazis kein Zögern oder Zaudern geben darf, so müssen all diese kleinen oder grossen Böhmermanns oder Müllers geächtet werden.

 

Was lange gärt …

Auch Tamedia verklagt den «Spiegel».

Ein «Gastbeitrag» von Anuschka Roshani hat weitere rechtliche Folgen. Die gefeuerte «Magazin»-Mitarbeiterin hatte in einem Racheartikel schwere Vorwürfe gegen Tamedia und ihren ehemaligen Chefredaktor Finn Canonica erhoben.

Der habe sie übel gemobbt und verbal belästigt, der Verlag habe sie dagegen nicht geschützt. Der «Spiegel» stellte sich hinter diese Behauptungen, er verfüge über Dokumente und weitere Quellen, die sie bestätigen würden.

Eine nähere Untersuchung der Vorwürfe ergab aber, dass sie grösstenteils nicht der Wahrheit entsprechen und nicht erhärtet werden konnten. Offensichtlich spielte beim Entstehen des Artikels eine Rolle, dass sich Roshani für den damals noch besetzten Posten des Chefredaktors beworben hatte – und abgeschmettert wurde.

Fast zeitgleich veröffentlichte die «Zeit» einen Artikel der einschlägig bekannten Salome Müller, der die Vorwürfe spiegelte, ebenfalls von angeblichen anonymen Quellen fantasierte und aus Unterlagen zitierte, die offensichtlich Roshani zur Verfügung gestellt hatte. Mehrfach dazu befragt, antwortet die «Zeit» lediglich: «Aber wie ich Ihnen bereits mitgeteilt habe, haben wir unseren ausführlichen Antworten vom 10.2. derzeit nichts hinzuzufügen. Sollten sich für uns neue Erkenntnisse ergeben, werden wir darüber selbstverständlich berichten.»

Neue Erkenntnisse wie die, dass beispielsweise von Roshani geschilderte Vorfälle an einem Weihnachtsessen gar nicht stattfinden konnten, weil dieses Weihnachtsessen coronabedingt ausfiel – was sie offenbar vergessen hatte –, scheinen der «Zeit» nicht berichtenswert.

Nachdem sich fast alle Schweizer Medien lächerlich und unglaubwürdig machten, indem sie die Anwürfe von Roshani ungeprüft übernahmen oder sogar noch ausschmückten, herrscht nun Ruhe im Blätterwald.

Canonica hat bereits Mitte März Klage eingereicht, nun zieht Tamedia einen Monat später nach. Offensichtlich dachte man lange darüber nach, ob man damit die Kollaboration mit dem «Spiegel» gefährden könnte. Aber schliesslich siegte der Ärger darüber, dass der «Spiegel» noch einen draufsetzte und deutliche Parallelen zum Fall Weinstein zog – als handle es sich hier auch um kriminelle Vergehen eines mehrfach verurteilten Sexualstraftäters.

Die Urheberin dieses gelungenen Rufmords schweigt seither eisern. Keine Stellungnahme, keine Rechtfertigung, keine Erklärung, keine Antwort auf die Frage, wieso sich die meisten ihrer Vorwürfe bei näherer Betrachtung als haltlos erwiesen.

Was bleibt: auf juristischem Weg ist hier kaum noch etwas zu retten. Der «Spiegel» wird die Klagen sicherlich die ganze juristische Leiter hinauf appellieren, und wenn dann in Jahren rechtskräftige Urteile vorliegen, interessiert das keinen mehr.

Roshani, Müller, die abkupfernden und ausschmückenden Medien, von denen kein einziges seiner eigentlich Aufgabe nachgegangen ist – nachrecherchieren, Fakten checken –, ein schmieriges Trauerspiel sondergleichen. Besonders peinlich ist das eiserne Schweigen der Gutmenschen vom «Magazin»; rückgratlose Gesellen ohne Zivilcourage, aber mit moralisch erhobenem Zeigefinger bei anderen.

Als gäbe es noch den mittelalterlichen Pranger, die Verurteilung auf Zuruf, worauf sich die Meute am Opfer gütlich tun kann – Widerwärtigeres ist in diesem Jahr in der Schweiz noch nicht passiert.

Walder weg?

Journalisten in Hochform: Klatsch über sich selbst.

