Höhere Mathematik für die NZZ
Sind Fehlgeburten zählbar?
«Wir verdoppeln ihr Halbwissen», so hiess einmal einer dieser vielen Werbesprüche der NZZ. Genutzt hat auch dieses Sprüchlein nicht. Die NZZ verliert nicht nur Leser, sondern auch fähige Autoren. Geblieben ist einzig der Dünkel, der auch dann nicht abzieht, wenn die Zeitung eingeht.
Tolle NZZ-Journalisten gibt es immer weniger. Zum Beispiel Elena Panagiotidis. Seit Juli 2020 betreut sie als Redaktorin das weite Feld «Ausland/ News». Mit der üblichen NZZ-Verspätung berichtete sie über die Schwangerschaft von Meghan Markle, Herzogin von Sussex.
Mit der für Frauen so sensiblen Art fragt sie im Titel «Herzogin Meghan ist wieder schwanger – doch das wievielte Kind ist es?» Panagiotidis weiss nämlich, dass Markle eine Fehlgeburt erlitt.
Darum die existenziell wichtige Frage: Erwarten die Eltern ihr zweites oder ihr drittes Kind? Zählt die Fehlgeburt als zweites Kind? Die NZZ-Journalistin hämmert ihren Kopf gegen die Wand: «Aber ist es das zweite Kind – oder doch das dritte?»
Das sind Fragen, die sich hierzulande wohl nur Panagiotidis stellt. Um ganz, ganz sicher zu gehen, dass sich die Leserschaft eine Abokündigung zu Herzen nimmt, steht bei einer Bildlegende: «(…) Archie bekommt ein lebendes Geschwisterchen.» Weil: Das frühere kam ja tot zur die Welt.
«Wir halbieren Ihren Anstand», wäre auch noch ein passender Werbespruch.