Gendern? Nein, danke!
Es gibt die Bauchnabelschau in der «welches Problem habe ich heute?»-Blase. Und es gibt die Realität.
Nicht nur bei Tamedia gehört zu den wichtigsten Problemen dieser Welt – so neben dem Nahen Osten, USA – China oder dem Klimawandel – der Kampf gegen die Männersprache.
Denn glücklicherweise gibt es auf Deutsch – im Gegensatz zu diversen anderen Sprachen – verschiedene Genera. Und seit ein Volltrottel (männlich!) auf die Idee kam, das für nicht so gebildete Schichten mit «Geschlecht» zu übersetzen, werden hier ständig Zeichen gesetzt, Fanale, geht es um Haltung, Inklusion, den Kampf gegen und für.
Er hat zudem den Vorteil, dass er bequem vom Schreibtisch aus geführt werden kann. Hier wird grosses Gebrüll angestimmt, laute Klagen über angebliches Leiden geführt – ohne dass es tatsächlich zu Schäden oder gar Verletzten käme. Ausser die Sprache selbst, natürlich.
Besonders gaga wird das Ganze, wenn in ihren eigenen Bauchnabel verliebte Journalisten (also in erster Linie Journalistinnen) so tun, als beschäftige das Gendern ausser ihnen die ganze Welt, als seien auch die normalen Sprachteilhaber mit nichts anderem mehr beschäftigt, als für eine gerechte, niemanden ausschliessende Sprache.
Aber dieser Schaukampf findet nur in ausgewählt abgehobenen Kreisen statt. In der Publizistik, und leider hat er sich bereits in die Hochschulen metastasiert, wo kampffeministische Kreise sich nicht entblöden, angeblich gendergerechtes Schreiben zum Kriterium bei der Beurteilung von wissenschaftlichen Arbeiten zu fordern – und zu praktizieren.
Was meint die Bevölkerung zum Gendern?
Natürlich ist es diesen Kreisen völlig schnurz, ob ausserhalb ihrer Blasen eine Mehrheit für ihre Anliegen existiert. Aber immerhin, im Auftrag der deutschen Tageszeitung «Die Welt am Sonntag» (weiblich!) wurde eine repräsentative Meinungsumfrage durchgeführt.
Laut der sind fast zwei Drittel aller Deutschen – dagegen, unterschiedliche Geschlechter sprachlich zu differenzieren. Dazu gehört aller Schnickschnack wie Gender-Sternchen, Binnen-I oder die Vergewaltigung des Partizip Präsens (Studierende). Dazu sagen 65 Prozent ein klares Nein.
Männer sind mehr dagegen, aber auch unter Frauen beträgt die Ablehungsquote 59 Prozent. Alles Gewese und Gestöhne und Getue, wie das einige weibliche Mitarbeiter nicht nur bei Tamedia aufführen, hatte sogar einen hübschen Nebeneffekt. Letztes Jahr lehnten in Deutschland erst 56 Prozent das Gendern ab. Diese Ablehnung zieht sich übrigens auch durch sämtliche politischen Parteien; selbst bei den «Grünen» ist eine (hauchdünne) Mehrheit von 48 Prozent dagegen.
Womit für einmal erwiesen wäre, dass doch eine Mehrheit der Deutschen durchaus vernünftig sein kann.