Bitcoin, Bots, Chatbots, Künstliche Intelligenz, lernende Algorithmen und Programme. Deep Fakes. Schlimme Aussichten?
Es ist offenkundig: gewisse kommunikative Tätigkeiten könnte auch ein Schimpanse übernehmen, wenn er des Sprechens und Schreibens mächtig wäre. Das nützt schon seit vielen Jahren der etwas eigene Chef der Kleidermarke Trigema aus:
Vorne der sprechende Affe, im Insert in der Mitte der Besitzer …
Gut, das ist ein Fake, aber das sind viele Kommunikationserzeugnisse auch. Dabei ist im Internet eine neue Welt entstanden, mit der umzugehen nicht nur dem Normalbürger schwer fällt.
Hätte man vor 20 Jahren behauptet, dass es unter den wertvollsten Firmen der Welt Apple gäbe, dazu der Betreiber einer Suchmaschine und der Erfinder einer sozialen Plattform, man wäre vorsichtig weggeführt worden.
Hätte man vor zehn Jahren behauptet, dass es eine auf Blockchain-Technologie aufgebaute, virale Währung gebe, fälschungssicher und ohne staatliche Strukturen, man wäre vorsichtig …
Hätte man vor fünf Jahren behauptet, es werde mächtige, selbstlernende Programme geben, virtuelle Gesprächs- und Sexpartner, eine für jeden zugängliche Technologie, mit der man jedem Prominenten jede beliebige Aussage so in den Mund legen kann, dass es nur mit äusserst aufwendiger Technologie möglich ist, das als Fake zu entlarven, wäre man …
Vielseitige Bots als kleine Helfer
Vielleicht haben schon einige das Wort Bot mal gehört. So werden kleine, selbständige Programme genannt, die einfach zu programmieren und für beliebige Zwecke eingesetzt werden können. Das benutzt zum Beispiel Google, um unablässig die Weiten des Web zu durchforschen, um seine Trefferliste aktuell und immer präziser zu halten.
Bots können aber auch dafür eingesetzt werden, beispielsweise das Online-Inserat des Konkurrenten zu Tode zu klicken. Solche Werbung bezahlt man normalerweise mit einem fixen Budget und der Angabe, wie viel einem ein Klick darauf wert ist. Umso grösser das Budget und der Clickwert, desto prominenter und häufiger wird das Inserat aufgespielt.
Wenn aber ein solches Programm in unregelmässigen Abständen draufklickt, ist Budget und Geld weg, aber keiner hat’s gesehen. Im Darknet für ganz wenig Geld mit Gebrauchsanweisung erhältlich. Aber nix für Anfänger, die sich dann durch ihre IP-Adresse verraten. Nein, das ist nicht legal.
Der Chatbot als ein Bot der nächsten Generation
Die nächste Stufe ist der Chatbot. Wie jeder weiss, versuchen grosse Internet-Dienstleister oder Händler von Amazon abwärts, sich Direktkontakte mit Sonderwünschen von Kunden möglichst zu ersparen. Das versuchen sie mit FAQ, Suchmasken, durch die sich der Kunde wühlen kann, in der Hoffnung, einen Erklärtext für sein Anliegen zu finden.
Call-Center sind meistens berüchtigt dafür, dass sie unerträgliche Wartezeiten haben, einen dann durch einen Dschungel von Untermenüs mit Auswahlmöglichkeiten führen, worauf man dann häufig bei einem Call-Center-Agent landet, der gerne bekannt gibt, dass er nur begrenzt die Sprache des Anrufers spricht und inhaltlich auch nicht weiterhelfen kann.
Diese Service-Unarten machen den Kunden eher ranzig, was auch nicht im Interesse des Anbieters ist. Auftritt Chatbot. Das ist in seiner modernsten Form ein sprechendes, selbstlernendes Programm. Während früher solche Sprechstimmen nicht interaktiv waren, also höchstens anbieten konnten: Wählen Sie aus folgenden Möglichkeiten, hört sich das heute schon ganz anders an.
Der geniale Turing-Test gilt bis heute als Benchmark
Nämlich nach Konversation. Mit einem Menschen. Dafür gibt es schon lange den sogenannten Turing-Test. Der geniale englische Mathematiker entwickelte zu Zeiten, als Rechenmaschinen noch riesige Ungetüme waren, eine Testanordnung. Ein Mensch kommuniziert über ein Terminal mit zwei Gesprächspartnern. Einer davon ist auch ein Mensch, der andere ein Computer. Der Mensch soll nun durch entsprechende Fragen oder andere Mittel herausfinden, welcher seiner Kommunikationspartner Mensch, welcher Computer ist.
Gelingt ihm das nicht, hat der Computer den Test bestanden. Da macht die Wissenschaft in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte. Denn Sprache als Kommunikationsmittel ist eine ziemlich komplizierte Sache. Metaphorische Wortbedeutungen, Ironie, Lüge, Redensarten, Dialekte, da braucht es gewaltige Rechenpower und selbstlernende in Untersysteme aufgeteilte Programme, damit der Chatbot schnell und auf seinen menschlichen Gesprächspartner eingehend, antworten kann.
Geht immer besser. Während solche Bots noch vor ein paar Jahren zum Verlesen des Wetterberichts in der Lage waren und nur sehr begrenzt auf Fragen zum Wetter reagieren konnten, sind heute ganze Dialoge möglich. Über Philosophie, den Sinn des Lebens oder die ewige Frage, wie man am besten eine Frau anspricht.
Was passiert, wenn Computer Selbstbewusstsein erlangen?
Wer sich an den Computer Hal erinnert, aus Stanley Kubricks Science-Fiction-Meisterwerk, weiss heute, dass das damals pure Fantasie war, dass ein Computer Selbstbewusstsein erlangt, nicht nur reagieren, sondern auch aktiv Dialoge führen kann – und wie ein Mensch einen Fehler nicht zugeben möchte, womit er sich in eine tödliche Gefahr für die Mannschaft verwandelt.
I’m sorry Dave, I can’t do that. Sanfte Stimme, tödliche Message: Computer Hal.
Dieses Selbstbewusstsein, also das Wissen um sich selbst, das Wissen um Handlungsalternativen, das Wissen um lernende Reaktionen auf gleiche Situationen, das ist weiterhin der Heilige Gral der Computerforschung. Aber wenn Sie das nächste Mal einen sachlichen Sportbericht lesen, mit einem sympathischen Helfer am Telefon sprechen, dann sollten sie keine Wette abschliessen, ob ein menschliches Wesen mit Ihnen kommuniziert.
Part II folgt morgen.