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Nebensächliche Fake News

Wie dummes Geschwätz ohne Recherche die Debatte vergiftet. Oder: das kommt Somm chinesisch vor.

Der Grosskommentator Markus Somm regte sich furchtbar auf: «Was die Hamas-Terroristen und ihre Anhänger im Westen fordern, nämlich die Vernichtung des Judenstaats, ist in China bereits vollzogen worden.»

Er echauffierte sich über eine Meldung des «Wall Street Journal». Das wollte nämlich «entdeckt» haben, dass Israel auf chinesischen Landkarten als Name nicht mehr existiere. Das WSJ wiederum bezog sich auf einen Tweet einer chinakritischen Bloggerin, die auch schon Fake News wie die streute, dass der chinesische Präsident Xi unter Hausarrest stünde.

Das Fehlen des Namens Israel hatte sie auf irgend einer Landkarte der chinesischen Suchmaschine Baidu entdeckt.

Und schon ist eine Mär geboren, die dann als Endmoräne das Gewäffel von Somm auslöste. Im Gegensatz zu ihm hat sich ZACKBUM die Mühe gemacht, dem verschwundenen Israel nachzugehen. Es ist richtig, dass auf einer solchen Karte von Baidu weder Israel noch Palästina namentlich eingezeichnet sind; die Landesgrenzen hingegen schon und akkurat. Also nicht wirklich ein Zeichen, dass China den Slogan summt «from the river to the sea».

Wer sich dann die Mühe macht, bei der «National Platform for Common Geospatial Information Services» nachzuschauen, benützt dann als Quelle das amtliche chinesische Karteninstitut.

Und siehe da:

ZACKBUM gesteht, dass wir weder flüssig noch trocken Chinesisch sprechen oder die Zeichen lesen können. Aber wozu gibt es moderne Camera Translator. Die können natürlich auch im Dienste dunkler Mächte stehen, die sich der «Vernichtung des Judenstaats» verschrieben haben und daher falsche Angaben machen. Das könnte zumindest Somm, der grosse Recherchierjournalist, vermuten.

Denn der Translator gibt hier das vollständige Verzeichnis der Ländernamen an, darunter Jordanien, Syrien, Libanon und – Israel sowie Palästina.

Bezüglich der Darstellung des gleichen Gebiets von Google Maps gäbe es dann auch noch ein paar Sachen zu sagen:

Man schaue sich zum Beispiel die interessante Grenzziehung bei den Golanhöhen an.

Aber wer nicht so einäugig und gleichzeitig verblendet wie Somm ist, zieht aus solchen Darstellungen nicht so absurde Schlüsse wie den von der «vollzogenen Vernichtung des Judenstaats» durch China.

Ausgangspunkt für diese kleine Recherche war die Anwendung der Vernunft; das ist Somm (und nicht nur ihm) leider nicht gegeben. Die Vernunft führte zur naheliegenden Frage: will China tatsächlich die «Vernichtung» Israels so ankündigen oder darstellen, indem es den Namen Israels von Landkarten streicht? Das kann ja wohl nicht wahr sein. Ist’s auch nicht.

China hat Israel als Staat und diplomatisch anerkannt; daran hat sich in den letzten Jahren und auch aktuell nichts geändert.

Womit mit einigem Aufwand eine Fake News entlarvt worden wäre.

Was aber bleibt: was soll man Journalisten wie Somm eigentlich noch glauben? Was soll man seinem Organ «Nebelspalter» noch glauben? Wer einen solchen Pipifax wie einen fehlenden Namen auf irgend einer Landkarte zu einem solchen Monster aufbläst, und damit erst noch auf die Schnauze fällt – hat der sich nicht als ernstzunehmende Informationsquelle desavouiert? Disqualifiziert?

Aber er profitiert sicher davon: das interessiert doch gar nicht gross, neuer Kommentar, neues Spiel, schnell wird Somm das nächste Schwein durchs Dorf treiben, obwohl das letzte geschlachtet wurde.

Wahrheit, zumindest Wahrhaftigkeit, eigene Recherche statt ungeprüfte Übernahme von Behauptungen? He, das wäre doch Journalismus. Pfui, machen wir nicht mehr, kommt auch nicht wieder rein.

Dumme Einäugigkeit

Markus Somm manövriert sich weiter ins Aus.

Seine Kolumne in der «Sonntagszeitung» ist sein einziges Sprachrohr, mit dem er noch etwas Einschaltquote generiert. Nachdem er bereits festgehalten hat, dass die Israelis die unbestreitbar Guten seien (womit alle anderen die Bösen sind, und Gute können niemals böse sein, so war das schon in alten US-Western), hat er nun im «Wall Street Journal» eine erschreckende Notiz gelesen.

Dort wurde nämlich enthüllt, dass auf Karten der chinesischen Plattformen Alibaba und Baidu zwar die Landesgrenzen von Israel korrekt wiedergegeben seien, aber, oh Schreck, der Name Israel fehle. Daraus schliesst Somm messerscharf: «Was die Hamas-Terroristen und ihre Anhänger im Westen fordern, nämlich die Vernichtung des Judenstaats, ist in China bereits vollzogen worden.»

Zudem dekretiert Somm – merkt Euch das, Ihr Weicheier Biden, Blinken, UNO oder EU: «Waffenstillstand bedeutet: man hilft der Hamas».

Dazu kann ZACKBUM nur sagen: wir haben zwar einen Doktor, sind aber kein Arzt.

Dafür geben wir ein anderes Beispiel einäugiger Berichterstattung. In der israelischen Regierung sitzt als Minister ein gewisser Amichai Eliyahu. Der Minister für Kulturerbe ist Mitglied einer rechtsradikalen Partei und meinte in einem Radiointerview, der Einsatz einer Atombombe im Gazastreifen sei «eine Möglichkeit». Er nennt alle Einwohner des Gazastreifens «Nazis», fordert die Wiederinbesitznahme durch Israel und ist strikt gegen jegliche humanitäre Hilfe. Die Einwohner des Gazastreifens, diese «Monster»,  sollten laut ihm nach «Irland oder in die Wüste» verfrachtet werden. Er fügte hinzu, jeder, der eine palästinensische oder eine Hamas-Flagge trage, sollte nicht länger auf «dem Antlitz der Erde» leben.

Solch ein Amok ist immerhin Minister im Kabinett Netanyahu. Er wurde nach diesen verbalen Attacken von weiteren Kabinettssitzungen suspendiert, und der Ministerpräsident stellte klar, dass diese Aussagen «keine Basis in der Realität» hätten.

Aber Eliyahu ist doch laut Somm unbezweifelbar ein Guter, und wer etwas anderes sagt, ist einwandfrei ein Antisemit, wenn nicht Schlimmeres. In Wirklichkeit wäre es genauso idiotisch, wie aus chinesischen Landkarten die dort vollzogene «Vernichtung des Judenstaats» zu folgern, aus diesen Entgleisungen eines Ministers der israelischen Regierung den Einsatz einer Atombombe als Absicht zu unterschieben.

Aber das Beispiel illustriert perfekt, wohin Einäugigkeit, Einseitigkeit, unreflektierte Parteinahme führt. Ins Aus, in die intellektuelle Wüste, ins Flachdenken.

