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Weltfrauentag und die Folgen

Vor drei Jahren protestierten 78 erregte Tamedia-Frauen.

Die Vorwürfe waren happig. Diskriminierung, Sexismus, anzügliche Sprüche, demotivierende Arbeitsatmosphäre. Überhaupt würden Frauen nicht ernstgenommen, der Redaktionsalltag sei ein Spiessrutenlaufen, vorbei an glotzenden, anzüglichen Männern. Furchtbar.

Dass Frauen auch fies sein können, bewiesen die beiden Initiantinnen des Protestschreibens. Sie flunkerten, dass der Brief für den internen Gebrauch sei und an Geschäftsleitung sowie Chefredaktion ginge. Dann händigten sie ihn hinterrücks der einschlägig bekannten Jolanda Spiess-Hegglin aus, die ihr übliches Geschrei anstimmte. Die meisten Unterzeichnerinnen waren nicht gefragt worden; Weiber halt, wen interessiert schon deren Meinung.

Garniert war das Schreiben mit über 60 angeblichen Vorfällen zwecks Illustration. Kleiner Schönheitsfehler: es fehlten jegliche Angaben, die eine Überprüfung ermöglichen könnten. Also eine reine Luftnummer. Dennoch zeigte sich Chefredaktion und Geschäftsleitung tief zerknirscht, ohne den Wahrheitsgehalt der Behauptungen auch nur analysiert zu haben.

Die zwei Initiantinnen holten sich ihre 15 Minuten Ruhm ab, die Mitunterzeichnerinnen schwiegen verkniffen auf jegliche Anfrage. Resultat: Raphaela Birrer hat Arthur Rutishauser als Oberchefredaktor abgelöst, eine Kerstin Hasse ist unsichtbares Mitglied der Chefredaktion.

Weiteres Resultat: kein männlicher Entscheidungsträger traut sich noch, einer Schreiberin zu sagen, dass ihr Text geholperter Schwachsinn ist. Weiteres Resultat: viele Pimmelträger verliessen Tamedia, da sie keinerlei Aufstiegschancen – ohne Geschlechtsumwandlung – mehr sahen.

Letztes Resultat: die angestrengte Untersuchung konnte keinen einzigen Fall verifizieren. Keinen. Nebenbei war die extra für diesen Zweck geschaffene interne Ombudsstelle kein einziges Mal kontaktiert worden. Niemals. Es ging also ausschliesslich um Effekthascherei, damit nicht nur die Initiantinnen trotz sackschwacher Performance eine ganze Weile unkündbar bleiben konnten.

All das merkt man den Organen von Tamedia bis heute schmerzlich an. Gendersprache, inkludierende Turnübungen, seitenlange Anleitungen, wie man die deutsche Sprache mit Sternchen und anderem Unfug vergewaltigen kann.

Den Mohrenkopf dabei nie vergessen.

Dieses Gekeife ist erbärmlich. Warum? Weil es ein Frauenproblem auf der Welt gibt, dem sich diese Frauenbewegung mit aller Energie und Kraft widmen sollte. Aber sprachliches Gehampel und Gestöhne und Gejammer hat einen Vorteil: es ist wohlfeil, strengt nicht an und verlangt keinerlei Einsatz.

Das Frauenproblem heisst Klitorisbeschneidung. Darunter versteht man die teilweise oder vollständige Entfernung, Verstümmelung der äusseren weiblichen Genitalien. Meistens ohne Betäubung, mit untauglichen Werkzeugen und unter bestialischen Schmerzen der minderjährigen Opfer. Die meisten der fürs Leben geschädigten Frauen sind zwischen 0 und 15 Jahre alt. Der Eingriff, oft auch noch ergänzt durch das Zunähen der Vagina, ist nicht rückgängig zu machen.

