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Köppel: Mann mit Mission

Die «Weltwoche» ist auf dem Friedenspfad. Haltet ein, ruft sie uns zu.

Es geht um alles. Um Krieg und Frieden. Nein, um Atomkrieg oder Frieden. Wie Roger Köppel schon in der Talkshow mit Roger Schawinski deutlich machte, treibt ihn die Angst vor einem Atomkrieg um. Da er Besitzer, Herausgeber, Verleger und Chefredaktor in Personalunion ist, kann er das in seinem Wochenmagazin auch ausleben. In einer Art, die sich nur in Form einer Fotoromanza darstellen lässt.

«Peace now», die ewige Forderung. So unterstützenswert wie völlig sinnlos. Bedauerlich für die «Weltwoche»: keiner der drei Herren auf dem Bild wird diesen Befehl des Wochenmagazins zur Kenntnis nehmen. Geschweige denn, befolgen.

Selbst wenn er noch durch eine bibelfeste Philosophin untermauert wird.

Eigentlich wurde es auf dem Cover schon in aller knappen Präzision gesagt. Ohne sofortige Verhandlungen drohe ein Atomkrieg. Aber wofür gibt es das Editorial, um es nochmal zu sagen. Nicht besser, aber länger …

Eine sicherlich berechtigte Frage; allerdings vermisst man den gleichlautenden Titel mit dem Namen Putin

Natürlich darf eine Betrachtung auf Metaebene nicht fehlen, dass die in der Aufklärung geborene Idee «universalistischer Menschenrechte» wirklichkeitsfern sei. Dabei ist es wohl die humanste Forderung, die jemals in der Geschichte der Menschheit aufgestellt wurde.

Nachdem die Lobeshymnen auf Truss und Meloni gerade verklungen sind, wird nun der Autokrat, korrupte Opportunist, der nicht zögert, sich auch dem Fundamentalismus in die Arme zu werfen, als «neuer Atatürk» bejubelt. Das ist besonders widerlich, weil Atatürk die Säkularisierung der Türkei bewirkte – die von Erdogan aus reinem Machterhalt wieder rückgängig gemacht wurde. Es ist zwar ein Stabreim, aber ein Bismarck am Bosporus? Der in Syrien genauso verbrecherisch haust wie Putin in der Ukraine? Da verrutschen mal wieder alle Massstäbe im Dienste der Provokation.

Apropos …

Immerhin, ein «Bild»-Redaktor darf in der WeWo aussprechen, was mehr als naheliegend ist. Dass die jüngsten Sabotageaktionen gegen die Infrastruktur auf einen Verantwortlichen hindeuten, der meistens in viel zu grossen Sälen an viel zu grossen Tischen mit viel zu vielen Telefonen sitzt.

Aber damit ist’s mit der Putin-Kritik auch schon gewesen. Neben Selenskij macht natürlich auch der Geisteszustand des greisen US-Präsidenten Sorgen. Schwere Sorgen. Die könnte man sich auch beim 70-jährigen Putin machen …

Eine weitere Spitzenleistung. Ein rudimentär informierter Jungredaktor fragt eine «Oxford-Professorin» ab, die punktgenau ein Buch über die Ukraine publiziert hat. Was Gwendolyn Sasse zur beliebten «Expertin» in Funk und Fernsehen macht. Was auch der WeWo nicht entgangen ist.

Das müsste unter der Rubrik «was macht eigentlich» erscheinen, denn auf die Ansichten des ehemaligen griechischen Kamikaze-Ministers Yaris Varoufakis hat nun wirklich keiner gewartet.

Eine interessante Frage, nachdem die US-Fracking-Industrie in den Seilen hängt …

Und wer’s immer noch nicht kapiert hat, sollte es sich doch nochmal vom US-Publizisten Jeffrey Sachs erklären lassen.

Diese Frage allerdings, diese Frage sollte sich die WeWo-Redaktion auch mal stellen: «Gibt es punkto Selbstbefriedigung Grenzen, kann ein Zuviel schadenZACKBUM war bislang der Überzeugung: nein. Aber wir zweifeln inzwischen …

 

Mediale Vorsorge

Wenn die Ukraine mal vorbei ist …

Der umsichtige Medienlenker denkt an die Zukunft. Und weiss, dass es im heutigen Elendsjournalismus eigentlich immer nur ein einziges Überthema geben kann.

Das war lange Zeit natürlich die Pandemie. Als sich zunehmend Ermüdungserscheinungen bemerkbar machten, tat Kreml-Herrscher Putin den Medien den Gefallen, tatsächlich in die Ukraine einmarschieren zu lassen.