Wie heisst es so schön im Abc des Journalismus: «Der Kommentar nimmt im Regelfall zu einer aktuellen Nachricht Stellung. Er erläutert die Wichtigkeit des Themas, interpretiert die Bedeutung, macht mit Zusammenhängen vertraut, stellt Kombinationen an, wägt unterschiedliche Auffassungen ab, setzt sich mit anderen Standpunkten auseinander und verhilft dem Leser dazu, sich ein abgerundetes Bild über das Ereignis zu machen.»

Obwohl nicht mehr der Jüngste, sollte Somm vielleicht – neben dem Abc der Führung eines Mediums – nachsitzen und das Abc des Journalismus büffeln. Aber leider ist er völlig beratungsresistent.

Wir sind alle Antisemiten

Endlich ein Club, in den man zwangsweise eingeliefert wird.

Gibt es Kriegsverbrechen minderer und grösserer Natur? Natürlich, so wie es auch bei individuellen Gewaltverbrechen zwischen Totschlag und Mord aus niederen Beweggründen Abstufungen gibt. Aber ein Tötungsdelikt bleiben alle.

Ist nun jemand, der einem Schwarzen einen Mord vorwirft, ohne darauf hinzuweisen, dass auch Weisse Morde begehen, ein Rassist? Ist Friedensnobelpreisträger Obama Antisemit, weil er in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten eine sofortige, bedingungslose Waffenruhe im Gazastreifen forderte?

Ist die EU antisemitisch, weil sie das auch fordert und zudem darauf hinweist, dass die Abriegelung des Gazastreifens nicht mit dem Völkerrecht zu vereinbaren sei?

Ist die UNO antisemitisch, wenn sie mit Zweidrittelmehrheit  jegliche Gewalt gegen israelische und palästinensische Zivilisten verurteilt, die bedingungslose Freilassung aller Zivilisten, die «illegal festgehalten» werden, fordert und zu einer sofortigen Waffenruhe auffordert? Ist das eine «Schande» wie Israel sagt?

Ist selbst der Gutmensch Daniel BinswangerWir sind alle Israeli») ein Antisemit? Greta Thunberg? 2000 US-Künstler? Fridays for Future?

Heisst diese Fragen stellen bereits, dass irgend ein Würstchen den Zeigefinger heben kann und auch ZACKBUM des Antisemitismus bezichtigen? Ist jede Kritik an Israel antisemitisch? Wenn nein, wer bestimmt, in welcher Form sie geäussert werden darf, ohne die Antisemitismuskeule übergebraten zu bekommen?

Es ist wieder die Zeit der aufgeregten Intellektuellen, die mit ungeheuerlicher Sensibilität jede Äusserung zum Nahen Osten abhorchen, sensibel erspüren, ob im dritten Oberton, in einer falsch gesetzten Konjunktion, in einer Auslassung, im Verzicht auf die Verurteilung mit Abscheu der Bluttaten der Hamas eine Haltung durchschimmert, die eindeutig antisemtisch sei. Die den Israeli unterschieben will, sie seien selbst schuld daran, dass sie wieder zum Opfer werden.

Die das barbarische Massaker der fundamentalistischen Wahnsinnigen der Hamas ungeschehen machen will. Wer wagt, auch nur zu sagen, dass dieses Massaker nicht im luftleeren Raum stattfand, nachdem er es ausdrücklich und mit Abscheu verurteilt hat, wird von selbsternannten Semitismus-Beauftragten übel beschimpft.

Der einzige Ort, wo sich’s aushalten lässt, wo man redlich und anständig stehen sollte, ist mal wieder zwischen allen Stühlen. Die dümmlichen «Free Palestine»-Skandierer, alle, die «from the river to the sea» summen, sind Idioten. Machen sich gemein mit den Ayatollen im Iran, die Israel vernichten wollen und mit ihrem religiösen Wahnsinn (und viel Geld) die Sache der Palästinenser gekapert haben. Al Fatah, ihr Witzpräsident Abbas, ausrangiert, ohne Einfluss, eine klägliche Impotenzveranstaltung.

Das Sagen haben die Hamas, die Hetzbolla, Anhänger einer Todesreligion, die jeden europäischen Intellektuellen mit tiefster Abscheu erfüllen sollte.

Wer leichtfertig sagt, dass die Palästinenser im Gazastreifen sich doch gegen diese märtyrergeilen Wahnsinnigen zur Wehr setzen sollten, stelle sich einmal konkret die Situation vor. Man wohnt in einem Wohnblock und sieht des Nachts, wie eine Bande Vermummter Raketenwerfer das Treppenhaus hinauf aufs Dach schleppt. Sollte der friedliebende Palästinenser denen nun entgegentreten, um dann wie die Vertreter der Al Fatah gleich vom Dach geschmissen zu werden? Oder fliehen, nur wohin und womit?

Sind diese Fragen auch schon antisemitisch? Sind wir also alle Antisemiten, denn ausser vielleicht Markus Somm ist eigentlich niemand davon überzeugt, dass die Israelis per Definition die Guten sind. Und ihre Gegner daher unbezweifelbar die Bösen.Während ein Guter nie böse und ein Böser nie gut sein könne.

Statt den verbalen Zweihänder gegen alle zu schwingen, denen auch nur ein schräger Blick auf Israel vorgeworfen werden kann, wäre es doch sinnvoll, Lösungsvorschläge auszudenken. Denn weder der Vorwurf des Antisemitismus gegen fast alle, noch dumme Slogans wie «Free Palestine» beinhalten auch nur den Hauch eines Lösungsansatzes.

Eine Liquidierung der Hamas, sollte sie denn gelingen, schafft nur ein neues Reservoir von rachehungrigen jungen Palästinensern, die sich von einer Verliererreligion einreden lassen, dass zum Märtyrer werden, indem man Israelis tötet, das höchste Ziel im Leben wäre.

Israel ist von Staaten umgeben, die mehr oder minder intensiv einer Religion anhängen, die voraufklärerisch, mittelalterlich untaugliche Rezepte und Verhaltensvorschriften für eine moderne Zivilisation anbietet und dabei Staatsreligion ist, also kein Korrektiv kennt. Da Israel sie nicht alle vernichten kann, muss sich das Land arrangieren. Daran führt doch kein Weg vorbei, das kann ja nicht so schwer zu verstehen sein.

Der israelische Ministerpräsident Rabin und der Palästinenserführer Arafat waren einer möglichen Lösung schon sehr nahe. Aber dann wurde Rabin von einem rechtsradikalen Israeli ermordet. Kurz zuvor sagte Rabin in seiner letzten Rede vor Hunderttausenden:

«Ich bin überzeugt: Eine Mehrheit des Volkes will Frieden – und will für einen Frieden auch Risiken in Kauf nehmen. Denn die Gewalt zerstört die Grundlage der israelischen Demokratie. Wir müssen Gewalt verurteilen und zurückdrängen. Sie gehört nicht zu Israel. In einer Demokratie gibt es Meinungsverschiedenheiten. Aber Entscheidungen werden in demokratischen Wahlen getroffen. Deshalb haben wir das Mandat, das zu tun, was wir tun. Und wir werden diesen Weg fortsetzen

Damals sagte der heutige Ministerpräsident Netanjahu, damals Fraktionschef des Likud, einen Monat vor dem tödlichen Attentat: «Dieser niederträchtige Mörder wird von der Regierung hofiert. Diese israelische Regierung ist blind und erlaubt Arafat, seinen Plan zu verwirklichen: Die Vernichtung des jüdischen Staats

Ist es antisemitisch, auf diesen entscheidenden Moment in der israelischen Geschichte hinzuweisen? Wäre es nicht sinnvoller für uns europäische Intellektuellen, die sowieso aufgeregt mit dem Zeigefinger fuchteln können, aber rein gar nichts zu sagen haben und bewirken können, dass wir uns wenigstens Gedanken über Lösungen, Auswege machen, bevor vielleicht ein Atomkrieg den Nahen Osten unbewohnbar für alle macht?

