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Prima Klima

Labor gerettet, Transparenz im Eimer.

Es war wieder betteln à la «Republik». 250’000 Franken her, oder das Klimalabor muss schliessen, drei Nasen verlieren ihren Job. Das Problem war nur: welchen Job? Wäre das Klimalabor wirklich eines, hätte die Mannschaft ein Jahr damit vergeudet, Reagenzgläser von links nach rechts zu schieben, Mikroskope auf- und abzubauen, Pipetten ordentlich in Reihen zu legen und Petrischalen aufeinanderzustapeln. Denn produziert hat das Klimalabor – umweltfreundlich – eigentlich nix, nicht mal heisse Luft.

Im ersten PS des wie üblich ellenlangen NL dann die frohe Botschaft: «Die Finanzierung des Klimalabors ist für ein weiteres Jahr gesichert. Wir werden das erste journalistische Produkt daraus im Spät­herbst lancieren.» Das ist selbst für «Republik»-Verhältnisse brüllend komisch. Ein paar hunderttausend Franken später wird im Herbst das erste Projekt lanciert. Wahnsinn.

Nun mag man sich fragen, wer denn so bescheuert ist, Geld in ein Labor zu stecken, das höchstens an sich selbst herumlaboriert. Dass innert kurzer Zeit die Melkkühe von «Republik»-Fans so viel Kohle aufwerfen, ist ja unwahrscheinlich. Daher: der Dank gelte «diversen Stiftungen und Privatpersonen», behauptet die «Republik».

Das Organ will ja furchtbar transparent und offen sein. Sagt es zumindest. Aber auf die Anfrage des «Klein Report», welche diversen Stiftungen hier ihr Geld verlochen, kommt eine schmallippige Antwort: «Zu den Unterstützer*innen werden wir zu gegebener Zeit informieren.»

Das ist die dummdreiste Standardantwort, wenn nicht geantwortet wird. Sie würde von der «Republik» in der Luft zerrissen werden – stammte sie nicht von ihr selbst.

Aber das ist noch nicht alles vom Klimalabor. Damit sich Spender und Leser die Zeit vertreiben können, gibt es vom digitalen Magazin ein Print-Sonderheft «Klima». So als kleiner Beitrag zur Abholzung von Wäldern im Norden. Wer nun aber meint, hier seien neue Storys versammelt, irrt. Fast alles ist kalter Kaffee, klimafreundliches Rezyklieren von längst veröffentlichten Artikeln.

Brüllend komisch ist ein Ende April bereits digital erschienenes Interview mit drei Klimaklebern. Darunter der inzwischen berüchtigte Sprecher Max Voegtli. Der hier Klimarettendes absondert, um anschliessend in den Flieger nach Paris und dort in den Flieger nach Mexiko zu steigen. Ferien mit der Freundin. Inzwischen trägt er den Übernamen «Depp des Jahres». Selten so gelacht.

Ernster wird es, wenn sich der NL in Orwells Double Speak versucht. Zunächst ist ja über die Wahlen von vier Pensionären in den Vorstand der Genossenschaft zu berichten. Gratulation, sie kamen mit nordkoreanischen rund 99 Prozent Ja zu ihrem Amt. Was die «Republik» wohl zu einem solchen Wahlergebnis sagen würde – wäre es nicht ihr eigenes?

Ach, und dann wurde noch schnell eine «ausserordentliche Generalversammlung» abgehalten und die gleichen vier Rentner in den VR der «Republik» gewählt. Das gibt’s nicht mal in Nordkorea.

Dann wird’s richtig zynisch: «Zu unserem grossen Bedauern ist aber auch Zeit für Abschied.» Zunächst von der Präsidentin des VR und auch von einem gewissen Alfonso von Wunschheim, bei dem nicht mal das «von» echt zu sein scheint.

Dann wird übergeleitet zu «in der Crew»; es folgen von Krokodilstränen begleitet fünf Namen. Abgerundet mit einer Schleimspur: «Es ist traurig, dass das Wort «danken» nicht länger, farbiger, umfassender, umwerfender ist – dann würde es Euch gerechter werden. Wir danken und vermissen Euch!»

