Schlagwortarchiv für: Mikrophonständer

Rafi rhabarbert

Wenn ein Mikrophonständer Pfeifgeräusche macht.

Wer vielleicht meint, der Titel seines Machwerks sei unverständlich, der hat noch nicht versucht, sich durch dieses Gestrüpp von wirren Gedankensplittern zu kämpfen.

Dem nachgerutschten Chefredaktor des «SonntagsBlick» sei eine Mailadresse ans Herz gelegt: gazawestbank@eda.admin. Dort könnte er sich erkundigen, wieso die staatliche Organisation Deza dort ein Büro unterhält – und Schweizer Steuerfranken ausgibt. Auch das HEKS will dort eine «starke Zivilgesellschaft für Frieden und Gerechtigkeit» unterstützen. Allesamt und insgesamt mit Millionen.

Mit grosser Kelle richtet auch Deutschland an: 350 Millionen Euro Zahlungen an Palästinensergebiete sind für 2024 vorgesehen. Bis in die SP, die Grünen oder die Grünliberalen hinein – politische Bewegungen, denen der SoBli nicht ablehnend gegenübersteht – gibt es Solidaritätsbesoffene mit der palästinensischen Sache.

Denn selbstverständlich beinhaltet das israelische Vorgehen innerhalb Israels und in den völkerrechtswidrig besetzten und besiedelten Gebieten Verbrechen. Oder wie das Reza Rafi formuliert: «Man soll die Sünden der israelischen Regierung, deren Siedlungspolitik, das Sägen am Rechtsstaat und anderes nicht verschweigen.»

Das ist aber auch schon der einzig zurechnungsfähige Satz in seinem Elaborat. Nach dem verabscheuungswürdigen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel wäre vielleicht von einem Chefredaktor Einordnung, Analyse, Erklärung verlangt. Aber doch nicht der Mikrophonständer. Der übersieht den Balken im linken Auge und missbraucht die Gelegenheit, ein Narrativ zu schärfen, an dem auch Amoks in der NZZ basteln:

«Die palästinensischen Fundamentalisten unterhalten nicht nur beste Beziehungen zu Teheran, sondern auch zu Moskau.» So wie Israel nicht nur beste Beziehungen zu den USA, sondern zum gesamten Westen unterhält, der es bei reinen Lippenbekenntnissen belässt, wenn Israel beispielsweise mit seiner illegalen Siedlungspolitik fortfährt.

Aber Rafi sieht einäugig die ganz grossen Zusammenhänge: «Russlands Kriegstreiber Putin versteht es bestens, auf dieser Welle zu reiten und die Staaten von Brasilien bis Indien, von China bis Iran zu einer vermeintlich stabilen Achse zu formen, zu einem Parvenu der Weltpolitik, einer antiamerikanischen Internationale.»

Nun ist es bekannt, dass es im Westen natürlich immer jede Menge nützliche Idioten gibt: «Unterstützt wird diese Bewegung im Westen von einer Phalanx aus Pazifismus-Parlierern und Klappentextphilosophen, zusammengesetzt aus rechtsnationalen und linksideologischen Publizisten im moralischen Niemandsland

Dazu gehören sicherlich auch diese Manifestanten in Zürich, über die vor zwei Jahren das Investigativteam Fabian Eberhard recht neutral berichtete: «Zürich, Bern, Basel: Mehrere Schweizer Städte erlebten am Samstag Solidaritätskundgebungen für Palästina. In Zürich zogen gegen tausend Menschen durch die Innenstadt, darunter viele Jugendliche.»

Wer den ganz grossen Hammer schwingt und gegen «Pazifismus-Parlierer» poltert und behauptet, dieser «Parvenu der Weltpolitik» werde von Publizisten im «moralischen Niemandsland» unterstützt, wäre gut beraten, dafür vielleicht ein, zwei Beispiele anzuführen. Gehört da schon jemand dazu, der jegliche Gewaltanwendung im Nahen Osten verurteilt? Ist jemand ein Unterstützer Putins, wenn er auf der Einhaltung von UN-Resolutionen beharrt? Oder ein Befürworter dieser «Achse», wer das Existenzrecht eines palästinensischen Staats einfordert?

Aber für Rafi, wie für jeden undifferenzierten Haudrauf, der nicht Gedanken ausdrücken will, sondern Gefühle massieren, geht es schnell und bei jeder Gelegenheit immer um alles. Um das Ganze, wie das Constantin Seibt so unübertroffen einfältig formuliert. Dem stimmt Rafi als Mikrophonständer, als Meinungsbüttel vollkommen zu: «Es gibt nur eine Wahl: jene zwischen der freien Welt und der unfreien

Das ist ungefähr so beknackt wie die Behauptung: Es gibt nur eine Wahl: jene zwischen Tag und Nacht. Zwischen Griessbrei oder Birchermüesli. Zwischen Pest und Cholera. Zwischen Mann und Frau.