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«Blick»: Augen fest zusammengekniffen

Informieren, gewichten, analysieren. So könnte es sein. Aber doch nicht beim «Blick».

Das Organ der gehobenen Belanglosigkeit hat sich zum Ziel gesetzt, die Führungscrew der Credit Suisse der Lächerlichkeit preiszugeben. Nein, das ist natürlich Fake News; «Blick» würdigt das Teamwork und die herausragenden Leistungen der CS-Spitze. Denn weder der VR-Präsident noch der CEO haben es verdient, dass man wegen ein paar Milliarden Miese oder dem im tiefen Keller dümpelnden Aktienkurs an ihren Fähigkeiten zweifelt.

Diese Lobeshymnen binden ganz schön Kräfte, und so viele Kindersoldaten hat’s dann auch nicht im Newsroom, dass man viel Zusätzliches abdecken könnte. Aber, so viel Nutzwert muss sein, die erfahrene Polit-Journalistin Lea Hartmann informiert über die kommende Abstimmung zum Covid-Gesetz.

Entscheidungsoffene Frage. Bloss: fehlt das Ja …

Objektiv, entscheidungsoffen, wie man so schön sagt. Es gibt ja bei solchen Abstimmungen verblüffenderweise zwei Möglichkeiten. Ein Ja oder ein Nein. Ja ist eigentlich gesetzt, erwartet, nötig, zu begrüssen. Also muss darüber nicht gross berichtet werden. Hingegen ein mögliches Nein, das wäre fatal. Aber dem kann abgeholfen werden, mit einer ganz neutralen Auflistung der möglichen Folgen.

Die würden sich zunächst im Portemonnaie bemerkbar machen, warnt Hartmann. Ausweitung der Härtefallhilfen, Kurzarbeitsentschädigung, Hilfsgelder für Künstler, alles futsch. So nebenbei auch: «Unterstützung von Zeitungen, Radio- und Fernsehstationen.» Aber das hindert einen unterstützten Konzern nicht daran, objektiv zu berichten.

Den richtigen Knaller hat sich Hartmann noch aufgespart:

«Es dürften keine Zertifikate mehr ausgestellt und kontrolliert werden.»

Zwar nicht per sofort, aber im März 2022, ein Jahr nach dem Inkraftreten des Gesetzes. Im Fall, dass es an der Urne durchfallen würde.

Kein Zertifikat mehr, das Leben wäre ein anderes

Ja was heisst denn das? Nun, die ganze schöne Zertifikats-Übung wäre für die Katz. Kein Zertifikat, keine Kontrolle, furchtbar. Noch schlimmer natürlich: «Das Wegfallen des Schweizer Corona-Passes könnte für Reisende zu «erheblichen Problemen» führen, warnt das Innendepartement.»

Also man könnte schon noch ins Ausland, aber schwierig, und Restaurants sowie Hotels oder kulturelle Einrichtungen würden dem zertifikatslosen Schweizer verschlossen bleiben. Schluchz. So nebenbei: das würde auch für Bundesräte gelten und auch für den Besuch eines Liebesnests in Freiburg im Breisgau.

Also wäre das menschlich schwer erträglich. Nun könnte der Laie meinen, dass das mit dem Zertifikat doch nicht so ein Ding sein wird; sollte es so nötig bleiben, könnte man doch eine neue gesetzliczhe Grundlage dafür schaffen. Oder nicht?

Im Prinzip nein, sagt da der zuständige Bundesrat Alain Berset. Das ordentliche Gesetzesverfahren würde viel zu lange dauern: «Es wäre damit ausgeschlossen, dass eine gesetzliche Grundlage schon 2022 bereitstehen würde».

Wenn alles so klar ist, wieso dann ein Referendum?

Also spricht doch eigentlich alles gegen dieses Referendum. Warum wurde es dann überhaupt eingereicht? Zwängerei, verantwortungslose Nein-Sager, ist den Initianten eigentlich die Volksgesundheit in der Schweiz egal?

Was habe die überhaupt für Argumente? Ach, das würde offenbar für Hartmann zu weit führen: «Die Corona-Krise lässt sich nicht per Volksabstimmung beenden. Einige der von Bundesrat und Parlament beschlossenen Corona-Bestimmungen allerdings schon.»

Aber warum denn? «Federführend sind die «Freunde der Verfassung». Das Covid-Gesetz sei unnötig und extrem, finden sie. Die Corona-Massnahmen stellen aus ihrer Sicht eine Diskriminierung der Ungeimpften dar und führten in Kombination mit der Zertifikatspflicht zu einem indirekten Impfzwang.»

Ach was, mehr haben die nicht auf Lager? Im Prinzip schon, denn vor allem wird auf die desaströsen wirtschaftlichen Folgen verwiesen, verursacht durch die Pandemie-Bekämpfung mit (fast) allen Mitteln.

Dem setzt nun «Blick» ganz objektiv und völlig unbeeinflusst davon, dass die «Freunde der Verfassung» auch das Referendum gegen ein Gesetz unterstützen, das die Verteilung von zusätzlich einer Milliarde Franken an notleidende Medienclans enthält, klare Worte entgegen.

Denn all das kann doch ein der Objektivität und aufrichtigen Recherche verschriebenes Blatt wie den «Blick» überhaupt nicht in seinem Urteil beeinflussen. Niemals. Auf keinen Fall. So liebe Kinder, dann geht’s ins Bettchen, und morgen erzählen wir Euch ein anderes Märchen.