Die Debatte über die jüngsten Entwicklungen dort ist bereits dermassen entgleist, dass es sinnlos geworden ist, weiter mitzudebattieren. Deshalb gibt es hier eine Nahost-Pause.

Trauerspiel «Nebelspalter»

Schlimmer geht immer.

Könnte es sein, dass Markus Somm der Welt zeigen will, wie man ein journalistisches Unternehmen mit Anlauf gegen die Wand fährt? Mit der Methode: rums. Rückwärtsgang, Vorwärtsgang, Vollgas, rums. Rückwärtsgang, Vorwärtsgang, Vollgas, rums …

Es gibt zwar, wie für den Schuldigen an der Explosion bei einem Spital im Gazastreifen, noch keine unbezweifelbaren Beweise dafür. Aber auch hier gibt es eine Indizienkette, wobei allerdings gilt: im Zweifel für den Angeschuldigten. Oder vielleicht doch nicht.

Die Kettenglieder:

  1. Für ein liberal-konservatives Polit-Medium den Namen «Nebelspalter» zu kaufen, ist gaga.
  2. Die Print-Ausgabe weiter wie bisher laufen zu lassen, aber einen davon völlig verschiedenen Internet-Auftritt zu basteln, ist gaga.
  3. Eine harte Bezahlschranke von Anfang an ohne Teaser oder Versucherli zu errichten, ist gaga.
  4. Die Werbekampagne war gaga.
  5. Auf ein schweineteures CMS als Insellösung einer Kleinfirma zu setzen, war gaga.
  6. Den Hersteller gleich auch noch zum Geschäftsführer und Inserateverwalter zu machen, war gaga.
  7. Ohne Knaller zu starten und dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu laufen, war gaga.
  8. Teure Formate zu produzieren, herrschaftliche Büroräume anzumieten, jede Menge Mitarbeiter einzustellen, war gaga.
  9. Eine «Assistentin der Chefredaktion» zu beschäftigen und als solche auszuweisen, war gaga.
  10. Die Stelle nach x-Wechseln zu streichen – ist nicht gaga.
  11. Nach dem ersten Fehlstart das erste Redesign zu machen, war gaga.
  12. Keine Zahlen bekannt zu geben und erst nach der Enthüllung von ZACKBUM, dass es trübselige 4000 Abonnenten gibt, das zuzugeben, war gaga.
  13. Sich viel zu spät vom CMS-Bastler, Geschäftsführer und erfolglosen Inseratekeiler zu verabschieden, war gaga.
  14. Nochmals viel Geld für ein neues CMS auszugeben, einen anderweitig engagierten Geschäftsführer einzustellen, war gaga.
  15. Brutal die Workforce runterzuholzen, nachdem sie zuerst gewaltig aufgebläht wurde, war gaga.
  16. Die chaotischen Redaktionsabläufe sind gaga.
  17. Den Chefredaktor Print brutal zu feuern, war gaga.
  18. Zu verkünden, Print nun an online heranzuführen; Relaunch, und dann ein oberpeinliches erstes Heft vorlegen, ist gaga.
  19. Den gefühlt x-ten Relaunch der Webseite durchführen, der die wenigen Leser nicht wirklich überzeugt, ist gaga.
  20. Die harte und eloquent verteidigte absolute Bezahlschranke zuerst aufweichen, dann immer mehr aufweichen und schliesslich ganz wegfallen zu lassen, ist gaga.
  21. Es mit Inseraten zu versuchen, die sich Nicht-Abonnenten vor der Lektüre anschauen müssen, ist gaga.
  22. Kaum solche Inserate haben, ist gaga.
  23. Eines der wenigen Inserate überall aufpoppen lassen, ist gaga.
  24. Eine simple Scroll-Lösung mit zwei Spalten als neues Design zu wählen, ist gaga.
  25. Einen Relaunch ohne Knaller-Artikel zu machen, ist gaga.
  26. Die wenigen Redaktoren am Laufmeter schreiben zu lassen, ist gaga.
  27. Das Geld der Investoren zu verbrennen, indem man am lebenden Objekt ständig herumoperiert, ist gaga.
  28. Primitive Darstellungprobleme wie Worttrennungen nicht im Griff haben, ist gaga.
  29. «Somms Memo» und andere Zweitverwertungen mangels genügend Content anzubieten, ist gaga.
  30. In einem prominent platzierten Artikel um das Problem herumschreiben, dass die israelische Siedlungspolitik von der UNO als klarer Verstoss gegen Völkerrecht verurteilt wird, ist gaga.

Aber vielleicht hat Somm einen Geheimplan. Er möchte den «Nebelspalter» zu einer Art «Titanic» machen. Aber statt Satire und Karikaturen über die Welt, soll der Gaga-Sinn darin bestehen, selbst die Satire und die Karikatur zu sein. Das wäre kühn, aber wie die Titanic zum Untergang verurteilt.

Wumms: Markus Somm

Schwatzen im Nebel des Krieges.

Somm müsste sich eigentlich um den serbelnden «Nebelspalter» kümmern, nachdem nach dem brutalen Rausschmiss des Chefredaktors der Print-Ausgabe der Versuch krachend gescheitert ist, sie dem Online-Auftritt anzunähern.

Aber es ist ein altes Phänomen, dass man sich lieber ums Grosseganze und die Welt kümmert als um das Wichtigkleine in nächster Nähe.

Also benützt Somm seine Kolumne in der «SonntagsZeitung», um mal wieder allen anderen Medienschaffenden die Knöpfe reinzutun. Schon im Titel erklärt er, wie er die Welt sieht: «Die Israelis sind die Guten». Vielleicht zeigen sich hier Restanzen seiner linksradikalen Vergangenheit. Da war es auch immer klar, wer die Guten und wer die Bösen sind. Nur: damals gehörten die Israelis sicher nicht zu den Guten für einen strammen Linken.

Als Aufhänger für seine Kolumne über die Guten nimmt er die Berichterstattung über die Explosion bei einem Spital im Gazastreifen. Bekanntlich passte die «News York Times» ihre Berichterstattung mehrfach an. Entsprechend der sich entwickelnden Informationslage, aber Somm sieht das anders: «Von Tätern war keine Rede mehr, von neuen Erkenntnissen oder neuen Quellen ebenso wenig – obschon in der Zwischenzeit die Israelis plausible Beweise vorgelegt hatten, dass es sich um eine Rakete der Palästinenser selbst gehandelt haben muss

Natürlich, wenn die per Definition und laut Somm «Guten» «Beweise» vorlegen – vielleicht sollte ein guter Journalist da von Indizien sprechen, die genauso wenig wie die Behauptungen der Palästinenser bislang von unabhängiger Seite bestätigt wurden –, dann ist die Sache doch klar.

