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Falsche Frage: Junge oder Mädchen?

Ringier kümmert sich um die wirklich wichtigen Themen. Bravo.

Von Adrian Venetz

Welch erquickende Neuigkeit erreicht uns aus der Online-Redaktion des «Blick». Da lesen wir nämlich, dass eine Aargauer Influencerin mit dem wohlklingenden Namen Morena Diaz ein Kind erwartet. Und? Wird es ein Junge oder ein Mädchen? Halt! Eine solche Frage stellen nur Idiot*innen. Morena Diaz geht mit gutem Beispiel voran und antwortet auf diese Frage, wie künftig hoffentlich alle anständigen Schwangeren antworten werden:

«Mein Kind kommt mit weiblichen Geschlechtsteilen zur Welt

Das muss aber noch gar nichts heissen …

Aus gutem Grund: Würde sie das zu gebärende Wesen als Mädchen bezeichnen, legte sie dessen Genderidentität zu früh fest. Dies aber wäre, wie wir alle sanft nickend bestätigen, der Zipfel – Pardon: Gipfel – der Frechheit gegenüber dem Kind. Ob das Kind mit den weiblichen Geschlechtsteilen sich dann tatsächlich als Mädchen und später als Frau fühlt, sei ja keineswegs gewiss. Diese Entscheidung soll das Kind mit den weiblichen Geschlechtsteilen später selbst treffen dürfen.

Ist das der glückliche Vater?

Spenden wir an dieser Stelle einen tosenden Applaus für diese weise Voraussicht, für dieses mutige Zeichen auf dem Weg zu einer neuen Welt mit LGBTQIA+ auf der Flagge. Und hoffen wir, dass das Wesen mit weiblichen Geschlechtsteilen niemals eine Oldie-CD ihrer Mutter in die Finger kriegt, auf der Britney Spears singt: «I’m not a girl, not yet a woman.» Und sich dann bang fragen muss, ob die gute Mama in ihrer Hochschwangerheit da etwas falsch interpretiert hatte.

Ob die SI live dabeisein wird?

Wir sollten uns auf jeden Fall langsam Gedanken darüber machen, ab welchem Alter sich ein Kind mit weiblichen Geschlechtsteilen zum Geburtstag einen Penis wünschen kann. Damit es dann an der Geburtstagsparty mit noch unentschlossenen Kindern in voller Lautstärke zu James Brown singt: «This is a man’s world, but it wouldn’t be nothing, nothing without a woman or a girl» – indessen die eingeladenen Wesen mit männlichen Geschlechtsteilen heulend heim zu Mama rennen und ihr kundtun, dass sie ihren Penis loswerden wollen.

Nicht nur frohe Botschaften der Influencerin.

Angesichts so viel Korrektheit in Fragen der Geschlechteridentität und Offenheit haben wir aber eine Frage zum neuen Logo des «Blick», in dem diese Storys erscheinen. Das sieht bekanntlich so aus:

Die deutlichste Veränderung hat beim Buchstaben l stattgefunden. War der früher genderneutral einfach gerade, hat er nun einen Bogen bekommen. Spötter vergleichen ihn deswegen mit einem Regenabflussrohr. Aber andererseits: könnte man das nicht auch als Symbolisierung des – schluck – männlichen Geschlechtsorgans sehen? Fängt unten rechts an und bambelt dann nach oben? Wenn das so wäre: wäre das nicht eine verdammte Sauerei? Wieso wurde dagegen noch nicht protestiert? Franziska Schutzbach, übernehmen Sie!