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Nur Trottel zahlen

«Blick» und die tiefergelegte Bezahlschranke.

Man erinnert sich: nachdem «Bild» eine Bezahlschranke einführte und das «Bild+» nannte, dachte die gesamte Schar von Chiefs, Officers, Leaders. Leitern und Chefs bei Ringier scharf und lange nach. Und kam dann auf die originelle Idee: wieso führen wir keine Bezahlschranke ein und nennen das «Blick+»?

Dann kam allerdings die Werbebude auf eine Idee, die «Bild» nie gehabt hätte. Sie nannte das Ganze «plussen». Das war dann so bescheuert, dass es fast noch schneller in der Versenkung verschwand als das vorletzte Redesign des Logos. Das mit dem Regenrohr.

Nun gibt es zwar furchtbare viele Häuptlinge bei «Blick», aber Indianer oder Leistungsträger sind eine aussterbende Spezies. Also werden Artikel auch aus anderen Organen des Hauses Ringier übernommen. Gerne aus der «Schweizer Illustrierte», auch mal aus der «GlücksPost», und nicht zuletzt aus der «Handelszeitung». Das wird dann so ausgewiesen:

Man beachte den Satz: «Blick+-Nutzer haben exklusiven Zugriff im Rahmen ihres Abonnements.» Da ist der Plusser dann richtig stolz darauf, einen so exklusiven Einblick in die Geheimnisse der Finanzwelt zu bekommen. Bis ihm sein Kollege, der nicht plusst, trocken mitteilt: ich kann den Artikel aber auch lesen.

Das ist dann etwas ernüchternd für den Besitzer eines Abos. Selbst das war zeitweise für einen Monat gratis, nun ist’s aber wieder so:

Ausser, man benützt eines der unzähligen Sonderangebote; aktuell mal wieder zwei für eins:

Statt ein Monat gratis, nun mal wieder zwei Monate zum Preis von einem. Erinnert irgendwie an die verzweifelten Versuche der «Republik», die Zahl der Abonnenten, Pardon, «Verleger», aufzuhübschen.

Dafür gibt’s dann jede Menge Guetzli:

200 exklusive Storys. Ratgeber satt. Analysen vom Sport-Team. Exklusive Events. Zugriff auf Inhalte «unserer Partner». Boah, wow, megakrass.

Was sind den die aktuellen Highlights von «Blick+»?

Die Sache mit Trump und Putin erfreut die Leser bereits seit Tagen. Ebenso die Story über das Ferienland Spanien, wobei die Überschwemmungen vielleicht einen Tick mehr interessieren würden.

Das ist schon mal sehr verlockend. Dann suchte ZACKBUM am 13. November nach Ratgebern. Und suchte und suchte und suchte. Da ist guter Rat teuer: wo sind sie denn? Oder soll das hier etwa einer sein?

Und das soll eine der wertvollen «Analysen des Sport-Teams» sein:

Aber der «Blick» lässt nie eine Gelegenheit aus, den Leser zu erheitern. Denn da hätten wir mal das hier:

Interessiert zwar den «Blick»-Leser herzlich wenig, muss aber prominent oben gehalten werden, weil der Herr links auf dem Bild ist CEO Marc Walder. Was interessiert denn dann den «Blick»-Leser?

Blut, Wetter und nackte Frauen. So schaut’s aus. Wobei die ersten Fotos des Pirelli-Kalenders noch bis kurz vor diesem Screenshot auf Platz eins standen. Aber da muss dann wohl Ladina Heimgartner persönlich eingegriffen haben. Denn die Dame mit der extrabreiten Visitenkarte hatte verkündet, dass der «Blick» nicht mehr Boulevard sein soll. Also nicht mehr Blut, Busen und Büsis bewirtschaften. Sondern News und Ratgeber, das sei die Zukunft.

Bloss: das will der Leser überhaupt nicht. Und er ist schwererziehbar, das ist bekannt und merkt auch der Tagi immer wieder schmerzlich.

Und was News betrifft, da ist die Auswahl auch etwas, nun ja, eigen. Aufmacher Schweiz:

 

Aufmacher Ausland:

Aber sehen wir’s positiv. Der ganze «Blick» ist eigentlich ein Ratgeber. Wirklich wahr. Zum Thema:

Leserverarsche, aber richtig und mit Anlauf.

 

Keine Armleuchter

Wenn der Tagi Leuchten empfiehlt, wird’s dunkel im Portemonnaie.

Marianne Kohler Nizamuddin darf sich im Tagi austoben. Mit Lobhudeleien über Freundinnen, Rezykliertem oder irgendwelchen Trends oder Tipps.

Dafür braucht es nicht viel mehr als ein wenig auf einschlägigen Webseiten surfen, und schon ist die Leserverarsche fertig.

Aufwendig ist das auch bildlich nicht, natürlich kann der Tagi kostengünstig die Produktefotos vom jeweiligen Hersteller übernehmen. So geht moderner Qualitätsjournalismus, gekreuzt mit Schleichwerbung.

Schauen wir mal genauer hin.