Weltweit leben geschätzt 200 Millionen Frauen, die dieser Tortur unterzogen wurden. Jährlich kommen 3 Millionen dazu, Tendenz steigend. Sie ist in Afrika verbreitet, in einigen Ländern Asiens sowie im Nahen Osten. Insbesondere Länder wie Somalia, Eritrea, Sudan, Ägypten, Guinea, Sierra Leone, Mali und Djibouti weisen hohe Beschneidungsraten auf.

Das ist kein Phänomen in weit entfernten, dunklen Gebieten der Welt. Auch in der Schweiz geht man von über 25’000 betroffenen oder gefährdeten Mädchen aus. In Somalia sind 98 Prozent aller Frauen beschnitten, in Äthiopien 74 Prozent.

Das ist das mit Abstand widerlichste, kriminellste und unmenschlichste Verbrechen gegen die körperliche Integrität, gegen die Sexualität einer Frau. Damit soll sichergestellt werden, dass sie beim Geschlechtsakt keine Lust empfindet und daher ihrem oft zwangsverheirateten Mann treu bleibt.

Es als kulturelle Eigenart zu verniedlichen, die man nicht eurozentristisch verurteilen, sondern respektieren sollte, ist neben der Befürwortung einer Burka wohl das Absurdeste, was kampffeministischen Kreisen eingefallen ist.

Es gibt nichts auf der Welt, was im Thema Frauenunterdrückung verabscheuungswürdiger ist. Und was tut die Frauenbewegung am Weltfrauentag dagegen? Nichts. Ausser vielleicht ein paar Lippenbekenntnisse absondern. Und sich dann wichtigeren Themen wie Genderlehrstühlen oder dem Kampf gegen die Männersprache zu widmen.

Das kann man (also Mann und Frau) doch nicht ernst nehmen.Genauso wenig wie Karriere nicht durch Kompetenz, sondern durch Geschlecht.Das sind dekadente Pervertierungen. Das hat den Charme des der später geköpften französischen Königin Marie-Antoinette unterstellten Satzes, als man ihr mitteilte, dass das Volk hungere, weil es kein Brot gebe: Dann sollen sie doch Kuchen essen.

 

Da war doch noch was?

Die schwindsüchtigen Medien können kein Multitasking.

Eigentlich ist der ukrainische Präsident Selenskyj fast zu bedauern. Da ist er extra nach Brüssel gereist, wird dort auch mit allem Brimborium empfangen, fordert wie immer mehr Geld und mehr Waffen, kann das sogar auf Englisch sagen – aber irgendwie verhält sich die Öffentlichkeit so wie der Teenager, der so tut, als würde er dem Vater zuhören, während er in Wirklichkeit seine Social Media Kanäle überprüft.

Richtig Schlagzeilen macht das nicht.

Dabei verging doch bis zum vorletzten Samstag kein Tag, an dem nicht neue Theorien über die Erfolge (oder Misserfolge) der ukrainischen Offensive aufgestellt wurden. Besonders blamiert hat sich dabei der ETH «Militärökonom» Marcus Keupp. Die «Weltwoche» haut ihm um die Ohren, dass er im November 2022 einen furchtbaren Fehler machte. «Russland wird den Krieg im Oktober verloren haben», wagte er eine Prognose mit Zeitangabe. Schwerer Fehler, so vom Oktober 2023 aus gesehen. Könnte man meinen. Der Nachfrage nach seinem «Expertenwissen» hat das aber keinen Abbruch getan.

Schade, früher wurde der Seher, der sich mit seiner Prognose getäuscht hatte, mit Schimpf und Schande in die Wüste geschickt – wenn er den Zorn seiner Gläubigen überlebte. Heute darf Quatschkopf Keupp einfach weiterfaseln. Sicher bald über Israel, Vorläufig diagnostiziert er aber eine «Woche des russischen Blechhaufens». Endlich wissen wir, woher der Ausdruck «Blech reden» kommt …

Aber das macht alles nix, die Ukraine ist einfach nicht sexy im Moment.

