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Lügen-Kosmos

Es ist offenbar alles noch viel schlimmer. Wer übernimmt Verantwortung?

Wie meist, wenn ein Potjemkinsches Gebäude zusammenkracht, kommt in der Ruinenlandschaft Hässliches zum Vorschein. So wie hinter der glitzernden Fassade des «Kosmos», wo sich Schickeria, reiche Erben und viele Dummschwätzer darin sonnten, hier ganz furchtbar alternativ eine Insel der guten Kultur, des Engagements für Unterdrückte und Beleidigte zu bewirtschaften, und überhaupt einen Beitrag zur Verbesserung der Welt zu leisten.

Allerdings spielte weniger eine Rolle, dass Gutsein auch kostet. Die Miete, der Unterhalt, die Events, eine Payroll, auf der sich bis zu 120 Mitarbeiter tummelten, was soll’s, irgend einer wird schon zahlen. Wir leben lieber unsere Flips aus, sagten sich die verantwortungslosen Verantwortlichen.

Matthias Ackeret von persoenlich.com steuert die Anekdote bei, dass er dort Veranstaltungen durchführte. Mit einer Ausnahme. Im Rahmen von «Zürich liest» wollte Ackeret über das Buch «Das Blocher-Prinzip» mit dem Namensgeber ein Gespräch führen. Feste Vereinbarung, gedruckte Plakate. Bis dann plötzlich Samir fand, «aus ideologischen Gründen» gehe das nicht.

Ort der Begegnung, Austausch, Inklusion, keine Ausgrenzung, selten demaskierte sich solches Gedöns klarer als hier.

Letztlich geht es auch den Linken, und vor allem denen, ums Geld. Denn wer räumt nun das Schlamassel auf, gibt es Haftbarkeiten? Wie «Inside Paradeplatz» berichtet, ist durch den Konkurs ein Gesamtschaden von rund 20 Millionen Franken entstanden. Da erhebt sich natürlich die Frage, ob jemand wenigstens für offene Handwerkerrechnungen oder das Schicksal der 71 Angestellten gerade steht.

Dass von der SBB 8 Millionen, von der ZKB 1,5 Millionen, ein noch offener Covid-Kredit von 1,5 Millionen und rund 8 Millionen von Aktionären durchs Kamin rauschen, ist das so? Muss da (Staatsknete!) der Steuerzahler die Rechnung zum Teil übernehmen?

Die wirtschaftlich nicht ganz unbeleckte Monica Glisenti, die vorletzte VR-Präsidentin, unter deren Herrschaft das «Kosmos» offenbar ungebremst in den Abgrund rauschte, versucht sich bereits in Schadensbegrenzung:

«Wenn nun Roberto Feusi und Valentin Diem (die letzten VR-Mitglieder, die die Bücher deponierten, Red.) beklagen, sie seien nicht ausreichend informiert gewesen, liegt es vermutlich eher daran, dass sie sich nicht informiert haben.»

Allerdings behauptet das auch François Chappuis: «Die fünf Frauen im alten VR stellten immer alles glänzend dar, doch der gezeichnete Zustand entsprach überhaupt nicht den Tatsachen.»

Hier wird die Story nun schräg, anrüchig und unappetitlich. Denn der Psychotherapeut Chappuis hatte still und leise die Aktienmehrheit am Kosmos übernommen und den neuen VR installiert, der dann Kassensturz machte und sofort Konkurs anmeldete.

Wer hatte verkauft? Laut IP in erster Linie Steff Fischer, Vorzeigelinker, Immobilienmillionär und Geburtshelfer des «Kosmos», aber auch Komiker Patrick Frey, sowie Ruedi Gerber, Sohn von Roche-Gerber und typischer Erblinker. Offenbar schwant hier einigen, dass es Zeit sei, das sinkende Schiff zu verlassen.

Auch der letzte VR Robert Feusi beschwert sich: «Uns wurde nie reiner Wein eingeschenkt, erst die externe Analyse brachte das gigantische Loch zum Vorschein. Die Zeche zahlen nun 71 Angestellte und viele Gewerbler.»

