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Wumms: Bill Gates

Der gefallene Held des Wertewestens.

Von Felix Abt

Wir «normalen» Bürger mögen aus verschiedenen Gründen keine Fans von Bill Gates sein. Die Mainstream-Medien hingegen waren aus verschiedenen Gründen schon immer begeistert von ihm. Jetzt aber hat es sich der Medien-Darling mit seinen Fans gründlich verdorben – denn er spricht die bittere und unpassende Wahrheit über die derzeitige ukrainische Regierung von Wolodymyr Selenskyj aus:

«Korrupt, eine der schlechtesten der Welt, kontrolliert von ein paar Reichen!»

Die Aussage fiel am Montag im Rahmen eines öffentlichen Dialogs zwischen Gates und dem Executive Director des von der Gates-Stiftung unterstützten Lowy Institute, Michael Fullilove. Warum wohl haben sich die westlichen Medien, die normalerweise über jedes Wort von Bill Gates berichten, in dieser Angelegenheit in Schweigen gehüllt?

Doch Gates‘ plötzliche und unerwartete Ehrlichkeit war auch in einem anderen Zusammenhang schockierend, wo man sie von ihm kaum erwartet hätte – und auch hier fand sie natürlich keinen Widerhall in den Medien: «Die derzeitigen Impfstoffe sind nicht infektionshemmend; sie sind nicht breit gefächert, so dass man den Schutz verliert, wenn neue Varianten auftauchen, und sie haben eine sehr kurze Wirkungsdauer.»

Damit nicht genug, hatte Gates es zudem kürzlich auch noch gewagt, etwas Vernünftiges über China zu sagen, was den NATO-freundlichen westlichen Medien ganz sicher auch nicht gefallen haben wird: «Chinas Aufstieg [ist] ein großer Gewinn für die Welt […] Die derzeitige Mentalität in den USA [ist], dass, wenn man US-Politiker fragt: ‚Hallo, wollt ihr, dass die chinesische Wirtschaft schrumpft oder um 20 % wächst‘, [sie] mit ‚ja, lasst uns diese Menschen in die Armut treiben‘ stimmen würden.»

Wenn Sie also Bill Gates nicht mögen, können Sie sich freuen … Denn Sie werden in Zukunft nicht mehr viel von diesem Abtrünnigen der «Guten» hören. Zumindest nicht in den Mainstream-Medien. Wollen Sie wetten?

Grundübel unserer Zeit

Es ist nicht das einzige. Aber Heuchelei ist fatal.

Wie die Betreiber des «Kosmos» sich für das Gute und Bessere auf dieser Welt einsetzen, wie sie alles und alle verurteilen, die diesen hehren Zielen im Wege stehen – und wie sie sich beim Bankrott dieser Seifenblase verhalten, das ist so abgrundtief verlogen und heuchlerisch, dass ihnen niemand mehr in Zukunft edle Absichten und Ansichten abnehmen sollte.

Wie sich das Links-Magazin «Republik» für das Gute und Bessere auf dieser Welt einsetzt, insbesondere alle Steuervermeider und -hinterzieher geisselt – und wie es sich bei der Behandlung seiner eigenen Schlaumeierei auf diesem Gebiet verhält, das ist so abgrundtief verlogen und heuchlerisch, dass niemand mehr in Zukunft edle Absichten und Ansichten abnehmen sollte.

Wie die meisten Mainstream-Medien, auch und gerade in der Schweiz, sich für das Gute und Bessere auf dieser Welt einsetzen – und wie sie sich bei der Bewältigung ihrer üblen Rolle während der Pandemie verhalten, das ist so abgrundtief verlogen und heuchlerisch, dass ihnen niemand mehr in Zukunft edle Absichten und Ansichten abnehmen sollte.

Wie sich der Wertewesten, was im vorherigen Artikel exemplarisch wieder vorgeführt wird, gegenüber den Verbrechen im Jemen (und nicht nur dort) verhält, ist dermassen abgrundtief verlogen und heuchlerisch, dass ihm niemand mehr in Zukunft edle Absichten und Ansichten abnehmen sollte.

Nach dem Versagen in der Pandemie versagen die Mainstreammedien nun nochmals bei der Darstellung des Ukrainekriegs. Hier ist das Versagen noch eklatanter. Niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, kann den völkerrechtswidrigen und vertragsbrüchigen Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine verteidigen oder rechtfertigen. Wer der Ukraine gegen die Auslieferung der dort stationierten Atomraketen territoriale Integrität vertraglich zusichert und diesen Vertrag dann bricht, macht sich zum Paria in internationalen Beziehungen.

Wieso das aber Grund genug sein soll, das zutiefst korrupte Regime in der Ukraine, dessen Präsident zwecks Behebung einiger gröberer Probleme eines einheimischen Oligarchen in einer gekauften Wahl an die Macht kam, als Bollwerk von Freiheit und Demokratie umzuschreiben, das zeugt von einer dermassen abgründigen Verlogenheit und Heuchelei, dass niemand diese Berichterstattung ernst nehmen sollte.

