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Ach, Weltwoche

Gut gelaunt Blödsinn schreiben. Ist lustig, aber nicht nachhaltig.

Am 8. September durfte in der «Weltwoche» Toby Young zum Griffel greifen. Der «Generalsekretär der Free Speech Union» leistete einen Beitrag zur Meinungsfreiheit und textete: «Die Nachfolgerin von Boris Johnson tritt ihr Amt in der Krise an. Warum Liz Truss gerade deshalb die richtige Frau zur richtigen Zeit ist

Young lieferte eine kleine Lobhudelei ab: «Sie arbeitet viel, aber nach Feierabend geht sie auch gern in Bars und Klubs, wo sie mehr Stehvermögen beweist als ihre jungen Assistenten.» Etwas atemlos versuchte Young, «meine Begeisterung zu zügeln». Was ihm nur unzulänglich gelang: «Wirbelwind, … erste wahrhaft konservative Premier seit Margaret Thatcher».

Meinungsfreiheit kann heissen, frei von Meinung zu sein. Wenn’s aber frei von Kompetenz ist …

Nun ist es die Regel bei der WeWo, dass von ihr bejubelte Politiker oder Wirtschaftsführer oder Firmen ziemlich schnell in ernsthafte Troubles geraten. Wenn man an Übersinnliches glauben würde, könnte man annehmen, dass es wie ein Fluch auf diesen Objekten des Lobs lastet, was die WeWo schreibt.

Dieser Fluch hat nun auch Truss ereilt. Von Thatcher kann man halten, was man will. Aber die eiserne Lady neigte nicht dazu, schnell einzuknicken. Nun hatte Truss sehr schnell ein Steuerentlastungspaket von über 40 Milliarden Pfund verkündet. Noch am Sonntag sagte sie markig, dass sie daran trotz anschwellendem Protest nichts ändern werde. Obwohl das Pfund in den Keller rauschte und die Meinungsumfragen für die Tories – kurz vor ihrem Parteitag, der am Montag begann – das Pfund dort begrüssten.

Aber was geht sie ihr dummes Geschwätz an. Inzwischen liess sie ihren Schatzkanzler die Notbremse ziehen. Es war offenkundig, dass ihr Vorschlag im Parlament krachend durchfallen würde, weil sich auch immer mehr Konservative dagegen wandten. Also grosse Ankündigung, grosser Rückzug. Das nennt man einen klassischen Fehlstart der «richtigen Frau zur richtigen Zeit».  Deren Zeit doch eher schnell abzulaufen scheint. Aber wer Prinz, Pardon, König Charles III. als monarchistischen Erneuerer und Hoffnungsträger bejubelt …

Ach, und der italienischen Wahlsiegerin Meloni prognostiziert die WeWo, dass sie wohl die gesamte Legislaturperiode durchstehen werde. ZACKBUM gibt daher Meloni mal wohlwollend 100 Tage.

Ach, Charles!

Die «Weltwoche» sollte bei ihren republikanischen Leisten bleiben.

Niemand kann in die Zukunft sehen. Aber wenn die «Weltwoche» einen Politiker oder VIP lobt, geht’s für den meistens den Bach runter. Extrembeispiel ist der Versager und Lügner Donald Trump. Das gilt auch für den Vollversager und Amok Steve Bannon. Ebenfalls für den ungarischen Regierungschef Orban.

Auch Putin misszuverstehen, war keine wirklich gute Idee. Nun wirft sich die «Weltwoche» ein wenig auf die britische, Pardon, englische Politik. Die neue Premierministerin Liz Truss wurde bereits als «die richtige Frau zur richtigen Zeit» gelobt. Zum Dank kündigte die angebliche Thatcher-Nachahmerin das grösste staatliche Hilfsprogramm aller Zeiten an.

Nun will sich die WeWo auch noch auf dem Gebiet gekrönter Häupter lächerlich machen:

Ein Zwangsneurotiker, von dessen Eignung für das Amt die eigene Mutter so überzeugt war, dass sie lieber bis zum letzten Atemzug selber die Krone trug? Ein frischgebackener König, der alleine schon im Umgang mit Füllfederhaltern in den ersten Tagen seiner Regentschaft häufiger die Fassung verlor als seine Mutter in über 70 Jahren Regentschaft? Ein ungetreuer Ehemann, der lieber ein Tampon an einem unaussprechlichen Ort seiner Geliebten Camilla wäre?

Nobel reicht Charles III. den tropfenden Füller seiner Gattin …

Aber lauschen wir den weihevollen Worten der WeWo:

«Ein weiterer positiver Aspekt der neuen Regentschaft wird das glückliche und stabile Privatleben des Königs sein.» Da rotiert die arme Diana im Grab. Camilla überzeuge durch «Charme, Zugänglichkeit, Unkompliziertheit und wahre Noblesse im besten Sinne. Die tragische Zeit, in der es auch um Prinzessin Diana ging, liegt inzwischen mehr als ein Vierteljahrhundert zurück und ist ein abgeschlossenes Kapitel.» Charles habe «mehr als ein halbes Jahrhundert über seine neue Rolle nachgedacht», «eine baldige Reise des neuen Königspaars in alle Commonwealth-Staaten, inklusive der kleinsten wie Tuvalu im Pazifik und Nevis in der Karibik, wäre ein guter Ausgangspunkt, um für den Fortbestand der konstitutionellen Monarchie zu kämpfen». Hoffentlich begegnet er dort keinen Füllern.

Und dann der krönende Höhepunkt: «Seine Mutter, erklärte er in seiner Rede, habe ein erfülltes Leben gehabt und ihr Versprechen eingelöst. Von ihm wird man das dereinst auch sagen.»

Das schlägt aber vielmehr dem Fass die Krone ins Gesicht. Ein ewiger Warteinweiler, der nicht mal sein Privatleben nobel und privat halten konnte? Ein Gärtner, der mit untauglichen Umweltratschlägen auffiel? Ein gebrochener Mann, der bis ins hohe Alter damit konfrontiert war, dass ihn die eigene Mutter für einen so grossen Vollpfosten hielt, dass sie eine vorzeitige Abdankung nicht mal in Erwägung zog?

Wer ihn nur einmal dabei beobachtet hat, wie er manisch mit seinen Wurstfingerchen ständig an seinen Manschetten zupft, dann hektisch die Nase reibt, leicht vornübergebeugt so offenkundig Interesse an seiner Umgebung nur heuchelt, dass niemand mit ihm warm wird: der ist keine moderne Fortsetzung der konstitutionellen englischen Monarchie, sondern ihre grösste Gefahr.

Deren Überlebenschancen würden deutlich steigen, wenn er so schnell wie möglich seinem Sohn und Thronfolger Platz machte. Aber wer ganze 72 Jahre darauf warten musste, nicht mehr Prinz Charles zu heissen, sondern Charles III., der wird sich wohl an der Krone festhalten, bis sie ihm vom Kopf fällt.