Vorher zugedecktes gigantisches Loch, fliehende und verkaufende Renommier-Linke, alles sei offen und transparent gewesen, sagt die vormalige VR-Präsidentin, einem blauäugigen Investor werden Schrottaktien angedreht, was stimmt nun? Vielleicht sollte man hier darauf hinweisen, dass Konkursverschleppung ein Straftatbestand ist …

Gleichzeitig beginnt bereits das grosse Zusossen, Rundquatschen, Nebelpetardenwerfen. Exemplarisch der Reserve-Co-Chefredaktor des Tagi. «Zu wenig Geld», konstatiert Mario Stäuble, «der Spirit des Anfangs» sei dann mal verpufft, und natürlich, «hinzu kam dann die Pandemie». Als sei «Kosmos» nicht dagegen versichert gewesen. Und «zu wenig Geld»? Im Gegenteil, zu viel Geld wurde ausgegeben. Aber eben nicht das eigene, sondern es wurde gebettelt und gemurkst, deswegen sitzen alleine die SBB auf 8 Millionen unbezahlter Miete.

Eine wichtige Frage muss hier beantwortet werden: wer übernimmt Verantwortung für dieses Desaster? Freiwillig oder gezwungenermassen?

Und: kümmert sich jemand um die offenen Handwerkerrechnungen und das Schicksal der Angestellten? Oder zeigen diese Linke mal wieder, dass wohlfeile Sprüche ihre Sache sind, die Konsequenzen des eigenen Versagens zu tragen, hingegen weniger?

Wird es eine Kollekte geben, wird Solidarität gelebt, werden Verwaltungsräte endlich einmal haftbar gemacht? Spannende Fragen.

So nebenbei: ob es den alten und dem frischgebackenen VR der «Republik» noch ganz wohl in der Haut ist? Denn auch hier könnten sich interessante Verantwortlichkeit- und Haftungsfragen stellen. Man denke an den ständigen Warnhinweis der Revisionsstelle über die Gefährdung der Weiterexistenz der «Republik». Die Lektüre würde sich vor allem für Roger de Weck lohnen  …

Wumms: Michèle Widmer

Nachtreten ist in. Aus der geschützten Werkstatt.

Michèle Widmer ist Redaktorin bei persoenlich.com. Das sei das «Online-Magazin für Entscheider und Meinungsführer». Seine Grundhaltung ist: ja keine Lämpen mit niemandem. Denn wir müssen ja vom Wohlwollen der Entscheider und Meinungsführer leben.

Als Meinungsventil führt perssoenlich.com einen Blog. Hier äussern sich Entscheider und Meinungsführer im Westentaschenformat. Auch Redakteure dürfen ganz gelegentlich zum Griffel greifen, wenn Matthias Ackeret mal gerade nichts zu sagen hat. Daher kaut Widmer ein Stück Konzernjournalismus aus dem Hause Tamedia wieder:

Die beiden Lohnschreiber Andreas Tobler und Sandro Benini hatten versucht, aus dem Abgang des Kolumnisten Henryk M. Broder bei der «Weltwoche» eine Massenflucht herbeizufantasieren. Aber wie es bei den Rechercheriesen von Tamedia und «Republik» üblich ist: steile These, beinharter Haltungsjournalismus – aber nichts dahinter.

Das wäre sicherlich Anlass für ein paar kritische Worte einer Redaktorin, die sich professionell mit Kommunikation und Medien befasst. Kritische Bemerkungen fallen tatsächlich, allerdings:

«Im Falle der Weltwoche lassen sie sich von einem Medium bezahlen, das Partei für Wladimir Putin ergreift. Sie verhelfen mit ihren Texten einem Medium zu Reichweite, das den Krieg in der Ukraine verharmlost. Ihre Kolumnen erscheinen nicht im luftleeren Raum, Leserinnen nehmen die Schreibenden als Weltwoche-Autoren wahr. Sie sollten sich die Frage stellen: Wo liegt meine Schmerzgrenze?»