Das wäre die «Tischleuchte Seine für Gubi». Kostet schlappe 599 US-Dollar. Das macht aber nix, der Laden liefert sowieso nicht in die Schweiz.

Die beiden formschönen Pilze hingegen sind hierzulande käuflich zu erwerben:

Die geschmackvolle Tischleuchte «Loja» kostet schlappe 756 Franken, das Stehmodell reisst ein Loch von 2285 Franken ins Portemonnaie.

Wie wär’s stattdessen mit diesem «Flowerpot»?

Ist zwar ein Design von 1968 (sieht man auch), und der Designer ist längst tot. Aber warum nicht?

Schliesslich noch die «Hängeleuchte Kite von Panter & Tourron für New Works», und nein, das komische Kunstwerk im Hintergrund ist nicht verkäuflich:

Dafür kosten die drei Lampen zusammen 1128 Hämmer, man gönnt sich ja sonst nix.

Dann noch ein Absackerchen, eine «Futuristische»:

Das Teil heisst «Bagdad» und kostet so viel, wie ein durchschnittlicher Iraker im Jahr verdient, nämlich 399 Dollar. Für Schweizer ist es aber unerreichbar, denn auch die «Futuristische» wird nicht in die Schweiz geliefert.

Wie immer bei Produkteempfehlungen, besonders massiv bei Kosmetika, ist das Problem der Schleichwerbung offenkundig. Nur einige der erwähnten Produzenten werden sich nicht darüber freuen können: sie verkaufen ihre Produkte gar nicht in der Schweiz.

Wir haben also alle Bestandteile, die wahren Qualitätsjournalismus ausmachen. Potthässlich, und/oder schweineteuer – oder gar nicht lieferbar. Halt das, was der verwöhnte Tagi-Leser so braucht. Der sich bei der Lektüre wieder mal denkt: verarschen kann ich mich selber. Wozu soll ich dafür auch noch etwas bezahlen?

Oder anders formuliert: Auf der Bärtschi-Peinlichkeitsskala gibt das eine glatte 14.

Alles neu oder alles Pfusch?

Statt viele Worte über ein leicht verändertes Logo zu verschwenden: wie wäre es mit Inhalt?

«Blick» hat sich mal wieder ein Redesign gegönnt. Grosse Worte, kleiner Effekt. Dabei wäre es doch viel sinnvoller, inhaltlich mehr Gas zu geben. Denn die Verpackung ist das eine, Mindere. Der Inhalt ist das andere, Grössere.

Wo allerdings Form und Inhalt unangenehm zusammenfinden, ist bei der unseligen Idee des waagerechten Sliders. Also durch Scrollen nach rechts kommen noch mehr Storys zum Vorschein. Selbst auf dem grossen Bildschirm eines Desktops sieht das bescheuert aus:

Im Mäusekino eines Smartphones, neben dem Tablet die häufigste Quelle, sieht’s noch schlimmer aus.

Das nächste Thema ist die Gewichtung. Sicherlich ist der Versuch von Stefan Raab, sich wieder ins Scheinwerferlicht zurückzuboxen, eine Meldung wert. Aber gleich vier, davon eine aus alter Gewohnheit doppelt?

So interessant, dass man es immer wieder lesen darf?

Dann ist der Ratgeber, der Lebenshelfer sicherlich eine wichtige Rubrik im Boulevard, auch wenn der «Blick» gar kein Boulevard mehr sein darf. Aber so?

Am Zapfen? Scherz beiseite, der Leser mag es immer sehr, wenn er für richtig dumm und unfähig gehalten wird. Das Gefühl wird nur übertroffen, wenn banale Ratgeber hinter der Bezahlschranke verborgen sind:

Echt gemein ist es, den nächsten Ratgeber ebenfalls nur dem Publikum angedeihen zu lassen, das hinter die Bezahlschranke sieht:

Was wohl nicht dazugehört: sich aufregen, wenn man ungefragt geduzt wird.

Trotz mehrfachem Durchscrollen ist es ZACKBUM allerdings nicht gelungen, eine einzige originelle, flott geschriebene, interessante Story zu finden. Stattdessen Flachheiten wie «Jetzt redet der Flusskreuzfahrt-Chef». Oder, immerhin unter «Das Beste von Blick+»: «Sogar Bill Gates mag die kuscheligen Tüechli aus Glarus.» Allerdings versteckt sich das bei «Blick+» hinter der Bezahlschranke, diese Top-Story.

Nun stammt sie allerdings nicht von der Top-Redaktion des «Blick», sondern aus der «Schweizer Illustrierte». Es ist nur rezykliert. Daher können Sparsame den Artikel auch gratis lesen. So erfährt man auch, was «Blick+» dem Leser vorenthält, wer denn die drei prominenten Tüechli-Träger auf dem Foto sind.

Das ist nun wirklich eine neue Dimension der Qualität. Ein Artikel wird aus einem anderen Organ des Ringier-Konzerns übernommen. Wo er gratis von jedem angeschaut werden kann. Beim «Blick» wird er dann hinter die Bezahlschranke verfrachtet und frech als «Das Beste von Blick+» angepriesen. Dabei ist dann allerdings unterwegs so eine Kleinigkeit wie eine Bildlegende verloren gegangen.