Das gilt aber eigentlich immer für die Schlachtereien in Gegenden der Welt, die nur von Schwarzen bewohnt werden, die nicht auf bedeutenden Rohstoffen hocken. Das gilt auch für Myanmar, wo die Militärdiktatur immer mal wieder ein Massaker an den Rohingya verübt. Das gilt für Afghanistan, wo nach Nachbeben ganze Landstriche völlig verwüstet sind, Tausende von Menschen gestorben und Hilfe nur ganz schwer zu den Einsatzorten gelangt, weil die Infrastruktur inklusive Strassen verkommen ist.

Das gilt für Millionen von Frauen, die in einer der wohl grausamsten und brutalsten Riten, die es gibt, verstümmelt werden. Rund 200 Millionen Mädchen und Frauen sollen nach Schätzungen weltweit beschnitten worden sein. Ihnen wurde mit oftmals primitivsten Werkzeugen die Klitoris ohne Betäubung herausgeschnitten.

In rund 30 Ländern Afrikas und des Nahen Ostens sowie in einigen Ländern Asiens und Lateinamerikas wird Genitalverstümmelung praktiziert. Im Sudan oder in Guina zum Beispiel sind über 90 Prozent aller Frauen verstümmelt; beschnitten kann man das nicht nennen.

Damit soll die Libido der Frau verringert werden und sichergestellt, dass sie vor der Ehe keine sexuellen Beziehungen hat und währenddessen treu bleibe. Wer das durchführt, duldet oder gar befürwortet, ist ein Verbrecher. Erfreut sich aber des weitgehenden Desinteresses der westlichen Medien.

Dann gibt es die lange Liste von korrupten, menschenverachtenden und ihre Bevölkerung in Armut haltenden Diktaturen oder Regimes, die aber eine Eigenschaft haben, weswegen sie mit Nachsicht rechnen können. Sie sind dem Westen zugetan und lassen westliche Transnationale mehr oder minder ungehemmt die Rohstoffe ausbeuten, die das Land hergibt.

Natürlich möchte kein Medienkonsument von morgens bis abends mit solchen Meldungen beschallt werden. Das wäre ja nur mit Aufhellern oder grösseren Mengen Alkohol zu ertragen.

Aber diese repetitiven, um die gleichen Fakten und Bilder herummäandernde Berichterstattung über das Grossereignis des Tages, der Woche, gar des Monats, das ist mindestens so schwer zu ertragen. Genau wie die sehr selektive Auswahl, was denn nun gerade der Riesenrumms ist.

Aber nicht nur das Gelärme ist schwer zu ertragen, auch das Schweigen ist oftmals widerwärtig. Während ein paar Todesmutige versuchen, noch etwas Verständnisvolles über die Hamas zu sagen, haben sich alle Palästinensertuchträger, alle Lagerbesucher, alle Solidaritätsredner mit der palästinensischen Sache in ihre Löcher verkrochen und hoffen, dass man nicht an alte Aussagen von ihnen erinnert.

Nicht minder widerlich ist das kollektive Schweigen aller Kampffeministinnen. Geht es darum, die vermeintlichen Untaten eines Pop- oder Filmstars zu beklagen, dann sind ganze Chöre unterwegs, die sich vor Entrüstung nicht mehr einkriegen. Ungeachtet, ob die Vorwürfe auch nur einen Hauch von Plausibilität haben.

Nun hat es mehr als einen Hauch von Plausibilität, dass die Hamas-Horden in Israel nicht nur getötet haben, sondern auch massenhaft vergewaltigt. Nur: da schweigt das «#metoo»-Lager stille. Selbst bei angeblichen russischen Vergewaltigungen erhebt sich noch Protest, aber hier? Bislang null.

Das gilt im Übrigen auch für die islamischen oder islamistische Organisationen in der Schweiz. Natürlich wird die Gewalt verurteilt, ungefähr so butterweich wie vom Palästina-Freund Fabian Molina die «Gewalteskalation». Aber eine klare Aussage dazu, ob sich die Hamas zu Recht auf den Islam, auf den Koran beruft oder nicht? Schweigen.