Aber nun galoppiert Somm erst richtig los: «Es war eine Lüge, eine Hamas-Lüge, fabriziert von Hamas-Mördern, die den Tod der eigenen Leute den Israelis unterschieben wollten. Dass Terroristen lügen, kann keinen überraschen, dass aber die berühmtesten Zeitungen und Fernsehsender des Westens darauf hereinfallen, das umso mehr.»

Es mag den einäugigen Somm vielleicht überraschen, dass die «berühmtesten Zeitungen und Fernsehsender des Westens» auch schon auf Lügen der Guten hereingefallen sind. Oder hat er die «Massenvernichtungswaffen»-Lüge schon vergessen, mit der die USA samt Koalition der Willigen den Irak überfiel, was einen gescheiterten Staat und Hunderttausende von Toten hinterliess? Oder die «Brutkasten»-Lüge? Oder die Tongking-Lüge? Um nur drei Beispiele zu nennen.

Aber Somm dreht seine verbale Eskalationspirale weiter und weiter. Es sei sein Eindruck, dass es viele gäbe, «die sich danach sehnten, beide Seiten – Israelis und Palästinenser – für jede Gewalt gemeinsam verantwortlich zu machen, wie man das seit Jahren im Westen zu tun pflegt». Selbst das mag sein, aber ist es denn für Somm ausgeschlossen, dass auch die Guten für Gewalt verantwortlich sein könnten?

Immerhin, dann fällt Somm ein witziges Beispiel der Absurdität ein. Ob denn die NYT jemals eine solche Schlagzeile bringen würde: «Selenski lässt russisches Spital bombardieren, 500 Tote, sagt die Gruppe Wagner». Aber dann hört der Spass auf, wenn er behauptet: «Mördern glaubt man offenbar alles, solange sie Juden umbringen.» Das ist an Perfidie kaum zu überbieten.

Damit begibt auch er sich aus dem immer enger werdenden Raum der sinnvollen Debatte. Mit den folgenden Sätzen schlägt er krachend die Türe hinter sich zu, um in den Sumpfgebieten des Kriegsnebels zu verschwinden: «Erstens, die Israelis sind die Guten. Zweitens, die Hamas greift nicht bloss die Israelis an, sondern den Westen insgesamt. Es ist Zeit, dass wir aufhören, uns mehr zu hassen, als unbedingt nötig ist.»

Erstens: nur in alten US-Western gibt es die zweifellos Guten und die Bösen, die man alleine schon daran erkennt, dass die Bösen immer schwarze Hüte aufhaben. Zweitens, die Hamas greift nicht den Westen insgesamt an, das tun fundamentalistische Wahnsinnige insgesamt, die – wie die Hamas – von fanatisch islamistischen Regimes finanziert werden. In diesem Fall vom Iran, in anderen Fällen von Saudiarabien. Da aber das wahhabistische Scheich-Regime ein guter Freund des Westens ist, logen die westlichen Guten auch herbei, dass die Terroristen von Al-Kaida von Saddam Hussein unterstützt worden seien – obwohl sie alle Saudis waren und Bin Laden der bedeutenden saudischen Baufirma gleichen Namens angehörte.

Daher sollten wir – drittens – solchen Schwaflern wie Somm nicht mehr glauben, als unbedingt nötig ist.

Daher muss sich der gute (wie auch der schlechte) Leser eine einfache Frage stellen: will er sich wirklich von Organen informieren lassen, die von einem solchen einäugigen Propagandaplapperer mit infantiler Schwarzweiss-Weltsicht geleitet werden?

Während Somm so die Welt in gut und böse ordnet, versucht es der «Nebelspalter» mit dem gefühlt zehnten Relaunch, Redesign und «alles neu». Statt harter oder weicher Bezahlschranke ist nun alles gratis, wenn man vorher Werbung konsumiert. Ein solch hilfloses Geruder hat es in der jüngeren Schweizer Mediengeschichte noch nie gegeben. Das ist jenseits von Gut und Böse. Das ist einfach inkompetent.

Somm und der Relaunch

Seine Relaunchs sind nicht lustig.

Es ist eine inzwischen zweieinhalbjährige Leidensgeschichte. Im März 2021 erschien der «Nebelspalter» online ganz anders und ganz neu. Markus Somm hatte 100 Investoren dazu überredet, auf seine unternehmerischen Fähigkeiten zu vertrauen und je 100’000 Franken zu investieren. Selbst legte er noch einiges mehr drauf.

Damit wurde der «Nebelspalter» gekauft, das älteste Schweizer Satiremagazin, gegründet 1875. Seit vielen Jahren ist es aus einem anständigen Wartezimmer nicht wegzudenken. Seit vielen Jahren ist es nicht so, dass seine Witze und Witzchen auf dem Niveau von «Titanic» spielen. Aber witzig wollte Somm gar nicht sein, er wollte eine klar liberale neue Plattform neben der «Weltwoche» aufbauen.

Dafür den Namen «Nebelspalter» zu kaufen, das Heft weiter im alten Geist erscheinen zu lassen, im Internet auf einen untauglichen Geschäftsführer zu bauen, der ein proprietäres CMS bastelte, das untauglicher war als jede Open-Source-Lösung (dafür aber entschieden teurer), werbefrei erscheinen, obwohl man um Werbekunden buhlte – das war wohl der brutalste Fehlstart der jüngeren Pressegeschichte.

Aber noch viel schlimmer: Es wurde mit grosser Kelle angerichtet; edle Redaktionsräume in Zürich, Mitarbeiter satt, teure Videoformate, dazu aber eine absolute Bezahlschranke. Kein Versucherli, kein Teaser, zahl – oder lass es. Damit verkrachte sich Somm dann noch mit einem kompetenten Internet-Macher, der diesen Wahnsinn nicht mittragen konnte.

Am schlimmsten aber: der dürftige Inhalt spielte sich weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. Transparenz war Somms Sache nicht, eisern schwieg er sich über Abozahlen, Einnahmen, Ausgaben aus. Bis ZACKBUM enthüllte, dass die Online-Plattform erst schlappe 4000 zahlende Gäste zählte. Neuerdings sollen es 4500 sein, das sei alles soweit im Businessplan, behauptet Somm.

Dann das übliche Geruder, wenn einer seine Lernkurve am lebenden Objekt abbildet. Nach Fehlstart sparen. Das grosse Rausschmeissen, neues CMS, Geschäftsführer weg, die meisten Mitarbeiter eingespart (nicht selten auf eher ruppige Art), neuer Auftritt, Wiedererkennungswert zum Anfang null. Die Bezahlschranke wurde gesenkt, durchlöchert, nun buhlt der «Nebelspalter» wie alle anderen auch mit Sonderangeboten und Teasern um neue zahlende Leser.

Dann der nächste Knall: von heute auf morgen schmeisst Somm den verdienten und solidarischen Chefredaktor des Print-«Nebelspalter» raus. Nächste Kehrtwende: während Somm viele Monate erzählt hatte, dass es gar kein Problem sei, im Internet bürgerlich-politisch zu sein, im Print aber klassisch-altväterlich satirisch, sollen nun Internet und Print «zusammengeführt» werden.

