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Wumms: Max Küng

Alle haben was zu Rammstein gesagt. Nein, einer fehlte noch.

Zäh ist er, das muss man ihm lassen. Seit 1999 verziert Max Küng die Seiten des «Magazin». So ziemlich alles hat er überstanden. Selbst die Zweitverwertung eines Werbetextes für einen Möbelhersteller. Das verzieh ihm Finn Canonica grosszügig.

Jede Woche eine Kolumne über irgendwas, elegant geschriebener Quark. Tiefes Schweigen aber zum Roshani-Skandal. Natürlich, seine gesammelten Werke erscheinen bei Kein & Aber. Das wäre aber auch kein Grund, auf Anstand und Zivilcourage zu verzichten. Doch Feigheit ist natürlich arbeitsplatzsichernd.

Dafür meint Küng, auch er müsse noch sein Scherflein zum Rammstein-Bashing beitragen. Spät kommt er. Andere Organe wie der «Blick» befinden sich bereits auf dem ungeordneten Rückzug und löschen die ersten Schmierenartikel, weil sie dazu gezwungen werden.

Jetzt hat’s auch Küng gerafft: «Unser Kolumnist fand die deutsche Band schon immer doof.» Schön, dass wir das nun wissen. Aber immerhin, zuerst gibt’s ein Lob. Dieses Zitat von Tom Kummer ausgraben, das ist eine Trouvaille: «Die ‹Weltwoche›, wo sich Kolumnisten ohne Scham, Konvertiten ohne Gedächtnis und Belehrer ohne Grenzen besonders gut verbreiten.» Der Berufsfälscher hatte eben schon immer zu allem eine Meinung, problemlos auch ihr Gegenteil.

Was unterscheidet Küng von Kummer? Der erste Buchstabe des Nachnamens nicht. Ansonsten gilt: Kummer fälscht, Küng kopiert.

Dann muss ZACKBUM aber die Formulierung «elegant» zurücknehmen, denn das hier ist eine sprachliche Geröllhalde: «Die Sympathien zur deutschen Band bröckeln, es ist ein Rammsteinschlag à la Brienz im Gange.» Aua.

Dann zitiert Küng ein paar ausgewählt flache Strophen von Rammstein, um zu belegen, dass die Band ganz doof sei. Nur hat der Lyriker Lindemann auch anderes vorgelegt, was in der NZZ auf einem ganz anderen Niveau gewürdigt wurde.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, wusste schon Gorbatschow. Aber das «Magazin» ist dermassen aus allem gefallen, aus der Zeit, aus jedem Anspruch, aus jedem Qualitätslevel, dass es auf einen Quatschtext mehr oder weniger auch nicht ankommt.

Nach schnippelfreien Rezepten für verantwortungslose vegane Mamis, was kann man da noch erwarten? Vielleicht den Ratgeber «wie betätige ich einen Lichtschalter richtig», oder «selber atmen, die zehn besten Tipps». Oder «wie man alle 164 Gender sprachlich richtig inkludiert». Oder «desavouiert, feige, unanständig, heuchlerisch, aber nie um einen besserwisserischen Ratschlag verlegen – na und

Allerdings ist Küng erst 54 Jahre alt. Mindestens zehn Jahre muss er noch durchhalten. Aber ob das der Leser aushält?

Die «Magazin»-Memmen

Hat man so viel kollektive Feigheit schon jemals gesehen?

Bruno Ziauddin ist als Stellvertreter von Finn Canonica auf dessen Stuhl gerutscht. Bei der Gelegenheit verabschiedete er seinen Chef mit einer Eloge und vergass zu erwähnen, dass der gefeuert worden war. Als seine Mitarbeiterin Anuschka Roshani gefeuert wurde, blieb er stumm. Wenn man ihn heute fragt, was denn da abging, verweist er schmallippig auf die Medienstelle von Tamedia.