Wie dichtete Bertolt Brecht in anderen Zeiten, in unseren nicht mal so fernen Zeiten an die Nachgeborenen:

«Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!»

Nur: vielleicht wollen die Klimakleber über Bäume sprechen, aber die anderen wollen lieber über alles schweigen, was ihnen nicht zupass kommt. Wie armselig.

Obduktion der Scham

Immer wenn man denkt: Dümmer geht nümmer, kommt der Beweis des Gegenteils um die Ecke.

Die Welt ist voller Probleme. Lebensbedrohlichen, herzzerreissenden, Gemüt und Seele marternden. All die Hungernden, Bedrohten, Unterdrückten, Ausgebeuteten, Niedergehaltenen.

Es ist so viel, dass es uns aus Selbstschutz wurst ist, ausser einigen Betroffenheitsheuchlern. Denken wir aktuell nur an eine ganze Generation von jungen Frauen in Afghanistan. Sie konnten rund 20 Jahre lang – nicht überall, aber doch – daran schnuppern, wie ein Leben aussehen könnte. Mit Bildung, Selbstbestimmung, Freiheit, aus seinem Leben machen zu dürfen, was man möchte. Endlich als Mensch mit Rechten respektiert zu werden.

 

Nun wird wieder das schwarze Leichentuch der Burka drübergestülpt, oder der Ausdruck freier Selbstbestimmung, wie Dummschwätzer von Daniel Binswanger abwärts schwafeln. Aber eigentlich ist auch das vom eigenen Bauchnabel zu weit entfernt, und das ist ja das einzige, was Schweizer Feministen interessiert.

Gleich schämen sich hier alle.

Besonders sensibel sind sie – das tut nicht weh und macht auch keine Mühe – bei sprachlichen Formen der männlichen Dominanz, des Sexismus, der Frauenverachtung. Das haben wir alles schon durch, und eigentlich meinte man: schlimmer geht nimmer. Um eines Schlechteren belehrt zu werden: schlimmer geht immer.

Denn es gibt ja noch «Das Magazin» von Tamedia, ein 32 Seiten umfassender Schatten seiner selbst. Das beweist mit seiner jüngsten Ausgabe, dass die Latte (Pardon) wirklich immer noch tiefer gelegt werden kann. Denn es macht uns auf ein Problem aufmerksam, unter dem vielleicht nicht die Frauen Afghanistans leiden, die den Taliban zum Opfer fallen. Auch nicht die Millionen von Frauen, die immer noch brutal der Klitorisbeschneidung zum Opfer fallen. Aber zumindest alle des Deutschen mächtige Frauen.

Ein Skandalwort muss weg, dann wird alles besser

Nur wussten es viele vielleicht noch gar nicht. Denn es gibt noch ein Skandalwort in der deutschen Sprache. Ein so schlimmes, abwertendes, frauenfeindliches, einfach übles Wort, dass das «Magazin» diesem Wort das Cover und die Titelgeschichte widmet. Genauer: der «Anregung für eine Umbenennung.» Denn das Wort muss weg.

Schämt euch eins!

Sogar ein Gutmensch und sensibler Mann in einem, also Bruno Ziauddin, gesteht im «Editorial», also in dem Schrumpfgefäss, das früher mal ein Editorial war: «Bis vor kurzem habe ich noch nie über das Wort *** nachgedacht, was bestimmt daran liegt, dass ich ein Mann bin. Das Wort bezeichnete für mich einfach einen Teil der weiblichen Geschlechtsorgane.»

«Bezeichnete», denn inzwischen ist Ziauddin geläutert und will es nie mehr verwenden. Dank des flammenden Appells der «freien Reporterin und Übersetzerin» Tugba Ayaz. Denn die stellt die Frage aller Fragen:

«Warum heissen Schamlippen Schamlippen?»

