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Geld wert? NZZ

Eine Kurzserie zu unseren Tageszeitungen.

Wir steigen mal ganz oben ein. Zumindest preislich. Für Fr. 5.10 bekommt man 32 Seiten NZZ. Das sind ziemlich genau 16 Rappen pro Seite, ob mit Text (meistens) oder mit Inserat (selten).

Was bietet das Blatt als Kaufanreiz, also oberhalb des Bundes?

NZZ-Konservative schüttelt es schon mal beim nachkolorierten Foto. Kommt halt davon, wenn man von «kein Foto» über «Schwarzweiss, aber klein» zu «volle Dröhnung» fort- oder zurückgeschritten ist.

Aber ist sicher ein Hingucker. Bloss ist die Frage: Hat das die NZZ nötig? Was gibt’s sonst an diesem Montag? In China gehen ein paar Hundert Menschen auf die Strasse. Das ist sicherlich vermeldenswert, aber bei 1,42 Milliarden Einwohnern …

Die titelwürdige Mitteilung hingegen «Winter beeinflusst den Kriegsverlauf», das ist nun eine News, die den Leser überrascht. Verblüfft. Wer hätte das gedacht. Gilt das auch für den Sommer? Wie steht es mit Vollmond? Regen? Starke Winde? Wir erwarten, dass die NZZ dieses Thema weiter vertieft.

Und sonst? Was früher auch undenkbar gewesen wäre, das Zürich-Ressort schafft’s auf die Front, es gab im Kanton ein paar Abstimmungen.

Wir blättern 16 Rappen weiter und bekommen auf der nächsten Doppelseite ein Riesenfoto, einiges an Text und nette Kriegs-Sandkastenkarten gezeigt.

Richtig gewichtet? Bei diesem Panzer sicher nicht.

Auf Seite 4 dann endlich ein guter Grund, die NZZ zu kaufen. «Machtkampf in Pakistan», von Andreas Babst. Zwar in Delhi stationiert, aber das ist ja nur 614 km von der pakistanischen Hauptstadt entfernt. Seit 2020 Südostasien-Korrespondent des Blattes, das früher einmal in so ziemlich jedem Land der Welt wenigstens einen freien Mitarbeiter hatte. Aber gut, besser als nix, also besser als alle anderen Schweizer Tageszeitungen.

Dann «Der erbarmungslose Diktator», diesmal sitzt er in Teheran. Der Autor Michael Schillinger war bis 2020 Chef vom Dienst bei den Nachrichten, zuvor «Aufbau und Leitung des Onlinemagazins daslamm.ch.» Aus dem aktuellen Schaffen dieses Qualitätsorgans:

Dafür kann Schillinger nichts mehr? Nun ja, aber er hat’s aufgebaut und geleitet. Also Vergangenheit und Gegenwart erklären nicht so ganz, wieso er auf einer NZZ-Seite einen Ayatollah kompetent fertigmachen sollte.

Dann eine parteipolitisch völlig unabhängige und neutrale Seite: «Der glücklose Direktor Rösti». Aber scheint’s soll es nicht mehr obligatorisch sein, als NZZ-Redaktor Mitglied bei der FDP zu sein.

Dann Überblättern wir mal rund 4 Franken und kommen zur hübschen Medien-Story, dass der ältesten Zeitung der Welt das Aus drohe. Es geht um die «Wiener Zeitung», 1703 das erste Mal erschienen. Das wunderbare Foto aus dem Kaffee Hawelka tröstet über manches hinweg, auch darüber, dass die Medien-Seite der NZZ schon mal aktueller berichtete.

Schliesslich nimmt sich der Medien-Professor Urs Saxer dem auch nicht gerade taufrischen Thema an, dass die Floskel «es gilt die Unschuldsvermutung» nicht nur im Fall Vincenz zur lachhaften Leerformel verkam. Was noch danach kommt, läuft unter: kann man machen, muss man nicht machen.

Kleines Resümee. Fr. 5.10 verlangt die alte Tante im Einzelverkauf für 32 Seiten. Eine einzelne Stichprobe hat immer etwas Ungerechtes, zugegeben. Und die Sonntagsmannschaft ist traditionell bei Zeitungen nicht das A-Team. Aber: das hat sich nun nicht gelohnt. Zu teuer, zu wenig Gehalt, kaum Alleinstellung, nicht rasend kompetent, teilweise nicht mal Pflichtlektüre. Schade, wir wünschen gute Besserung.

Morgen: «Blick».

 

 

Man rechne

Kosten – Nutzen. Klassischer Faktencheck.

Die Durchführung von 5 Konzerten während der Impfwoche hat rund 2,5 Millionen Franken gekostet. Also 500’000 pro Auftritt einer Ansammlung von zweitklassigen Musikern. Wegen der «Sabotage» waren an einem Konzert wohlwollend gerechnet rund 100 Zuhörer.

Das bedeutet, dass jeder Einzelne mit 5000 Steuerfranken subventioniert wurde. Das schafft nicht einmal das Opernhaus Zürich.

Wenn man grosszügig die Hälfte der Kosten für die Organisation und das Drumrum abzieht, bekam jeder der fünf auftretenden Musiker eine angeblich marktübliche Gage von 250’000 Franken.

Selbst wenn 2 Millionen für dies und das ausgegeben wurden, bleiben immer noch 100’000 Franken pro Nase. So viel Geld auf einem Haufen dürften weder Dabu noch Danitza noch Kunz jemals zuvor gesehen haben.

Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 100 Millionen Franken. Laut offiziellen Angaben wurden in dieser Woche zusätzlich 15’000 Impfungen vorgenommen, im Vergleich zum Schnitt. Das bedeutet, dass jeder Extra-Piks 6666.65 Franken Aufwand verursachte.