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Wumms: Markus Somm

Wenn einer alles den Bach runtergehen sieht …

Die unerbittliche Bitterkeit von Somm ist wohl nur so zu verstehen, dass der Misserfolg mit dem «Nebelspalter» den Mann kräftig durchrüttelt.

Aber zu viele Fehler darf man halt im Geschäftsleben nicht machen, selbst wenn man auf einem bequemen Millionenpolster lag. Aber auch das ist schneller weg, als man meint.

Zwecks Kompensation ist niemand so militant wie Somm, was das Gemetzel im Gazastreifen betrifft. Jeder denkende Mensch weiss, dass Israel sich hier ein eigenes Grab schaufelt. Was durch die inzwischen beinahe vollständige Zerstörung der Infrastruktur plus zehntausendfaches Leid an Hasspotenzial herangezüchtet wurde, wird sich in den nächsten Jahren dramatisch entladen. Dann werden Kurzdenker wie Somm klagend fragen, wo der denn herkomme.

All das wird ursächlich von einem Ministerpräsidenten betrieben, der damit die Zeit seiner Immunität verlängern will, um den unausweichlichen Gang in den Knast möglichst lange herauszuschieben. Alleine die Frage, wer denn allenfalls die Milliardenzahlungen leisten soll, die der Wiederaufbau in Gaza kosten wird, stösst auf ein intensives Pausenzeichen bei allen Befürwortern der israelischen Invasion.

Somm ist nichts weniger als das seitenverkehrte Spiegelbild der durchgeknallten Studenten, die sich mit einer fundamentalistisch-wahnsinnigen Terrororganisation gemein machen, die nichts weniger als die Vernichtung Israels in ihren Zielsetzungen aufführt. Wer die Hamas unterstützt, direkt oder indirekt, ist des Wahnsinns.

Wer die Offensive gegen Rafah befürwortet, ist eine verantwortungslose Kriegsgurgel und völlig von der Rolle: «Wenn eine Verhandlungslösung möglich sein soll, dann nur so: Mit Druck, mit Gewalt», behauptet der Grossstratege Somm. Und weiss: «Israel kann gar nicht anders als Rafah zu erobern.» Netanyahu, wohlgemerkt nicht Israel – könnte sehr wohl anders, aber immerhin einen vernichtungsgeilen Unterstützer an seinem sicheren Schreibtisch in Zürich hat er. «Hamas muss zerstört werden – und das lieber heute als morgen», dekretiert Somm. An den Verhandlungstisch bomben, war das nicht auch einmal eine Losung der USA während des kriegsverbrecherischen Vietnamkriegs, gegen den Somm vielleicht sogar protestierte?

Dass selbst der US-Präsident, von dessen Waffenhilfe Israel existenziell abhängig ist, vor dieser Eroberung warnt und als Zeichen seiner Missbilligung symbolisch gewisse Waffenlieferungen zurückhält – denn unter Verbündeten sollte man aufeinander hören –, kommt bei Somm ganz schlecht an. Als gelernter Historiker hat er sofort einen schrecklich schiefen Vergleich zur Hand:

«Man stelle sich vor, Roosevelt hätte Churchill während des Zweiten Weltkrieges Waffen vorenthalten, weil Churchill nicht tat, was Roosevelt wünschte.» Offensichtlich hat Somm die Vorlesungen geschwänzt, als die Atlantik-Charta erläutert wurde. Aber das kann er ja nachlesen.

Dann wagt Somm einen Blick in die Zukunft, aber der ist nicht weniger getrübt als der in die Vergangenheit: «Sobald Israel Rafah besetzt und die Hamas unschädlich gemacht hat, wird sich die amerikanische Regierung damit arrangieren.» Dass Israel auch Rafah zerstören kann, ist unbestritten. Dass damit die Hamas «unschädlich gemacht» würde, ist schlichtweg lachhaft.

Auch seine Fussnote ist für einen Historiker blamabel. Er verweist darin auf die Charta der Hamas, wie sie in der völlig neutralen Plattform «Audiatur» publiziert wurde. Dass die von 1988 stammt und durch eine neuere Version von 2017 ersetzt wurde, verschweigen Audiatur und Somm. Die ist zwar nicht viel besser, aber anders.

Dass Somm als Geschäftsmann gescheitert ist, ist das eine. Dass er sich auch als politischer Kommentator und Analyst in die Ecke manövriert hat und sich wie das Zerrspiegelbild der Hamas-Idioten an den Universitäten anhört, das ist das andere, schlimmere.