Was, Sie sagen nun: das ist ungefähr eine so intelligente Frage wie die, warum ein Tisch Tisch oder ein Glas Glas heisst? Vielleicht sagen sie auch: warum heisst es eigentlich DER Gewinn und DIE Pleite? Ist das nicht frauenverachtend genug?

Der Screenshot als Beweis: Wir erfinden nix.

Sie haben ja keine Ahnung. Schamlippen heissen so, weil Männer Schweine sind, so einfach ist das.

Daher lieber die Labien reinigen, von jetzt an

Oder wie das die Autorin mit dem handelsüblichen szenischen Einstieg bewältigt: ««Jetzt noch die Labien reinigen, und fertig sind wir!», sagte meine Schwester zu ihrer Tochter beim Wickeln.» Denn: «Das Mädchen sollte das Unwort «Schamlippen» gar nicht erst kennen lernen.»

Schon wieder ein Mädchen, das viel Geld für eine langwierige Psychotherapie ausgeben muss, um über einen solchen Wahnsinn hinwegzukommen, der ihm in unschuldig-kindlichen Jahren zugefügt wurde.

ZACKBUM versichert: Wir haben keine verbotenen Substanzen zu uns genommen, und das hier ist keine Satire. Bei der Autorin können wir das aber nicht garantieren:

«Warum heissen Schamlippen eigentlich Schamlippen? Inwiefern erzählen uns die Begriffe der Vulva – Schamlippen, Schamhügel, Schamhaare – eine Geschichte über das Schamgefühl?»

ZACKBUM gesteht: uns erzählen unsere Schamhaare keine Geschichten, aber wir sind ja – wie Ziauddin – männlich. Autorin Ayaz hingegen könnte nun einfach nachschlagen oder googeln, wieso das so ist. Weil sie aber prätentiös sein will, muss sie dafür die «Begründerin der feministischen Linguistik in Deutschland» konsultieren. Luise F. Pusch erklärt dann, was in jedem Lexikon steht: Scham und Schamgegend kommt vom lateinischen «pudendum».

Nein, meine Herren, das ist Kunst.

Weil sich christlich die Menschen für diese Körperteile schämen sollten, sind sie gerne mit Feigenblättern verhüllt. Alles trivial, banal, schnarchlangweilig. Aber wozu ist Pusch die Begründerin und eigentlich einzige Vertreterin der weiblichen Linguistik?

«Die Männer mussten sich nur noch bis zum Schamhaar schämen. Ihre anderen Schamteile heissen Penis und Hoden und nicht Schamstängel und Schambeutel»,

weiss Pusch. Das ist wahr, aber die anderen Schamteile bei Frauen heissen Vulva, Vagina, Klitoris, nix mit Scham. Und Hodensack oder Skrotum ist nun auch nicht so toll, ehrlich gesagt, da könnten wir uns mit Schambeutel durchaus anfreunden.

Keine Scherze mehr, es wird noch ernster

Aber Pusch hat bereits 1983 eine Glosse über «Scham und Schande» geschrieben, weiss Ayaz. Sie weiss aber nicht, dass auch der Sexualwissenschaftler Volkmar Siegusch in seinem Essay «Lippen der Scham» schon 2005 darauf hinwies, dass es keinesfalls egal sei, «ob wir von Schamlippen sprechen oder von Labien oder von Venuslippen». Wir wollen nicht rechthaberisch klingen, aber zudem gibt es ja wohl die kleinen und die grossen Schamlippen, nicht wahr?

Aber wir sind Männer, Pusch ist da schon weiter und möchte überhaupt auch den Begriff «Lippen» in diesem Zusammenhang vermeiden. Pusch wird zur Multilinguistin, leitet vom chinesischen «Gebärpalast» für Uterus «Pforten des Palasts» ab. Wem das chinesisch vorkommt, das «spanische vainilla bedeutet kleine Schote (vaina) und geht zurück auf das lateinische vagina. Wir könnten uns also auch Vanille für Wortkreationen nutzbar machen.» Vaina bedeutet allerdings in erster Linie Scheide, wie bei «Schwert in die Scheide stecken»; vielleicht doch nicht so toll.

