Beiträge

Corona? War da mal was?

Lockerungen, Tests nicht mehr gratis, Wissenschaftler warnt. Alles normal.

Wollen wir mal über die Kosten der Corona-Bekämpfung sprechen? Ihre Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft, Sozialsysteme, die Zukunft? Ach was, das zahlen doch die nächsten Generationen, also was kümmert uns das.

Ein wichtiges Anliegen aller Virologen ist es nach wie vor, immer mal wieder in den Medien aufzutauchen. Denn sie spüren, dass sich die das Ablaufdatum ihres Promi-Status nähert. Ist Corona mal vorbei, heisst es wieder zurück ins Labor, und kein Schwein schaut. Nur wenigen ist es gelungen, wie Marcel Salathé zum Status eines Superstars aufzusteigen und sich beruflich deutlich zu verbessern.

Der «Infektiologe» Jan Fehr spielt in der unteren Mittelliga, was seine Bekanntheit und die Anzahl seiner Auftritte in den Medien betrifft. Aber er hat sich mal wieder ein Interview im Blatt mit dem Regenrohr im Titel ergattert. Was tut er im «Blick»? Richtig, er «warnt»:

«Wir brauchen eine Impfquote von 80 Prozent».

Interviewt wird er übrigens von Ladina Triaca. Die eignet sich in der Ringier-Journalistenschule das nötige Rüstzeug an und kann als ausgebildete Virologin Fehr auf Augenhöhe begegnen. Oh, Pardon, sie ist ausgebildete Politologin, aber immerhin, die Endung ist doch die gleiche.

Alles Stehsatz oder was.

So darf Fehr routiniert das ganze Klavier der Corona-Themen bespielen. «Überlastung der Spitäler ist nach wie vor nicht ausgeschlossen», «wir müssen also mehr tun», «nicht der Zeitpunkt, die Tests kostenpflichtig zu machen», «kann nicht sein, dass wir extra ein Zertifikat geschaffen haben und es dann nicht zum Einsatz kommt».

Richtiges Foto, Name stimmt: alles Wichtige richtig gemacht.

Das ist nun alles etwas lauwarm, einen richtigen Knaller hat Fehr nicht auf Lager, so schafft er es nie in die erste Liga. Vor dem Abstieg in die Amateurliga gibt Martin Ackermann im gleichen Organ sein «Abschiedsinterview». Die Fragen stellt Guido Schätti. Der Wirtschaftsjournalist wurde vor Kurzem wegen Guy Lachappelle in den Senkel gestellt und flüchtet sich lieber in weniger konfliktive Themen.

Der letzte kleine Auftritt des grossen Ackermann

Ackermann darf nochmal in die ganz grosse Tröte blasen.

«Ich lag jede Nacht wach»,

erinnert er sich mit Schaudern an «die schlimmste Zeit seines Lebens». Er war «das Gesicht» der Task Force to the Bundesrat. Die Landesregierung hatte sich dieses Gremium geschaffen, um unabhängiger von den Expertenscharen in den Bundesämtern zu werden. Diese Truppe von Wissenschaftlern hätte eigentlich diskret den Bundesrat beraten sollen und nur in Absprache mit dem BAG an die Öffentlichkeit gehen.

Aber aus Profilierungssucht schwang sich die Task Force unter Ackermann zum Oberlehrer auf, beraumte eigene Pressekonferenzen ein und masste sich an, allen anderen, inklusive Bundesrat, Noten zu verteilen und Forderungen aufzustellen. Wohlfeil und verantwortungsfrei.

So kannte man Ackermann: platzend vor Wichtigkeit.

Schliesslich platzte selbst dem geduldigen BR Alain Berset der Kragen und er sah sich genötigt, darauf hinzuweisen, dass Expertenmeinungen zwar wichtig seien, die Entscheidungen aber immer noch von den dafür gewählten Volksvertretern getroffen werden, nicht von der Task Force.

Aber vor solchen kritischen Themen schreckt Schätti natürlich zurück, sein Auftrag ist offensichtlich, ein Wohlfühl-Interview zu führen, nach der Massgabe: Mit welcher Frage kann ich Ihnen möglichst tief in den Enddarm eindringen?

