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Im Medienhimmel

Auffahrt ist’s; Zeit für leichtere Kost.

Himmlische Spitzenleistungen aus dem Schaffen unserer Qualitätsmedien.

Arbeiten wir uns von ganz unten nach oben. Wie «watson» scharf beobachtete, gingen Pixelmännchen (oder -frauen) an diesen Wettbewerb. Wo der Geschmack einen weiten Bogen macht, da ist das Organ mittendrin. Traut sich aber nix.

Was soll denn das zu meckern geben? Ist doch super, dass der «Blick» seinem Regenrohr im Logo nachlebt und nun auch Gartentipps gibt. Gehört sicherlich zur Resilienz. Allerdings: diese Story ist sehr, sehr resilient. Sie begleitet den Leser schon seit Tagen online. Seit Wochen. Bald einmal seit Monaten. Irgendwann seit Jahren. Bis es keine Brennnesseln mehr gibt.

Eigentlich ist das die alte Masche des Boulevards. Nur wen man vorher gehypt hat, kann man anschliessend richtig schön in die Pfanne hauen. Macht doch nix, dass auch Tamedia «Mr. Corona» lobhudelte. Welche Gelassenheit. Welches Vertrauen. Welche Geduld. Welche Stimme. Was für ein Mann. Und arbeitet (als Beamter!) sogar noch über seine Pensionierung hinaus. Ohne ihn hätten wir Corona sicher nicht überlebt. Und jetzt? Versäumnisse, Versager, verpeilt, wie konnte er nur, entrüstet sich der Tagi.

Das ist klassischer «#metoo»-Journalismus. Da gibt’s die Meldung, dass in Spanien Gesetz werden soll, dass Frauen mit starken Regelschmerzen deswegen zu Hause bleiben dürfen. Olé! Da überrascht der Chefredaktor seine Mannschaft mit einem Genieblitz: Das ist doch ein Thema. Aber wir müssen es lokal spielen. Also ran an die Umfrage, was meinen die Ostschweizer dazu? – Die Ostschweizer:Innen, korrigiert ihn seine feministische Fraktion. Natürlich, verbessert er sich, das ist ja ein Frauenthema. – Nein, das ist ein Menschenthema, kriegt er nun um die Ohren. Also gut, sagt er, nun aber ans Werk.

Das wird aber ein Werkchen, im Tagblättchen von St. Gallen: «Das sagen zwei Ostschweizer Politikerinnen, eine Feministin, der Thurgauer Gewerkschaftsbund und der St.Galler Gewerbeverband.» Minimale Pflichterfüllung, sagt ZACKBUM.

Ein (in Zahlen 1) russischer Diplomat hat einen starken Abgang hingelegt und sich mit Getöse gegen seinen Staat und seine Regierung gewandt. Das ist ausserordentlich und ausserordentlich mutig. Aber ist’s schon eine Welle? der Diplomat ging bei der Genfer UNO-Delegation Russlands von Bord. Also wie gemacht für die geballte Recherchierpower von Tamedia. Oder auch nicht. Die Artikel stammen von Frank Nienhysen, der schaffte auch ein Interview mit dem abtrünnigen Diplomaten. So arbeitet man halt bei der «Süddeutschen» immer noch. Während die Schweizer Tamedia-Redaktoren Maulaffen feilhalten und zuschauen.

Ergreift der Häuptling das Wort, geben sich die Indianer immer besonders Mühe. Eric Gujer ordnet mal wieder die Welt in der NZZ, zeichnet die ganz grossen Linien und blickt kompetent in die Zukunft. «Der Sieger im Ukraine-Krieg steht schon fest: China.» Welch ein Blick durch die Dinge hindurch. Aber wie bebildert man das nur? Krisensitzung der Bildredaktion, rote Striemen auf der Kopfhaut vor lauter Kratzen. Ernste Gesichter, leichte Schweissausbrüche, Angst um den Arbeitsplatz. Bis jemand die rettende Idee hatte: Chinesinnen. Auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking. Hinten Mao, vorne lacht’s. Das traf zunächst auf Unverständnis und offene Münder. Aber der clevere Entdecker legte nach: Als Bildlegende schreiben wir «China könnte zum lachenden Dritten werden.» Allgemeine Erleichterung, Applaus, tiefes Einschnaufen, anerkennendes Kopfnicken. Und keiner merkt, wie lachhaft dieses Foto zu diesem Text ist. Ob’s wenigstens der Autor rafft?