Wenn man dann noch bedenkt, dass es wohl kaum ein Körperteil gibt (bei Männlein wie bei Weiblein), das mit dermassen vielen Bezeichnungen versehen ist, von Honigtöpfchen, Spältchen, Scheide bis hin zu Loch oder Fotze, der zweifelt verstärkt, ob es wirklich Sinn macht, in einem ganzen Sachbuch zu bemängeln, dass Begriffe wie «Vagina» oder «Scheide» einfach eine Körperöffnung bezeichnen, von den meisten aber «fälschlicherweise für das Genital» verwendet werden, warnt Ayaz und beruft sich auf die «Bestsellerautorin Mithu M. Sanyal», die nicht nur fordert, im Duden das Wort «Vulvalippen» als Ersatz einzutragen. Sie bemängelt auch, dass mit Vagina «das komplexe weibliche Geschlechtsorgan auf ein Loch reduziert» werde.

Falsche Wörter können verstümmeln!

Als ob das bei Schwanz oder Penis anders wäre, muss man doch den männlichen Standpunkt hier einbringen, aber der interessiert natürlich niemanden. Denn es ist ja mal wieder viel schlimmer, so zitiere Sanyal in ihrem «Vulva-Epilog» eine US-Feministin, für die «die falsche Benennung einer «psychischen genitalen Verstümmelung» gleichkomme».

Die Realität. Sie mit «falscher Nennung» zu vergleichen, ist bodenlos.

Fehlt da noch etwas? Ein Detail: «Die deutsche Sprache versteckt Frauen besser als eine Burka», schreibt Pusch und so zitiert sie Ayaz. Können wir diesen Wahnsinn zusammenfassen? Einen Teil des weiblichen Geschlechtsorgans Schamlippen zu nennen, das Ganze Scheide, das sei gleichschlimm wie eine Klitorisverstümmelung. Und die deutsche Sprache im Allgemeinen sei wie eine afghanische Burka.

Die Realität. Sie verbietet jeden ungehörigen Vergleich.

Wenn dass die Afghaninnen wüssten, die vor dem Regime der fundamentalistischen Wahnsinnigen dort nach Deutschland geflüchtet sind. Weil sie keine Burka tragen wollen. Nun müssen sie eine sprechen. Wenn das die Somalierinnen wüssten, die wie viele afrikanische Frauen nach Europa geflüchtet sind, um der barbarischen Klitorisbeschneidung zu entgehen – nur um hier «psychisch genital verstümmelt» zu werden.

Wir sind uns feministischen Wahnsinn in jeder Form inzwischen gewohnt. Aber wohl nicht einmal die Tagi-Frauen, die einen Beschwerdebrief über unerträglich sexistische Zustände auf den Redaktionen unterschrieben, würden so weit gehen. Hoffentlich.

Bar jeder Vernunft, jeder Relation, jedes Anstands

Nein, es ist nicht frauenfeindlich, wenn man dagegen stellen muss: diese Vergleiche sind fehl am Platz. Sie sind menschenverachtend. Sie sind widerlich. Sie zeugen von einer Haltung, die jegliche Massstäbe, jeden Anstand, jede Vernunft verloren hat.

Wer jeden Furz mit Zuständen wie im Dritten Reich vergleicht, ist ein Idiot. Wer Bezeichnungen oder Sprachgebrauch mit realer Klitorisbeschneidung oder dem Tragen einer Burka vergleicht, ist eine Idiotin.

Was soll man zu einem Organ sagen, das einen solchen Unsinn abdruckt? Vielleicht das: Wieso heisst «Das Magazin» eigentlich «Das Magazin»? Wieso heisst es nicht «Schämt Euch», Abfalleimer, Klosettschüssel, Brechmittel? Das sollte einmal linguistisch untersucht werden.