Tri, tra, Trump
Ab heute geht’s los. Nur: wohin?
Für die einen bricht Heulen und Zähneklappern aus. Sie haben vor Donald Trump gewarnt. Ihm alle Sünden der Vergangenheit vorgerechnet (und das sind nicht wenige). Sie meckern, dass nun der erste vorbestrafte Präsident ins Weisse Haus Einzug halte.
Sie haben zuvor mit aller Kraft (also gar keiner, man denke nur an Auslandchef Münger von Tamedia) zuerst den senilen Joe Biden als grossartige Gegenfigur hochgejubelt. Dann auf dem Absatz kehrt gemacht und die unbeliebte Kamala Harris als grossartige Gegenfigur hochgejubelt. Bis es dann kam, wie es kommen musste, wenn das das Personal ist, mit dem die Demokraten gegen Trump gewinnen wollten.
Wahlprogramme, Unterschiede? Was für Wahlprogramme? Darüber zu informieren, das hielten die meisten Mainstreammedien nicht für nötig. Wenn Trump gewinnt, wird’s furchtbar, das genügt doch als Wahlprogramm. Wenn Trump gewinnt, sitzt ein Faschist im Weissen Haus, entblödete sich einer der tonangebenden Flachdenker bei Tamedia nicht zu schreiben.
Endlich kommt Trump wieder, jubeln seine (nicht so zahlreichen) Anhänger in den Medien. Der Mann wird aufräumen, die Bürokratie niedermachen, alle seine Versprechungen einlösen. Den Gaza-Krieg hat er ja bereits in einen Waffenstillstand verwandelt, fehlt nur noch die Ukraine. Und mit seinen Zolldrohungen wird er die Nachbarländer und China dazu zwingen, endlich mal was gegen Drogenhandel und Dumpingexporte zu unternehmen.
Was wird’s sein? Nun, die einzig sichere Prognose ist: die Welt wird bis Ende Jahr eine ganz andere sein als heute. Besser, schlechter, das liegt wohl im Auge des Betrachters.
Aber selbst die glühendsten Anhänger Trumps können nicht bestreiten, dass er über ein paar gravierende Charakterdefekte verfügt. Als typischer (und eher erfolgloser) New Yorker Immobilienhai liebt er die hochtourige Sprache; alles muss «great, fantastic, never before, huge, gigantic» sein. Dass es das meistens nicht ist, kratzt ihn überhaupt nicht.
Von vielen Niederlagen abgehärtet, hängt er sein Ego mit einer Penetranz heraus, die höchstens noch von seiner merkwürdigen Frisur übertroffen wird.
Was kommt, ist schwer zu sagen. Wie es dazu kommen konnte, das schon eher. Ist es nicht so, dass noch extremer als in Kerneuropa in den USA sich linksliberale Kräfte, ja die grösseren Teile der demokratischen Partei, nicht mehr um die Anliegen der breiten Bevölkerung gekümmert haben?
Wokeness, gendern, nötige Anzahl von Toiletten, ein ganzer Genderzoo mit über 160 verschiedenen Teilnehmern, political correctness bis zur Hirnstarre, Seminare, in denen sich selbst gestandene Professoren nichts mehr zu sagen trauten, angesichts der Inquisition der rechthaberischen Gutmenschen.
Der Linksliberalismus ist zu dem denaturiert, was er früher so fleissig bekämpfte. Er ist dogmatisch, rechthaberisch, denunzierend, keine von der eigenen Meinung abweichende Äusserung tolerierend geworden. Diversity, dazu das Recht von jedem, sich wegen irgend etwas unwohl zu fühlen, gar zu leiden, berechtigt zu sein, Rücksicht zu fordern, all diese wilden Stammestänze interessieren die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung einen feuchten Dreck.
Wenn das Hoforgan der korrekten Lebensart (nein, neben der «Republik» gibt’s doch Tamedia) mal um mal erbittert zur Kenntnis nehmen musste, dass der überwältigenden Mehrheit seiner Leser das Gendersternchen sowas von an einem gewissen Körperteil vorbeigeht – dann gingt man vom Gas mit solchen Unsinn? Aber nein, dann stellte die Chefredaktorin höchstpersönlich fest, dass da halt noch viel Aufklärungsarbeit vor Tamedia liege.
Kein Wunder, ohne eine pervertierte Genderpolitik bei Beförderungen, nachdem 76 erregte Tamedia-Frauen eine ganze Latte von völlig unbewiesenen Anschuldigungen in den Raum gestellt hatten, wäre Raphaela Birrer doch niemals in ihre Position geglitten.
Trump mag Anlass zu Bedenken geben. Aber was sich die geleistet haben, die ihn mitermöglichten, das ist wirklich besorgniserregend. Die Medien fahren auf dem Weg nach unten weiter. Corona, Ukraine, Trump zum Ersten, Trump zum Zweiten: nichts gelernt, nichts verbessert, nichts seingelassen.
Dabei ist’s doch banal. Wer Trump hasst, braucht nicht ständig in seinem Newsmedium die Bestätigung dafür, dass es vielen Redaktoren auch so geht. Wer ein Anhänger Trumps ist, will sicherlich nicht ständig lesen, wie der eine reinkriegt. Und wer gerne informative, Erkenntnis steigernde, die Wirklichkeit abzubilden versuchende Berichterstattung will, der kann lange suchen – und wird nicht fündig.
Allerdings ist Trump die neue Präsidentschaft recht sportlich angegangen. Mit militärischen Mitteln zu drohen, um die Besitztümer der USA etwas abzurunden, einen solchen offenen Imperialismus hatten wir in den USA lange nicht mehr. Dagegen ist Putin fast ein Weichei, das nur in nächster Nähe seines Territoriums keine Nato-Truppen stationiert sehen möchte.