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Schelte vom Hausgespenst

Lasst endlich Bürger Horta-Osório in Ruhe.

Das nennt man Pech. Nun hat die «Blick»-Familie endlich mal wieder einen hübschen Skandal ausgegraben. Alles drin, was auf dem Boulevard Spass macht. Ein im wahrsten Sinne des Wortes abgehobener Bankenlenker, Privatjets, Wichtigkeit, pfeift auf Quarantäneregeln, hält sich wohl für etwas Besseres.

Es sieht zwar so aus, als gelänge es nicht, Antonio Horta-Osório damit vom bequemen Sessel des VR-Präsidenten der angeschlagenen Credit Suisse zu lupfen. Aber ein guter Versuch war’s. Ist’s noch, denn es wird weiterhin leise nachgemopst.

Das findet aber allerhöchstes Missfallen im Hause Ringier. Besserwisser Frank A. Meyer benützt seine SoBli-Kolumne, um den eigenen Leuten die Kappe zu waschen. «Ein fehlbarer Bürger», überschreibt er milde gestimmt seine Verteidigungsrede.

Ein Bankmanager habe sich angeblich unmoralisch verhalten, es werde sein Rücktritt gefordert, beobachtet Meyer übellaunig. Und was macht sein Hausorgan daraus:

«Es gehört zur moralingetränkten Medienmentalität, dass jedes fehlerhafte oder gar unanständige Verhalten einer irgendwie herausgehobenen Person eilfertig zum Sündenfall hochstilisiert wird.»

Hui, nehmt das, ihr moralingeschwängerten Medienmentalen. So geht das ja nicht, donnert Meyer: «Die Überhöhung des Managertums ist grotesk

Was soll denn der «Blick» machen? Denn von Meyer lernen, heisst bekanntlich siegen lernen und Erfolg haben. Schliesslich hat er schon höchstpersönlich gigantische Zeichen im Journalismus gesetzt. Zum Beispiel … öhm, also zum Beispiel, hüstel, na, räusper, hm, da waren ja nur Flops auf seinem langen Lebensweg bei Ringier.

Nun gut, aber man kann dennoch Ratschläge erteilen:

«Der Bürger António Horta-Osório soll sich in Zukunft benehmen wie andere Bürger: möglichst anständig – und ein wenig bescheidener. Das genügt. Mehr moralische Aufmerksamkeit gebührt seinem Alltagsverhalten nicht.»

Schreib Dir das hinter die Ohren, Christian Dorer. Denn es ist wohl immer noch nicht ratsam, im Hause Ringier bei Meyer in Ungnade zu fallen. Gerade vor Weihnachten.

Dorer, lass das, wird von höherer Warte dekretiert.