Fliegender Wechsel, nur noch einsame Corona-Kreischen wie Marc Brupbacher versuchten zunehmend verkniffen und verzweifelt, das komatöse Thema Corona wachzuknutschen. Viele Experten, Spezialisten, Wissenschaftler, Virologen, Epidemiologen wunderten sich, wieso sie weder mit Warnungen noch mit Entwarnungen gross in die Medien kamen.

Der Konsum von Beruhigungsmitteln und Antidepressiva soll in diesen Kreisen in den letzten Monaten deutlich angestiegen sein, aber wir warten noch auf genaue Zahlen.

Jetzt aber das. Der «Blick», das Blatt des Monothemas, zieht neben aller Berichterstattung über die Ukraine das Corona-Thema wieder an.

«Die Schweiz geht in die nächste Welle»,

lautet die unheilschwangere Zeile. Vorteil beim Thema ist natürlich, dass man vieles aus dem Stehsatz nehmen, kurz abstauben und rezyklieren kann: «Corona-Experten wegen steigender Zahlen alarmiert.» Schon wieder, die Armen. Aber während einige der bewährten Fachkräfte einen Fehlstart hinlegen und gar nicht wirklich alarmiert sind, nützt die einschlägig bekannte Isabella Eckerle die Gunst der Stunde und schiebt sich gnadenlos in die Pole Position.

Offenbar sind Frauen schneller als Männer, denn auch dieser verblassende Star der Corona-Hysterie meldet sich wieder zu Wort: «Auch Tanja Stadler (41), ehemalige Taskforce-Leiterin und Leiterin der ETH-Plattform CoV-Spektrum, macht auf die Verdoppelung der Zahlen …»

Man muss allerdings auch dem «Blick» einmal ein Kränzchen winden. Das ist vorausschauendes Thema Setting, damit wird das Blatt garantiert resilient, wenn in der Ukraine gerade mal nicht wirklich was los ist. Zudem pflegt es hier den klassischen Boulevard-Aufbau.

Experten sind (wie eigentlich immer) alarmiert, die nächste Welle kommt, das sagt nicht nur eine Expertin, sondern gleich zwei, dann muss es ja stimmen. Damit wäre sozusagen die Keimzelle gelegt, nun muss das Ganze nur noch abheben und viral gehen.

Wir sind gespannt, ob «Blick» auch diesen Teil des Boulevard-Journalismus beherrscht. Natürlich hofft das Ringier-Blatt dabei auf Unterstützung der anderen grossen Medienkonzerne. Denn man kann sich doch sicher sein, dass inzwischen bei diversen Themensitzungen der Chefredaktor mit gerunzelter Stirne in die Runde blickte und sagte:

Und was haben wir zum Thema? Das können wir doch nicht dem «Blick» überlassen. Nehmt den Finger raus, ich will Experteninterviews, wissenschaftliche Studien, Tabellen, Grafiken, was sagt die Politik, wie sieht’s auf den Intensivstationen aus, müssen wir wieder Maske tragen, braucht es den dritten, vierten und fünften Booster?

Ein Tagi wie jeder andere

Gefangen in der Wiederholungsschlaufe foltert Tamedia ihre Leser.

Vielleicht macht es doch Sinn, Medienclans mit einer Milliarde Steuergeldern unter die Arme zu greifen. Denn wie viele Leser zahlen weiterhin freiwillig einen Haufen Geld für dieses Angebot?

Nehmen wir als Stichprobe die online aufgeschalteten Artikel vom 29. Dezember 2021, am Morgen, wenn der Leser sich einen Überblick verschaffen will. Wir erfinden dabei nichts und verfälschen auch nichts, denn wir sind hier bei ZACKBUM, nicht bei Tamedia.

Zunächst Aufgewärmtes, dann Monothematisches

Zuoberst bietet der Tagi (was dann in alle Kopfblätter ausstrahlt) ein aufgewärmtes Recherchierstück über eine Genfer Bank, die sich einige Rügen der Finanzmarktaufsicht Finma eingefangen hat. Letztlich ein Propagandastück zum Boostern des Postulats einer SP-Nationalrätin, die verlangt, dass die Finma zukünftig «Bussen und weitere Sanktionen» gegen fehlbare Banken aussprechen könne.