Der nächste Flop, denn mitsamt dem Chefredaktor verliessen aus Protest einige Mitarbeiter den Nebi, obwohl Karikaturist in der Schweiz ein hartes Pflaster ist. Aber macht ja nix, dachte sich Somm, der offensichtlich über ein strahlendes Selbstbewusstsein verfügt und die unablässige Reihe von Fehleinschätzungen, Flops und herben Niederlagen auf der Einnahmefront einfach an sich abperlen lässt.

Wobei seine Financiers erstaunlicherweise weiterhin ruhig halten, obwohl absehbar ist, wann das Startkapital verbrannt sein wird und auch der Nebi das übliche Klagelied zum Abschied anstimmen wird: widriges Marktumfeld, gute Idee, aber schlechte Akzeptanz, leider nicht gelungen, Blabla. Nur eines wird sicher nicht gesagt werden: das ist die Geschichte eines angekündigten Todes, verantwortet von einem begabten Schreiber und unbegabten Unternehmer.

Nun also die Konvergenz online und Print. Die sieht zurzeit so aus: online passiert überhaupt nix, die neue Printausgabe kommt so daher:

Anstelle des geschassten Chefredaktors Ralph Weibel begrüsst den Leser eine «Leiterin Produktion» namens Marina Lutz. Anschliessend dann neu die üblichen verdächtigen: Stefan Millius, Dominik Feusi, Stefan Millius, Stefan Millius, auch mal «Aus dem Archiv, Nebelspalter 1942» (was beweist: damals waren die Nebi-Scherze auch nicht immer besser), Markus Somm (ebenfalls aus dem Archiv, ein rezyklierter Artikel), begleitet von «Aus dem Archiv, 1957», dann wieder, Überraschung, Stefan Millius, abgelöst von, nochmal Überraschung, Markus Somm, dann, mal was Neues, wieder Markus Somm, aber über eine Karikatur aus dem Archiv von 1941, schliesslich Alex Reichmuth, ebenfalls bekannt aus dem Nebi online, dann kommt natürlich Stefan Millius.

 

Dann aber ein Brüller, ein Wimmelbild:

Nach diesem Höhepunkt geht’s zurück ins Tal der Tränen und Verzweiflung:

Hier ist einiges bemerkenswert. Ein Zeichnungswettbewerb: schicken Sie uns Karikaturen von BR Rösti! Zu gewinnen gibt’s nix, aber es wird angedroht, sie im nächsten Nebi zu veröffentlichen. Aber damit der Scherze nicht genug: «Haben Sie ein besonders lustiges Foto oder Meme auf Ihrem Handy?» Auch einschicken, wird auch abgedruckt. Zu gewinnen gibt’s auch nix.

Ein besonderer Leckerbissen ist das Impressum. Die Redaktion besteht aus dem Herausgeber Markus Somm, der hier auch noch Chefredaktor und Verleger ist. Drei Hüte, um eben diese Marina Lutz (Leitung Produktion) herauszugeben, zu verlegen und ihr als Chefredaktor den Weg zu weisen. Denn ausser einer Assistentin ist das dann bereits die ganze Redaktion.

Leider ist das nicht zum Lachen, sondern eher zum Heulen. Wieso das Blatt «Nebelspalter» heisst und nicht «Millius schreibt», ein Geheimnis. Wieso diese 68 Seiten Fr. 11.80 wert sein sollen: ein Geheimnis. Wieso die Scherze aus dem Archiv nach alten Socken riechen: kein Geheimnis. Wieso die neuen auch? Grosses Geheimnis.

Schlimmer noch: das soll ein Relaunch sein? Ein Beispiel für: man kriegt nie eine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu machen? Die älteste Regel im Journalismus lautet: am Anfang muss es rums machen, nachlassen kann man anschliessend. Aber hier? Seitenfüller, Lückenbüsser, Rezykliertes, Altbekanntes, aus Verzweiflung ergänzt mit willkürlich und nach keinen verständlichen Kriterien ausgewählten Restanzen aus dem Archiv.

Neustart, Ansage, Positionierung, Absicht, Ziele, Gefässe, Heftrhythmus? Es plätschert dahin, und dann ist mal fertig. Originelles Blattprinzip. Das ist nicht mal ein Blattschuss. Auch kein Plattschuss. Das ist ein Schuss in den Ofen. Dagegen ist selbst der Nebi online gehaltvoll, und das will doch etwas heissen.

Aber geradezu seherisch ist das «Schlusszitat», eine Abwandlung eines bekannten Spruchs von Albert Einstein: «Der Unterschied zwischen Dummheit und Genialität ist, Genialität hat ihre Grenzen.» Sehr, sehr wahr …

Lieblingsjob der Medien

Die Beispiele für Leserverarschung purzeln nur so herein.

Der Beitrag vom «Blick» zum Thema: kann man so oder so sehen. Kleine Hilfe für den verwirrten «Blick»-Leser: Das KOF ist meistens doof und muss seine Prognosen regelmässig korrigieren …

Man muss schon sagen, «20 Minuten» befasst sich mit den letzten Fragen der Menschheit, mit ungelösten Rätseln, die die Jahrtausende überdauerten, seit der Neandertaler das erste Mal dem Thema Körperhygiene nähertrat und sich die Hände abwischte, nachdem er ein Mammut verspeist hatte. Aber erst sehr viel später begann er damit, etwas gegen Achselschweiss zu unternehmen.

Das hier ist nun eine absolute Null-Meldung; richtig aus «watson». Natürlich gibt es Beschwerden gegen solche Sendungen, ist doch sonnenklar. Ganze vier seien beim Ombudsmann der SRG eingegangen. Soweit, so gähn. Was wird genau beanstandet, hat das Hand und Fuss? Sobald die interessanten Fragen beginnen, sagt «watson»: öh, das wissen wir doch auch nicht. Das ist echte Leserverarschung mit Anlauf.

Und nun als Absackerchen die Lieblingsbeschäftigung der Journalisten: mit sich selbst, über sich selbst, gegen die anderen.

Gleich ein Team und eine Einzelkämpferin befassten sich mit einem wirklich weltbewegenden Aspekt der Läderach-Affäre. Die liegt bereits in den letzten Zügen, noch ein wenig «ich auch», noch Zusammengekehrtes («wie viele solcher Schulen gibt es in der Schweiz?»), und tschüss.

Aber vorher noch:

So titelt CH Media in seinen unzähligen Kopfblättern. Und erzählt die Geschichte nach, die Roger Schawinski auf seinem «Radio 1» erzählte. Er habe den Chef des Zürcher Film Festivals (ZFF) Christian Jungen am Freitagabend angerufen und davon überzeugt, den Dok-Film anzuschauen. Das habe den sensiblen Mann so geschüttelt. dass er bis spätnachts nicht habe schlafen können, erzählte Schawinski weiter. Und schon am Samstag trennte sich das ZFF von seinem «Partner» Läderach.

CH Media gibt sich erstaunt: «Am Freitag hatte sich das ZFF noch selbstbewusst hinter seinen Sponsor gestellt. Gegenüber verschiedenen Medien wurde betont, man stehe «voll und ganz zur Partnerschaft mit Läderach».» Und dann das. Dabei hätte das ZFF doch wissen müssen, dass Läderach nicht ganz unumstritten sei.

Mit etwas spitzeren Fingern fasst Nina Fargahi (Ex-«Edito») das Thema an. Ihr Artikel für die vielen Kopfblätter von Tamedia beginnt mit einer Einleitung, die man jedem Journalistenschüler um die Ohren hauen würde: «Die Ereignisse überschlagen sich …» Was für eine Leserverarschung; hier überschlägt sich nichts, von Ereignissen ganz zu schweigen.