Neben dem eigenen Bauchnabel gibt es noch ein Objekt, das dem Journalisten ungemein wichtig ist: der Bauchnabel anderer Journalisten. Besonders, wenn sie eine bedeutende Position haben und nicht aus dem eigenen Haus sind.

Niemals würde es einem NZZ-Journalisten einfallen, ein kritisches Wort über den NZZ-Godfather Eric Gujer zu sagen. Der macht sich mit einem Wellness-Hotelaufenthalt samt Gattin lächerlich? Gerne liest man das auf ZACKBUM, aber nicht mal hinter vorgehaltener Hand wird darüber gekichert.

Niemals würde es einem CH Media-Journalisten einfallen, etwas Kritisches über das erratische Verhalten von Big Boss Wanner zu sagen. Wenn der sich als Kriegsgurgel outet oder einen fähigen Manager wegschiebt, damit ein weniger fähiger Sprössling nachrücken kann – kein Wort darüber.

Niemals würde es einem Tamedia-Journalisten einfallen, etwas Kritisches über den profitgierigen und nicht sonderlich erfolgreichen Big Boss Pietro Supino mitsamt seiner Protzvilla zu schreiben. Wie man es als Verlegerverbandspräsident mit der versammelten Medienmacht schafft, von einer kleinen Truppe die Subventionsmilliarde an der Urne weggenommen zu kriegen, sagenhaft.

Niemals würde es einem Ringier-Journalisten einfallen, etwas Kritisches über Michael Ringier, Frank A. Meyer oder Marc Walder zu schreiben. Der Big Boss hässelt gegen den kleinen Finanzblog «Inside Paradeplatz», FAM blubbert Kriegerisches über seinem Embonpoint, Walder erklärt ungeniert in der Öffentlichkeit, wie er seinen Redaktionen Leitlinien vorgibt: Schweigen an der Dufourstrasse.

Aber jetzt ist das Halali auf Walder eröffnet. Standleitung nach Bern, Hofberichterstattung gegen Primeurs, Männerfreundschaft mit Berset, Geben und Nehmen, überhaupt Walders Wunsch, als Emporkömmling mit Mächtigen und Wichtigen auf Augenhöhe zu scheinen. Gerd Schröder, eine Mission Putin, Bundesräte, Wirtschaftsführer, Bankenlenker, insbesondere der schöne Ermotti und der leutselige Vincenz, das ist Walders Welt.

Dazu die Digitalisierung. Weg mit den schlecht sitzenden Krawatten, stattdessen Rollkragenpullover und Sneakers, der Schweizer Steve Jobs kommt. Die Digitalisierung des Ringier-Konzerns dürfte ihm auch den Kopf retten in der aktuellen Krise.

Tamedia ist wie meist unentschieden, ob man der Konkurrenz Ringier eins reinwürgen will oder sich selbst. Für «sich selbst» ist der Politchef von Burg, für Ringier der Oberchefredaktor Rutishauser. Die NZZ hielt sich länger vornehm zurück, jetzt aber volles Rohr. Gleich drei Journalisten blättern alle Facetten der Story auf, mit dem provokanten Titel «Ringier-Chef Walder soll offenbar entmachtet werden». Lucien Scherrer versucht sich an einem Psychogramm: «Sein Problem: Er will von den Mächtigen geliebt werden.»

Federführend ist aber ein neues Dream-Team von CH Media. Oberchefredaktor Patrik Müller und der von der NZZ übergelaufene Francesco Benini treiben Walder und Ringier regelrecht vor sich her. Jedes Wochenende eine neue Enthüllung. Offenbar, denn natürlich wurden sie angefüttert, hat sich die Quelle überlegt, dass die «Weltwoche» nicht genügend Wirkung entfalten könnte. Zu klar positioniert, Mörgeli zu parteiisch. Also das auflagenstärkste Blatt, die «Schweiz am Wochenende».

Die spielt ihre Karten fantastisch aus. Es ist fast wie beim Schiffeversenken. Ansatzlos der erste Treffer, souverän Dementis und Gequengel abgewartet, dann letztes Wochenende der zweite Treffer. Und nun schon der dritte, fast könnte man sagen: «versenkt».