Die Schmerzgrenze gegenüber Widmer liegt da, wo sie bereits eingangs mit einem Falschzitat arbeitet. Der Kolumnist Broder habe sich «zum Abschied öffentlich von den «Russlandverstehern» in der Weltwoche distanziert». Er verwendete aber das böse Wort von «Putinverstehern». Wobei beides absurd ist, denn der Versuch, etwas verstehen zu wollen, ist der Offenlegung wie bei Widmer, dass sie nicht viel versteht, deutlich überlegen.

Im Qualitätsmedium persoenlich.com darf Widmer unkontrolliert behaupten, die WeWo ergreife Partei für Putin, verharmlose den Krieg in der Ukraine. Beide Anwürfe erhebt sie ohne den geringsten Beleg dafür. Sie übernimmt einfach unreflektiert das Narrativ der Verleumdung. Auch ihr fällt nicht auf, dass die WeWo, die nun wirklich Diversität der Meinungen lebt, von Konzernjournalisten kritisiert wird, die nicht mal im Alptraum daran denken würden, in ihren Organen von der vorgegebenen Linie abweichende Meinungen zu veröffentlichen.

Bevor die Lohnschreiber von Tamedia sich mal trauen, ihren Big Boss Supino zu kritisieren, weil der Profitdenken und die Aufteilung des Konzerns in unabhängige Profitcenter über alles stellt, bevor sie mal ihren Oberchefredaktor Rutishauser wegen seinen kriegerischen Tönen im Ukrainekrieg kritisieren, sollten sie einfach etwas kürzer treten, wenn sie gegen ein Magazin austeilen, in dem man sogar dem Verleger und Chefredaktor mit Anlauf Contra geben kann.

Wir sind gespannt, wann Widmer mal einen Blogbeitrag verfasst, in dem sie harte Worte zu Blocher TV findet … Aber das liegt sicherlich deutlich unterhalb ihrer Schmerzgrenze.

Blochen mit Blocher

Wann ist genug auch genug im Blocher TV?

Es gibt Fans, Hasser und Gleichgültige. Inzwischen ist die TV-Satire oder das Langzeitexperiment, je nach Blickwinkel, zu Folge 769 gereift. Jede Woche ein Treffen zwischen Alt-Bundesrat Christoph Blocher und dem Mikrofonständer Matthias Ackeret.

Vor wechselnden Kulissen, drinnen, draussen, mit Ankerbild oder ohne. Aber immer zwei Herren, meistens mit Krawatte. Einer spricht und gestikuliert, der andere schweigt und schaut interessiert. Sollte der Redefluss wider Erwarten mal versiegen, wirft er ein neues Thema in den Raum und schaut dann wieder ruhig zu, wie sich sein Gesprächspartner daran abarbeitet. Oder den Einwurf schlichtweg ignoriert und was anderes erzählt.

Christoph Blocher ist inzwischen 81 Jahre alt. Er kann immer noch populistisch, er kann immer noch einfach, er kann immer noch mit den Armen rudern. Aber sollte er auch? Hören wir mal in ein paar Worte der Folge 769 hinein. Die dauert 23.13 Minuten. Redeanteil Blocher: gefühlte 57 Minuten. Redeanteil Ackeret: drei Soundbites.

Einige Highlights:

  • «Jede Kriegspartei macht mit einer Mitteilung Propaganda für sich.»
  • «Was will der Russ› eigentlich
  • «Die Schweiz ist jetzt im Krieg mit Russland»
  • «Zwingli sagte schon: Das Grausamste im Krieg sind nicht die Soldaten. Aber die Brotsperre.»
  • «Für Russland gehört die Ukraine zu ihnen.»
  • «Man kann nicht ausklammern, was die USA und die NATO gemacht haben.»
  • «Ich hoffe, dass die Russen in der Ukraine bleiben und nicht nach Polen einmarschieren. Nach Polen stünden sie vor Deutschland, also dann an unserer Grenze.»

Nur einmal versucht Ackeret, sanft einzugreifen. Als Blocher sagte: «Putin führt keinen richtigen, barbarischen Krieg.» – «Es gab da schon ein paar Kriegsverbrechen», wagt Ackeret einzuwerfen. Das wird nicht wirklich gnädig goutiert:

Links redet’s, rechts hört’s zu.

