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Linke Geschäfte

Der Zürcher «Kosmos» ist ein typisches Trauerspiel.

Wenn vier Bestandteile zusammenkommen, dann kracht’s. Linke Gesinnung, Kultur, Subventionen und Geschäft.

Das «Kulturzentrum Kosmos» in Zürich ist ein Paradebeispiel dafür. Eigentlich ist es ein saftiger Schwank, der einen Regisseur wie Rainer Werner Fassbinder bräuchte, um süffig verfilmt zu werden.

Edler saufen: «Kosmos»-Bar.

Am Anfang stand ein Milliarden-Überbauungsprojekt der SBB, die Europa-Allee. Zwecks Besänftigung des linken Milieus schlug der aus der Hausbesetzerszene zum Immobilienmillionär gereifte Steff Fischer vor, doch einen Kulturtempel in die Planung einzubeziehen, für billiges Geld. Die Idee vom «Kosmos» war geboren. Kinos, Bar, Buchhandlung, Bistro, Restaurant, Platz für Events.

Beruhigungspille für Alternative.

Filmemacher Samir und Kulturveranstalter Bruno Deckert entwickelten ein Konzept, das Teil hob ab. Alles lief ziemlich gut, mit Ausnahme der Kinos. Überangebot in Zürich, eigenwillige Programmierung durch Samir. Nur die Alternative Liste (AL) fand das Projekt nicht lustig; es wurden Scheiben eingeschlagen und auf Fischers Büro ein Buttersäureanschlag verübt. Aber AL-Mitglied Samir konnte die Wogen glätten.

Die sechs leeren Kinosäle störten nicht weiter, boten aber Konfliktstoff. Denn wie immer ging es letztlich um Macht, wer hat das Sagen. Und da sind Linke nicht weniger raffiniert mit Winkelzügen unterwegs als knallharte kapitalistische Geschäftsleute.

Schön, aber leer: eines von sechs Kinos im «Kosmos».

Turbulente GV, Samir und Deckert zerstritten sich, Samir machte Zweiter. Liess das aber nicht auf sich sitzen, via «Republik» liess er stänkern, dass «rechte Kreise» den «Kosmos» übernehmen wollten.«Der Putsch» überschrieb Daniel Binswanger seine einäugige Parteinahme für Samir und deutete dessen Putschversuch in einen angeblichen Putsch rechter Kreise gegen den Filmemacher um.

Nach mühsamer Mediation sollte damals ein neuer VR gewählt werden, mit Samir, Deckert und zwei «neutralen» Mitgliedern. Aber nicht mit Samir; kurz vor der Wahl-GV rempelte er per E-Mail Deckert an und verlangte die Wahl von zwei weiteren VR – was ihm die Mehrheit garantiert hätte.

Was dahinter stand, fasste Kenner Fischer schön zusammen: «Ein etwas tiefer liegendes Problem beim ‹Kosmos› ist, dass das grosse Geld von Erb-Linken stammt.» Was er damit meinte, deutschte damals die «Weltwoche» aus: «Damit meinte er Leute wie Stina Werenfels, die aus der reichen Werenfels-Familie stammt, Filmemacher Ruedi Gerber, Sohn von Ex-Roche-Chef Fritz Gerber, Kabarettist Patrick Frey, Abkömmling einer Winterthurer Industriellenfamilie, und einige mehr. «Diese Erb-Linken sind zu Geld gekommen wie die Maria zum Kind», schrieb er. «Sie wissen nicht, wie Geld verdient wird. Schlimmer noch, sie wollen gar nicht wissen, wie Geld verdient wird. Ihr Reichtum erfüllt sie mit Scham. Sie wollen keine Kapitalisten sein wie ihre Väter. Sie wollen mit ihrem Geld Gutes tun, um eine Art von Absolution zu erlangen

Das war vor rund zwei Jahren, anschliessend gab es einen Burgfrieden mit einem rein weiblichen VR. Aber natürlich ohne Samir. Bis nun diese 5 Frauen kollektiv den Bettel im April hinschmissen. «Kä Luscht» mehr, oder vornehmer formuliert: «wegen unterschiedlicher Vorstellungen über strategische, inhaltliche und personelle Fragen, die von einer kleinen Gruppe von Aktionären aufgeworfen wurden

Diese «kleine Gruppe» ist Filmemacher Samir und ein paar Unterstützer. Der hat bis heute nicht verwunden, dass sein damaliger Putschversuch kurz vor der GV in die Hose gegangen war. Nun stänkert er, dass er eine «mögliche Überschuldung der Kosmos Kultur AG» befürchte.

Schöner Treppensteigen im «Kosmos».

Dabei geht es dem «Kosmos» relativ gut. Corona-Kredite und die Tatsache, dass sich reiche Erb-Linke 1,5 Millionen Darlehen ans Bein gestrichen haben, helfen ungemein. Wie Beat Schmid auf «tippinpoint.» richtig schreibt: «Von einer “möglichen Überschuldung” kann aufgrund des Revisionsberichts keine Rede sein.»

Wieso also das Gestürm? Logisch: «Filmemacher Samir will unbedingt in den Verwaltungsrat. Seine Gruppe hat seine Kandidatur als «ultimativ» und «nicht verhandelbar» bezeichnet. Zudem hat er sich mit einer “Bewerbung” selber zur Wahl vorgeschlagen.»

Also Putschversuch zwei eines Unermüdlichen. Das Einzige, was am «Kosmos» nie funktioniert hat, sind die Kinos. Ausgerechnet der dafür Verantwortliche will nun das Zepter über den ganzen Betrieb übernehmen. Ein Trauerspiel, wie Schmid resümiert:

«Zwei Jahre nach dem letzten Krach droht dem Kosmos abermals die Spaltung. Diesmal geht sie quer durch einst befreundete Lager. Für die Beschäftigten ist das ein ganz grosser Jammer. Sie sind letztlich die Leidtragenden der Streitereien. Im kleinen Zürcher Kulturbetrieb spielt sich das gleiche Drama ab wie in grossen börsenkotierten Firmen: Ein gespaltenes, zerstrittenes Aktionariat bringt jedes Unternehmen früher oder später an den Rand des Abgrunds – oder darüber hinaus.»

Linke Gesinnung, Subventionen, Kultur und Geschäft. Wenn das alleine noch nicht für eine Explosion reicht, braucht es nur noch ein weiteres Element als Zündschnur: Machtgier.

Und die Moral von der Geschicht? Erb-Linke können Geschäfte nicht.