Neuste Schlagzeile: «Beben im Verlagshaus Ringier: Der CEO Marc Walder hat beim «Blick» nichts mehr zu sagen». Benini/Müller berufen sich diesmal auf «verlässliche Quellen». Laut denen solle «Blick»-Oberchefredaktor Christian Dorer nun direkt in publizistischen Belangen Michael Ringier unterstellt sein, in geschäftlichen Angelegenheiten der Dame mit der extrabreiten Visitenkarte Ladina Heimgartner.

Auch die Ernennung oder Absetzung wichtiger Chefredaktoren behält sich der Verwaltungsrat selbst vor, Walder habe da nicht mehr zu sagen. Ist das so?

Bei allem Triumphgeheul: Walder ist weiterhin Mitbesitzer und Protegé und designierter Nachfolger von Michael Ringier, damit auch künftiger Präsident des VR. Eine solche Figur wird nicht einfach wegen eines Gewitters abgesägt. Geflissentlich wollen alle den letzten Satz in Ringiers Hausmitteilung ignorieren: «Der Verwaltungsrat steht uneingeschränkt hinter dem CEO und Miteigentümer Marc Walder.»

Zudem hat Walder, was im Verlag eher selten ist, auf wirtschaftlichem Gebiet Pflöcke eingeschlagen, das Haus Ringier diversifiziert, an die Mobiliar-Versicherung geflanscht und eng mit dem mächtigen Springer-Verlag verflochten.

Die Familie Ringier ist längst nicht mehr alleine Herr im Haus, eine Personalien wie die von Walder, da darf auch Mathias Döpfner oder gar Friede Springer ein Wörtchen mitreden. Also sollten hier nicht zu früh Nachrufe auf Walder erscheinen.

Das zweite Problem: who’s next? Prädestiniert für die Machtübernahme wäre Heimgartner. Frauenbonus, bislang skandalfrei gesegelt. Das Problem ist allerdings: alleine mit dem Wort «Resilienz» kann man kein grosses Verlagshaus führen. In ihren wenigen öffentlichen Auftritten war sie noch ungeschickter als Walder letzthin, intern hat sie auch noch keine Pflöcke eingeschlagen oder Höchstleistungen erbracht, also kommt sie wohl höchstens als Frau am Fenster in Frage.

Dass man gegen aussen nun markieren muss, dass vor allem der «Blick» «unbeeinflusst» sei, ist klar. Ob allerdings Walder, FAM, Ringier oder sonst jemand der Chefredaktion den Tarif durchgibt, was zu schreiben und zu meinen sei, ist doch völlig egal.

Das wäre es auch bei den anderen Verlagen.

Wenn etwas fürs Publikum lehrreich ist in diesem Schlamassel: wieder einmal entlarvt sich die Mär der unabhängigen, nur journalistischen Kriterien gehorchenden und ausschliesslich den Interessen der Leser dienenden Medien. Das war schon immer ein Märchen und wird es auch immer sein.

Ins Glied zurück

Stühletausch bei «20 Minuten». Das ist originell.

Erinnert sich noch jemand, dass es mal ein Protestschreiben von 78 erregten Tamedia-Frauen gab, die sich über unerträgliche Arbeitsbedingungen, demotivierende männliche Kollegen, Sexismus und Diskriminierung beklagten?

Dazu behaupteten sie über 60 anonymisierte und nicht verifizierbare Vorfälle. Ist schon ein Weilchen her, und ausser grossem Geschrei ist nichts davon geblieben. Nur eine der Initiatorinnen machte eine Art Karriere, die andere leidet weiterhin unter diesen schlimmen Zuständen.

Gibt es denn gar keinen Lichtblick? Einige Frauen sind so weit nach oben befördert worden, dass ihre Inkompetenz ein abschreckendes Beispiel für jede Frauenförderung darstellt. Einige männliche Mitarbeiter haben das Haus verlassen, weil sie sicher waren, dass sie für eine weitere Karriere schlichtweg das falsche Gehänge zwischen den Beinen hatten.

Unserer Kenntnis nach ist bislang kein cleverer Tamedia-Journalist auf die Idee gekommen, mit einer schlichten Geschlechtsumwandlung (natürlich nur auf dem Papier) seine Chancen zu steigern.

Dass die meisten in führende Positionen berufene Frauen keinerlei Spuren in ihrer neuen Position hinterlassen – ausser bedenklich dummen Kommentaren –, das ist halt Schicksal.