Im aktuellen Editorial sabbert er über Eltern mit Kindern und solche ohne. Und über einen Zahn Lumumbas, ein Thema, das ihn «aufgewühlt und ja: wütend gemacht» habe. Das Thema, ob sein ehemaliger Chef weggemobbt wurde oder jahrelang seine Mitarbeiterin quälte, das lässt Ziauddin aber öffentlich völlig kalt.

Dann haben wir den Kampffeministen und Fan inkludierender und nicht diskriminierender Sprache Philipp Loser. Schnell zur Hand, wenn es aus Gutmenschenperspektive etwas zu verbellen gilt, wenn es einen Konzernjournalisten braucht, der einen unliebsamen Konkurrenten so niederschreibt, dass der Artikel gelöscht werden muss und er selbst zu Kreuze kriechen. Bleibt stumm. Katja Früh: kein Wort. Kaltërina Latifi? Schreibt übers Duzen. Christian Seiler? Über «Sushi oder das Rätsel der Aale». Anita Blumer, «Autorin und Regisseurin»: über Kinder. Simona Pfister? Über Simone de Beauvoir. Eva Hirschi? Über «ein Tag im Leben». Max Küng? Hat sich verirrt.

Im Impressum sind neben Bruno Ziauddin und seiner stellvertretenden Quotenfrau Barbara Achermann drei  Redakteure aufgeführt, darunter Mikael Krogerus, der Partner der «feministischen Aktivistin» Franziska Schutzbach. Dazu sieben «redaktionelle Mitarbeiter». Diverse von ihnen sind Autoren im Verlag «Kein & Aber» des Gatten von Roshani, wie zum Beispiel Nina Kunz.

Es gibt kaum ein Unrecht auf der Welt, dass das «Magazin» noch nicht angeprangert hat. Sexuelle Übergriffe, Ausnützung von Machtpositionen, Diskriminierung, Anzüglichkeiten, #metoo, Frauen als Opfer von Machomännern: aber hallo, wo sich ein Thema an den Haaren herbeiziehen liess, da war das «Magazin». Und gab es keine Haare, drehte es Locken auf der Glatze.

Nun wogt seit über einem Monat eine Debatte, ob die Behauptungen von Roshani zutreffen, ihr ehemaliger Chef habe sie jahrelang gemobbt, diskriminiert und gedemütigt. Auch coram publico, also vor Zeugen, vor anderen Redaktionsmitgliedern.

Aber hat es ein einziges bislang geschafft, mit Namen hinzustehen und Zeugnis abzulegen? Nein. Es gibt nur anonyme Heckenschützen, die alles als «noch viel schlimmer» beschreiben. Wenn sie nicht von den jeweiligen Autoren der Konkurrenz erfunden wurden. Es gibt eine Recherche vom «Schweizer Journalist», der acht Mitarbeiter zitiert, die übereinstimmend sagen, dass sie solche Verhaltensweisen von Canonica nicht erlebt hätten, es kein Mobbung gegeben habe und das Klima auf der Redaktion gut gewesen sei. Aber auch sie machen das anonym.

Man habe sich nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen können, ist das sackschwache Pseudoargument aus der Dunkelheit des Schweigens. Herrscht da Schiss vor arbeitsrechtlichen Folgen? Nun, gratis aus der Anonymität wäffeln, das ist billig. Hinstehen und Konsequenzen gegenwärtigen, das bräuchte einen Funken Zivilcourage.

Nicht mal den bräuchten die schreibende Schmachtlocke Daniel Binswanger und der in anderen Zusammenhängen tief gründelnde Reporter Daniel Ryser. Aber auch sie haben ein Schweigegelübde abgelegt, ignorieren wie alle anderen Anfragen, als wären sie bereits im Kloster.

An alle diese Maulhelden und Memmen öffentlich die einfache Frage: Glaubt Ihr wirklich, angesichts dieses Verhaltens glaubt Euch noch irgend jemand Eure Ansichten über irgend etwas? Und Zusatzfrage: Schämt Ihr Euch denn gar nicht, wenn Ihr morgens in den Spiegel schaut?