Wieso Autor Christian Brönnimann allerdings behauptet, «nun kommt Bewegung in die Sache», das bleibt sein süsses Geheimnis. Vielleicht soll das auch nur die Einleitung zur «Podcast-Serie Pandora Papers: Dreckiges Geld, sauber versteckt» sein. Teil drei immerhin, aber ob sich noch jemand an diesen verröchelten Riesenskandal erinnern mag?

Aber auch all das ist nur Beigemüse zum Monothema des Tages, der Woche, des Monats, des Jahres. Dargeboten in der leicht atemlosen Kreischigkeit, die im Hause Tamedia zum schlechten Brauch geworden ist. Wir zählen kurz auf und mit:

  1. «Sollen auch Geimpfte in Quarantäne geschickt werden?»
  2. «Warum schweigt der Bundesrat?»
  3. «Omikron ist auf dem Vormarsch»
  4. «Omikron stellt die Wissenschaft vor ein Rätsel»
  5. «Kann die Gesellschaft nachhaltiger schädigen als ein Virus»
  6. «Wenn Omikron China lahmlegt, haben alle ein Problem»
  7. «Wie wird Covid-19 in der anthroposophischen Klinik behandelt?»
  8. «Taskforce wollte vor Weihnachten viel härtere Massnahmen»
  9. «Neue Rekordwerte in den USA»
  10. «Aktuelle Corona-Zahlen»

ZACKBUM hofft, dass wir damit nicht alle Leser verloren haben, woran der Tagi offenbar arbeitet. Ist sonst noch etwas Erwähnenswertes geschehen? Oh ja:

«Was braucht es, damit Strassenlampen nicht mehr reihenweise Insekten töten?»

Dann hat die Tochter Romy Schneiders ein Buch geschrieben. Schon diese News ist von mässigem Interesse. Sobald man liest, dass Nora Zukker die Rezension geschrieben hat, sinkt es auf null.

Die Tagi-Folterkammer für Leser

Noch mehr schlechte Nachrichten? Oh ja, «Bund warnt vor intensivem Dauerregen – Orkanböen in den Bergen». Dann bricht leichte Verzweiflung bei den Blattmachern des Tages aus, aber Hilfe ist nahe: «Die News-Bilder des Jahres». Auch immer beliebt gegen Jahresende: ein kleiner Sozialporno. Der «Blick» mischt schon «undercover» die Obdachlosenszene auf; der Reporter versucht’s sogar im Schlafsack unter der Brücke. Soweit will der Tagi nicht gehen, er besucht trockenen Fusses und feuchten Auges die «Dargebotene Hand».

Aber wer reicht die dem gequälten Leser? Vielleicht der Zürich-Lokalteil? Nun ja, «Polizei erwischt Ladendiebe am Flughafen» (hier fehlt ein «mutmasslich» samt der Unschuldsvermutung!), «Die neusten Zürcher Zahlen zur Corona-Pandemie», «Viele Hunde, die wir bekommen, sind typische Corona-Opfer», ein Stossseufzer Zürcher Tierheime.

Schliesslich noch eine letzte Hiobsbotschaft: «Wenn es nicht klappt mit Biden, kehrt Trump zurück».

Mal im Ernst, liebe Tagianer und Tagianerinnen. Es ist ja lobenswert, dass Ihr an diesem Tag das Thema Gendern, Diskriminierung und Ausgrenzung weitgehend ausgegrenzt habt. Aber trotz des anhaltenden sexistischen und demotivierenden Umfelds auf den Redaktionen: ist das alles, was Ihr hinkriegt? Warum genau soll jemand etwas dafür bezahlen? Worin besteht die interessante, lohnenswerte, lesenswerte, Erkenntnis vermittelnde Eigenleistung von Dutzenden von Journis?

 

Coronöse Medienvielfalt

Einfalt statt Differenzierung. Eintopf statt Menü.

Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht. Der Leser ist fassungslos. Kann aber nicht genug kriegen. Ein kurzes Kaleidoskop der Themenbreite der fünf wichtigsten Newsschleudern des Landes.

Zunächst «20 Minuten»

Vorausgesetzt, diese Hitparaden sind tatsächlich gemessen am Leserverhalten, kann man feststellen, dass es mal wieder für den Schweizer nur ein Thema gibt. Ganz knapp schaffen es andere, unwichtige Ereignisse wie die US-Präsidentschaftswahlen noch auf die hinteren Plätze.

Die Hitparade der NZZ

Ansonsten herrscht das klickgetriebene Prinzip: Gib dem Leser, was der Leser will. Nun ist dieses von jedem Verlagsmanager runtergebetete Kalkül so kurzsichtig wie das meiste, was Verlagsmanager so sagen.