Überschlagen tut sich höchsten Fargahi: «Radiomacher Roger Schawinski will eine Rolle gespielt haben. Das sagt er zumindest in seiner letzten Sendung «Roger gegen Markus».» Darauf habe schon seit Streitpartner Markus Somm ironisch reagiert: «Dieser fasst spöttisch zusammen: «Roger Schawinski war also entscheidend für diesen Boykott.»»

Worauf sich die beiden verbal gebalgt hätten. Dann rapportiert Fargahi, dass Jungen doch tatsächlich die Aussagen von Schawinski bestätigt habe; er sei aber nicht für das Sponsoring zuständig. Das lässt die Recherchierjournalistin so stehen, weil das wieder Zweifel an der Bedeutung der Rolle von Schawinski lässt. Dabei ist es lachhaft, dass der Big Boss des Festivals solche Entscheide nicht anordnen kann.

Vielleicht ist man bei Tamedia immer noch nachtragend, weil man vor vielen Jahren das TV- und Radioimperium von Schawinski zu einem exorbitanten Preis übernahm – und anschliessend gewaltig abschreiben musste.

Halt einer der vielen Fehlentscheide des Hauses. Aber noch lange kein Grund, dass sich gleich die beiden Duopolisten im Deutschschweizer Zeitungsmarkt («Blick» kann man ja nicht wirklich ernst nehmen) darum kümmern, ob und wie und wie wichtig eine Intervention von Schawinski gewesen sei. Das interessiert ausser ihm selbst und die Journaille nun eigentlich niemand wirklich. Aber wenn Journalisten über Journalisten schreiben können, und erst noch leicht hämisch, dann ist die Versuchung übergross.

Und der zahlende Leser fühlt sich mal wieder verarscht.

Böse Priester

Die Medien haben ein neues Steckenpferd.

Schwein muss man haben. Der Fall Rammstein röchelt höchstens noch vor sich hin. Schlimmer noch: weil der falsch Beschuldigte Geld, gute Anwälte und eine hübsche Portion verständliche Rachsucht hat, hagelt es da noch Klagen und Urteile. Blöd gelaufen, Schwamm drüber.

Aber, Gott sei Dank, die katholische Kirche. Nein, ihre Priester. Ihre Gottesmänner. Die haben seit rund 1000 Jahren ein blödes Problem. Der Zölibat. Die widernatürliche Enthaltsamkeit.

Viele Gottesmänner schaffen es irgendwie, den Versuchungen des Fleisches zu widerstehen. Wir wollen nicht wissen, wie genau. Einige lösen das Problem mit der Haushälterin oder einer anderen erwachsenen Person. Aber es gibt auch Pfaffen, denen es Messdiener oder ihnen in ihrer Funktion als Katechet anvertraute Minderjährige angetan haben.

Da brauchte es nur eine neue Studie über dieses Problem, und schon haben die Medien ein Thema, das sie nun zu Tode reiten (Pardon) können. Wie viel Fälle gab es, wie leiden die Opfer, was sagt der Fachmann, die Fachfrau, der oppositionelle Geistliche, wie reagiert die offizielle Kirche? Verstockt, unfähig, beratungsresistent wie immer.

Die katholische Kirche denkt halt nicht zu Unrecht: wer wie wir rund 2000 Jahre durchgehalten hat, und dabei viel Schlimmes erlebte, der lässt sich doch von so einem neuerlichen Missbrauchsskandal nicht aus der Ruhe bringen.

Aber so nicht mit Arthur Rutishauser von der «SonntagsZeitung». Der will als Finanzspezialist die Kirche dort packen, wo es ihr wirklich weh tut. Natürlich beim Geld. Fordert er deshalb die Katholiken auf, scharenweise die Kirche zu verlassen? Nein, er macht es teuflisch perfid. er fordert:

«Die Kirchensteuer gehört auf ein Sperrkonto.»

Aber damit nicht genug: «Wie kann es sein, dass eine religiöse Institution sich auf ein eigenes Recht berufen kann, zudem noch eines, das aus dem finsteren Mittelalter stammt?» Stattdessen sollten die Missbrauchsfälle durch die Staatsanwaltschaft, am besten die Bundesstaatsanwaltschaft, untersucht werden.

Dazu passt dann natürlich die Meldung «Papst-Vertreter verweigert Zusammenarbeit», konkret: sie hält die Archive sauber geschlossen. Rutishauser kann froh sein, dass zumindest in Mitteleuropa keine mittelalterlichen Zustände mehr herrschen. Denn damals hätte man ihm nicht nur die Instrumente gezeigt …

Auch auf einem anderen Gebiet kann die SoZ Neues vermelden. Unter dem launigen Titel «Der Solarexpress wird zum Bummler», kommentiert die Zeitung, dass bekanntlich der Heimatkanton von Peter Bodenmann, der mit der Solaroffensive in den Alpen die Lösung aller Energieprobleme gefunden haben wollte, dass eben dieses Wallis gerade die Notbremse beim schnellen Ausbau alpiner Solarkraftwerke gezogen hat.

Dann wird allerdings nur berichtet, wie Befürworter der alternativen Energien jetzt herumeiern. Was nicht gesagt wird, denn da würden wohl grosse Teile der linksgrünen Tagi-Belegschaft aufjaulen: die einzige sinnvolle Lösung der absehbaren Energieprobleme besteht im Bau eines neuen AKW. Besser von zwei. Der, angesichts der sich hier abzeichnenden Widerstände, jetzt angegangen werden müsste. Wird er aber nicht. Und die Solar- und Windenergieträume sind schon jetzt zerplatzt. Was tun?

Es darf gelacht werden: «Solarpflicht für grosse Parkplätze». Das sei – ohne Scherz – nun ein «wichtiges Signal». Nein, das bedenkliche Signal ist, dass es nur solche Traumtänzereien gegenüber einem ernsthaften Problem gibt: der Winterstromlücke in der Schweiz.

Aber eine gute Nachricht, wenn auch in Form eines Fragezeichens am Schluss: «Geht Fridays for Future die Puste aus?» Statt 100’000 Personen schweizweit nur 7000, das nennt man schrumpfen. Links überholt von den Klimaklebern, rechts von fast allen Parteien im Wahlmodus: sieht nach no future aus.

Dann kommen wir zur Abteilung Heuchelei einer Weltmacht. Bekanntlich müssen Unrechtsstaaten wie Russland, aber auch der Iran, mit harten Sanktionen bestraft werden. Bekanntlich wird der Schweiz ständig vorgeworfen, sie gehe dabei viel zu schlapp vor.

Und nun das: die Schweizer Nationalbank soll eine Schlüsselrolle dabei spielen, eingefrorene iranische Milliarden über Umwege zurück in die Verfügungsgewalt des Irans zu transferieren. Unglaublich, das muss nun aber mit US-Sanktionen gegen die Schweiz geahndet werden.

Öhm. Das geschieht nicht nur im Wissen, sondern im Auftrag der USA. Damit erkauft sich der finstere Gegner des Mullah-Regimes in Teheran die Freilassung von ganzen 5 Geiseln. Das ist für die Betroffenen natürlich wunderbar. Ansonsten aber eine Desaster.