Ein neuer Höhepunkt in der Leserverarsche.

Aber dafür ist das Logo nun aus seiner Box befreit worden. Jedenfalls online:

Im Gegensatz zum Print:

Einmal Rot auf Weiss, einmal Weiss auf Rot. Das schärft den Wiedererkennungswert ungemein. Allerdings kennt ZACKBUM kein anderes Logo eines Massenprodukts, das in zwei verschiedenen Varianten daherkommt.

Aber dummen Verlagsmanagern schwatzen redegewandte Werbefuzzis jeden Schrott auf. Das gelang ja auch schon dem «Star-Werber», der nicht daran gehindert wurde, ein Regenrohr ins «Blick»-Logo zu pflanzen. Aber immerhin, das ist schon wieder weg.

Ein entlarvendes Interview

Tamedia übertrifft sich im Framing mal wieder selbst.

«Bschiss», «Bischiss», «Bschiss». Ein paar Redaktoren beim Tagi können vor lauter Wichtigkeit kaum mehr geradeaus laufen. Ihre Enthüllung erschüttere angeblich die Schweiz. Tausende von Unterschriften unter Initiativen seien wohl nicht nur gekauft, sondern auch gefälscht. Und keiner habe was gemerkt, bis der Tagi kam.

Der erste Teil der Ansage harrt noch des Beweises. Der zweite Teil ist erwiesenermassen falsch. Um eine solche Story am Köcheln zu halten, braucht es natürlich unter anderem auch das Interview mit dem Fachmann. Mit einem Experten. Voilà:

«Nach den Enthüllungen dieser Redaktion verlangt Campaigner Daniel Graf einen sofortigen Stopp des Unterschriftenkaufs.» Nicht nur Thomas Baumann fragt sich in der «Weltwoche», ob Graf da wirklich der geeignete, neutrale Fachmann sei.

Denn hier wie kaum sonst gilt ein genialer Satz von F.W. Bernstein:

«Die schärfsten Kritiker der Elche
waren früher selber welche».

Jacqueline Büchi stellt ihn dem Leser einleitend vor (Graf, nicht den Elch): «Kaum jemand im Land kennt den Maschinenraum der direkten Demokratie so gut wie Campaigner Daniel Graf. Der Historiker ist Mitbegründer der Stiftung für direkte Demokratie und der Plattform Wecollect. Im Interview übt er scharfe Kritik am heutigen System.»

Das grenzt nun schon an Fake News. Denn richtig ist, dass der «Campaigner» das Thema Unterschriftensammlungen sehr, sehr gut kennt. Er darf hier auch Staatstragendes absondern: «Es steht viel auf dem Spiel, es geht um das Vertrauen in die direkte Demokratie.»

Zunächst einmal steht hier wieder die Glaubwürdigkeit des Tagi auf dem Spiel. Denn wäre es nicht redlich gewesen, dem Leser ein wenig mehr Informationen über den Interviewten zu geben? Da gibt schon mal die Webseite seiner Bude «wecollect» Auskunft: «Seit dem Start 2015 haben wir über 800 000 Unterschriften gesammelt.» Ach so, der Mann ist kein «Campaigner», sondern ein Unterschriftensammler.

Wir wollen ihm natürlich nicht unterstellen, dass er das mit unlauteren Mitteln täte. Aber es ist doch vielleicht ein wenig unfair, einen Unterschriftensammler über andere herziehen zu lassen, ohne den Leser darüber zu informieren, dass das möglicherweise nicht ganz uneigennützig  oder objektiv geschieht.

Das ist ungefähr so, wie wenn man einen Coop-Marketingmenschen über die Rabattpolitik der Migros interviewen würde – ohne zu sagen, dass der Interviewte für den direkten Konkurrenten arbeitet.

Dass Graf sich selbst eindeutig im linksliberalen Lager verortet, ist für Büchi auch kein Problem; sie lässt ihn ungebremst über die «Bürgerlichen» herziehen, wobei er den Namen Blocher gar nicht erwähnen muss: «Zudem gibt es im bürgerlichen Lager Komitees, die über sehr viel Geld verfügen und im Extremfall ganze Initiativen kaufen.» Allerdings kann er für diesen happigen Vorwurf nur ein einziges Beispiel anführen, die Blackout-Initiative. Und was er zu erwähnen vergisst: für Unterschfitensammeln bezahlen, das ist erlaubt. Kennt er selbst.

Aber Baumann hat noch ein weiteres Schmankerl auf Lager. Graf verfügt ja über eine der besten Adresskarteien der Schweiz. Die er selbstverständlich nur für Gotteslohn zur Verfügung stellt. Er fordert: «Ich befürworte schon lange, dass Unterschriften auch elektronisch gesammelt werden können. Beim sogenannten E-Collecting könnte man die Handynummer hinterlegen.»