«Das müsste noch genauer abgeklärt werden. Und wer klärt’s ab? Die Amerikaner für die Ukrainer. Das ist doch von vornherein unglaubwürdig.» Moderator abgeklatscht, weiter im Text: «Das wäre etwas für die Schweiz. Aber wie der ehemalige US-.Botschafter in der Schweiz beschreibt in der «Weltwoche», wie wir die Neutralität kaputt gemacht haben. Wusste gar nicht, dass das international solches Aufsehen erregt. Und wir Trottel geben das auf.»

Fehlt da noch was? Aber natürlich, natürlich fehlt’s nicht: «Es gibt eine starke Mehrheit unter den Politikern in Bern, die näher zur EU wollen.»

Soll man einen älteren Herrn, der wie kein Zweiter in der Schweiz politisch etwas bewegt hat, vor laufender Kamera monologisieren lassen? Oder sollte man ihn vor sich selbst schützen und das nach 769 Folgen einstellen?

Die Gedankengänge sind häufig nicht neu, manchmal gibt’s Wortfindungsstörungen, und von fokussiert auf den Punkt gebracht, davon kann man bei Blocher sowieso nie sprechen. Die Gedankengänge sind auch gelegentlich eher dunkel.

Nur die Blumen bleiben stumm.

Ist die Schweiz wirklich im Krieg mit Russland? In einem Hungerkrieg gar? Wird der Russ’ bis an die Schweizer Grenze durchmarschieren? Wenn der Russ’ nunmal die Ukraine als Bestandteil des russischen Reichs empfindet, sollte man da wirklich dreinschlagen?

So mäandert sich Blocher durch die Sendung. Ist das förderlich oder schädlich? Nebensächlich, unerheblich, überflüssig? Zumindest ist es so: da der Parteipräsident der SVP nahezu unsichtbar ist, die SVP-Bundesräte auch nicht unbedingt auf Parteilinie politisieren, sollte es schon eine Rolle spielen, was der Alte vom Herrliberg zu sagen hat.

Nur: was will er uns eigentlich sagen? Und gibt es wirklich viele so geduldige Zuschauer wie Ackeret?

Kohle aus Katar

Zeichen und Wunder. Blocher TV reagiert auf ZACKBUM.

Wir amüsierten uns mehrfach darüber, dass Christoph Blocher in der Ewig-Soap «Blocher TV» zweimal unwiderprochen behauptete, der grüne deutsche Vizekanzler sei nach Katar gegangen, um dort Kohle einzukaufen.

Beim ersten Mal gab’s noch Leserkritik, dass man da nicht so beckmesserisch sein solle. Als Blocher nachlegte, dass Vizekanzler Habeck in Katar wirklich Kohle kaufen wolle, denn unter der Wüste liegt offenbar lauter Kohle, verstummten die Kritiker.

Der Moment der Wahrheit ab Minute 1.45 …

Nun dauerte es bis zu Folge 768, als Matthias Ackeret bei Minute 1.45 doch tatsächlich eingriff. Er habe «Zuschriften» bekommen, dass Blocher den Kohlebergbau in Katar erwähnt habe, und er, Ackeret, habe das nicht korrigiert, weil es ihm auch nicht aufgefallen sei. Zwei Mal. Ob da vor der Sendung am frühen Morgen schon etwas gezwitschert wird?

Aber gut, nun ist’s so weit. «Da habe ich mich undeutlich ausgedrückt», räumt Blocher ein, denn direkt einen Fehler zugeben, das geht ja nun nicht so schlank von der Hand. Eine Minuten später, nach den üblich weitschweifigen Ausführungen, räumt Blocher dann tatsächlich einen Fehler ein, natürlich sei Habeck nach Katar gegangen wegen – Öl. Und gut, auch wegen Gas. Aber Kohlekraftwerke wolle der Grüne ja auch wieder in Betrieb nehmen.

Schön, dass wir helfen konnten.