Was die naheliegende Frage provoziert: wenn die grössten Teile der Berichterstattung über die Heldenregierung von Kiew einäugig, unvollständig, propagandistisch und unjournalistisch sind, wie steht es dann mit den Berichten aus dem Rest der Welt? Haben die Artikel über die USA irgend etwas mit der dortigen Realität zu tun? Wie sieht das bei China aus? Oder wie steht es um die Darstellung von Personen?

Putin ist ein irrer Kriegsverbrecher. Ist er das und nur das? Selenskyj ist ein strahlender Held des Widerstands. Ist er das und nur das? Donald Trump ist ein notorischer Lügner und Versager. Ist er das und nur das? Chinas Xi ist ein in der Wolle gefärbter Kommunist und Diktator. Ist er das und nur das? Elon Musk oszilliert zwischen Genie und Wahnsinn. Tatsächlich?

Was weiss eigentlich der durchschnittlich aufmerksame und informierte Staatsbürger über die Zustände in Ungarn? In Polen? In Italien? In Frankreich? Was weiss er über die führenden Gestalten, ihre Absichten und Überzeugungen? Mehr als Klebeetiketten, so oft wiederholt, dass sie nicht mehr abzukratzen sind?

Will der Leser wirklich das lesen, was seiner Gewinnungsblase entspricht und reagiert er mit Abscheu und Abbestellung, wenn er mit widersprüchlichen Darstellungen einer widersprüchlichen Welt bedient würde? Oder macht das nicht in erster Linie die Arbeit der überforderten Journalisten und Redakteure einfacher, die aus dem Stehsatz die ewig gleichen Adjektive und Qualifikationen hervorholen können?

Besonders fatal ist diese Entwicklung für Organe, die sich ausschliesslich aus Abonnements finanzieren. Bezahlte Werbung bietet immerhin noch ein  gewisses Gegengewicht, sollte der Leser mit Abbestellung drohen, weil ihn ein Inhalt aus dem Halbschlaf des Ungerechten gerissen hat. Auf der anderen Seite: ist eine solche Leserbasis nachhaltig? Ziehen die mit, wenn eine bessere neue Erkenntnis eine schlechtere alte ersetzt? Wollen die nicht einfach die Wiederholungsschleife hören, für deren Herstellung es weder grosse intellektuelle noch sonstige Anstrengungen braucht?

Eine solche Leserbasis ist schon deswegen nicht nachhaltig, weil diese schablonenhaften Welterklärungsmodelle immer wieder an der komplexen Welt zerschellen. Was dann noch verschwurbeltere Erklärungen nötig macht, was die Glaubwürdigkeit der Hersteller noch mehr ramponiert.

Wer sich darüber wundert, dass die überwältigende Mehrheit der Staaten der Welt keine Sanktionen gegen Russland eingeführt hat, wer sich darüber wundert, dass Europa im Allgemeinen und auch der Schweiz im Besonderen Doppelmoral, Messen mit zwei Ellen und Heuchelei vorgeworfen wird, der hat ein schiefes Bild von der Wirklichkeit.

Eigentlich sollte es doch die wertvollste Aufgabe von Massenmedien sein, ihren Lesern einen Zuwachs an Verständnis der Welt zu liefern. Oder ihnen zumindest Ereignisse in fernen Ländern näherzubringen, deren Entstehen und Ablauf so geschildert wird, dass der neugierige Leser meint, nun etwas zu verstehen, was ihm zuvor unverständlich war.

Gehen wir zum Schluss genauso holzhackerartig vor wie die Mainstreammedien. Wer die Invasion der Ukraine und die dort begangenen Kriegsverbrechen täglich, stündlich und lautstark denunziert, kritisiert und verurteilt – aber alle Schaltjahre einmal dezent darauf hinweist, dass es im Jemen auch nicht gerade gesittet zugeht, obwohl der Jemen genauso ein Beispiel von brutaler Machtpolitik ist, dort noch schlimmere Kriegsverbrechen begangen werden als in der Ukraine –sofern sich das überhaupt gewichten lässt –, wer das tut, ist ein dermassen abgrundtief verlogener Heuchler, dass er über kurz oder lang seine Daseinsberechtigung als Newstransporteur verliert.

Der grösste Irrwitz besteht darin, dass die Macher all dieser Flachnews eigentlich in der Lage wären, Interessantes und Anregendes und Widersprüchliches und Erkenntnisförderndes zu bieten. Zumindest hindert sie niemand daran, zumindest gibt es in der Schweiz keine Zensurgesetze, die das verbieten würden.

Warum tun sie es dann nicht? Der Verdacht liegt nahe, dass die Ursache in einem zweiten Abgrund liegt. In einer abgründigen Dummheit und Unfähigkeit, gepaart mit arroganter Überheblichkeit und Rechthaberei.

Vom Kritiker zum Leibwächter

Vierte Gewalt, unbestechlich, gerecht, kritisch? War mal, ist nicht mehr. Höchstens anders.

Um es zu sagen, wie es ist: die Massenmedien sind – nicht nur – aber vor allem – in der Schweiz auf den Hund gekommen. Das kommt halt davon, wenn man es drei Familienclans überlässt, die Medienszene immer mehr zu beherrschen und schliesslich zu einem Duopol zu degenerieren.