Ganz abgesehen von schweren staatspolitischen und datenschützerischen Bedenken: «Können Unterschriften auch elektronisch gesammelt werden, dann gewinnt die «berühmte» Adresskartei von Daniel Graf noch mehr an Macht», schliesst Baumann messerscharf.

Man sieht (bzw. sieht nicht): hier gäbe es einiges an Aufklärungsbedarf, wenn man diesen Graf schon die Gelegenheit für Gratiswerbung und Selbstdarstellung gibt. Aber da er mit seiner Haltung in die Gesinnungsblase der Tamedia-Redaktion passt, hält es Büchi nicht für nötig, dem Leser einige Informationen mit auf den Weg zu geben, mit denen er das Geblubber von Graf richtig einordnen könnte.

Stattdessen die Lieblingsbeschäftigung der Qualitätsjournalisten von Tamedia: Leserverarsche.

Qualität à la Tagi

Nehmen wir «Prawda»-Bärtschi beim Wort und überprüfen das Niveau online.

Fokus, Synergie, Strategie, Stärkung, schwafel, schwurbel. So hört sich die schöne, neue Welt des angeblichen «Leiter Publizistik» bei Tamedia an. Machen wir doch einen kleinen Faktencheck; lassen wir Simon Bärtschis Wortblasen an der Realität zerplatzen.

Nehmen wir einige Müsterchen des Qualitätsjournalismus des Hauses Tamedia:

Das ist nun selbst für Leser mit Alzheimer etwas starker Tobak. Gleich zweimal nebeneinander stellt sich für Wawrinka die Sinnfrage. Und für den Leser die Frage, wieso er für solchen Schrott etwas bezahlen sollte.

Das gilt auch für die gesamte Auslandberichterstattung:

Nein, lieber Leser, da ist nichts von der «Süddeutschen Zeitung» übernommen, ätsch. Aber alles von der deutschen Nachrichtenagentur DPA. Denn es zeichnet doch eine «präzise Einordnung der politischen Aktualität» aus, dass eine Auslandredaktion fast alles aus München übernimmt, falls sie es nicht per copy/paste von Nachrichtentickern abschreibt.

Ganz anders sieht es im Kompetenzzentrum «Wirtschaft» aus, das sich zwar um Pipifax kümmert, aber den abrupten Wechsel auf dem Chefsessel von Nestlé ungerührt als Meldung verkauft. Dazu passt:

Nein, lieber Leser, auch hier ist kein Artikel aus der SZ. Auch nicht alle von der DPA. Sondern nur einer, ätsch. Die anderen sind von der SDA. Eigenleistung auf höchster journalistischer Ebene: null.

Dann probieren wir’s doch beim «Panorama», das ist eigentlich der Spielplatz jeder Redaktion, die sich dem Schlachtruf verschrieben hat: «Die Qualität steht für uns zuoberst.»

Hier, lieber Leser, zeigt sich, wie sich Tamedia «in den Redaktionen auch noch mehr Gedanken dazu macht, welche Art von Journalismus Sie von uns eigentlich erwarten». Resultat: zwei Meldungen von der DPA, eine von der SDA und (endlich) ein Gurken-Beitrag aus der SZ. Eigenleistung null.

Jetzt aber, wenn es einen Ort gibt für höchste Ansprüche, wo geistige Hochspannung und tiefes Denken geballt auftreten, dann bei der Kultur.

Tatsächlich, der Zusammenschrieb über das Zusammengehen der Oasis-Brüder stammt vom Urgestein Peter Nonnenmacher aus London. Heureka, die erste Eigenleistung. Aber schon das Interview mit Kevin Costner ist ein Fremdbeitrag von Stefan Aust und Martin Scholz. Dafür sind die «Streaming-Tipps im August», immer aktuell, sogar gegen Ende August, die Kollaboration von vielen starken Kräften:

ZACKBUM möchte nicht verabsäumen, auf die Qualitätsserie «Elif x Tagi» hinzuweisen, wo der Leser in die Geheimnisse eines knusprigen «Su Börek» eingeweiht wird. Und als Absackerchen gibt es noch die «aufwühlende Geschichte von Flo-Jo», die nun wirklich niemanden interessiert, und die deshalb ganz zuunterst auf der Homepage verstaut ist..

Tja, da bleibt der Leser doch leicht ernüchtert zurück und fragt sich, ob er eine ganz falsche Vorstellung von Qualitätsjournalismus hat. Er kann aber beruhigt werden: nein, hat er nicht. Er wird bloss von Bärtschi und Tamedia gründlich verarscht. Ein sehr nachhaltiges Geschäftsmodell, eine überzeugende neue Strategie. Mach deine Kunden so richtig sauer, dann kaufen sie dir dein Produkt ab.

Bärtschis Bewerbung bei der «Prawda»

Kann man peinlich steigern? Simon Bärtschi versucht’s.

Die ehemalige kommunistische Parteizeitung «Prawda» machte im Verlauf der Jahre ihrem Namen («Wahrheit») immer weniger Ehre. Schönschreiben, hochschreiben, lügen, Triumphe vermelden, wo es Niederlagen gab. So begleitete sie die Sowjetunion in den Untergang.