Kohle kaufen

Oops, he did it again.

Aus der Leserschaft wurde kritisiert, dass es etwas unfair sei, alt Bundesrat Christoph Blocher wegen eines Versprechers hochzunehmen. Er hatte nämlich gesagt, dass der deutsche grüne Vizekanzler nach Katar gefahren sei, um dort Kohle zu kaufen.

Bekanntlich bedeckt dort nur eine dünne Sandschicht die grössten Kohlevorkommen der Welt, die allerdings von einer Gasschicht umhüllt sind.

Nun, in der aktuellen Folge 766 kommt der ältere Herr wieder auf das gleiche Thema zu sprechen:

Kohle, Katar, Blocher und Ackeret.

Dieser Screenshot dokumentiert die Minute 21.35, als Blocher wörtlich sagt: «Da geht der grüne Vizepräsident (gemeint ist Vizekanzler Habeck) nach Katar Kohle kaufen.»

Matthias Ackeret schaut zwar im deutlich zu engen Anzug streng, greift aber wieder nicht ein. Es handelt sich also wohl doch nicht um einen Versprecher, sondern um die feste Überzeugung, dass man in Katar Kohle kaufen könne.

Vielleicht gelingt es Ackeret ja, in einer der nächsten Folgen eine kleine Richtigstellung anzubringen. Wenn er sich traut.

Wumms: Christoph Blocher

765 Folgen umfasst die Langzeit-Satire bereits. Vielleicht ein paar zu viel.

Matthias Ackeret und Christoph Blocher treffen sich zu einem regelmässigen Meinungsaustausch vor der Kamera und meistens vor der beeindruckenden Kunstsammlung des alt Bundesrats und Milliardärs und Vordenkers der SVP.

Meinungsaustausch ist vielleicht nicht die richtige Bezeichnung für «Tele Blocher»; in leicht serviler Haltung gibt Ackeret die Stichworte, auf die dann Blocher mehr oder weniger konzis reagiert. Oftmals auch mit ausladenden Armbewegungen und Sprachübungen.

Die Frage ist allerdings, ob der Moderator den Moderierten nicht vor sich selber schützen sollte. So holt Blocher in Folge 764 gegen die deutschen Grünen aus, die inzwischen wieder für AKW und sogar Kohlekraftwerke seien. Bei Minute 18.05 erfährt man dort von Blocher Erstaunliches.

«Jetzt lese ich, dass der deutsche grüne Vizepräsident nach Katar reist, um dort Kohle zu kaufen. Die haben schon vergessen, dass sie kein CO2 haben wollten

«Bleibt ihnen nichts anderes übrig, Landesinteresse», ergänzt Ackeret hurtig.

Blocher spricht von Kohle, Ackeret macht die Raute.

Es ist ja bekannt, dass Katar auf einem der grössten Kohlevorkommen der Welt sitzt, nur dürftig von einer dünnen Sandschicht bedeckt. Wer das mit Gas verwechselt, ist nicht ganz dicht.

 

Schauspielhaus: geht doch

Wer nicht Putin beraten will, sondern Lokales regeln, hat Erfolg.

Lob, wem Lob gebührt. Eigentlich ist es Matthias Ackeret zu verdanken, dass der barbarische Abriss und Neubau des Schauspielhauses Zürich verhindert wurde.

Er führte den Kampf dagegen an, rief die Webseite «Rettet den Pfauen» ins Leben und engagierte sich an vorderster Front gegen die Pläne, für über 100 Millionen Franken die existierende Pfauenbühnen abzubrechen und modernen Zeiten anzupassen.

Das war Wunsch und Beschluss des Stadtrates, angeführt von der sonst immer siegreichen Corine Mauch. Die Befürworter machten, ähnlich wie beim Referendum gegen die Steuermilliarde für reiche Medienclans, die üblichen Fehler.

Zuerst die Opposition nicht wirklich ernst nehmen, dann in aller Eile ein Befürworterkomitee zusammenbasteln, einen Kommunikationsmenschen engagieren – und dann die Abstimmung im Gemeinderat mit 39 gegen 75 Neinstimmen krachend verlieren.

