Stoff für Kriegsgurgeln
Auch ein US-Militär kann sich täuschen. Aber …
Mark Milley ist nicht irgendwer. Er ist seit 2019 der «Chairman of the Joint Chiefs of Staff». Also der Vorsitzende des Vereinigten Generalstabs der Streitkräfte der Vereinigten Staaten. Oder kurz der Generalstabschef. Oder noch kürzer der oberste US-Militär.
Er ist zudem ein besorgter und selbständig denkender Militär, was dort nicht allzu häufig ist. So traf er Sicherheitsvorkehrungen, als es nicht ganz klar war, wie Donald Trump auf seine Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen reagieren würde.
Selbstverständlich ist auch der oberste US-Militär nicht unfehlbar. Aber er hat zumindest eine klare Meinung zum Ukrainekrieg:
Um zu dieser Aussage zu gelangen, muss man auch kein militärisches Genie sein. Aber zumindest intelligenter als die versammelten Kriegsgurgeln von der deutschen Aussenministerin Baerbock abwärts, die von einem Sieg der Ukraine träumen und faseln. Intelligenter auch als der ukrainische Präsident, der nach wie vor am Kriegsziel der Rückeroberung der Krim festhält.
Intelligenter als all die Sandkastengeneräle, die gerne noch mehr Ukrainer sterben sehen möchten. Weil sie ihnen aus der gut geheizten Klause zurufen, dass die Ukraine doch tapfer die Freiheit des Westens gegen die Unmenschen und Untermenschen aus dem Kreml verteidigen sollen.
Intelligenter als die Brandstifter, die eine rote Linie nach der anderen überschreiten wollen. Von Munition zu leichten Waffen. Von leichten Waffen zu schweren. Von schweren zu Kampfpanzern. Von Kampfpanzern zu Flugzeugen, Raketen und U-Booten. Von diesem schweren Gerät zum Dritten Weltkrieg.
Dann gibt es noch die vermeintlichen Schlaumeier, die sagen: verhandeln ja, aber nicht jetzt, sondern erst dann, wenn Russland genügend geschwächt ist. Das sind eigentlich die schlimmsten Zyniker, denn sie nehmen in Kauf, dass diese Schwächung Russlands auf Kosten der Ukraine, der ukrainischen Bevölkerung, auf Kosten der Perpetuierung des Leids geschehen würde.
Diese Zyniker träumen – wie der Antidemokrat Constantin Seibt von der «Republik» – davon, dass zumindest die Schäden und Kosten mit dem beschlagnahmten Geld von ukrainischen, Pardon, von russischen Oligarchen beglichen werden könnten. Obwohl der Bundesrat immerhin klargestellt hat, dass auch dieser Krieg kein Grund ist, den Rechtsstaat Schweiz mitsamt seiner Eigentumsgarantie in die Tonne zu treten.
Erstaunlich, dass ausgerechnet der «Blick» diese Passagen eines Interviews zitiert, das Milley der «Financial Times» gewährt hat:
««Es wird für die Russen fast unmöglich sein, ihre politischen Ziele mit militärischen Mitteln zu erreichen», ist der ranghöchste Soldat der USA überzeugt. «Es ist unwahrscheinlich, dass Russland die Ukraine überrennen wird. Das wird einfach nicht passieren.»
Auch für die Ukraine, fügt Milley an, werde es «sehr, sehr schwierig sein, die Russen aus jedem Zentimeter» des Gebiets zu vertreiben, das Moskaus Streitkräfte bereits erobert haben. Das heisst nicht, dass es nicht möglich ist», fügt er an. «Aber es ist ausserordentlich schwierig. Und es würde im Wesentlichen den Zusammenbruch des russischen Militärs erfordern.»»
Was er hier sagt, sind eigentlich Binsenwahrheiten. Russland hat 2 Millionen Soldaten, dazu weitere 2 Millionen Reservisten. Die Ukraine hat rund 250’000 Soldaten, davon gehört ein Drittel zur Nationalgarde.
Russland hat rund 12’500 Panzer. Welchen Unterschied werden da die Handvoll Panzer machen, die NATO-Staaten der Ukraine für nächstes Jahr zugesagt haben? In welchem Wolkenkuckucksheim muss man leben, um hiervor die Augen zu verschliessen?
Sobald es die Bodenverhältnisse wieder zulassen, wird Russland höchstwahrscheinlich eine Offensive starten. Daher wäre es höchste Zeit, jetzt mit Verhandlungen zu beginnen. Denn nicht Russland wird dramatisch geschwächt werden. Sondern die Ukraine.
Ausser, die NATO wird Kriegspartei mit allem, inklusive Bodentruppen. Das haben zwar Lebensmüde wie der Besitzer von CH Media schon gefordert. Aber vernünftige Menschen, die noch ein Weilchen leben wollen, sind schwer gegen die Gefahr eines Dritten Weltkriegs.
Geschichte spielt sich nicht atemlos ab. Aber es braucht manchmal eine gewisse Zeit, um Ungleichgewichte, Überblähungen zu korrigieren. Überdehnte Imperien brechen irgend wann einmal zusammen. Das ist seit dem Römischen Reich eine historische Konstante. Das Dritte Reich, um diesen Vergleich zu bemühen, wollte 1000 Jahre lang existieren. Es wurde dann ein Dutzend Jahre, nicht mehr.
So sehr auch Putin und seine Kamarilla nostalgisch an den Sieg der Sowjetunion über Hitler-Deutschland erinnern: so blöd ist er nicht, um nicht zu wissen, dass jeglicher kriegerischer Versuch, nach der Ukraine andere Staaten militärisch in ein neues Imperium einzuverleiben, nur mit der Vernichtung Russlands enden kann.