Aber das leserstärkste Organ im Haus setzt nun ganz neue Zeichen. ZACKBUM ist kein vergleichbarer Vorgang im Journalismus bekannt. Der langjährige Chefredaktor von «20 Minuten», Gaudenz Looser, tritt zurück.

Für ihn rückt seine Stellvertreterin Desirée Pomper nach. Bis hierher ist das ein nicht ungewöhnlicher Vorgang. Looser war etwas mehr als drei Jahre auf dem Chefposten des Pendlerblatts und hat es in dieser Zeit geschafft, sowohl die Publikation wie sich selbst skandalfrei und geräuschlos am Laufen zu halten.

Letzten Sommer gab es allerdings etwas Wirbel um einen Post auf Social Media, der offensichtlich von einer sich in einer Lebenskrise befindlichen Person stammte und Looser als Chef anschwärzte. Nachdem sich Verlag, Geschäfts- und Redaktionsleitung ohne Wenn und Aber hinter Looser stellten, verröchelte dieser sogenannte «Eklat» so schnell, wie er entstanden war.

Dass Looser das nicht ganz stressfreie Amt nach relativ kurzer Verweildauer aufgibt, mag persönliche Gründe haben. Was er aber als nächsten Karriereschritt unternimmt, damit betritt er eindeutig Neuland. Er wird nämlich Stellvertreter seiner vormaligen Stellvertreterin.

Richtig gelesen, Pomper erklimmt die nächste Stufe der Karriereleiter und wird Chefin. Looser hingegen steigt nicht aus dem Karussell aus und sucht sich auch nicht einen anderen Chefposten. Sondern er wechselt einfach zu einem etwas kleineren Schreibtisch, der ihm durchaus vertraut ist.

Nun wird natürlich gemutmasst und gerätselt, ob das überhaupt gehe. Kann ein Chef zum Untergebenen werden, eine Untergebene zu dessen Chefin? Verträgt das das Ego des Ex-Chefs? Kommt damit die Ex-Stellvertreterin klar?

Im Interview mit persönlich.com sagt Looser, dass dieser Wechsel auf seine Initiative hin erfolge; die Zeit sei dafür reif. Im Doppelinterview bestehen beide darauf, dass ein solcher Rollenwechsel funktioniere, wenn das Verhältnis von gegenseitigem Respekt geprägt sei, und der sei hier vorhanden.

Über die wahren Gründe könnte nur spekuliert werden, daher ist es sinnlos. Es ist höchstens vorstellbar, dass der Job, allen Mitarbeitern ihre Lieblingsbeschäftigung zu verbieten, auf die Dauer anstrengend werden kann. Denn die Lieblingsbeschäftigung des modernen Journalisten besteht bekanntlich darin, zu allem und jedem seinen Senf zu geben. Zu kommentiere, zu räsonieren, zu warnen, aufzufordern, zu verurteilen und zu loben.

All das gibt es bei «20 Minuten» nicht. Das wichtigste Körperteil jedes Journalisten, sein Ego, muss hier hinter der Sache, nämlich der Newsvermittlung, zurückstehen. Das verträgt natürlich nicht jeder. Und immer der Mister No zu sein, das kann natürlich ermüden.

Oder aber, es ist tatsächlich eine originelle Methode der Frauenförderung. Schon alleine die Tatsache, dass nun diverse Chefredaktoren zusammenzucken, die sich als feministisches Feigenblatt eine Stellvertreterin halten, ist natürlich den Spass wert.

Von den Oberchefredaktoren Rutishauser, Müller und Dorer abwärts könnte man nun doch den Lippenbekenntnissen für eine Frauenförderung Taten folgen lassen. Die Männer treten ins Glied zurück (Pardon), Stellvertreterinnen übernehmen.

ZACKBUM findet: wer ein reines Frauenticket für den Bundesrat als obligatorisch erklärt, muss diese wohlfeile Forderung durch ein knallhartes Ultimatum in eigener Sache ergänzen.

Vorläufig zieht ZACKBUM den Hut vor Looser; er gewinnt auf jeden Fall den ersten Preis im Wettbewerb  «wer macht den originellsten Karriereschritt?». Wie nachhaltig diese Aktion ist, man wird’s erleben.