 

Das Mies-«Magazin»

Ein Schatten, der Schatten eines Schattens von früher.

Die Geschäftsleitung von Tamedia attestiert dem «Magazin» doch tatsächlich «hervorragende Leistungen». Das ist ungefähr so realitätsnah, wie wenn man einen Artikel aus «20 Minuten» für den Pulitzer-Preis vorschlagen würde.

Denn eine der publizistischen Höchstleistungen von Finn Canonica, dem im Feuer stehenden ehemaligen «Magazin»-Chefredaktor, bestand bekanntlich darin, einen eisernen Sparkurs durchzuziehen, den die Mehrheit der Redaktion mit Kündigung beantwortete (freiwillig oder unfreiwillig). Keine eigenen Reportagen mehr, ein paar Kolumnen und billig Eingekauftes. Das wurde die neue Blattmischung.

Wir wollen hier nicht nostalgisch an frühere Glanzzeiten des «Magazin» erinnern, sondern aus gegebenem Anlass einfach die aktuelle Ausgabe anschauen.

Diese Arbeit ist ziemlich schnell erledigt, das Blatt umfasst noch gerade 32 Seiten. Da muss haushälterisch vorgegangen werden, schon seit Längerem ist das Editorial oberhalb des kurzen Inhaltsverzeichnisses reingequetscht.

Diesmal ist es von einer geradezu brüllenden Komik, wenn auch unfreiwillig. Es beginnt mit der Nacherzählung einer Kurzgeschichte von Alfred Döblin, die den Autor zur Selbsterkenntnis führt: «Vermutlich ist das schlechte Gewissen gegenüber den Kreaturen um uns herum, die wir schlechter behandeln, als es unser Weltbild erlaubt, den meisten nicht fremd, mir jedenfalls nicht.»

Allerdings meint er mit der Klage, «dass wir zu anderen gemein sind, obwohl wir doch eigentlich das Beste wollen», nicht die Zusammenarbeit auf der Redaktion. Sondern diese Ausgabe nimmt sich (wieder einmal) die alte Frage vor, wie es denn wäre, wenn Tiere «ähnliche Rechte besässen wie wir Menschen». In Basel scheiterte vor Kurzem eine entsprechende Initiative krachend; in ihrem Umfeld wurde diese Frage ausreichend diskutiert.

Hier schreckt aber die Autorin offenbar nicht vor einem geschmacklosen Vergleich zurück: «Jene, die den Gedanken (an Tierrechte, Red.) lächerlich finden, erinnert Svenja Beller an einen Gerichtsprozess in England vor 250 Jahren, als vor einer ungläubig lauschenden Zuhörerschaft ein Richter erstmals einem Sklaven Personenrechte zusprach

Dieser Stuss wird hier vor einer ungläubig lesenden (und zahlenden) Kundschaft dargeboten.

Auf Seite 4 kolumnieren dann Philipp Loser und Nadine Jürgensen. ZACKBUM weiss sich des Applauses seiner Leser sicher, wenn wir darüber einfach kein Wort verlieren. Oder doch, nur ein Satz: «Wir drei Gründerinnen von elleXX sind allesamt auch Mütter.» Inzwischen darf hier jeder (und jede) Schleichwerbung für alles machen …

Dann kommt Kochkenner Christian Seiler zu Wort. Der hat auch schon in so ziemlich alles ausser in einen Michelin-Reifen gebissen, also fällt ihm nur noch eine Verneigung vor der Sardelle ein, «diesem ebenso ungewöhnlichen wie unterschätzten Schwarmwesen».

Dann kommt wie angedroht die Verneigung vor dem Tier (das eine Seite vorher noch gewissenlos gefressen wird). Aber Beller weiss: «Schon bald werden wir zurückblicken und uns dafür schämen.» Nimm das, Christian.

Auf der Ebene Illustration erreicht das «Magazin» Tiefen, die zuvor nicht für möglich gehalten wurden. Es serviert seinen Lesern nämlich einen Rüssel. Auf einer ganzen Seite:

Rüssel eines unbekannten, wohl rechtlosen Elefanten (Screenshot «Magazin»).