Theorie und Praxis

In der Theorie hört es sich toll an: Angebot richtet sich nach Nachfrage, kann man an der Klickzahl messen, also zielt man mit dem Angebot voll in die Nachfrage. Mehr Klicks, mehr Attention, mehr Werbeeinnahmen. Super Sache.

Überhaupt nicht. Fangen wir mal bei den Ratten an, ohne Leser auch nur im entferntesten damit vergleichen zu wollen. Ratten haben ein Belohnungs- oder Lustzentrum im Gehirn. Das ist so eine Art Schaltkreis, der mit Neurotransmittern wie Dopamin funktioniert. Umgangssprachlich deshalb auch als Glückshormon bekannt.

Menschen im Allgemeinen und Leser im Speziellen haben das auch. Nun hat man an Ratten getestet, was passiert, wenn man dieses Belohnungszentrum elektrisch stimuliert. Dafür hat man der Versuchsratte die freie Wahl zwischen zwei Hebeln gelassen. Betätigt sie den einen, gibt’s Futter satt. Betätigt sie den anderen, gibt’s Stimulierung.

«Blick online»

Natürlich verhungert die Ratte lieber, als auf den Futterhebel zu drücken. Was will uns dieses Beispiel sagen? Ganz einfach: Wenn jemand Griessbrei mag, kann man ihm mit Griessbrei eine Freude machen. Die dann irgendwann in Ekel umschlägt, wenn man immerzu und immer wieder Griessbrei anbietet.

Das gleiche Prinzip gilt auch bei den unter Marketing-Leuten so beliebten Meinungsumfragen unter Kunden: Was für Erwartungen haben Sie an unser Produkt? Was würden Sie sich wünschen? In Wirklichkeit zwei völlig bescheuerte Fragen. Die Erwartung ist schlichtweg, dass es seinen Dienst tut, und das zu einem verträglichen Preis. Und Wünsche? Woher soll das der Kunde denn wissen? Aus Hilflosigkeit meint er meistens: na ja, das gleiche Produkt, nur irgendwie besser, dafür billiger.

CH Media

Zurück zu den Lesern als Zielgruppe. Die waten schon seit Tagen in ganzen Seen von Griessbrei, dazu regnet es Griessbrei, sie werden von Werbung zugeschüttet, auf der steht: Noch mehr Griessbrei! Hier gibt es schmackhaften Griessbrei. Nach dem Griessbrei ist vor dem Griessbrei.

Also kann es durchaus sein, dass die Stimulierung des Lustzentrums irgendwann in Unlust umschlägt, in Überdruss, ja in Ekel. Man spricht da auch von Überfütterung. Nun ist es in der jüngeren Mediengeschichte einmalig, dass dermassen monothematisch nur ein Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit abgehandelt wird.

Tamedia

Selbst bei der Finanzkrise von 2008, als immerhin das weltweite Geldsystem knapp vor der Kernschmelze stand, waren die Massenmedien nicht dermassen extrem auf dieses einzige Thema fixiert. Wobei Fixierung nur die eine Seite der Medaille ist.

Fixierung und verwechselbare Ähnlichkeit

Denn neben Fixierung ist auch eine Gleichförmigkeit in der Berichterstattung vorhanden, die vorher nur von kommunistischen Parteizeitungen erreicht wurde. Die Corona-Massnahmen der Regierungen sind zweifellos nötig, Kritik daran ist falsch, wer die Kernzahlen, mit denen all die Massnahmen begründet werden, hinterfragt, ist ein Corona-Leugner.

Wer gar wagt, darauf hinzuweisen, dass schon jetzt unvorstellbare wirtschaftliche Schäden angerichtet wurden, die von einem drohenden zweiten Lockdown noch dramatisch verstärkt würden, ist ein Unmensch, der Finanzielles über den Wert eines Menschenlebens setzt.

Dummheit oder Absicht oder beides?

Und wer – wie der Autor – sich langsam fragt, ob dümmliche Faktenchecks, das ewige Nachbeten und Wiederholen von gleichen Kernbotschaften, von völlig unerheblichen Zahlen nur Ausdruck des elenden Zustands der Massenmedien ist – oder vielleicht auch Absicht dahintersteht, der ist natürlich ein Verschwörungstheoretiker. Und meint sicherlich, das Virus sei von Bill Gates erfunden worden, der es zusammen mit anderen Superreichen allen einpflanzt, um die Weltherrschaft zu erobern.