Kuscheliges Wohlfühlen-Interview

Daher darf auch Ackermann das murmeln, was man halt so sagt, wenn nur mit Wattebäuschen geworfen wird. Wie wird die vierte Welle? «Eine Prognose ist extrem schwierig.» Ausweitung der Zertifikat-Pflicht? «Das ist ein politischer Entscheid.» Impfpflicht? «Ich habe keine Mühe zu akzeptieren, wenn sich jemand bewusst gegen eine Impfung entscheidet.» Eigene Bedeutung?  «Ich bin froh, wenn sich die Taskforce möglichst schnell auflösen kann.» Krachende Fehlprognosen im Frühling 2021? «Ja, zum Glück lagen wir falsch.» Kritik an ihm? «Die Anfeindungen gingen an die Substanz.»

Schliesslich die Frage aller Fragen, wie hat Ackermann seine Tätigkeit «als Mensch» erlebt?

«Ich habe noch nie eine derart schwierige Zeit erlebt. Das Ausmass an Stress ging weit über das hinaus, was ich zuvor kannte.»

So gurgelt dieses Nicht-Interview das Regenrohr hinunter und versickert geräuschlos im Nichts. Ackermann ist wieder handzahm geworfen, denn ihm fehlt nun die Plattform, um sich als ständiger Gast in der «Tagesschau» und überall sonst zu profilieren. Also geht’s zurück ins Labor, zurück in den Kampf um Forschungsgelder, Assistenten und Doktoranden, zurück ins beschauliche Leben einer grauen Labormaus, an deren Tätigkeit die Öffentlichkeit nicht wirklich Anteil nimmt.

Um das zu symbolisieren, zeigt sich die Aufnahmequalität bei «Blick TV» in sehr bescheidener Unschärfe:

Gewählte Gemeinplätze aus professoralem Mund.

Die Pfusch-Force sollte weg

Jeder Journalist weiss inzwischen: willst du einen Aufreger, nur die Corona-Task-Force fragen.

Dass sich die «Swiss National COVID-19 Science Task Force» so ziemlich in jeder Beziehung lächerlich gemacht hat, ist kein Geheimnis. Kakophonie, immer neue Horrorszenarien, Warnungen, Befürchtungen.

Gar mit eigener Pressekonferenz, in der die Entscheidungen des Bundesrats und der Kantone beäugt, selten gelobt, häufig kritisiert wurden. Ab und an trat ein Mitglied aus, unter Protest, oder weil die öffentliche Präsenz für einen besseren Job gesorgt hatte.

Diese Task Force hatte sich kurzerhand selbst ins Leben gerufen und dann an den Bundesrat rangeschmissen. Kostenlose Beratung durch die wirklichen Cracks der Virologie und Epidemiologie; erst noch gratis. Da konnte der Bundesrat nicht nein sagen. Obwohl es doch seit Jahren eine «Eidgenössische Kommission für Pandemievorbereitung und -bewältigung» gibt. Genau für solche Fälle; repräsentativ gewählt, kompetent – und ins Abseits gedrängt.

Immer ein Szenario zur Hand, in düsteren Farben

Die Glitzer-Task-Force, die entweder in corpore wichtig in die Kameras unkte, oder aber Solo-Auftritte hinlegte, wenn ein Mitglied unter mangelnder Aufmerksamkeit litt, pustete ein «Szenario» nach dem anderen raus. Die alle zwei Dinge gemeinsam haben, kann man überprüfen: sie waren viel zu pessimistisch. Und sie trafen nie ein. Was speziell merkwürdig ist, weil normalerweise die Eintrittswahrscheinlichket bei binären Prognosen steigt, wenn man immer die gleiche wiederholt.

Morgen regnet’s. Ausserhalb der Wüste Gobi wird und muss das einmal zutreffen. Die Prognosen der Task-Force lagen aber immer daneben. Glücklicherweise hört man auch immer weniger auf sie. Nun könnte es durchaus ein wissenschaftlich interessanter Ansatz sein, sich zu fragen, wieso eigentlich diese Task Force so konsequent sogar ausserhalb der Wahrscheinlichkeit falsch liegt.

Da stellte sich der Task-Force-Chef Martin Ackermann den bohrenden Fragen der NZZaS. Wenn das ein Ausdruck der Befähigung zu Selbstreflexion, Ursachenüberprüfung oder der Fehlerkultur in der Wissenschaft sein sollte, dann gute Nacht.