Über 8 Seiten erstreckt sich diese Tier- und Leserquäleri, nur kurz unterbrochen von der neckischen Frage «Porsche oder Ferrari?». Mit dem nochmals ganzseitigen Schlussbild kann sich ZACKBUM jeden weiteren Kommentar ersparen:

Da greift sich selbst der Schimpanse an den Kopf (Screenshot «Magazin»).

Die gute Nachricht zwischendurch: mit dem Interview zur Frage «Wie hält man das weltweite Artensterben aus?» sind wir bereits halb durch. Auch hier schaffen ganzseitige Bilder wenigstens Luft für den geplagten Leser:

«Wenn ein Baum gestorben ist, trauern dann die anderen Bäume um ihn?»
Original-Bildlegende …

Auch die nächste Bildlegende hinterlässt tiefe Spuren beim Leser: «Die Bäume verdursten, und wir schauen weg. Ist der Mensch in Bezug auf Pflanzen und Tiere ein Soziopath?» Vielleicht sollten sich diese Frage mal Tamedia-Mitarbeiter über sich selbst stellen …

Noch ein Interview mit den beiden Gutmenschen Milo Rau und Wolfgang Kaleck. Dem Leser schlafen schon beim Titel beide Füsse ein: «Sie wollen nicht weniger, als die Welt verändern». Wie fängt der Text an? «Krieg, Ausbeutung, Ungerechtigkeit sind die grossen Themen …» Spätestens hier schliessen sich die Augen den Füssen an.

Auf Seite 30 eifert dann Max Küng den anderen Kolumnisten nach. Da es keinen neuen Pfister-Katalog zu betexten gibt, schreibt er über das Velofahren. Genau, diese «Zahlenpoesie» ist viel besser als Schäfchenzählen.

Wobei, es lockt noch das Kreuzworträtsel der unverwüstlichen Trudy Müller-Bosshard. Aber dann hat das «Magazin» ein Einsehen mit den Lesern. Halt, nicht ganz, mangels Inserenten prangt auf der Rückseite ein Eigeninserat des Hauses, das sich nun auch nicht jedem Leser erschliesst:

ZACKBUM ist sich sicher: das ist eine heimtückische Kritik am «Tages-Anzeiger». Der schreibt offensichtlich von Montag bis Samstag Unbegreifliches, was dann erst am Sonntag erklärt werden kann.

So gemein …

Es war einmal «Das Magazin»

Im allgemeinen Elend gibt’s ein besonderes.

«Das Magazin», vormals nur Beilage beim «Tages-Anzeiger», war mal etwas Grossartiges. Riesenauflage (die inzwischen noch riesiger geworden ist), völlig losgelöst von Verkaufszwang, eine Spielwiese par excellence. Es war ein Ritterschlag, dort zu publizieren, und die Redaktion gab ihr Bestes, hohes Niveau in eigenen Beiträgen vorzulegen.

Dann ging’s bergab. Steil. Totengräber Finn Canonica begleitet den Niedergang ungerührt, verwaltet das Elend wie weiland Res Strehle im Mutterblatt. Sozusagen die Symbolfigur für den intellektuellen Sturzflug war Daniel Binswanger, der Woche für Woche Sottisen von sich gab, über die man sich ein Weilchen aufregte, bis man die Energie für die Lektüre sparte.

Seither entwickelte sich das «Magazin» immer mehr zu einer Beilage, die viele wie Werbebroschüren von Aldi oder Hotelplan aus dem mageren Samstagsblatt schütteln und entsorgen.

Wenn man das für einmal nicht tut, wird man bestraft. Zunächst ein Schrumpf-«Editorial», eine Paula Scheidt schreibt über das, worüber Journalisten immer lieber schreiben: ihre eigene Befindlichkeit, ihr Verhältnis zum Bewegtbild. Als lange Einleitung zur Titelstory des Hefts, die dann doch noch kurz erwähnt wird.