Statt «Zeit für Abschied» wäre die ehrliche und transparente Wahrheit: die «Republik» hat diese fünf gefeuert – plus weitere drei, wenn man dem Magazin noch ein Wort glauben darf, die hier nicht erwähnt werden.

Das untätige Klimalabor ist dank erbettelter 250’000 Franken «gerettet». Im Herbst wird es dann vielleicht mal irgend etwas laborieren. Woher die Kohle kommt? Pfeif auf Transparenz, zu «gegebenem Zeitpunkt» sagen wir mal was dazu. Vielleicht. Eine Rentnerband der Einfachheit halber in Genossenschaftsvorstand und VR der AG gewählt. Mit nordkoreanischem Ergebnis. 5 Gefeuerten nette Worte nachgeschleimt.

Das soll der aufrechte, transparente, unabhängige, die Demokratie rettende Stil sein? Da bleibt nur eine Frage: wieso merken die nicht, wie unvorstellbar lächerlich sie sich mit solchem Geschwafel machen?

Der Depp des Jahres

Der Wettbewerb ist bereits im Juni entschieden.

Klarer Sieger, nicht mal nach Punkten, sondern durch K.o., heisst Max Voegtli. Er hat so deutlich gewonnen, dass man fast Mitleid mit ihm haben müsste. Aber nur fast.

Voegtli ist (oder vielleicht bald einmal war) der Sprecher von «Renovate Switzerland». Genau, die Klimakleber, die vor Kurzem den Verkehr vor dem Gotthardtunnel stauten. Denn sie haben Grosses vor:

Es sei höchste Zeit, den Klimanotstand auszurufen. Jetzt sofort müsse gehandelt werden, keine Zeit zu verlieren, wir müssen alles ändern. Vor allem natürlich auch uns selbst. Dafür steht «Renovate Switzerland», das propagiert der Mediensprecher, der wichtig bei der Gotthardautobahnblockade herumstapfte.

Mit dem Ernst der Lage entsprechendem Gesicht. Das hielt er gerne und häufig in die Kameras. Das war dann aber nicht so eine gute Idee. Denn, oh Schreck, am Flughafen Zürich erkannte ihn jemand und machte ein Foto. Als Voegtli sich gerade auf die Startbahn klebte?

Leider nein, als Voegtli auf das Boarding wartete. Für einen Flug nach Paris. Das ist schon mal peinlich, weil Paris bekanntlich bequem und auch nicht viel langsamer mit der Bahn erreichbar ist. Nicht nur Klimabewusste reisen lieber mit dem TGV. Bis man am Flughafen Kloten ist, Check-in, Sicherheitskontrolle, Verspätung, Landung im Monster Charles de Gaulle in Paris, dann noch eine halbe Stunde S-Bahn bis ins Zentrum (mit dem Taxi dauert’s noch länger), es gibt eigentlich keinen Grund, nach Paris zu fliegen. Ausser, man fliegt gerne.

Das war schon ziemlich peinlich. Aber das lässt sich noch steigern. Denn Paris war nur Zwischenstopp; von dort aus ging’s dann weiter nach Mexiko. Ach, vielleicht zum Jahrestreffen aller Klimakleber der Welt? Nein, schon wieder falsch, für einen zweieinhalbmonatigen Ferientripp.

Aber auch damit hätte Voegtli vielleicht Mitbewerbern um den Titel Depp des Jahres noch eine Chance gelassen. Doch das konnte er verhindern. Er hat nämlich ein Rechtfertigungsvideo ins Netz gestellt, dass dem Wort Fremdschämen eine neue Dimension verleiht. Es ist so oberpeinlich, dass man starke Nerven braucht, um es anzuschauen.

Der schönste Satz, mit dem allein er sich bereits den Titel verdient hat: «Ich bin eine Privatperson und fliege sonst sehr selten.» Ausserdem beschwert er sich bitterlich darüber, dass man ihn einfach knipst:

Das könnte er allerdings auch als Privatbürger vermeiden, wenn er sich erst gar nicht in einem Flughafen aufhalten täte.

Aber ZACKBUM möchte niemandem den Spass verderben, sich dieses Video vollständig reinzuziehen. Zwei Minuten, die an Peinlichkeit schwer zu überbieten sind. Die Klimakleber haben’s schon nicht leicht …