Der «Leiter Publizistik Tamedia, Mitglied der Geschäftsleitung» Simon Bärtschi hat die zweifelhafte Ehre, das neuerliche grosse Rausschmeissen und Einsparen zu erklären. «Liebe Leserin, lieber Leser», beginnt er schleimig, was ich Ihnen hier erzähle, ist die reine Verarsche, peinliches Gedöns, unerträgliches Schönfärben, zum Fremdschämen, macht ein Gefühl wie kreischende Kreide auf der Wandtafel, wie das Beissen in ein nasses Handtuch.

Das wäre wenigstens eine ehrliche Einleitung gewesen, aber natürlich schreibt Bärtschi das nicht. Sondern fabuliert schon im Titel:

Hier stimmt nun schlichtweg kein einziges Wort. «In eigener Sache», nein, in der Sache der geldgierigen Aktionäre von TX müsste er hier schreiben. Das ist keine Weichenstellung, sondern das Wüten mit der Abrissbirne. Unabhängig ist der Journalismus schon lange nicht mehr, und wo versteckt sich denn bei den Erzeugnissen aus der Werdstrasse die Qualität? Wer hat sie rennen gesehen? Bitte sofort bei ZACKBUM melden.

Auch die Unterzeile stimmt mit keinem Wort. Es gibt keinen «grundlegenden Umbruch in der Medienbranche». Es gibt, wie von der Droschke zum Automobil, von der Dampflock zur Elektrolok, eine seit vielen Jahren bekannte Veränderung. Oder will jemand das Internet im Jahr 2024 als «grundlegenden Umbruch» verkaufen? Und was heisst «Bündelung seiner Kräfte»? Was ist an einer Massenentlassung bündeln?

23 Wörter insgesamt, immerhin orthografisch und syntaktisch alle richtig gesetzt. Aber inhaltlich (abgesehen von ein paar Artikeln, Präpositionen und Pronomen) allesamt falsch. Hohl. Dazu noch offenkundig unwahr. Wie wenn die «Prawda» eine neue Planerfüllung und Überproduktion an Schuhen verkündete, während jeder Leser wusste, dass die Schuhregale leer sind.

Im Lauftext wird es nicht besser. «Tamedia, die auch diese Publikation herausgibt, hat unter der Führung von CEO Jessica Peppel-Schulz eine neue Strategie entwickelt.» Eine neue Strategie? Was war denn die alte? Und wo sieht man eine Führung des CEO?

Wie sieht denn die neue Strategie aus? «Das Medienunternehmen fokussiert künftig auf starke digitale Marken, das bestehende Print-Portfolio wird weitergeführt.» War das nicht schon die alte Strategie unter Chefstratege Mathias Müller von Blumencron? Hat man beim alten Dampfplauderer einfach ein paar PPP-Folien abgestaubt, rezykliert und mit neuem Datum versehen? Dieses dumme Gequatsche hörte man doch auch schon von ihm.

Man muss nur eine kleine Zeitreise in den März 2023 unternehmen, und schon hat mein ein Déjà-vu vom Feinsten.

Da hat sich Bärtschi offenbar kräftig bedient: «Der Qualitätsjournalismus ist und bleibt unser Kerngeschäft. Er ist für unsere direkte Demokratie von zentraler Bedeutung und trägt wesentlich zu einer freiheitlichen Gesellschaft in unserem Land bei.» Bullshit ist eigentlich zu schwach dafür. Dabei kann er sich noch steigern:

«Die Qualität steht für uns zuoberst. Umfassende Recherchen, Porträts und Reportagen, interaktive Karten, Ticker zu relevanten Ereignissen, präzise Einordnungen der politischen Aktualität auf allen Ebenen sowie praktischer Service machen unsere Angebote einzigartig. Diese wollen wir laufend ausbauen.»

Ausbauen mit Abbauen? Da lachen ja die Hühner, und der Hahn kriegt einen Schluckauf. Aber Bärtschi kennt keine Gnade und legt noch eine Münchhausen-Nummer drauf:

«Dabei werden wir unsere journalistische Kraft noch besser zusammenführen und uns in den Redaktionen auch noch mehr Gedanken dazu machen, welche Art von Journalismus Sie von uns eigentlich erwarten. Alle Titel und Redaktionen bleiben dem Journalismus mit hohen Standards verpflichtet. Glaubwürdigkeit, Relevanz, Wahrhaftigkeit und Fairness sind die Pfeiler unserer Publizistik.»

Noch besser, noch mehr, Grundpfeiler. Und erst noch mit viel weniger Personal. Dass Jesus übers Wasser lief, das ist ein Dreck gegen dieses Wunder an der Werdstrasse.

Aber wodurch wurde denn dieses Wunder nötig? Nun, es ist unerwartet, aus heiterem Himmel, eigentlich erst vorgestern was Fundamentales passiert: «Sie fragen sich vielleicht, wieso es diese neue Strategie braucht. Der Grund ist der Umbruch in der Medienbranche. Die Nutzung hat sich durch Smartphones und Social Media rapide verändert.»