  • Frechheit eins: «Es gibt einen Unterschied zwischen Alarmschlagen und Alarmismus.» Worin besteht der genau, wenn Ackermann bis zu 20’000 Neuinfektionen täglich in diesem Frühling vorhersagte, es zurzeit aber nur 2000 sind?
  • Und überhaupt, Frechheit Nummer zwei: «Das war das schlimmste von mehreren Szenarien.» Na, das ändert alles, dann war’s nicht um den Faktor 10 daneben, sondern halt ein «schlimmes Szenario». Also keinerlei Fehler gemacht?
  • Ackermann räumt ein: «Ich gehe vor allem von drei möglichen Punkten aus, die wir falsch eingeschätzt haben könnten.» Also der gedoppelte Konjunktiv. Aber in jeder falschen Prognose steckt ein Stückchen Trost: «So gesehen haben die nun kritisierten Modelle vielleicht mitgeholfen, die Pandemie zu bremsen.» Frechheit drei.
  • Das ist eine astreine wissenschaftliche Analyse. Wir haben «buhu» gesagt, immer noch viele Schweizer sind darauf reingefallen und haben Schiss gekriegt.

Das Bananenschalen-Szenario

Das ist ein Erkenntnismodell, das noch etwas ausgearbeitet werden muss. «Die Leute schmeissen immer mehr Bananenschalen auf die Strasse, das wird zu einem deutlichen Anstieg der Oberschenkelhalsbrüche führen, was wiederum die Intensivstationen an den Rand des Zusammenruchs bringt.» – «Oh ist nicht eingetroffen. Na wunderbar, hat unsere wissenschaftliche Prognose doch gewirkt.»

So ungefähr hört es sich an, wenn man den Bereich der wissenschaftlichen Seriosität endgültig verlassen hat. Der immer noch nicht gewonnene Kampf gegen die Pandemie ist aber zu ernst, um eine solche Blödeltruppe weiterhin Zugang zu öffentlichen Plattformen zu erlauben.

Da sie ja, vielleicht abgesehen von ein paar Insidergeschäften, nichts verdient, sollte das doch niemanden kratzen. Selber konstituiert, selber sich abgeschafft, das wäre endlich ein Beitrag zur Versachlichung der Debatte.

Pech für die Journalisten; aber es gibt ja noch genügend Einzelkämpfer-Unken, die man jederzeit in Stellung bringen kann.

Erinnert sich noch jemand?

Richtigstellung von höchster Warte

Wissenschaftler regieren nicht die Schweiz. Das musste mal wieder gesagt werden.

Wenn Wissenschaftler populär werden wollen und Journalisten ihnen gerne eine Plattform geben – umso knalliger, desto besser –, dann entsteht eine ungeniessbare Mischung.

Wissenschaftler wie Christian Althaus wollen sich ihre 15 Minuten Ruhm erkämpfen, indem sie Zensuren erteilen, Forderungen aufstellen, Warnungen, falsche Prognosen und weitere Dummheiten auf Twitter veröffentlichen. Sicherlich der geeignete Kanal, um wissenschaftliche Erkenntnisse unters Volk zu bringen.

Das tut Althaus ungefragt und gegen die klare Anweisung des Bundesrats, dass sich Mitglieder der Covid-Task-Force nicht direkt an die Medien wenden und an die Öffentlichkeit nur nach Rücksprache mit dem BAG gelangen sollen.

Althaus entscheidet, mit wem er spricht

Darauf pfeift Althaus, der sich unbekümmert von seiner krachenden Fehlprognose im März, dass es bis zu 30’000 Tote in der Schweiz geben könnte, weiterhin für einen ganz wichtigen Ratgeber hält.

Ausser, er wird von der «Weltwoche» angefragt. Eigentlich könnte man von einem staatlich angestellten Immunologen an der Uni Bern erwarten, dass er etwas für sein Geld tut und für Antworten bereitsteht.

Aber doch nicht Althaus; der erwidert auf seiner offiziellen Uni-Mailadresse:

«Eher würde ich mich mit SARS-CoV2 infizieren, als zu Ihrem publizistischen Inhalt beizutragen.»

Das ist ungehörig, unanständig, geradezu pubertär und eines Wissenschaftlers unwürdig. Offensichtlich ist ihm diese Infektion erspart geblieben, aber die Diagnose liegt nahe: stattdessen hat’s ihm ins Hirn geregnet.