Auf der nächsten Seite schaut einen eine übellaunige Kaltërina Latifi an und beschwert sich über den angeblich «scheinheiligen Umgang mit Flüchtlingen» im Vereinigten Königreich. Sie lässt den Leser an ihrer Weltläufigkeit teilhaben «schlage ich die «Sunday Times» auf» und erwähnt lobend, dass Grossbritannien 1,3 Milliarden Pfund für die Ukraine bereitstelle. «Gut so, denke ich mir.»

Aber dann muss sie streng tadeln, es gäbe da so eine Abmachung zwischen GB und Ruanda, die ihr höchstes Missfallen erregt. Wie würde die Queen sagen: «we are not amused.» Latifi hingegen zeigt, dass sie es nicht so mit englischen Sprichwörtern hat: «You can have your cake and eat it.» Ist im Original etwas anders, aber original wird doch überschätzt.

Kaum hat man diese Ladung schlechter Laune hinter sich, gerät man vom Regen in die Traufe, oder in die Jauche, um auch hier abzuändern. Richtig, Konzernjournalist und Allzweckwaffe Philipp Loser hat nun das Wort. Auch sein Titel strahlt Optimismus aus: «Nein, nein, nein».

Wie häufig bei Loser, wenn er nicht Fertigmacherjournalismus im Auftrag seines Herrn betreibt, ist es nicht ganz einfach, seinen Gedankengängen zu folgen. Es geht irgendwie um das Stimmrechtsalter 16, oder dann doch um das Stimm- und Wahlrecht für Ausländer. Dabei versteigt sich Loser zu eher dunklen Sätzen wie:

«Es ist nicht an jenen, die schon mitbestimmen, über jene zu urteilen, die das nicht dürfen.»

Himmel hilf dem Leser, das zu verstehen.

Als Nächste schaut einen Katja Früh miesepetrig an und schreibt – über sich selbst, worüber denn sonst. Ihre Tochter habe geheiratet, teilt sie dem Leser mit, als ob den das interessieren würde. Auch Früh interessiert das nicht wirklich, es ist nur die Einleitung, über ihre eigene Hochzeit zu schreiben – als ob das den Leser interessieren würde. Wer sich bis zum Schluss durchkämpft, wird damit belohnt, dass die Drehbuchautorin sich daran erinnert, dass eine Klammer mit Rückkehr zur Einleitung doch zum Standardrepertoire gehört.

Wir gönnen uns einen doppelten Espresso, denn wir haben noch «Kant oder Hegel» zu überstehen (wir lassen Gnade walten und ersparen diesen Sauglattismus dem Leser), ebenfalls das ungefilterte Gewäffel des «russischstämmigen Autors Alexander Estis». Oder wen interessieren Ausführungen über das «immer repressivere, faschistoide Regime in Russland»?

Dann folgt weiteres Nebensächliches, darunter eine gähnlangweilige Story über Kinder-Influencer. Dann ein Gewaltsstück über den sibirischen Permafrost. Wow, will man schon denken, bis man sieht: aus dem «New Yorker» eingekauft, auf fast 12 Seiten ausgewalzt, nicht mal selbst übersetzt. Copy/paste-Journalismus vom Schlimmsten.

Dann noch eine Seite vom ewigen Kolumnisten Max Küng, der halt seit Jahren aus Nichts ein Nichts machen kann, und das mit nichts. Genauer gesagt, eine Anreihung von belanglosen Nichtigkeiten. Bücherbrockenhaus, Spinnenkatalog, Lavabowle. Küng lesen, das ist wie in Zuckerwatte beissen. Nur nicht so süss.

Und damit, lieber Leser, ist entweder die aktuelle Ausgabe des «Magazin» zu Ende – oder ZACKBUM zu fertig, um weiterzumachen.

Das Schönste kommt doch immer am Schluss.

Halbiertes Magazin

Nur sechs  Jahre liegen zwischen zwei so unterschiedlichen Magazin-Ausgaben.