Nein, das fragt sich niemand. Aber jeder fragt sich, wieso Tamedia bis heute noch nichts eingefallen ist, wie man der Digitalisierung und dem Internet begegnen könnte – so nach 3o Jahren Existenz. Vielleicht hat sich das noch nicht bis in die Geschäftsleitung von Tamedia rumgesprochen, aber das Internet gibt es seit 1993. Echt wahr.

Wenn schon, ist bei Tamedia Fundamentales passiert. Die Werbeeinnahmen aus dem Stellen-Anzeiger, aus dem Automarkt, dem Wohnungsmarkt, aus Verkaufsinseraten sind dem Tagi weggenommen worden, der sie grossmachte. Und als eigenes Profitcenter ausgelagert, während Tamedia jetzt ohne diese Einnahmen 8 Prozent Profit machen soll. Mission impossible.

Zum Schluss wagt Bärtschi noch einen Knaller, über den schallend gelacht werden kann. Bloss die Abonnenten überläuft dabei ein Schauer kalter Wut, dass sie dermassen unverfroren verarscht werden: «Unser Anspruch bleibt hoch: Wir wollen Sie täglich mit unabhängigem, neugierigem und inspirierendem Journalismus versorgen.»

Ob da die Umfrage dazugehört «Wie oft haben Sie Sex, und wie zufrieden sind Sie damit?»? Von den Qualitätsjournalisten Marc «Corona-Kreische» Brupbacher und Sebastian Broschinski. Oder «Märtha Louises Zukünftiger sieht sich als Reptiloid und Wiedergeburt des Pharao» von der Qualitätsjournalistin Alexandra Kedves?

Allerdings, ein Körnchen Wahrheit steckt hier drin. Der Anspruch mag vielleicht vorhanden sein …

Wumms: Andreas Tobler

Der «Tages-Anzeiger» wird zur queeren Lachnummer.

Seitdem der sich als nonbinär bezeichnende Schlagersänger mit dem geklauten Namen die Freakshow ESC gewonnen hat, kriegt sich der Tagi in seiner Berichterstattung über dieses Non-Event nicht mehr ein. Mit ähnlicher Aufmerksamkeit bedenkt er höchstens noch den Eiersalat der türkischen Köchin Elif.

Aber immer, wenn man denkt, schlimmer geht nimmer, zeigt das völlig desorientierte Blatt: schlimmer geht immer. Dafür zuständig ist meistens Andreas Tobler.

Der Mann läuft so unrund, dass er eine ganze Latte von Verweisen auf ZACKBUM auf dem Kerbholz hat. Ist ihm egal. Genauso wie ihm egal ist, was den Leser eigentlich interessiert. Neben Sprachvergewaltigung ist canceln seine Lieblingsbeschäftigung. So forderte er schon mal unter Hinweis auf die Unschuldsvermutung, dass alle Auftritte von Rammstein in der Schweiz gecancelt werden sollten. Als sich dann alle Vorwürfe gegen den Sänger der Band in Luft auflöste, zeigte Tobler seine unangenehmste Eigenschaft: er schwieg feige.

Nun ergreift er aber das Wort, was er lieber gelassen hätte:

Mit Verlaub: es gibt kein drittes Geschlecht. Deshalb sollte das Nemo, Pardon, niemanden interessieren. Das interessiert vor allem den Tagi-Leser nicht, wie die meisten Kommentare unter Toblers Kommentar beweisen. Das sieht er natürlich anders: «Die Schweiz ist im Nemo-Fieber – und diskutiert über das dritte Geschlecht.» Bis hierher stimmt keine einzige Aussage.

Nicht mal die hier stimmt: «Gewiss, beim dritten Geschlecht geht es um eine Minderheit, der in der Schweiz je nach Schätzung einige Zehntausend, allenfalls etwas mehr als hunderttausend angehören.» Und das hier ist blühender Unsinn: «Noch immer leben wir in einer Gesellschaft, die stark von überkommenen Geschlechtsvorstellungen geprägt ist.»

Und die Schlussfolgerung wäre fast genialisch, wenn Tobler sich an Dadaismus versuchen würde; aber es steht zu befürchten, dass er das ernst meint: «Die Forderung von Nemo und Gleichgesinnten lädt uns daher ein, nochmals grundsätzlich zu prüfen, wo in unserer Gesellschaft Menschen aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden – und wie das endlich aufhört.»

Ganz langsam zum Mitschreiben, obwohl es bei Tobler und Konsorten nutzlos ist: es gibt zwei biologische Geschlechter, die klar und einfach unterschieden werden können. Es gibt kein drittes, viertes oder fünftes.

Ein Weisser kann sich als Schwarzer fühlen, ein Dicker als schlank, ein Kleinwüchsiger als Riese. Ein Alter als jung. Es kann Männern gefallen, sich zu schminken und Frauenkleider anzuziehen. Es kann Frauen gefallen, sich nicht zu schminken und Männerkleider anzuziehen. Frauen können sich von Frauen sexuell angezogen fühlen, Männer von Männern. Es gibt unendlich viele Spiel- und Abarten, seine Sexualität auszuleben. Einige davon sind verboten, andere Minderheitenprogramme.