Die Bodentruppen rüpeln, der Chef gibt sein Placet

Während sozusagen die wissenschaftlichen Bodentruppen keilen, rüpeln und sich furchtbar wichtig nehmen, setzt der Leiter der Covid-Einsatzgruppe, die den Bundesrat beraten soll, gleich noch einen drauf. Mit der Attitüde des Königs der Schweiz beliebt es  Martin Ackermann, huldvoll in der «Tagesschau» zu salbadern: «Wir begrüssen die Entscheidungen des Bundesrats.» Brav gemacht, kopftätschel, aber: «Wir gehen davon aus, dass einzelne Kantone zusätzliche Massnahmen treffen müssen.»

Daraufhin lupfte es endlich dem Gesundheitsminister Alain Berset den Hut, und er stellte in der NZZ klar:

«Die Wissenschaftler sind sehr wichtig für uns, aber sie regieren nicht die Schweiz.» Da das der eine oder andere hyperventilierende Wissenschaftler vergessen zu haben scheint, unterstreicht Berset: «Die politischen Entscheide werden von anderen gefällt, vom Bundesrat und den Kantonsregierungen.»

Abgesehen davon, dass es beunruhigend ist, dass ein Bundesrat darauf hinweisen muss: Entscheiden tun tatsächlich die, die dafür gewählt wurden. Die Verantwortung tragen für ihre Entscheidungen. Der Unterschied zu aufgeregten Wissenschaftlern und Zensuren und Forderungen verstreuenden Journalisten ist auch, dass die Regierenden versuchen, in einer Abwägung aller Interessen, selbstverständlich auch der Wirtschaft, ihre Entscheidungen zu treffen.

Keine Verantwortung für dummes Gequatsche

Der wichtigste Unterschied ist aber, dass weder Althaus noch Ackermann, ebenso kein einziger Journalist Verantwortung für sein dummes Gequatsche übernehmen muss. Liegt er krachend daneben, erzählt er Unsinn, wird er widerlegt, nun ja, ein Schulterzucken, und weiter in der Forschung, weiter im Kommentarschreiben.

Das heisst natürlich nicht, dass Entscheidungen des Bundesrats oder der Kantonalregierungen nicht kritisiert werden dürften. Aber staatlich angestellte Wissenschaftler und Berater müssen keinesfalls öffentlich ihren Senf zu Regierungsentscheidungen geben.

Auch Professorenstellen sind nicht auf Lebenszeit

Vielleicht hilft der Hinweis, dass letztlich mit Steuergeldern bezahlte Professuren oder furchtbar wichtige Funktionen in Beratergremien keine Arbeitsplatzgarantie bis zur Pension beinhalten. Verhält sich ein solcher Angestellter daneben, wird er frech, wird er überheblich, hält er seinen Ratschlag für allem anderen übergeordnet, dann ist es vielleicht Zeit, ihm dafür in der freien Wildbahn Gelegenheit zu geben.

Denn wenn sein Ratschlag so unermesslich wichtig und teuer ist, findet er doch sicher ein Plätzchen, wo man das zu schätzen weiss und auch anständig bezahlt. Ich persönlich bezweifle das zwar, aber wünsche dennoch viel Glück.

Professoraler Unsinn

Zwei Skandale am Stück. Eine Falschaussage – und keiner schaut hin.

Martin Ackermann ist nicht irgendwer. Er ist Leiter der «National COVID-19 Science Task Force», Professor für Mikrobiologie.

In dieser Funktion ergriff er zu Bern an der offiziellen Corona-Medienorientierung, dem Vorläufer des heutigen Bundesratsentscheid zur zweiten Welle, das Wort. Was er sagte, ist so unglaublich, dass ich es anhand mehrerer Quellen verifizierte:

«Wir haben mehr Hospitalisierungen und Todesfälle als im März.»

Das sagt der höchstrangige Wissenschaftler der Schweiz, der Leiter einer Wissenschafts-Eingreiftruppe, die speziell geschaffen wurde, um den Bundesrat wissenschaftlich zu unterstützen. Also sicher einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Entscheidungen des fachfremden Gesundheitsministers Alain Berset hat.

Die Aussage ist falsch. Doppelt falsch

Aber: Diese Aussage ist nicht richtig. Sie ist falsch. Sie ist zweimal falsch. Es gibt zwar tatsächlich deutlich mehr positiv Getestete als im März. Aber ob das auch Infizierte sind, ob sie symptomlos bleiben oder erkranken, ob sie ansteckend werden oder nicht, das kann man bis heute noch nicht sagen.