Die Argumente, das müsse einfach sein, der Saal sei kaum mehr bespielbar, eine Renovation käme noch viel teurer, verfingen nicht. Auch der Vorwurf, man wolle da aus nostalgischen Gründen ein Museum schützen, denn Bertolt Brecht und die anderen grossen Dramatiker, deren Stücke im Pfauen aufgeführt wurden, seien doch schon längst tot.

Entscheidend war, neben den kommunikativen Fähigkeiten Ackerets, der im Hauptberuf Verleger und Chefredaktor der Medienplattform persoenlich.com ist, dass es den Befürwortern der Radikallösung nie wirklich gelang, von ihrer Seite Emotion in die Debatte zu kriegen.

Einige Staatskünstler machten brav den Kotau, ein paar Namen engagierten sich für den Abriss, aber keiner konnte wirklich erklären, wieso das denn unbedingt nötig sei und die Beerdigung einer langen Tradition ein Kollateralschaden, den man verschmerzen könne.

Als allgemeine Lehre kann man herausziehen, dass alle guten Ratschläge Richtung Bern oder Moskau doch eher l’art pour l’art sind, Strassentheater, Slapstick, Schmiere. Ein lokaler Publizist, der sich bei einer lokalen Angelegenheit engagiert, kann hingegen zeigen, dass er etwas bewegt. Vom Anfang «gar nicht erst ignorieren» bis zum Erfolg brauchte es einigen Einsatz und auch Hinrschmalz. Aber es ist beruhigend: so gewinnt man sogar gegen die geballte Macht der Bürokratie und der Politik und gegen eine Stadtpräsidentin, die sonst eigentlich immer als strahlende Siegerin vom Platz geht.

 

Packungsbeilage: Der Autor hat mit seiner Unterschrift bezeugt, dass er für die Erhaltung des Pfauen ist.

Das Freundschaftsbuch von Matthias Ackeret

Rein kommt vor allem, wer bezahlt.

Ich war in der Schule immer das unbeliebteste Kind. Niemand wollte, dass ich ins Freundschaftsbuch mein Motto, meine Hobbys oder die Lieblingsfarbe eintrug. Dabei hätte ich einen schönen Spruch gehabt: «Mache es wie die Sonnenuhr, zähl die heitren Stunden nur.»

Doktor Matthias Ackeret war vermutlich das beliebteste Kind ever. Seine Stimme ist der Hammer, sein schräg gelegter Kopf atemberaubend, seine Kolumnen göttlich.

Doktor Ackeret schreibt fleissig in die Freundschaftsbücher. Er ist Chefredaktor von persoenlich.com. Über Watson berichtete er im letzten Monat zum Beispiel fast täglich. Es ging um die welsche Ausgabe des Listicles-Portals «Watson». Zum Beispiel über Guillaume Asmanoff, der für die welsche Watson-Ausgabe die Nachtschicht in Shanghai übernimmt. Wie? Was? Wo? Echt?

Dass persoenlich.com so viel über «Watson» berichtet, hat natürlich einen einfachen Grund: Das Portal ist Werbekunde, was Doktor Ackeret auch einräumt. Im Grunde genommen gilt bei persoenlich.com die Faustregel: Berichtet wird über die Firmen, die auch zahlen. Ackeret sieht in der Anfrage von ZACKBUM.ch eine «Null-Story». Dass man bei Artikeln der Fairness halber erwähnen muss, dass ein Vertrag vorliegt, sieht er nicht ein.

Ackeret will vollumfänglich zitiert werden. Machen wir eigentlich nie, bei 88 Wörtern noch weniger als nie. Kompromiss: Wir drucken sie ab, aber mit der kleinsten Schriftgrösse, die wir haben:

«Ganz einfach: wir haben neun Mal über watson berichtet, weil es neun Mal etwas zu berichten gab (neue Werbekampagne, Start in der Romandie, Bekanntgabe des Teams etc). Das handhaben wir bei anderen Medien genau gleich. Zur Geschäftsbeziehung: watson ist Werbekunde bei uns (wie andere Medien auch). Die von Ihnen erwähnte Sonderausgabe entstand in Zusammenarbeit mit Comnimag.  Sie sehen auch hier nicht viel neues unter der Sonne: Wir haben in Vergangenheit für Wunderman Thompson, Serviceplan, Freddy Burger Management, Swisscom, SDA etc. Sonderpublikationen produziert und diese auch als solche ausgewiesen.»