In einer toleranten Gesellschaft wird all das, was nicht verboten ist, geduldet. Jemand kann sich auch als nonbinär fühlen, also keinem der beiden Geschlechter ganz zugehörig. Jemand kann auch völlig asexuell leben wollen. All das ist erlaubt und wird nicht mehr diskriminiert als jede andere Abweichung von der Norm.

Aber ein Weisser, der sich als Schwarzer fühlt, kann deshalb nicht verlangen, dass ihm das rechtlich attestiert wird. Er kann sich noch viel weniger als diskriminiert bezeichnen, wenn man ihm die Anerkennung als Schwarzer verweigert. Ein Pass weist den Besitzer als Angehöriger eines bestimmten Staates aus. Der Besitzer eines Schweizerpasses kann nicht verlangen, dass er auch noch einen deutschen bekommt, weil er sich auch als Deutscher fühlt. Er kann auch nicht die Änderung seines Geburtsdatums verlangen, weil er sich viel jünger fühlt.

Das alles wäre absurd, und niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, würde das bestreiten. Niemand würde behaupten, dass solche persönlichen Gefühle uns alle interessieren sollten. Niemand würde behaupten, dass solche Forderungen diskutiert werden sollten und das zu begrüssen sei. Ausser, er heisst Tobler und darf solchen Unsinn im Tagi publizieren. Wie schreib einer der vielen empörten Kommentatoren so richtig: «Das Geschlecht ist eine biologische Tatsache. Gefühle haben in der Biologie nichts verloren.» Und ein anderer kommentiert trocken: ««Das dritte Geschlecht sollte uns alle interessieren» Wüsste nicht weshalb

Ein anderer beweist den nötigen Humor: «Das dritte Geschlecht? Ich bin schon froh, wenn es keinen dritten Weltkrieg gibt!» Wir alle wären auch froh, wenn beim Tagi wieder ein gewisses Mass von Vernunft einkehrt, wenn nicht ungebremst Schwachsinn publiziert werden darf, wenn endlich wieder Qualitätskontrolle kein leeres Wort mehr ist. Merkt die Chefredaktion denn nicht, wie die Sache immer mehr aus dem Ruder läuft?

Vielleicht sollten dort die Fettnäpfchen-Queen und die Selfie-Queen sich darauf besinnen, wofür sie fürstlich bezahlt werden. Aber die fragen sich hier sicherlich: und das wäre was?

Hoffnungslos.

Schön elitär

Flugscham, Klimaschutz? Relevanter Inhalt? Von Fall zu Fall nach unten.

Tamedia macht auf Kultur. Das kann natürlich nicht gutgehen. So geben 16 Mitarbeiter im «Magazin» 16 Tipps, welche Museen man gesehen haben «muss». Also ein Must.

Dazu gehören so Banalitäten wie die Uffizien von Florenz oder das Naturhistorische Museum in Wien. Dann aber auch so Exoten wie das Monterey Museum of Art. Ein mickriges Museum an der US-Pazifikküste, in einem Touristenort, Christian Seiler empfiehlt natürlich kein Museum, sondern ein museales Restaurant.

Dann hätten wir noch das Cowboy-Museum, weswegen man nicht unbedingt nach Oklahoma City reisen sollte (es gibt eigentlich auch sonst keinen Grund dafür). Den Vogel schiesst allerdings die Empfehlung ab, den Königspalast von Ruanda zu besuchen. Der besteht aus ein paar Hütten und Kühen. Wahnsinn.

Ein Dinosaurier-Museum in der Wüste Mexikos, oder wie wäre es damit: «Tief im Westen Deutschlands, wo Humor, Wurst und Sprache derber und die Städte noch ein wenig trostloser sind als im Rest des Landes, liegt eine Insel. Nicht viele Menschen kennen sie, und niemand, der sie nicht gezielt ansteuert, wird hier, zwischen Düsseldorfs Industriehafen und dem apokalyptischen Braunkohletagebau, ein solches Paradies erwarten.»

Kann man das noch steigern? Locker: «Seit langem versuche ich, das Kunsthaus in Aarau zu besuchen, doch es will mir nicht glücken.» Ein Museum, das man angeblich gesehen haben muss, aber dem Autor ist es nicht gelungen, es zu besuchen und somit dafür einen Grund anzugeben.

So eine Strecke entsteht, wenn die Qualitätskontrolle Ferien hat, dem Tagesverantwortlichen alles egal ist, die Ankündigung an der Reaktionskonferenz, «wieso machen wir nicht mal ein Sammelstück mit Empfehlungen für Museen?», auf ein gelangweiltes warum nicht, wenn die Alternative Weissraum ist trifft.

Der geschmäcklerisch aufgemotzte Bericht über einen Nicht-Besuch eines Museums, das der Leser unbedingt besuchen muss, das ist schlichtweg eine Frechheit, ein misslungener Scherz. Monterey, Oklahoma City, der Königspalast von Ruanda, die Wüste Mexikos, das sind hingegen schlichtweg Leserveraschungen. Diese Museen muss man nicht besuchen, man sollte sie sogar eher meiden.