Mit sauber getrennten Gärtchen; wo CH Media regiert, ist Tamedia still, und umgekehrt. Dann gibt’s noch Ringier als nicht mehr so wichtigen, überregionalen Dritten, und die NZZ for the happy few.

Plus eine Latte von Spartenblättern, von Bedienern ihrer Klientel in der miefig riechenden Gesinnungsblase, wo Haltung fast alles, Analyse und Nachdenken fast nichts ist. Gibt es Lichtblicke? Natürlich, jede Menge eigentlich. Während die dummen und verfetteten Medienmanager bis heute noch keine sinnvolle Antwort auf das Internet gefunden haben, spriessen dort natürlich kreative Neupflanzen aus allen Bytes.

Gegenmassnahmen durchaus schräger als erwartet

Allerdings meistens mit sehr überschaubarer Einschaltquote. Aber es gibt auch Versuche, in die Breite zu wirken. Um nicht im Ungefähren zu bleiben, nehmen wir die Ostschweiz. Genau, alles im Einzugsgebiet eines Dialekts, der zu Recht als praktisches Verhütungsmittel angesehen werden kann.

So einfach holt man als Zürcher Sympathiepunkte im Wilden Osten der Schweiz. Nun braucht es nur noch eine kurze Packungsbeilage. Der Autor dieses Artikels publiziert regelmässig in «Die Ostschweiz». Die meisten Zahlen, die hier folgen, hat er überprüft, aber im Wesentlichen geklaut. Aus der «Ostschweiz», woher sonst.

Letzte Packungsbeilage: die Bande zur «Ostschweiz» verfestigten sich, als das «St. Galler Tagblatt» zwar mutig genug war, auf einer Doppelseite einen Artikel von mir über den in St. Gallen residierenden Sherkati-Clan zu veröffentlichen. Aber nicht mutig genug, einem von denen ausgesandten Büttel zu widerstehen, der zwar keinen einzigen sachlichen Fehler bemeckern konnte (ausser einem Dreher von Nach- und Vorname), aber natürlich mit Gewitter, Sturm und auch Hagel drohte.

Also verschwand der Artikel aus dem Netz, um in «Die Ostschweiz» wiederbelebt zu werden.

Die hatte keinen Schiss – und es passierte natürlich auch nix. Das die Ouvertüre.

Als reitender Bote hat’s der Mainstream schwer

Denn «Die Ostschweiz» klopft sich etwas auf die Schulter. Da erledigt ihr VR-Präsident Peter Weigelt persönlich.

«15. April: 46’000 Single Visitors an einem Tag. Rekord bislang.»

Es geht also offenbar, ein reines Internet-Newsmedium mit Tentakeln in die Realität wie ein Magazin zu lancieren. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber stetig.

Er hält aber nicht nur Nabelschau, sondern exemplifiziert die Misere der Medien in der Schweiz an ein paar einfachen Zahlen. «Alle vier grossen Medienkonzerne haben mit Blick auf massive staatliche Beihilfen – sprich Subventionen – ihre Aufgabe als 4. Gewalt im Staat aufgegeben. Sie haben sich zu reinen «Verlautbarungs-Medien» gewandelt», sagt VRP Weigelt.

Er untermauert das dann mit Zahlen. Zusammen mit der Posttaxenverbilligung, dem reduzierten Mehrwertsteuersatz und weiteren Vergünstigungen flossen den Tagblatt-Medien damit allein 2020 insgesamt über 10 Mio. Franken an staatlichen Unterstützungsbeiträgen zu. Also elektronische und Printmedien zusammengezählt.

In Zukunft sollen, nach den letzte Beschlüssen des Parlaments insgesamt jährlich rund 400 Millionen Franken an die Medien verteilt werden. Plus die 1,4 Milliarden Franken, die durch Radio- und TV-Gebühren in den staatsfernen Kleinstkonzern SRG fliessen. Wovon ein Bruchteil als Zückerchen an die Medienkonzerne abgegeben wird, die keine Mühe damit bekunden, ihre Meinung je nach Wetter- und Subventionslage anzupassen.

Auch andere Zeitungen sagten schon, sie seien unabhängig und staatsfern

Die Corona-Politik des Bundesrats ist nun wirklich echt unfähig? Dieser Kantonsrat muss weg? Wie kann der Nationalrat nur? Wären alles ganz schlechte Storyideen für einen subventionierten Konzern.

Nicht nur Kunst geht nach Brot. Es ist eine absurde Annahme, dass staatlich subventionierte Medien so kritisch bleiben wie staatlich nicht subventionierte Medien. Das ist so bescheuert, wie wenn die Parteizeitungen «Prawda» oder «Neues Deutschland» behauptet hätten, unabhängig von ihrer völligen Abhängigkeit vom Staat Berichterstattung zu betreiben. Nur und alleine der Wahrheitsfindung verpflichtet.

Ach, das haben die behauptet? Tja, da gab es aber nicht viele Leser, die das auch geglaubt haben.