Beim Aufräumen ist mir ein Magazin von Tamedia in die Hände geraten. Die Ausgabe vom 30. August 2014 mit immerhin 48 Seiten. Auf dem Titelbild ausgerechnet die beiden jüdischen Autoren Thomas Meyer und Beni Frenkel. Meyer verdient heute sein Geld unter anderem als Ratgeberonkel beim Sonntagsblick. Frenkel schreibt fleissig für ZACKBUM.ch.

Das Interview, geführt von beiden damaligen Magazin-Reportern Sacha Batthyany und Miklos Gimes, ist auch nach sechs Jahren noch höchst unterhaltsam und spannend. Der damalige Aufhänger für das Gespräch: die Affäre Geri Müller, in dessen Zusammenhang von «jüdischen Kreisen» die Rede war.

Im Magazin von 2014 schrieb noch der Philosoph Daniel Binswanger, heute bei der «Republik». Max Küng dozierte verspielt über einen Abend zu Hause («Man kontrolliert zum vierten Mal die Lottozahlen der Abendziehung – vielleicht hat es ja eine Korrektur gegeben»). Matthias Daum (heute «Die Zeit, Schweizteil») und Peer Teuwsen (heute NZZ am Sonntag) stellten die Frage, wer heute die Schweiz regiert. Und gaben die Antwort «Das Volk als Drohkulisse. Abstimmungskampagnen mit zweifelhaften Chancen. Reiche SVP-Kreise. Aber auch linke Kreise setzen Appelle an den Souverän geschickt ein». Und noch eine Fragestellerin: Autorin Anuschka Roshani liess sich darüber aus, warum heute jeder an seinem Körper arbeite. Hübsch: die folgende 10-seitige (!) Bildstrecke über Las Vegas und wer überhaupt noch dortbleibt. Dann eine Doppelseite von Schriftstellern Sibylle Berg über «die guten Freaks.» Ein Meisterstück. Der Longseller: Das Buchstabenrätsel von Trudy Müller-Bosshard. Den Abschluss machte «Fünfzehn Minuten im Leben», selbstverständlich mit Portrait eines Profifotografen.

Kurzum: ein reichhaltiges Heft mit viel Swissness und eigenen Texten. Eine Samstagsfreude.

Nun der Quervergleich zum Magazin Ausgabe 2020. Es ist das Magazin vom 3. Oktober. Nur noch 32 Seiten. Die Titelgeschichte stammt vom Stern-Reporter (Wikipedia-Eintrag) Jan Christoph Wiechmann. Er schreibt über die eben herausgekommene Autobiografie von Madeleine Albright und führt dafür mit der ehemaligen US-Aussenministerin ein Interview. Das ist ziemlich vorhersehbar. Zum Zug kommt mit einer Kurzkolumne Thomas Widmer, den man von seinen originellen Wanderbeschrieben im Tagi kennt. Welch Zufall: Autorin Anuschka Roshani schreibt wieder über Körper, diesmal «Das Rätsel Testosteron» und ob das Hormon den Männern in der Krise helfe. Einen Auftritt hat auch Arnold Schwarzenegger. Er ist – in jüngeren Jahre aufgenommen – Fotomodell für einen länglichen Text über die Geschichte des Bodybuildings. Die ganzseitigen Rubriken von Christian Seiler (Essen und trinken), ein Tag im Leben von (Zu Hause bei, Foto «privat») und Max Küng gibt’s immer noch. Sie funktionieren eigentlich nach wie vor.

Doch Max Küng scheint nach über 20 Jahren Kolumnistendasein ein bisschen ausgebrannt.

Aktuell heisst seine Rubrik «Ich war noch niemals in». Wem nichts in den Sinn kommt, macht Ausflüge und schreibt darüber. Aber das könnte auch für den Schreibenden gelten. Zieht er einfach ein altes Magazin aus der Schublade und macht einen Quervergleich zu heute. Und er wagt auch noch ein Fazit: Früher war das Magazin dicker – und besser. Immerhin: Chefredaktor ist nach wie vor Finn Canonica.