Wenn man bedenkt, dass es auf der Welt Hunderte, wenn nicht Tausende von interessanten, empfehlenswerten, überraschenden, faszinierenden Museen gibt, man alleine in Paris locker eine Auswahl von problemlos zwei Dutzend Museen gibt, das Haus von Balzac, das Musée Moreau, das Musée d’Orsay, das Musée Rodin, und, und, und, dann kann man diese Auswahl der Tamedia-Redaktion richtig einordnen.

Es ist reiner Sauglattismus, Eskapismus, Wichtigtuerei, jeder wollte einen noch originelleren Vorschlag einbringen, bis hin zur Vollklatsche, in pseudokafkaesker Manier zu beschreiben, wie man nicht in ein Museum kam.

Aber auch die Anpreisung: «Das Museum ist wohl wirklich das Beste, was Oklahoma zu bieten hat», wobei – was es bietet, ist nicht gerade umwerfend: «Aber ziemlich verblüfft war ich dann doch über den Zynismus, der sich in den vielen Räumen dieses Museums mit kompletter Verblendung zu paaren scheint.» Also offensichtlich ein Grund, unbedingt nach Oklahoma und in dieses Museum reisen zu müssen.

 

Leserverarschungen

Lustiger Pipifax zum Beweis, dass es keine Grenze nach unten mehr gibt.

Der Gemischtwarenladen «Blick» (billig, banal, fatal) läuft mal wieder zu Höchstformen auf. Denn wer möchte denn nicht eine Sonnenbrille der Kultmarke Ray Ban, dazu noch zum halben Preis!

Das wäre das Schmuckstück:

Wir schauen uns die Anpreisung genauer an:

Wunderbar, und dann hat man erst noch die Wahl zwischen zwei Modellen:

Öhm. Man beachte so Kleinigkeiten wie Bügel, Positionierung des Stegs und Umrahmung. Und stelle fest: die beiden käuflichen Modelle ähneln nur begrenzt der Ray Ban in der Anpreisung. Da erhebt sich doch die Frage, ob das schon Konsumententäuschung ist oder noch reine Leserverarsche. ZACKBUM ist mild und setzt auf Letzteres.

Wo es peinlich wird, ist die «Republik» nicht weit:

Jeder normalzahlende «Verleger» muss sich inzwischen recht verarscht vorkommen. Der billige Jakob ist nichts dagegen. Wenn nicht das «Klimalabor» bettelt, dann ist jeder Vorwand recht, um die schwindenden Reihen der Verleger aufzufüllen. Zahl was du willst, das hatten wir schon, Nun ist mal wieder Halbpreis-Saison. Ob das wohl hiermit zu tun hat?

Zum Verständnis: im frauenfeindlichen Violett sind die Abgänge aufgeführt, im hoffnungsvollen Grün die Zugänge. Kleiner Intelligenztest: was ist von einem Geschäftsmodell zu halten, wo mehr Konsumenten das Weite suchen als an Bord kommen? Richtige Antwort: Gebrüder Meili.

ZACKBUM will sich keineswegs dem Vorwurf der Unausgewogenheit aussetzen. Daher natürlich auch ein Beispiel aus dem Schaffen des Qualitätsmedienhauses Tamedia:

Früher gab es solche Strecken zum Ukrainekrieg oder zum Nahen Osten. Aber das war gestern, heute ist Eiersalat, Nemo oder «Gedanken und Geschichten zum Muttertag». Wobei auch Mütter offenbar sehr verfressen sind, denn zwei der aus den Fingern gesaugten Storys drehen sich ums Essen.

Auch CH Media ist kunterbunt unterwegs, um ganz verschiedene Leserbedürfnisse abzudecken:

Hier haben wir einen Beitrag für Coronaleugner und einen Beitrag für Krebskranke. Aber am erschütterndsten ist natürlich die Meldung in der Mitte: «Wird der Dackel bald verboten?» Schluck, auch das noch. Und was passiert dann mit den lebenden Dackeln? Werden die gekeult? Aber eines ist sicher: sollte das geschehen, gibt es in Deutschland einen Volksaufstand.

Bleibt noch die NZZ:

«Die Vakzine» bleibe eine «Erfolgsgeschichte», behauptet die NZZ so gelahrt wie kühn. Für Normalsterbliche ist es das Vakzin, und Erfolgsgeschichte ist doch relativ, wenn das zur Kuh Gehörige von AstraZeneca in der EU nicht mehr gespritzt werden darf. Auch die Formulierung «das Frauenleiden bleibt ein Chamäleon» hat Luft nach oben. Hingegen sind wir Männer für die Aufklärung «Endlich die Prostata verstehen» dankbar, denn wer versteht die schon, die spricht immer so komisch. Befriedigt nehmen wir allerdings zur Kenntnis, dass «häufige Ejakulation» nicht nur Spass macht, sondern auch gesund ist.

Wer hier noch «watson» vermisst: das läuft ausser Konkurrenz …