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Wenn es Nacht wird in Kuba

So sah es am Samstagmorgen vor Sonnenaufgang in Kuba aus.

Das kubanische Regime wankt von Bankrotterklärung zu Bankrotterklärung. Mitten in das dumme Gequatsche hinein, dass man intensiv an Lösungen für die Stromkrise arbeite, brach am Freitagvormittag die Stromversorgung zusammen. Total und überall. Das gab’s noch nie; einzig nach einem Hurrikan wurde einmal bewusst die Stromversorgung unterbrochen.

Apagones, Stromausfälle, erschweren den Kubanern schon lange und in zunehmender Frequenz das Leben. Ohne Ventilator lässt es sich in der Karibik schlecht schlafen, der Inhalt des Kühlschranks wird lebendig, die Ausschläge bei Stromausfällen und wenn der Saft wiederkommt, machen elektrische Geräte kaputt.

Nach einer dunklen Nacht ging am Samstag das revolutionäre Gequatsche weiter. Man arbeite mit höchster Priorität an der Lösung des Problems, behauptete der farblose Präsident Kubas Miguel Díaz-Canel. Und Schritt für Schritt werde man die Versorgung wieder hochfahren, laberte der Ministerpräsident. Resultat: nach etwas Geflacker gingen am Samstag wieder überall die Lichter aus.

Havanna vor und nach dem zweiten Lichterlöschen.

Aber das ist nicht alles. Die Lebensmittelversorgung – teilweise zusammengebrochen. Die Wasserversorgung – teilweise zusammengebrochen. Die Schulen – geschlossen. Die wenigen Fabriken – paralysiert. Die medizinische Versorgung – teilweise zusammengebrochen. Der öffentliche Verkehr – weitgehend zusammengebrochen. Die Infrastruktur – verlottert. Produktion, Wertschöpfung – kaum noch existent.

Überreichlich gibt es nur revolutionäres Strohdreschen. Die ewige und unsterbliche Behauptung, die US-Handelsblockade sei an allem schuld. Dabei kann Kuba überall auf der Welt, sogar mit Einschränkungen in den USA, alles kaufen, was es will. Bloss: es hat kein Geld mehr dafür.

Acht Jahre nach Fidel Castros Tod hat das Regime abgewirtschaftet, seine Glaubwürdigkeit völlig verloren. Dem Präsidenten und den meisten Mitgliedern der Führungsriege des Regimes quillt der Bauch über den Hosenbund – während die Bevölkerung mindestens unter Mangelernährung leidet.

Noch schlimmer, als einem korrupten und unfähigen Regime in der Agonie zuzuschauen, ist die völlige Perspektivlosigkeit. Seit der letzte Sugar Daddy Venezuela selbst in gröbsten Problemen steckt, gibt es niemanden, der die schreiende Inkompetenz der allein herrschenden kommunistischen Partei, gestützt aufs Militär, mit milden Gaben überdecken kann.

Am schlimmsten aber ist die völlige Perspektivlosigkeit. Dass es mal besser werde, das glaubt nicht einmal der beinharte Revolutionär, und wie viele es von denen noch gibt, keiner weiss es. Klar ist aber die Reaktion der Bevölkerung. Wer nicht zu alt, zu deprimiert oder zu passiv ist, will nur noch eins: nix wie weg.

In den letzten drei Jahren hat die Bevölkerung der letzten Insel des real existierenden Surrealismus um eine ganze Million Menschen abgenommen und ist auf rund 10 Millionen geschrumpft. Da sonst fast nichts mehr, aber der Repressionsapparat noch leidlich gut funktioniert, zudem Kuba eine Insel ist, kann kaum mit Aufständen gerechnet werden. Und wie beim letzten Versuch 2021 werden Manifestationen sofort unterbunden, Teilnehmer zu drakonischen Strafen von zehn Jahren und mehr verurteilt.

Was für ein trauriges Siechtum einer Revolution, die so begeisternd begann, von einem übergrossen und charismatischen Führer lange Jahre beherrscht wurde. Aber niemals schafften er und seine Genossen, so etwas Banales wie die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung einer fruchtbaren karibischen Insel zu garantieren. Kuba muss, eigentlich unvorstellbar, über 80 Prozent der Lebensmittel importieren. Solange es dafür noch Geld hat.

Keiner hat die geringste Ahnung, wie das weitergehen soll und wo’s endet. Klar ist inzwischen nur: der Letzte muss nicht mal mehr das Licht ausmachen.

Das berühmte Hotel Habana libre, fast frei von Strom.