Beni wirds ganz warm ums Herz
Seit heute gibt es ZACKBUM.ch vier Monate. Wer frisch verliebt ist, kennt das Ritual: Man feiert den ersten gemeinsamen Monat, das erste halbe Jahr und anlässlich des ersten vollen Jahres fliegt man mit der Geliebten nach Wien, Rom, Amsterdam.
Liebe ich ZACKBUM.ch? Nun, in den letzten vier Monaten habe ich viele Hochs und Tiefs erlebt.
Zuerst die Hochs: Dank ZACKBUM.ch muss sich der Zürcher Stadtrat mit der Kolumnisten Rita Angelone befassen. Die Kolumnistin des «Tagblatts der Stadt Zürich» hat in ihren Artikeln die Grenze zwischen PR und redaktionellem Test sehr arg strapaziert. ZACKBUM.ch ist es zu verdanken, dass der «Tagi» endlich, nach drei Wochen, einen Nachruf auf die berühmte Reisejournalistin Charlotte Peter verfasste (übrigens, ziemlich gut).
Wir haben viele Fehlentwicklungen im Schweizer Journalismus aufgedeckt und mit spitzer Feder niemanden geschont. Die Weltwoche hat ihr Fett abbekommen, die NZZ, der Tagi, die Republik, SRF, Keystone-SDA usw.
Spass hat uns das nicht immer gemacht. Andererseits war ich immer wieder überrascht, wie genau wir gelesen werden und wie zahlreich unser Publikum geworden ist. Als ein Text nach einer Stunde wieder vom Netz gehen musste, erhielten wir zahlreiche Fragen, was passiert sei. Das bleibt natürlich unser Geheimnis. Es zeigt aber auch, wie genau wir gelesen werden.
Positiv überrascht war ich von der Professionalität der Mediensprecher. Obwohl wir den Verlag oder die Zeitung immer wieder kritisierten, wurden uns stets Antworten unter Einhaltung der Deadline gegeben. Besonders hervorheben möchte ich den Mediensprecher von Keystone-SDA. Traurige Ausnahme ist die Republik. Meine Fragen wurden nicht beantwortet, und irgendwann machte ich daraus einen Spass.
Die Tiefs sind die Schweizer Journalisten. Die Festangestellten, die Freien, die Ehemaligen. Die Edelfeder, die Lokaljournalisten, die Chefredaktoren. Eigentlich wollten wir ZACKBUM.ch nicht als Trio führen, sondern als Plattform für alle. Linke, Rechte, Junge, Alte. Einzige Bedingung: gut recherchiert, etwas smart und clever geschrieben. Mehr braucht es nicht, um bei uns einen Text – gratis – zu veröffentlichen.
Das Echo war niederschmetternd. Nicht einmal anonym trauen sich die Leute zu uns. «Tolle Idee», «du, ich melde mich nochmals», «ja, warum nicht?» Niemand wagt sich aus der Deckung. Ich bin nicht naiv. Klar, wer jung und angestellt ist, schreibt doch nichts über den Arbeitgeber von morgen.
Aber das von hundert (100!) Anfragen nichts Verwertbares rauskam, das ist doch erschütternd und zeigt eine falsche Entwicklung. Immerhin, die schönsten Gespräche führte ich mich Ehemaligen, die ausgesorgt sind und so fest im Sattel sitzen, dass sie nichts umstösst.
Wenn ich also das Erlebte zusammenfasse: Lust, Freude, Enttäuschungen, Ärger, wieder Freude, wieder Ärger – dann denke ich schon, dass da ein bisschen Liebe mitspielt.