 

Watson? Je ne le connais pas

Wieder ein Fall für Doktor Ackeret.

Matthias Ackeret hat schon viele Bücher und Kolumnen geschrieben. Editorials sind aber nicht so sein Ding. Die Einleitung zu den Mediadaten 2020 und 2021 ist nämlich identisch. Inklusive dieses Satzes: «Persoenlich.com feiert im nächsten Jahr übrigens seinen zwanzigsten Geburtstag.» Man kennt das auch von Frauen, die dreimal ihren 40. feiern.

Zweimal kommt natürlich auch dieser Satz vor: «Als Verleger freut es mich, dass wir von den grossen Medienhäusern unabhängig sind.» Wir wollen dem unabhängigen Fachmagazin die Freude nicht vergällen, weisen aber auf die Zusammenarbeit zwischen Persönlich und Watson hin. Ein Heft, kuratiert von Ackeret, soll nämlich die französische Ausgabe von Watson begleiten.

Ackeret zeigt sich in seinem eigenen Artikel «vom Produkt begeistert». Wo finden wir eine Analogie zu dieser Selbstbeweihräucherung? Natürlich in der Bibel: «Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.»

Noch nicht so gut ist die Bekanntheit von Watson. Zumindest im französischen Teil der Schweiz. Gemäss Marktforschungsunternehmen LINK Institut kennt kein welsches Schwein Watson. Und nur 15 Prozent können mit «Watson» etwas anfangen, wenn sie «gestützt» werden. Zum Beispiel mit einer Ohrfeige.

ZACKBUM fragte natürlich den Chefredaktor von Watson, Maurice Thiriet: «Wie Ihr wollen das machen plus populaire?» Thiriet: «Ich bin weder Chefredaktor von watson.ch/fr, noch bin ich Marketingverantwortlicher noch CEO der Fixxpunkt AG, welche watson.ch/fr verlegt.» Cochon gehabt.

Dramatischer Rückgang beim «Persönlich»-Newsletter

10’000 weniger Abonnenten innerhalb zwei Jahren

Das «Online-Magazin für Entscheider und Meinungsführer» hat gemäss Mediadaten innerhalb eines Jahres ein Viertel seines Abonnentenstamms verloren: Zählte der Verlag 2020 noch 20’000 Leser, waren es 2021 plötzlich nur noch 15’000. 2019 soll die Reichweite sogar 25’000 betragen haben. Die Daten sollen von der mittlerweile deaktivierten Online-Forschungsstelle NET-Matrix stammen, die aber gar keine Statistik über Newsletter führte.

Die hohe Abmelderate von 25, beziehungsweise 20 Prozent wirft Fragen auf. Studien gehen bei Newslettern von einer durchschnittlichen Rate von 0,1 Prozent aus. Die wenigsten stellen einen Newsletter ab. Er kostet ja auch nichts. Warum aber soll die Abmelderate beim Persönlich-Newsletter 250 Mal höher sein? Und weshalb soll die «Auflage» überhaupt geschrumpft sein? 2020 war doch das Jahr der Online-Magazine. Waren die 25’000 im Jahr 2019 und die 20’000 im Jahr 2020 vielleicht zu hoch gegriffen? Das wäre unschön für die gutgläubigen Inserenten gewesen.

Der tägliche Newsletter ist für den Verlag nämlich sein wichtigstes finanzielles Standbein. Bis zu 2500 Franken kostet ein einziger Werbebanner im daily Newsletter. Dafür gibts eine Viertelseite im Persönlich-Magazin, das aber nur zehn Mal im Jahr erscheint. Der Chefredaktor,  Matthias Ackeret, wollte leider keine Stellung nehmen.