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Angefütterter Journalist

Und dabei gibt’s sicher keinen Alkohol im «Saudi House» am WEF.

Dem Journalisten läuft das Wasser im Mund zusammen: «Kürbisstückchen mit Getreide, darüber zwei Streifchen Zwiebelsosse mit schwarzer Zitrone aus der Oase Al Ahsa, dazu Mangos vom Küstenort Jazan. Hebher Pumpkin Jereesh heisst das dampfende Gericht und ist der Hit im Saudi-House.»

Nein, das ist nicht Kashoggi nachempfunden …

Dazu noch die glutäugige Nourah Altubayyeb: «Sie ist keine Köchin, sondern Managerin, leitete bis vor kurzen einen Thinktank, der sich auf Innovationen spezialisiert hat.» Wahnsinn, und so nett ist sie auch: «Sie sagt: «Es macht mich glücklich, dass so viele Menschen zum ersten Mal mit unserer Kultur in Kontakt kommen.»»

Die Charme-Offensive aus Arabien. Schmackhaftes Essen, gratis, charmant serviert, eine Leiterin eines Think Tanks, da soll noch einer sagen, Saudi-Arabien sei im Mittelalter stehengeblieben. Gut, es gibt kurz ein paar Pflichtthemen abzuarbeiten:

«Natürlich ist hier der Mord am Journalisten Jamal Kashoggi kein Thema. Dass das Rechtssystem noch immer auf der erzkonservativen Scharia fusst ebenfalls nicht. Meinungsfreiheit, Menschenrechte in Saudiarabien? Schwierig.»

Aber he, shit happens, davon lassen wir uns doch nicht den Appetit verderben: «Im Davoser Saudi-House soll es aber leicht bleiben. Und fröhlich. Dafür sorgen Nourah Altubayyeb und ihr Team, mehrheitlich Frauen. Alle reden perfekt Englisch, geben sich weltoffen.» So wie ihr «Herrscher Mohammed Bin Salman». Gut, das war schon nicht nett mit diesem Kashoggi, da könnte einem glatt der «Rose Mamoul Crumble» wieder hochkommen, wenn man daran denkt, wie der Oppositionelle in der saudischen Botschaft in der Türkei bestialisch ermordet und in Einzelteile zerlegt wurde. Auf direkte Anordnung des Herrschers.

Aber denken wir positiver: der nette Scheich hat «ziemlich mutige Devisen angekündigt», was immer das Deutsch mit vollem Mund uns sagen will: «Dazu gehört die Abschaffung wesentlicher Teile der Geschlechtertrennung, die komplette Abschaffung des Verschleierungsgebots für Frauen. Auch soll es keine öffentlichen Auspeitschungen mehr geben.»

Was will man mehr, keine öffentlichen Auspeitschungen, dann ist Saudi-Arabien definitiv im 21. Jahrhundert angekommen. Schliesslich möchte die korrupte und dekadente Herrscherclique nun auch noch Touristen ins Land locken. Die kriegen für schlappe 140 Dollar ein Visum; auf Anfrage sichert man ihnen auch zu, dass sie nicht in Einzelteile zerlegt werden während der Ausstellung. Und wie sagt die nette Botschafterin des Landes: «Wir wollen, dass die Menschen zu uns kommen, sich ein eigenes Bild von unserem jungen Land machen.»

Gut abgefüttert rülpst der Journalist am Schluss:

«Es ist Marketing – immerhin ziemlich geschmackvoll.»

Nein, das ist ein jämmerlicher Artikel, ziemlich geschmacklos. Sicherlich unabsichtlich hat Jan Cherix völlig vergessen, den kriminellen, völkerrechtswidrigen seit acht Jahren andauernden Krieg der Saudis im Jemen zu erwähnen. Laut UNO immerhin die grösste humanitäre Katastrophe des Jahrzehnts.

Man stelle sich vor, wenn es den Russen erlaubt gewesen wäre, in ihrem Russia House Wodka, Kaviar und Blinis anzubieten. Auch das hätte der Journalist wohl runtergeschluckt, denn gratis ist gratis. Aber als Begleitartikel hätte er Gift und Galle gespuckt und in jedem zweiten Satz Ukraine, Verbrechen, kriminell und verabscheuungswürdig untergebracht.

Aber die Saudis werden sozusagen präventiv abgeknutscht, schliesslich möchte auch die Schweiz ihre Ölversorgung sicherstellen. Auch wenn dafür übelölige Artikel geschrieben werden müssen. Aber immerhin, wer ein Brechmittel braucht, wird hier gut bedient.