Dabei wären das die wichtigen Angaben, statt die von der Anzahl Tests abhängige und absolut völlig aussageloser Zahl positiv Getesteter, die das Virus haben, bzw. hatten, denn auch auf Reste des vom Immunsystem besiegten Virus schlägt der Test an, der deswegen von seinem Erfinder ausdrücklich als nicht geeignet für Tests bezeichnet wurde.

Nach wie vor wird darauf verzichtet, die Anzahl der Genesenen aus den Fallzahlen herauszurechnen, ebenso, was den weiteren Verlauf der Infektion bei positiv Getesteten betrifft.

Grobe Irreführung der Öffentlichkeit

Aber das ist ein Nebenschauplatz im Vergleich zu dieser groben Irreführung der Öffentlichkeit. Kurz die aktuellen Statistiken:

Man sieht: Die Anzahl der Hospitalisierungen ist deutlich niedriger als im März dieses Jahres, die Zahl der Todesfälle ist sogar signifikant deutlich niedriger. Das ist keine Erfindung, das sind offizielle Statistiken, auch mehrfach verifiziert.

Wenn nun ebendiese Taskforce, im Chor mit anderen Wissenschaftlern, die sich auch kurz in der Wärme der öffentlichen Aufmerksamkeit sonnen wollen, drastische Massnahmen fordert und das auf solche Falschaussagen abstützt, dann wird’s wirklich bedenklich.

Zahlen für den nächsten Lockdown

Ackermann fuhr dann fort:

«Aber wir reagieren nicht gleich. Die Bewegungsdaten zeigen, dass wir unsere Mobilität nicht genug zurückfahren.»

Das ist nun professoral zurückhaltend formuliert, was andere Wissenschaftler viel direkter ansprechen: «Wir brauchen einen neuen Lockdown», schallt es aus Genf herüber. Brauchen wir den wirklich?

Ich bin kein Wissenschaftler, daher kann ich diese Frage nicht beantworten, diese Forderung auch nicht unterstützen. Aber ich kann Statistiken lesen. Wenn diese Forderung aufgrund solcher Behauptungen aufgestellt wird, ist das beunruhigend.

Es ist beunruhigend, dass damit der oberste Schweizer Wissenschaftler das Renommee, die Reputation, die Glaubwürdigkeit seiner Zunft, die sowieso schon nicht unbestritten ist, weiter beschädigt.

Was ist schlimmer als eine Falschaussage von höchster Warte?

Aber es ist noch schlimmer. Die geballte Fachkompetenz der Vierten Gewalt, der Qualitätsmedien, der Warner und Ratgeber aus den Leitmedien, aus dem Duopol Tamedia und CH Media, haben sicherlich die Alarmsirene erschallen lassen und auf diese grobe Falschaussage aufmerksam gemacht?

Nein, nichts, keine Reaktion, Sendepause. Ruhe im Land.

Während sich politisch eine Kakophonie abspielt, ist eine solche Falschaussage nicht zu überschätzen.

Denn: Aufgrund welcher Informationen, Statistiken, Prognosen treffen Kantons- und Bundesregierung ihre Entscheidungen? Welche Rolle spielen dabei wirtschaftliche Überlegungen, die jede Krankenkasse bei der Abwägung der Verhältnismässigkeit bei jeder Therapie machen muss, wozu selbstverständlich auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung gehört?

Vorläufig noch kein Lockdown, aber …

Wenn aufgrund solcher Falschinformationen vom Bundesrat die ganze Wirtschaft und Gesellschaft betreffende, möglicherweise drakonische Massnahmen beschlossen werden, befinden wir uns dann nicht weiterhin im Blindflug, ohne Kompass, ohne verlässliche Kartographie?

Erschütternd ist, dass niemand, keiner, kein Einziger der unermüdlichen Kommentatoren, Ratgeber, selbsternannten Corona-Spezialisten, die sich sonst nicht scheuen, den in Regierungsverantwortung Stehenden grob an den Karren zu fahren, ihnen Zögerlichkeit, Fahrlässigkeit, ja Unfähigkeit vorwerfen, auf diesen Skandal nicht reagieren. Das legt die Vermutung nah: so sattelfest sind sie gar nicht in ihren Kenntnissen, deshalb haben sie diese Falschbehauptung klaglos geschluckt.

Immerhin hat der Bundesrat von einem neuerlichen künstlichen Koma von Gesellschaft und Wirtschaft abgesehen. Aber bei diesen Wissenschaftlern beschleicht einen das üble Gefühl: Das wird nicht gut enden.