Dann folgt aber eine wirklich gute Nachricht. Der Antidemokrat («Gegner zur Impfung zwingen») Denis von Burg, seines Zeichens «Politikchef», verlässt die «SonntagsZeitung». Mit einem Abschiedsartikel. Wunderbar, einmal überblättert, und das war’s dann endlich.

Anschliessend vergreift sich Rico Bandle für ein Mal in der Wortwahl: über Roman Signer «machen sich im Netz alle lustig». Wirklich alle? Nicht ganz, ein paar. Ein paar Zehntausend, was im Netz ja nix ist. also ist «alle» ungefähr so fehl am Platz, wie wenn geschrieben würde, dass alle die SoZ ihr Geld wert fänden.

Weiter hinten gibt dann Markus Somm eine seiner Fehlprognosen ab. «Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Schweizer Grüner nach Gösgen pilgert.» Will sagen: niemals würden Schweizer Grüne AKWs befürworten. Allerdings müssten sie dafür nur dem Beispiel der deutschen Grünen folgen, die konsequent und opportunistisch alles über Bord geworden haben, womit diese Partei mal gegründet wurde. Der Obergrüne Joschka Fischer befürwortete Kriege. Friedensbewegung ade. Umweltschutz, na ja, wenn’s nicht wehtut und keinen Grünen trifft. Kein politischer Opportunismus, niemals unter keinen Umständen wird es eine Zusammenarbeit mit der CDU geben. Ausser, man sitzt fröhlich in der gleichen Landesregierung. Und natürlich kommen auch Reiche in den Himmel.

Auf Seite 33 widmet sich dann Arthur Rutishauser einem Thema, das vielleicht nicht so alt ist wie Missbrauchsvorwürfe in der katholischen Kirche. Aber er behauptet: «Neue Klage in den USA gegen die Schweiz kann Steuerzahler Milliarden kosten». Brandneue News. Oder auch nicht, seit die «Financial Times» am 20. März zuerst darauf hinwies, dass der eklatante Rechtsbruch, mit dem 16 Milliarden Schuldpapiere der CS auf null abgeschrieben wurden, für den Schweizer Steuerzahler ziemlich teuer werden könne.

Neuer ist der nächste Rutishauser (der Mann ist in einer Woche fleissiger als das ganze «Team Kultur» von Tamedia in einem Jahr): «100 Millionen Sonderbonus für die obersten UBS-Manager». So viel zum Thema, dass der Kauf der CS ein riskantes Geschäft gewesen sei, das man nur aus staatsbürgerlicher Verpflichtung eingegangen sei. Colm Kelleher müsste endlich mit dem Buster-Keaton-Sonderpreis ausgezeichnet werden. Seither hat niemand mehr ein so unbewegtes Gesicht gemacht, während er eigentlich losprusten und sich vor Lachen auf dem Boden wälzen müsste.

Wenn wir das TV-Programm als unbestreitbares Highlight aussen vor lassen, war’s das dann für Fr. 6.40. ZACKBUM würde sagen: die Hälfte gut investiert, die Hälfte rausgeschmissen.

 

Wir wollten das Positive sehen

Aber WoZ und «Republik» machen es einem nicht einfach.

Der Plan war gut. ZACKBUM liest je einen Artikel aus der WoZ und aus der «Republik» und betont das Positive. Aber schon die Planwirtschaft ist an der Realität gescheitert.

Bei der WoZ traf es den Artikel «Rechtsumkehrt. Wie die Schweizer Medien politisch immer weiter nach rechts driften». Eine interessante These des Mit-Chefredaktors Kaspar Surber. Wir sind auf eine brillante Analyse mit schlagenden Beispielen gespannt. Aber leider, leider …

Wer eignet sich als Einstieg besser als der Gottseibeiuns aus Herrliberg. Der hatte doch tatsächlich im Januar dieses Jahres Eric Gujer von der NZZ gelobt. Christoph Blocher sei übrigens der Mann, «der mit sehr viel Macht, noch mehr Geld und zuweilen auch mit dreisten Lügen die Medien in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten zu beeinflussen suchte».

Nach dieser rechten Geraden als Einleitung kommt Surber nun zu einem Topos, der früher von rechtsbürgerlichen Warnern bedient wurde: die Unterwanderung. Gujer wird von Blocher gelobt, in die «Sonntagszeitung» sind gleich drei Rechte eingewandert; Rico Bandle, Andreas Kunz und Bettina Weber von der «Weltwoche» hätten sich dort eingefunden. «Und sie tun, was sie von Köppel gelernt haben. Sie frönen dem Kontraintuitiven

Noch schlimmer ist natürlich das U-Boot Markus Somm. Der wurde zuerst von der WeWo zur BaZ entsandt, nun gibt er den «Nebelspalter» heraus. Allerdings widerspricht sich Surber hier selbst, denn all diese Blätter, die BaZ bis zu Somms Abgang, die «Weltwoche», vom «Nebelspalter» ganz zu schweigen, sind alles andere als Erfolgsmodelle. Die BaZ wurde an Tamedia weiterverkauft, die WeWo hat kräftig an Auflage verloren, der «Nebelspalter» dümpelt in der Bedeutungslosigkeit, ewige Redesigns, Kurs- und Mitarbeiterwechsel sind deutliche Anzeichen einer gravierenden Krise.

Aber dahinter steht natürlich ein finsterer Plan. «Die Abwärtsspirale von etablierten Medienmarken ermöglichte es wiederum rechten Financiers, ihren Einfluss zu vergrössern.» Aber auch hier schreckt Surber nicht davor zurück, sich selbst gleich zu widersprechen: «Just um die Jahrtausendwende, als der Werbeboom der Medien in der Schweiz seinen Zenit erreichte, ritten sie ihren ersten erfolgreichen Angriff.»

Also Abwärtsspirale oder Boom? Macht nix, drei Angriffe würden «viel zu selten im Kontext erzählt». Viel zu oft, würde es besser treffen. Den Kontext, dass Gottseibeiuns Blocher sich inzwischen ein kleines Imperium an Amts- und Gratisblättern zusammengekauft hat, der ist dem Recherchiergenie Surber offenbar entgangen.

Aber Surber hat noch eine Personalien auf Lager: «Auch bei der NZZ machen Leute Karriere, die bei den Rechtsaussenblättern ihre Sporen abverdient haben. So etwa Benedict Neff, der von Somms «BaZ» nach Berlin geschickt wurde, dort später das Deutschlandbüro der NZZ mit aufbaute und von Eric Gujer schliesslich zum neuen Feuilletonchef gekürt wurde.»

Die BaZ als Rechtsaussenblatt? Ach was. Aber diese Gefahr ist ja durch den Verkauf durch die angeblich kapernden Rechten gebannt. Um nur durch die nächste ersetzt zu werden: «Kippt nun auch der «Tagi»? Das wäre besonders fatal.» Woran Surber das festmacht?  Der Tagi habe die Rentenaltererhöhung begrüsst und kritisiert, dass der «Frauenstreik» dieses Jahr von links gekapert worden sei, das habe «viele Feminist:innen verärgert». Und verärgerte Feminist:innen sind sicher der Massstab dafür, ob der Tagi kippt oder nicht.

Dann hat noch ein «Politologe» untersucht, Surber hat sich ein Exemplar der Unternehmensgeschichte des Tagi bis 1993 besorgt und mit – natürlich anonymen – Quellen aus Tamedia gesprochen. Die ranzen unter diesem Deckmantel: «In den neoliberalen Hierarchien sei die Empathie völlig verloren gegangen. Die einzige Temperatur, die beständig vermessen werde, sei die Klickrate einzelner Artikel.» Surber muss diese Gespräche aber vor einer ganzen Weile geführt haben, denn die Klickrate ist überhaupt nicht mehr das wichtigste Kriterium. Aber macht ja nix, ansonsten stimmt wohl auch nichts.

Nach dieser tiefschürfenden Analyse kommt Surber zum traurigen Fazit:

«Die Geschichte des Rechtsrucks der Schweizer Medien handelt von strategischen Investoren, die geschickten Jongleuren die Manege bauten. Von Vorturnern, die sich so weit aus der Manege hinaus radikalisierten, dass sie sich längst nicht mehr an die berufsethischen Regeln halten. Von einem einst stolzen Wirtschaftsblatt, das mittlerweile die AfD bedient. Von einer «SonntagsZeitung», die schludrige Thesen fabriziert, die von anderen Medien wegen der hohen «Temperatur» weitergeschmiedet werden.»

Das widerspiegelt nun einzig und alleine die Weltsicht eines Gesinnungsjournalisten, nichts von diesem Geschwurbel ist mit einem Fakt unterlegt. Die NZZ bediene die AfD? Was für ein dümmlicher Spruch. Wird null von seinen Narrativen gestützt.Surber ist zu jung, um sich daran zu erinnern, dass die WoZ und ihr Vorgänger «Das Konzept» immer wieder den Vorwurf anhören mussten, sie bedienten die Interessen Moskaus, des Kommunismus.  Das ist schon mal sehr ernüchternd. Wenn das die Qualitätsansprüche der WoZ erfüllen kann, liegen die leider auf Höhe Türschwelle. Da war man doch anderes gewohnt in früheren Jahren.

Aber der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf. Man darf weiterhin gespannt sein, wie die WoZ mit dem kleinen Sexismus-Problem umgeht, in das sie sich selbst hineingeschrieben hat.

Der zweite Versuch mit der «Republik» folgt.

Amok Somm

Nebel und spalten, das scheint seine Devise als Chef zu sein.

Der «Nebelspalter» entwickelt sich immer mehr zum Paradebeispiel, wie man es wirklich nicht machen sollte. Grosse Klappe, grosse Ausgaben, ein Fehlentscheid nach dem anderen.

Zunächst setzte die Riege älterer Herren auf den völlig falschen Mann, um essentielle Dinge wie CMS, Marketing, Geschäftsleitung und Einwerbung von Inseraten zu wuppen. Beratungsresistent verkrachte sich Markus Somm schon ganz am Anfang mit einem ausgewiesenen Fachmann, der Somms Ansage, dass es eine absolute Bezahlschranke ohne Wenn und Aber gebe, zu recht als vollgaga kritisierte.

Tolle Büroräumlichkeiten, eine sich aufblähende Payroll, teuer produzierte Selbstbespiegelungs-Videos, redaktionelles Chaos, dafür eine «Assistentin der Chefredaktion», Szenen aus Absurdistan. Lange Zeit erschien das Online-Magazin so inseratefrei wie die «Republik», nur nicht ganz freiwillig. Zahlen wurden wohlweislich keine bekanntgegeben. Dann wurde mal zähneknirschend bestätigt, dass ZACKBUM mit knapp 4000 Abonnenten durchaus richtig liege. Peinlich.

Dann viel fire und kaum hire, im Impressum scheint eine Drehtüre eingebaut zu sein, aus der aber mehr Leute rausgehen als reinkommen. Redesign eins, Redesign zwei, Wechsel des Geschäftsführers, Wechsel des CMS, Redesign drei, das übliche wilde Geruder, wenn ein Schiff Wasser zieht und leise gluck gluck zu machen beginnt.

Inhalt? Nicht nennenswert, nicht bemerkenswert, gepflegte Langeweile. Dem «Nebelspalter» ist es nie gelungen, sich als Stimme in der Öffentlichkeit zu etablieren. Und nun noch das. In der gewohnt ruppigen Manier des Hauses wurde der Chefredaktor der Printausgabe gefeuert. Per sofort freigestellt, und tschüss. Dabei figuriert er sogar noch im Impressum der Online-Version, damit es dort nicht so schmürzelig aussieht. Ein solcher Rausschmiss ohne Vorwarnung einer verdienten Führungskraft schlägt sogar noch die Freistellung Dorers bei Ringier. Das ist einfach rüpelhaft und unanständig.

Dabei war Ralph Weibel solidarisch und aufrecht bemüht, den absurden Spagat – online neu und politisch aktiv – Print traditionell und dem gepflegten Scherz verpflichtet – mitzutragen. Aber damit fing der Wahnsinn schon an. Wie man ernsthaft auf die Idee kommen kann, den «Nebelspalter» zu spalten und online etwas ganz anderes zu machen als im Print – gaga. Man hat zwar eine der traditionellsten Marken der Schweizer Medienlandschaft gekauft, die steht aber für alles andere als für das, was Somm* daraus machen wollte.

Das ist etwa so, wie wenn man Coca-Cola kauft, um dann Flugreisen anzubieten. Bei Verträgen spricht man von einem Grundlagenirrtum, beim «Nebelspalter» muss man gaga sagen.

Als einzige feste Grössen sitzen Markus Somm und Dominik Feusi auf ihren Stühlen. Bislang. Sie grinsen die wenigen Besucher auch von überall her auf der nochmals neu designten Homepage an. Viel besser geworden ist sie allerdings auch im dritten Versuch nicht.

Wie soll’s weitergehen? Die Frage ist wohl eher: wo soll das enden? Wenn man dermassen viele Fehler macht, dermassen erfolglos ist, dermassen viel Geld zum Fenster rausschmeisst, dann verröstet man schnell einmal die eingesammelten Millionen.

Die neuste Zacke im Zickzackkurs scheint nun zu sein, dass man Print und online näher zusammenführen will. Also das, was online nie sein sollte, nämlich ein Karikaturenblatt, nun mit Karikaturen anfüllen. Und die Printausgabe, die nie ein Politblatt sein wollte, mit Politik füllen. Mit anderen Worten hat man einen weiteren Grundlagenirrtum endlich eingesehen. Und durch zwei neue ersetzt.

Mysteriös bleibt einzig, wieso die Shareholder und der exzellent besetzte Verwaltungsrat diesem Treiben bislang tatenlos zuschaut. Offensichtlicher, dass ein guter Chefredaktor deswegen kein guter Unternehmer sein muss, war’s wohl nie in der jüngeren Pressegeschichte.

Schade eigentlich. Denn man kann Somm ja vieles vorwerfen, aber mangelnden Schreib- und Sprechfleiss sicher nicht. Nur schadet er sich natürlich auch hier selbst, weil sich die Hörer und Leser auf anderen Plattformen zunehmend fragen: Und der will uns die Welt erklären, dabei hat er nicht mal seinen eigenen Laden im Griff?

*Packungsbeilage: René Zeyer schrieb längere Zeit und gerne für die BaZ, als Somm dort Chefredaktor war. Ein guter Chefredaktor, der alle Freiheiten liess und mutig Druckversuchen standhielt.